Musikfestivals in Berlin: Wasser, Licht und Avantgarde

Den Abschluss von Wassermusik begehen Alvin Youngblood Hart und Leyla McCalla. Zum L'ARME!-Auftakt spielt Moor Mother auf. Im SO36 geht das Licht aus.

Eine Marching Band mit Trompeten und Trommeln spielt in New Orleans. Die Mitglieder tragen weiße Hemden und Mützen mit der Aufschrift "Kinfolk"

Michael Murphys „Up From the Streets – New Orleans: The City of Music“ (2022) Foto: Courtesy of Up From the Streets

Dunkelheit kann Angst machen. Doch sie kann auch Geborgenheit stiften und uns einlullen. Überhaupt sollen unsere Städte ja dunkler werden – nicht nur dem Energiesparen zuliebe, auch wegen der Lichtverschmutzung: Flora, Fauna und unsere innere Uhr werden es danken. Besser also, man lernt, sich im Dunklen wohlzufühlen.

Eine Gelegenheit bietet das Licht Aus!-Festival am Freitag. Einige Mu­si­ke­r:in­nen – Barbara Morgenstern, Andreas Schwarz aka Herr Schwarz, David Maars, Pilocka Krach Bertil Thomas und einige mehr – und der Comickünstler Reinhard Kleist, der live zeichnen wird, führen durch den live-elektronischen Abend. Und schalten im SO36 öfter mal die Beleuchtung aus, um gemeinsam singend auf Tuchfühlung zum Publikum zu gehen (5.8., 20.45 Uhr, Tickets 14,30 Euro, Tickets: www.so36.com). Nach diversen Live-Sets – den Auftakt machen Morgenstern und Thomas – geht es mit DJs weiter die ganze Nacht.

Ja, die dunkle Jahreszeit eilt in Siebenmeilenstiefeln herbei, auch wenn man das bei den aktuellen Temperaturen kaum glauben mag. Allerortens heißt es Abschied nehmen. Von der Rosinenbar im Flughafen Tempelhof zum Beispiel, der dortige Kultursommergarten geht in sein letztes Wochenende. Ein guter Anlass, noch einmal bei dieser besonderen Location vorbeizuschauen, bietet ein Doppelkonzert mit ROME & Hackedepicciotto, ebenfalls am Freitag.

Hinter ROME steckt der in Luxemburg geborene Singer-Songwriter Jerome Reuter, der in seinem Dark Folk Chansoneskes mit Post-Punk koppelt. Hinter hackedepicciotto verbergen sich die Künstlerin und Musikerin Danielle de Picciotto und ihr Mann Alexander Hacke, sonst Bassist bei den Einstürzenden Neubauten; ihre Musik nennen sie „cinematic drone“, wobei die Soundscapes ihres letzten Album „The Silver Threshold“ eher symphonisch als droney daherkamen (5.8., 20 Uhr, Tickets 17 Euro, Tickets: https://shop.ticketpay.de/EKIJU7WB, weitere Infos: www.rosinenbar.com).

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Radio Haiti und Musikstadt New Orleans

Und auch von der Wassermusik – dem Festival mit dem schönsten Ausblick der Stadt – heißt es Abschied nehmen. Zum Abschluss gibt es noch ein echtes Schmankerl, ein Doppelkonzert mit Leyla McCalla und dem Country Blues von Alvin Youngblood Hart. McCalla wird ihr Album „Breaking The Thermometer“ vorstellen, hervorgegangen ist es aus einer Auftragsarbeit für die Duke University. Die hatte 2016 das Archiv des für die Geschichte des gebeutelten Landes zentralen Sender Radio Haiti erworben; die in New Orleans lebende Multiinstrumentalistin und Sängerin nutzte es für Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte (6.8, 19 Uhr, 20, erm. 14 Euro für Konzert & Film; Ticketlink: https://tickets.kbb.eu). Auch am Freitag (5.8.) gibt es dort mit Donald Harrison und den Seratones ein Doppelkonzert – und zu vorgerückter Stunden die sicherlich spannende Musik-Doku „Up From the Streets – New Orleans: The City of Music“ (22 Uhr, 6, erm. 4 Euro, weitere Infos: www.hkw.de).

Ganz vorbei ist der Festivalsommer allerdings doch noch nicht. Ab Mittwoch lockt A L'ARME!, das sich über zehn spannende Jahre zur festen Größe für Avantgardistisches und Experimentelles entwickelt hat. Die diesjährige Jubiläumsausgabe findet im Radialsystem und Silent Green statt und steht unter dem Motto „American Black Music meets European Blackjazz“. Am Auftaktabend tritt unter anderem die fesselnde Spoken Words-Performerin Moor Mother auf. In der Betonhalle des Silent Green stellt sie den zweiten Teil einer Trilogie vor, die mit „Black Encyclopedia of the Air“ ihren Auftakt hatte.

Vorab kommt es dort zwischen den norwegischen Experimental-Pop-Künstlerinnen Anja Lauvdal und Heida Johannesdottir und der mit unkonventionellen Gesangstechniken arbeitenden Klangkünstlerin Maja Ratkje zu einer festivalexklusiven Erstbegegnung. Ein Blick ins Programm lohnt auf jeden Fall (10.-13.8., 20 Uhr, Tagesticket 25 Euro, Festivalpass 80 Euro, weitere Infos: www.alarmefestival.de).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.