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NRW-Jäger wollen Tierschützer seinJagd auf „grüne Arroganz“

Hoffnung auf Waidmannsheil: Der NRW-Jagdverband klagt gegen das grüne Landesumweltministerium auf Anerkennung als Tierschutzverband.

Das Katzenabschuss-Verbot erhitzt die Gemüter in NRW. Foto: dpa

Köln taz | „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild“, besagt ein alter Spruch. Die sogenannte Waidgerechtigkeit ist im Bundesjagdgesetz festgeschrieben. So hat der Jäger darauf zu achten, dass er nicht zu viel und nicht zu wenig Wild abschießt, kurz: dass er den Lebensraum der Tiere erhält.

Ob Waidgerechtigkeit auch Tierschutz ist, das wird am Donnerstag das Gelsenkirchener Verwaltungsgericht beschäftigen. Denn die Jäger in Nordrhein-Westfalen wollen als Tierschützer anerkannt werden – ein bundesweit einmaliger Vorstoß.

Das grün geführte Landesumweltministerium hatte den Antrag des nordrhein-westfälischen Landesjagdverbands bereits Anfang des Jahres abgelehnt und auf eines der Hauptkriterien für eine Anerkennung verwiesen. Demnach muss ein Verband überwiegend die Ziele des Tierschutzes fördern, und das sei beim Landesjagdverband nicht der Fall, erklärte das Ministerium am Mittwoch.

Offensichtlich wolle der grüne Landesumweltminister Johannes Remmel nur solche Organisationen anerkennen, „die mindestens 150-prozentig ins enge Weltbild einer kleinkarierten Tierschutzideologie passen“, empört sich LJV-Präsident Ralph Müller-Schallenberg. Er beklagt „einen Mangel an Respekt“. Der Justiziar des Verbands spricht gar von „staatlicher Willkür“.

Das bundesweit umfangreichste Gesetz

Die Kriterien für die Anerkennung als Tierschutzverband sind hoch, seit 2013 das Gesetz über das „Verbandsklagerecht und Mitwirkungsrechte für Tierschutzvereine“ beschlossen wurde. Es ist das bundesweit umfangreichste Gesetz seiner Art und stärkt die Einflussmöglichkeiten der Tierschützer. Diese können erstmals vor Gericht als Sachwalter der Tiere auftreten und beispielsweise gegen die Kürzung von Hühnerschnäbeln oder gegen den Bau von Stallanlagen klagen.

„Da müssen Sie schon etwas vorweisen können, um aufgenommen zu werden“, so Ministeriumssprecher Wilhelm Deitermann. Acht Vereine sind bislang anerkannt, darunter der Deutsche Tierschutzbund und Animal Rights Watch.

Die Klage heizt die Feindschaft zwischen Waidmännern und Umweltminister weiter an. Entzündet hatte sich der Streit am neuen Landesjagdgesetz, das im Juli in Kraft trat. Es sieht einen im bundesweiten Vergleich weitreichenden Tierschutz vor, verbietet unter anderem bleihaltige Munition und die Jagd mit Totschlagfallen. Die Waidmänner geißeln die Reform als „grüne Arroganz“ und sehen ihre „Freiheitsrechte“ bedroht, zu Tausenden protestierten sie vor dem Düsseldorfer Landtag.

Besonders das Katzenabschuss-Verbot erhitzt die Gemüter. Frei wildernde Katzen konnten bislang geschossen werden, die Jäger sehen in ihnen eine Gefahr für Vögel und andere Kleintiere in den Wäldern, außerdem warnen sie vor einer Katzenplage. Remmel verbot dennoch den Abschuss im Mai.

Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts

Ende Oktober legte er eine „Katzenabschuss“-Bilanz vor: Allein im Jagdjahr 2014/15 haben Jäger in Nordrhein-Westfalen mehr als 7.300 Katzen abgeschossen.

Unterliegen die Jäger am Donnerstag vor dem Gelsenkirchener Verwaltungsgericht, können sie in nächster Instanz beim Oberverwaltungsgericht Münster klagen.

Das dürfte sich hinziehen, allein ein Jahr lang war die Klage in Gelsenkirchen anhängig. Da kommt einem erneut ein alter Waidmannsspruch in den Sinn: „Die meiste Zeit seines Lebens wartet der Jäger doch vergebens.“

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31 Kommentare

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  • Wie es schon bei Monty Pythons hieß: "I love wild animals. That´s why I shoot them."

     

    Der Jägerverband soll sich Zielscheiben kaufen.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Das Gericht und auch Herr Remmel haben offenbar etwas Grundsätzliches nicht verstanden.

    Die nordrheinwestfälischen Jäger sagen (und Kollegen aus vielen Bundesländern bestätigen dies): Wenn ich ein Reh, ein Rehkitz oder einen Hirsch erschieße, bewahre ich diese lieben Tiere davor, daß ein Kollege sie erschießt. Das sind die jägerischen Grundprinzipien unserer Tierliebe und unseres Tierschutzes.

    Herr Remmel, ist das so schwer zu verstehen?

    Es wundert uns, daß Sie mit so wenig Realitätssinn Politiker werden konnten.

  • NABU und BUND sind nicht pauschal für oder gegen Jagd oder den Abschuss bestimmter Tiere, sondern für differenzierte und jeweils angepasste Lösungen und vor allem für Kommunikation.

     

    Zu den Workshops, zu denen wir hier im Bereich des grenzüberschreitenden Naturparks Maas-Schwalm-Nette einladen, kommen außer den Vertretern der Umweltverbände, der Kommunen inzwischen auch die meisten Land- und Forstwirte, wer sich aber bislang trotz Einladungen niemals hat blicken lassen, war die Jägerschaft. Wo bleibt da die Kommunikation?

     

    Von der Krickenbecker Erklärung haben Sie auch noch nie etwas gehört, oder?

    • @Khaled Chaabouté:

      nabu und bund sind vor allem dafür, dass ihre ideologischen vorstellungen von naturschutz gelten. bspw. füchse: in naturschutzgebieten wo füchse kleinsäuger und bodenbrüter bedrohen dürfen sie selbstverständlich gejagd werden. der nabu forderte sogar mal, dass der muttertierschutz dafür gelockert wird, und mutterfüchse abgeschossen werden. sonst soll es jägern aber untersagt sein, füchse zu jagen, weil...? ja warum? bodenbrüter und kleinsäuger gibt es auch außerhalb von nationalparken? die darf man nicht schützen?

       

      nabu und bund sind einfach nur noch irrationale fundraisingmaschinerien.

      • @Worst Case:

        Zum Glück gibt es die selbstlose und völlig ideologiefreie Tierschutzarbeit der Jägerschaft.

      • @Worst Case:

        Es wird immer doller…

         

        Viele Forstwirte müssen jetzt schon Wühlmäuse mit Gift bekämpfen, weil die Füchse, sehr eifrige Mäusejäger von der Jägerschaft gegen Null dezimiert wurden.

         

        Ihren irrationalen Hass gegen Naturschuatzverbände kann kein Mensch nachvollziehen. Ich bin sicher, Die kennen die tatsächliche Arbeit dieser Verbände überhaupt gar nicht. Als Ironie der Geschichte arbeiten wir sogar indirekt der Jägerschaft zu, indem wir nämlich im Gegensatz zu denen und ihrer angeblichen "Hege" mit viel persönlichem und finanziellen Aufwand Biotop- und Renaturierungsarbeit leisten, die dazu führt, dass viele verschwundene und seltene Tierarten sich wieder ansiedeln und dadurch leider auch Ziel der Jäger werden.

         

        Mir liegen auch zahlreiche Fälle von eindeutigen Verstößen gegen das Jagdrecht vor, wie z.B. illegale Greifvogeljagd oder Jagd auf seltene Wasservögel wie die Rohrdommel. Klar, auch bei Jägern zieht sich wahrscheinlich der gewöhnliche Prozentsatz an Kriminellen durch, aber im Gegensatz zum Durchschnitt der Gesellschaft wird das zum einen geleugnet und zum anderen selbst bei schweren Delikten wie ("versehentlichen") Tötungen von Menschen quasi nicht geahndet.

        • @Khaled Chaabouté:

          jaja, was ihnen alles vorliegt. vor allem bei greifvögeln steigt mir regelmäßig die feder aus dem hut: was meinen sie, wer greifvögel in großer zahl wieder ausgesetzt hat? falkner. auch jäger übrigens. und der nabu hat früher einmal als singvogelschutz kopfgelder auf greifvögel ausgesetzt. aber egal. und lässt sich jetzt gut bezahlen, dass windparks auf zugvogelrouten gebaut werden dürfen. heuchler sind das!

           

          und was die versehentliche tötung von menschen angeht, ist das wohl kaum ihr ernst, diese als verbrechen darzustellen. wie bei jeder freizeitbeschäftigung kommen bei der jagd menschen durch unfälle ums leben. ich halte es für eine verleugnung der realität, dies statistisch kaum zu erfassende zahl als kriminalität darzustellen. ihnen gehen die argumente aus. das ist alles.

        • @Khaled Chaabouté:

          tut mir leid, woher haben sie diese "information"? haben sie sich diesen stuss selber ausgedacht? versuchen sie doch bitte EIN MAL nicht ihre fantasie sondern die realtiät zu bemühen.

           

          die fuchspopulationen sind in den letzten 30 jahren um das vierfache angestiegen. http://link.springer.com/article/10.1007/BF02192012

           

          und die wahrheit über naturschutzverbände ist schwer zu verkraften. vor allem, wenn man selber teil einer dieser ist. kann ich einsehen. und deren arbeit ist auch gut. vor allem an der basis. aber deren politik, vor allem die der landesverbände und bundesverbände ist katastrophal.

           

          ihre kritik an jägern hingegen ist hahnebüchen. die nabu und bund kauft flächen auf und renaturiert diese. jäger hegen auf fremden grund und bezahlen sogar noch dafür. quatschen bauern und waldbesitzern grünstreifen und hecken ab und legen teiche und dringend benötigte wildäsungsflächen an. ich denke, sie sollten mal kritisch mit den verbandsleitungen umgehen.

  • Klar, dass jetzt die Jagdlobby auch hier wieder auf Hochtouren läuft.

     

    Wer sich wirklich naturschützerisch betätigen möchte, kann dies gerne bei NABU, BUND, bei den Natur- und Nationalparks, bei Stiftungen wie der NRW-Stiftung uvm. tun. Dort sitzen keineswegs, wie von den Jagdlobbyisten kolportiert, nur realitätsblinde Städter, sondern Biologen und andere Fachleute, die genau wie die ehrenamtlichen Helfer viel Zeit in der Natur verbringen.

     

    Natürlich haben Katzen in der freien Natur nichts zu suchen und verantwortungsvolle Haustierhalter wissen und beachten das auch, aber wie ich schon erwähnte, sind die Katzen nur das populistische I-Tüpfelchen. Es geht um viel weitreichendere Dinge, nämlich dahin, dass die Jagd, wie sie bei uns praktiziert wird, alles andere als gut für unsere hochbelasteten Ökosysteme sind. Jäger sind faktisch Gegner und Saboteure von nachhaltiger Forstwirtschaft und Landschaftspflege. Selbst innerhalb der eigenen Szene, wo es auch schon Tendenzen zu ökologisch orientierter Jagd und Kommunikation und Austausch mit Naturschutzverbänden gibt, ist die Jägerschaft heillos zerstritten und die konservativen Herrenjäger stellen nach wie vor die dominante Mehrheit.

     

    Ansätze wie die "Krickenbecker Erklärung" sind die absolute Ausnahme und solange ist und bleibt die Jägerschaft Feind der Natur in jeder Hinsicht!

    • @Khaled Chaabouté:

      Richtig. Was Förster und Jäger pflegen, ist nicht Natur- sondern Kulturlandschaft. Deren Naturbegriff hat mit Natur lediglich gemein, daß beides unter freiem Himmel stattfindet.

    • @Khaled Chaabouté:

      "Ansätze wie die "Krickenbecker Erklärung" sind die absolute Ausnahme und solange ist und bleibt die Jägerschaft Feind der Natur in jeder Hinsicht!"

       

      Sie sind vielleicht deshalb die Ausnahme, weil eine derartige Abstimmung über die Jagd in Naturschutzgebieten NORMALERWEISE (weil gesetzlich zwingend) zwischen Jagd- und Naturschutzbehörde unter Beteiligung der örtlichen Jägerschaft erfolgt. Weitergehende Vereinbarungen zwischen Jägern und Biologen sind daher regelmäßig überflüssig.

       

      Ich habe selbst schon mehrere dieser Einvernehmensprozesse erlebt und hatte nie das Gefühl, dass die anwesenden Jäger (zu denen ich nicht zähle) etwas gegen den Naturschutz hatten, allenfalls hie und da andere Vorstellungen, wie er in der Praxis eher zu gewährleisten ist. Umgekehrt haben viele der Einschränkungen der Jagd in solchen Gebieten mehr mit der kosmetischen Wirkung auf den die Natur romatisierenden Stadtmenschen als mt dem Schutz von Flora und Fauna zu tun (Stichwort: Ganz wichtiger Abbau von Hochsitzen, die man von Spazierwegen aus sehen kann...).

       

      Und was ungestörte "nachhaltige Forstwirtschaft" mit Natur zu tun hat oder für das Wohl der im Forst lebenden Tiere bedeuten würde, sollten Sie sich mal von jemandem erklären lassen, der KEINE streng holzwirtschaftliche Agenda hat.

    • @Khaled Chaabouté:

      aber belege doch mal was du sagst! mit wissenschaftlichem material. nicht mit den spendenbroschüren des NABU/BUND

    • @Khaled Chaabouté:

      es gibt aber auch viele biologen bei den jägern? viele biologen, die eben keine jäger sind (aber natürlich nur zur jagdlobby gehören, wie sollte es anders sein,) unterstützen die jäger in ihren forderungen. nur, das bekommt derjenige, der nur die veröffentlichungen der naturschutzverbände liest natürlich nicht mit. wissenschaftlich betrachtet, sind die jäger auf der richtigen seite. was nabu und bund betreiben ist populismus: sie erzählen den leuten, was die gerne hören möchten.

       

      und sebst NABU und BUND sind sogar dafür, dass die jagd auf schalenwild ausgeweitet wird! wer sich mit der materie beschäftigt hat, weiß das. du, weißt das aber nicht.

       

      die sog. "ökojagd" du meinst den öjv=ökologischer jagdverband, besteht aus 1000 mitgliedern (gesamt 360k jäger in brd). dieser verein besteht hauptsächlich aus förstern und waldbesitzern, die für einen vermehrten abschuss bei schalenwild plädieren. und zwar ohne eine anpassung der lebensräume, für das wild. es geht dabei ums holzgeschäft. deutschland ist ja der größte holzexporteur der EU. vor schweden!

  • und das hauskatzen (abkömmlinge der nordafrikanischen falbkatzen und von "tierliebhabern" in unser halb kaputtes ökosystem eingeführt) eine katastrophe sind, hat bislang jeder begriffen. mit ausnhame von NABU, BUND und der landesregierung nrw.

     

    obwohl, stimmt gar nicht: http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Bielefeld/Bielefeld/2067920-Remmel-ueberrascht-mit-Ausnahmen-des-Abschussverbots-Jaeger-machen-nicht-mit-Jagdschutz-fuer-Katzen-gelockert

     

    und für all die leute mit freigängern, hier mal, was die wissenschaft dazu sagt: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1469-7998.1987.tb02915.x/abstract http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320703001071 http://www.nature.com/ncomms/journal/v4/n1/full/ncomms2380.html https://www.dib.boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H83000/H83200/Publikationen/KH_Gutachten_Hauskatze_Feb2014.pdf

     

    fazit: katzen sind, mindestens, eine extreme belastung für kleinsäuger und vögel. haustiere haben in der natur nichts zu suchen! schert katzenbesitzer aber nicht die bohne...

    • @Worst Case:

      Warum so aufgeregt ?

      Die meisten Katzen werden von Autorasern doch eh überfahren.

    • @Worst Case:

      Sie vergessen, dass es auch die sogenannte Wildkatze gibt, die unter Naturschutz steht und bis vor nicht allzu langer Zeit aus unseren Breiten verschwunden war. Der Erhalt und Ausweitung der "neuen" Wildkatzenpopulation ist Aufgabe der Naturschutzverbände... der Abschuss von Wildkatzen, die für Streuner gehalten werden, ist ein ernstzunehmendes Problem.

      • @Inazea:

        Sie meinen die Wildkatze die ausgewachsen bis zu einen Meter lang wird und sich (unter anderem) damit deutlich von der üblichen Hauskatze unterscheidet?

         

        Diese Tiere sind extremst scheu, meiden menschliche Zivilisation derart dass ihre Präsenz meist nur indirekt nachgewiesen werden kann und ihre Anzahl liegt gemessen an den Hauskatzen unterhalb von 0,1%. Klar, da ist es vorstellbar dass Jäger regelmäßig versehentlich Wildkatzen erlegen.

         

        Es wäre klasse wenn Sie ein paar Quellen nennen könnten, bisher habe ich den Eindruck dass Sie "Propaganda" oder - passender - "Jägerlatein" aufgesessen sind

      • @Inazea:

        wer sagt das? ich kann ihnen sagen, was ein ernsthaftest, nein ein existenszbedrohendes problem für wildkatzen ist: die hybridisierung mit hauskatzen.

        • @Worst Case:

          "der Abschuss von Wildkatzen, die für Streuner gehalten werden, ist ein ernstzunehmendes Problem."

           

          Sie sagen das.

           

          Und die von Ihnen angesprochene Gefahr der Hybridisierung ließe sich auch durch eine Tötungsfreigabe für wildernde Hauskatzen zumindest reduzieren (vom deutlich größeren Nutzen für den Rest der wildlebenden Tiere mal abgesehen).

          • @Questor:

            ähm? sag ich ja! ich zitiere mich selber: "ich kann ihnen sagen, was ein ernsthaftest, nein ein existenszbedrohendes problem für wildkatzen ist: die hybridisierung mit hauskatzen."

  • aha! und wo sind die argumente dagegen?

     

    jäger investieren sehr viel zeit in den tierschutz. nicht allein durch die nachsuchen auf tiere aus einem verkehrsunfall, sondern auch beim abschuss von verletzten oder zu alten tieren. da will ich mal sehen, wie dies der tsb toppen möchte.

    • @Worst Case:

      hm, z.B. wenn die Jäger in NRW schon einen Aufstand machen, weil sie keine Bleimunition mehr verwenden sollen - das Blei der Waffen akkumuliert sich in der Nahrungskette und ist eine wahre Gefahr für bedrohte Prädatoren (z.B. Greifvögel!).... Oder wenn Naturschutzverbände den Schutz auch auf weitere Arten ausweiten wollen, die sich im Rückgang befinden (z.B. Feldhase) und dann die Jägerschaft rumheult, man würde ihnen ihre Rechte und Traditionen nehmen... das hat nichts mit Tierschutz zu tun.

      • @Inazea:

        Zum Thema "Schutz ausweiten" noch eine Kleinigkeit: Die Bezeichnung als "jagbares Wild" ist missverständlich, weil "jagbar" und "erlegt" nicht annähernd das Gleiche sind. Dieser Umstand wird von Ideologen gerne genutzt, um ein falsches Bild zu erzeugen, obwohl Viele von ihnen - insbesondere die zuständigen Ministerialen und "Experten" in den Tierschutzverbänden - es eigentlich besser wissen müssten.

         

        Tatsächlich haben die meisten Tiere, die der Umweltminister durch Herausnahme aus dem Jagdgesetz zu schützen glaubt, dadurch eher an Schutz eingebüßt. Kaum eines von ihnen hatte vorher tatsächlich etwas von den Jägern zu befürchten, da es für gefährdete Tiere ganzjährige Schutzzeiten gibt. Im Gegenteil: Die Herausnahme aus dem Jagdrecht bedeutet in erster Linie Ausnahme von der Hege. Bislang war es eine gesetzliche Aufgabe der Jäger, sich um die Erholung dieser Bestände zu kümmern. Damit ist jetzt Schluss.

      • @Inazea:

        auch das hat gründe im tierschutz. es gibt schlicht noch nicht genügend vernünftig tötende bleifreie munition auf dem markt.

         

        dazu muss man sagen, dass wildtiere genauso mit blei belastet sind wie wir. das wird auch noch jahrzehnte dauern bis das blei, nach dem verbot bleihaltigem benzins verschwunden ist. festes blei ist äußerst reaktionsträge und kommt obendrein auch natürlich vor? man kann blei in der natur nicht verbieten, weil es ein natürlicher stoff ist. in schweden gab es ein bleiverbot bei munition seit 2007. aber das wurde inzwischen wieder aufgehoben.

         

        ohne jäger würde es vermutlich in manchen gegenden gar keine hasen mehr geben. in vielen revieren, wo es angemessen ist, wird auf die jagd auf hasen freiwillig verzichtet. in anderern revieren, denen es gelungen ist, eine gute hasenpopulation zu erhalten, müssen die hasen, sogar wie gehabt gejagd werden.

         

        das hat mit tradition nichts zu tun. aber es ist kein wunder, dass solche gerüchte überalle verbreitet werden, wenn die leute keine ahnung haben.

        • @Worst Case:

          Hä? Weil Blei auch in der Natur vorkommt und schwer aus dem Kreislauf zu entfernen ist, ist es ok weiter mit Bleimunition zu schießen? Die Logik verstehe ich nicht. "Alternativlos" sind wir da auch nicht, informieren Sie sich ruhig auf den Seiten des Nabu dazu.

           

          "ohne jäger würde es vermutlich in manchen gegenden gar keine hasen mehr geben"

          Wie kommen Sie zu dieser These?

          • @Inazea:

            also noch mal: blei ist relativ ungefährlich. was gefährlich ist, ist bspw. tetraethylblei, was in mengen von tausenden tonnen pro jahr in die athmospäre gepustet wurde. dagegen sind die mengen ungefährlichen bleis ein kinderspiel. wir, du und ich und auch alle tiere in deutschland und europa sind dadurch bleibelastet.

            https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraethylblei http://www.wildundhund.de/r30/vc_content/bilder/firma438/bfr_tagung_0813.pdf

             

            eine gefährdung ist MÖGLICH, wenn auch eher unwahrscheinlich.

             

            und ich kenne mich besser mit bleifreier munition aus, als der nabu. und ich habe kein problem damit. aber die diskussion ist eine scheindiskussion.

             

            und die hasen gibt es noch, weil ihre lebensräume durch jäger (niemanden sonst) erhalten werden. das ist aufgrund der veränderten landwirtschaft nicht überall möglich, denn jäger sind selten auch landbesitzer.

  • Die Katzen sind ja nur ein populistisch gerne kolportierter Randaspekt. Interessant ist dazu auch die Definition von Raubzeug und die inzwischen nicht mehr zulässige Jagdpraxis.

     

    Der argumentative Eiertanz zwischen einserseits angeblich notwendiger Bestandskontrolle und Hege zum Schutz von Forst- und Landwirtschaft oder gar dem Schutz der Natur und anderseits des Feierns der großartigen Tradition, der Freiheit des Jägers und dem Hochleben der ständischen bzw. neofeudalistischen Jagdkultur, ist lächerlich, aber durch die Massierung der öffentlichen Meinung bleibt immer etwas hängen.

     

    Wenn ich sehe, wie bei uns im Naturpark Schwalm-Nette direkt angrenzend an den niederländischen Nationalpark De Meinweg die Jäger täglich mehrere Zentnersäcke Mais zur Kirrung ins Naturschutzgebiet fahren, wie sie teilweise extrem seltene Raubvögel ("zum Schutz der Enten") wie die Kornweihe bejagen, könnte man nur kotzen.

    • @Khaled Chaabouté:

      Die Katzen sind reinste Klientelpolitik für Haustierhalter. Mit "Tierschutz" hat das NICHTS zu tun und ist allenfalls ein Beispiel, nach welch unnatülichen, humanzentrierten Maßstäben von der NRW-Regierung "Natur- und Tierschutz" betrieben wird.

       

      Was den eiertanz betrifft - wieso soll das eine das Andere ausschließen. Bergarbeiter schlagen sich auch nicht ihre Zeit in der Zeche um die Ohren, nur um am Abend beim Herrengedeck den Steiger singen zu dürfen. Udn dass jagdliches Brauchtum eben etwas feudal angehaucht daherkommt, liegt halt an der Geschichte.

       

      Zuletzt: Kirrungen können nötig sein, wenn man sonst mit der Bejagung insbesondere von Schwarzwild nicht mehr hinterherkommt, was gerade in Naturschutzgebieten aufgrund der dort häufig herrschenden Einschränkungen der Jagd nicht auszuschließen ist.

       

      Vergessen sie bitte auch nicht, dass die Hege - mit und ohne Waffe - notwendig ist und Arbeit macht, die die Jäger als Hobby leisten. Das von bezahlten Profis erledigen zu lassen, wäre unbezahlbar. Ein wenig Freiraum, auch Spaß daran zu haben, darf man da meiner Meinung nach ruhig zugestehen.

  • Das Problem des nordrhein-westfälischen Umweltministers ist, dass er nicht das Bundesjagdgesetz - und damit die Festschreibung der Hege als oberstes Ziel der Jagd - aus der Welt schaffen kann. Solange er diese Kompetenz nicht hat, muss er das geltende Recht achten. Nach dem dient die - gesetzeskonforme - Jagd dem Tierschutz, und ein Idealverband, der sich für sie einsetzt, folglich auch.

     

    Inhaltlich wirken die Aktivitäten dieses Ministers wie die entweder eines realitätsblinden Städters, dessen Vorstellung von einem tiergerechten Lebensraum mehr von einem Streichelzoo als von der Natur hat, oder aber eines über die Stränge schlagenden Ordnungspolitikers, der die Verstöße Einzelner gegen die Regeln (hier: der Weidgerechtigkeit) durch die Ausmerzuing der ganzen Gruppe bekämpfen will. Beides hat in einer Landesregierung nichts verloren.

     

    Es sei unbestritten, dass es nicht wenige Jäger gibt, die nur aufs Töten ("strecken", "erlegen" "mit der Waffe hegen" etc.) und eine spektakuläre Trophäenwand aus sind. Aber die sind die Minderheit - schon allein weil derartige Jagd nur auf einem kleinen Teil der jagbaren Fläche möglich ist. Der Rest befasst sich - wesentlich kompetenter und mühsamer, als urbane "Tierschutzexperten" mit ihren menschelnden Moralvorstellungen sich das vorstellen können - vor allem damit, eine Balance zwischen Wildbestand, natürlichem und Kulturnahrungsangebot zu erhalten. Ohne sie würden eher mehr als weniger Tiere verhungern oder abgeschossen werden - letzteres halt nicht legal von Jägern sondern illegal von Land- oder Forstwirten, die ihren Lebenunterhalt nicht teilen wollen. Kein Polizeistaat der Welt könnte das verhindern, und auch das ist letztlich Natur.

  • Ach diese zynischen Tiermörder! Das Ansinnen der Tiermörder ist ungefähr so, wie wenn jemand einen Verein gründet, der sich auf die "Freiheit" beruft, Jäger zu erschiessen und sich dabei auch noch als "Menschenrechtsorganisation" inszeniert. Und wen einer kommt und diese Vorgehensweise kritisiert, dann wird er skurrilerweise als "Menschenrechtsideologe" gegeisselt.

    • @Rudeboy:

      Sie haben den Artikel falsch verstanden, es sind nicht die Tiermörder (wie kann so ein Verein bitte genehmigt werden?) sondern die Jäger die als Tierschützer anerkannt werden wollen

       

      Es gibt durchaus berechtigte Zweifel daran dass die Tierschutzorganisationen tatsächlich umfassend für den Schutz der Tiere eintreten. Manchmal wird mit zweierlei Maß gemessen um das eigene (menschliche) Klientel nicht zu verschrecken

       

      Als Beispiel sei das Verbot der Tötung wildernder Hauskatzen genannt das von den Tierschützern begrüßt wurde. Das Argument dass nur kranke, schwache und alte Tiere den Katzen zum Opfer fallen endet ziemlich akut bei den Bodenbrütern, wird aber trotzdem weitergepflegt weil viele Mitglieder und Spender der Tierschutzorganisationen selbst Katzenhalter sind...