Musik gegen Korruption in Kenia: King Kaka macht Politikern Dampf
Ein Anti-Korruptionslied mischt Kenia auf. Jungstar King Kaka wirft den Kenianern vor, dass sie dieselben korrupten Politiker immer wiederwählen
Das Lied ist eher ein langes Gedicht mit ruhiger Musik im Hintergrund. Das Video dazu ist in schwarz-weiß aufgenommen, um nicht abzulenken von der Botschaft. Innerhalb von fünf Tagen wurde es auf YouTube zwei Millionen mal angeschaut – ein Rekord für einen Künstler aus Ostafrika. Und die sozialen Medien explodierten.
„Wir haben es verdient, Dummköpfe genannt zu werden“, sagt Joseph Kimati, ein 27-jähriger Fahrer und Fan des Rappers. „König Kaka drückt öffentlich aus, was wir uns sagen, aber bei den Wahlen vergessen wir das immer.“
Politiker hingegen spucken Feuer, besonders diejenigen, die im Lied vorkommen. Zum Beispiel Anne Waiguru. Sie war vor vier Jahren Planungsministerin, als fast 700 Millionen Euro aus ihrem Ministerium gestohlen wurden. Weitere Untersuchungen ergaben unter anderem, dass Einkäufe ihrer Ministerialbeamten um ein Vielfaches höher verbucht worden waren, um den Diebstahl zu verbergen. So erwarb das Ministerium den Zahlen nach einen Fernseher für 15.000 Euro und Kondommaschinen für 250.
Empfohlener externer Inhalt
Das Musikvideo
Waiguru hat die Verantwortung dafür immer bestritten und wurde nicht verurteilt. Ihr Name wird jedoch immer im selben Atemzug wie der Skandal erwähnt. Trotzdem wurde sie 2017 zur Gouverneurin der Region Kirinyaga gewählt. Sie droht nun, König Kaka wegen Verleumdung vor Gericht zu bringen.
Selbst Kenias Präsident Uhuru Kenyatta kann dem Zorn des Rappers nicht entkommen. Er kriegt um die Ohren gehauen, dass er pensionierte Politiker im Alter von achtzig und selbst neunzig Jahren auf hohe Posten ernannt und junge Kandidaten ignoriert.
Anonyme Drohungen
Bei den letzten Wahlen hat König Kaka die Jubilee-Partei des Präsidenten unterstützt, aber jetzt ist er zutiefst enttäuscht. Als seine Kritiker auf seine vergangene Unterstützung für Kenyatta hinwiesen, schrieben Fans zurück: „Schlaue Menschen sind imstande ihre Meinung zu ändern“.
Der Sänger hat auch anonyme Drohungen erhalten und um Polizeischutz gebeten. Viele aus der kenianischen Musikwelt haben sich für ihn ausgesprochen. Auch junge Politiker und Aktivisten unterstützen ihn und eine Reihe von erfolgreichen Anwälten hat angeboten, ihn umsonst zu verteidigen, sollte es zu Gerichtsverfahren kommen.
King Kaka ruft in seinem Lied Kenianer auf, bei den nächsten Wahlen in 2022 schlauer zu wählen. Ob das wirkt? Im Jahr 2001 sorgte Eric Wainaina mit seinem Hit Nchi ya kitu kidogo (Land der Bestechung) für großes Aufsehen, jedes Kind in der Schule konnte es singen. Aber verändert hat sich Kenia dadurch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!