Neue Musik aus Berlin: Schwelgen in der Schlaflosigkeit
In ruhelosen Nächten komponierte Sebastian Studnitzky sein neues Jazz-Album „Nocturnal“. Das Ergebnis ist moody, luzide – und ein bisschen Techno.
S ebastian Studnitzky ist ein umtriebiger Macher: Der studierte Trompeter und Pianist betreibt ein Label, unterrichtet – unter anderem – am hiesigen Jazz-Institut und ist Gründer und künstlerischer Leiter des wunderbar vielfältigen Festivals XJAZZ.
Von so jemandem vermutet man ja, dass er nachts den Schlaf der Gerechten schläft. Doch weit gefehlt. Vielleicht war ja die Isolation, der verordnete Zwang zur Untätigkeit während der langen Lockdowns Schuld. Jedenfalls trieb Studnitzky die Schlaflosigkeit um – und so entstanden in ruhelosen Nächsten elf Tracks, von denen er einige zeitnah online stellte. Nun hat er sie auf dem Album „Nocturnal“ veröffentlicht.
Mal klingen die Stücke luzide, mal unruhig und moody – passend zu diese seltsamen Stunden, in denen der Schlaf nicht kommen will und der Blick auf die Welt ein anderer wird. Manche Tracks wirken schwelgerisch, im positiven Sinne kitschig – auch diese Gefühlswelten gehören in die Nacht. Dann wieder scheint manchem Stück der kalter Schweiß auszubrechen, Nervosität und unterschwellige Paranoia machen sich breit, in Form eines fast technoiden Puckerns.
Sebastian Studnitzky: „Nocturnal“ (XJAZZ! music)
Meist überwiegt jedoch das Elegisch-gedämpfte. Eine sehnsuchtsvolle, brüchig tönende Trompete macht Assoziationsräume auf, in denen neben Instrumenten auch die menschliche Stimme ihren Raum bekommt – aber eben ohne Worte.
Alltagsgeplapper gehört einfach nicht in diese einsamen Stunden. Ein breites Spektrum an Gefühlslagen verbindet der Track „Flusso“, der damit auch so etwas wie das emotionale Zentrum dieses schönen Albums ist.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!