piwik no script img

Missbrauch und Mobbing an WaldorfschulenWaldorfschulen müssen ihre Kinder besser schützen

Waldorfschulen sollen Geborgenheit ausstrahlen. Doch was hinter den Kulissen passiert, wird nicht vernünftig aufgearbeitet, findet unsere Kolumnistin.

Waldorfschulen gelten als Orte der Geborgenheit, dennoch gibt es seit über 100 Jahren Berichte über Gewalt Foto: Pond5/imago

I hr Image von Geborgenheit und Nostalgie macht Waldorfschulen attraktiv. Während die deutsche Bildungspolitik seit Jahren sichtbar versagt, wächst die Sehnsucht von Eltern nach einer herzerwärmenden Bildungs­utopie. Bei all der liebevollen Waldorfgestaltung wirkt Gewalt unvorstellbar, obwohl sie seit über 100 Jahren dokumentiert ist und auch immer wieder in der Presse über Vorfälle berichtet wurde.

2015 hat der Bund der Freien Waldorfschulen endlich eine Beschwerdestelle geschaffen, und seit 2022 müssen alle Waldorfschulen ein eigenes Schutzkonzept erarbeiten. Nur, wie wirksam können solche Maßnahmen sein, wenn selbst im frisch erschienenen Leitfaden zu Mobbing waldorfspezifische Pro­ble­me gar nicht erst benannt werden? Beispielsweise bleibt eine Waldorfklasse konzeptionell zwölf Jahre lang beisammen und hat die ersten acht Jahre dieselbe Klassenlehrkraft.

Wenn dort eine Dynamik entsteht, unter der einzelne Kinder leiden, gibt es keine strukturellen Brüche wie Lehrerwechsel, weiterführende Schulen oder ein Kurssystem. Mein Eindruck ist, dass sich eine „Schicksalsgemeinschaft“, die über so viele Jahre so eng zusammen geschmiedet werden soll, Sündenböcke sucht, um Spannung abzubauen. Konsequenzen blieben, meiner Beobachtung nach, insbesondere dann aus, wenn es um bei den Tätern um Kinder von reichen, sehr anthroposophischen oder Lehrerfamilien handelt.

Heute scheinen Waldorfschulen mit dem „No-Blame-Aporoach“ zu arbeiten, bei dem ich befürchte, dass er eingebettet in die Waldorfpädagogik mit ihrem Karmadenken, betroffene Kinder zu wenig schützt. Zudem ist der Druck auf die Kinder, alles auszuhalten, besonders groß, denn ein Schulwechsel bedeutet oft, auf die „böse Staatsschule“ zu wechseln und eine Klasse zu wiederholen.

Der Ikea-Effekt wirkt bei den Eltern

Und auf Waldorfeltern wirkt der Ikea-Effekt: Wer etwas mit eigenem Einsatz aufbaut, misst ihm einen höheren Wert bei. Sie sind dankbar für den Schulplatz, investieren Zeit und Geld – die Distanz schmilzt: Man wird stolzer Teil der Schule. Kinder wiederum wollen ihre Eltern ungern enttäuschen – und sagen oft lange nichts. Wenden sich Waldorfeltern dann doch an die Klassenlehrkraft aka „geliebte Autorität“, wird laut Leitfaden zunächst Vertrauen eingefordert. Gelingt das nicht, kann die Waldorfschule den Schulvertrag einseitig kündigen.

Das Kind muss die Schule oft kurzfristig verlassen. Klare Hierarchien, die in Konfliktsituationen greifen, gibt es an den selbstverwalteten Waldorfschulen nur selten. Und der Bund der Freien Waldorfschulen ist gegenüber seinen Mitgliedsschulen ebenso wenig weisungsbefugt wie die staatliche Schulaufsicht. Mehrere Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs halten es „für wichtig, das Nähe-Distanz-Verhältnis an Schulen in freier Trägerschaft kritisch zu reflektieren.

Auch eine gewisse Selbstgenügsamkeit und Abschottung nach außen“ könne „zu einem Risikofaktor werden“. Sie sehen „generell bei privaten Schulen, die einen hohen elitären Selbstanspruch“ besäßen, „ein hohes Risiko für Übergriffe“. Wir müssen uns klarmachen, dass es Schulen ohne Gewalt nicht gibt – unabhängig von Ästhetik, Klientel und Schultyp. Wir sollten uns nicht von einer gewissen Ästhetik blenden lassen, sondern immer genau hinschauen, wie Strukturen und Machtverhältnisse aussehen und wie wir für Kinder da sein können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

50 Kommentare

 / 
  • "2015 hat der Bund der Freien Waldorfschulen endlich eine Beschwerdestelle geschaffen"

    Erst 2018 war Berlin erst soweit "EMPFEHLUNGEN ZUR EINRICHTUNG EINER UNABHÄNGIGEN BERLINER BESCHWERDESTELLE BEI DISKRIMINIERUNG IN SCHULEN" rauszubringen. Ob und wann diese kamem dürfte sich auch noch en paar Jahre hingezogen haben. ( adas-berlin.de/wp-...source=chatgpt.com )

    Man mag ja unzufrieden damit gewesen sein, dass es eine Beschwerdestelle vor 2015 nicht gegeben hat, sollte aber bei seinen Bewertung doch bitte den allgemeinen schulischen Kontext erwähnen und dass die Waldorfschulen wie bei vielen Innovationen zu den Vorreitern gehörten.

    • @Rudolf Fissner:

      2018 wurde in Berlin die Beschwerdestelle speziell bei Diskriminierung eingeführt.

      Im Artikel geht es wohl allgemein um Machtmissbrauch, nicht um Diskriminierung.

      Beschweren konnte man sich in Berlin bereits vorher sehr effektiv bei der Schulaufsicht.

      Aus persönlicher Erfahrung kann sich sagen, dass die Schulleitungen da auch sehr sensibel darauf reagierten.

      Ob es etwas Vergleichbares für Waldorfschulen gab, kann ich nicht beurteilen.

      • @rero:

        Da sehn se mal. In Berlin gibt es das nicht einmal,

  • Als betroffene Eltern können wir bestätigen: Waldorfschulen inszenieren sich als geschützte Lernorte – doch wer Missstände anspricht, erlebt Mobbing, Ausgrenzung, Verleumdung und Einschüchterung. Unsere chronisch kranken Kinder wurden diskriminiert, wir als Eltern diffamiert. Statt Aufklärung: Rufmord, Rechtsverstöße, Datenmissbrauch, Verleumdung, Vertuschung, Täter-Opfer-Umkehr.



    Das System schützt nicht die Betroffenen, sondern die Täter – vor allem, wenn sie Teil der Schulführung sind. Besonders empörend: Waldorfschulen erhalten bis zu 80 % staatliche Finanzierung, doch bei schweren Verfehlungen erklären sich Schulaufsicht und Bildungsministerium für „nicht zuständig“. So agieren diese Schulen seit Jahrzehnten praktisch unkontrolliert.



    Es ist Zeit, dass diese Strukturen endlich durchleuchtet werden – im Interesse von Kindern, Eltern und dem Rechtsstaat.

    • @Herr K K.:

      Ich bin Frau Lea unad allen anderen ebenfalls dankbar fuer die Aufklaerungsarbeit. Ich finde es schlimm, dass die Linke und die TAZ sich von der Optik haben blenden lassen, ohne die ideologischen Inhalte aus der Nazizeit und die Sektenstrukturen zu hinterfragen.

      Was viele hier beschreiben- "System-Abtruennige" sollen mit DARVO - Techniken wieder auf Linie gebracht werden, ist ein Merkmal von Sekten.

      Mir klingen auch alle Alarmglocken bei den Berichten von Ex Waldis, die in einer anthroposophischen Suppe aus Globuli und Glauben aufgewachsen sind und als Erwachsene Probleme haben, Tatsachen von Ideologie abzugrenzen. Im Faschismus faellt als erstes die Wahrheit zum Opfer. Wenn die beseitigt ist, hat die Ideologie ein leichtes Spiel und formt die Menschen im autoritaeren System so zurecht, wie sie dem System nuetzlich sind.

      Was in diesen Schulen passiert, sind keine harmlosen Spinnereien.

  • Wieso sollten betonte Kreativität, Namentanzen, zuweilen weiße Akademikerkinder-Inzucht, zuweilen unkritisch übernommene Esoterik denn vor solchen Dingen feien? Mit der EAV: Das Böse ist immer und überall.

    Anekdotisches PS: die Waldorf-Lehrerin neulich im RE hat zumindest den Ausflugs-Jugendlichen das Smartphone konsequent weggeschnauzt. Die dürften nur 30 min, erklärte sie.

    • @Janix:

      Klischees sind meist 'billig', wie manche Attackiererei auch, die das Inhaltliche nicht umfasst. Könnte man sagen.



      Und dass ich jene Schulen vielleicht gar nicht so negativ sehe, wie Sie im hohen Blutdruck unterstellen mögen. Nur eben auch nicht gefeit.

      • @Janix:

        „Im hohen Blutdruck“ - immer wieder überraschend, mit



        welcher Selbstsicherheit Foristen anhand weniger Worte



        eine medizinische Diagnose stellen, die selbst der



        langjährige Hausarzt und der Kardiologe bisher nicht



        feststellen konnte. Danke!

    • @Janix:

      „Namentanzen“- die Benutzung derartiger billiger Klischees enttarnt Unkenntnis u. Voreingenommenheit.

      • @behr Behr:

        behr Behr, durch so eine lächerliche Strohmannargumentation wird der esoterischen Quatsch auch nicht besser.



        Eurythmie ist umgangsprachlich als "Namentanzen" schon ganz gut beschrieben: eine völlig nutzlose, schwachmatische Praktik.



        Und leider sind es keine billigen Klischees. Je tiefer man im anthroposophischen Sumpf wühlt, umso mehr Quatsch und Realitätsfernheit sieht man.

  • Es ist paradox! „Eine Schule“ denkt man immer, „deren Schüler zu derart kritischen, reflektierten Erwachsenen herangewachsen sind, kann unmöglich alles falsch gemacht haben.“ Womit sich automatisch die Frage stellt, ob die Kritik nicht noch differenzierter hätte ausfallen können, wenn sie noch etwas mehr richtig gemacht hätte, die Schule. 🤷

  • Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Waldorf- System ist ueberfaellig. Die Beschwerdestelle scheint ebenfalls waldorf-intern besetzt zu sein, was der Aufklaerung nicht hilft.

    Ich bin nie auf eine dieser Schulen gegangen aber wenn man haeufig in Biolaeden einkauft, entkommt man Rudolf Steiner und seiner Esoterik nicht. Ich habe kein gutes Gefuehl, dass bei vielen oekologischen Produkten esoterische Ideologie und Pseudowissenschaft mitverkauft wird. Esoterisch unbelastete Naturprodukte gibts wenig. Allein schon deswegen interessiert mich eine kritische anti-faschistische Analyse dieser Bewegung.

    • @apfel saft:

      Schauen Sie sich dich einfach mal die Aufführungen im Rahmen des Schultheaters an den Waldorfschulen an. Sie werden schnell diverse auch antifaschistische Stücke finden (Googeln sie zum Beispiel nach "Schultheater waldorfschule Brecht"). Die Aufführungen machen Spass und Sie können sich dabei gleichzeitig als stiller Beobachter auf die Suche nach Nazis unter den Zuschauer und aufführenden Schülern machen. Vielleicht ist die Mutter Courage ja eine angehende Jungnazibraut.

  • Das klingt alles nach einem gesellschaftlich akzeptiertem Kult. Schrecklich.

    Rudolf Steiner war Antisemit. Aus dem Hinduismus zusammengeklaute Esoterik war ideologisch Teil des Nazionalsozialismus, wie man am deutlichsten am Hakenkreuzsymbol sieht. Ich verstehe vor diesem Hintergrund nicht, warum die deutsche Esoterikbewegung nicht gruendlich antifaschistisch analysiert wurde.

    Stattdessen hat diese vermeintlich harmlose Spinner- Bewegung ideologische Inhalte aus der Nazizeit konserviert, die in dem autoritaeren Kultsystem nicht in Frage gestellt werden.

    • @apfel saft:

      Dazu gibt es Literatur:



      Guggenberger/Schweidlenka: Mutter Erde. Magie und Politik



      Peter Kratz: Die Götter des New Age

      • @aujau:

        Danke. Werde ich mir anschauen. Ich hab das Buch "The occult roots of Nazism" von Goodrick-Clarke. Ich sehe bei der Waldorf Ideologie einige uebernommene Konzepte aus der Nazi-Esoterik.

        Was ich auch nicht wusste, war dass es Waldorfschulen weltweit gibt, nicht nur deutschlandweit:

        www.freunde-waldor...chtungen-weltweit/

        Diesen Unfug muessen also schueler weltweit lernen.



        Wieso ist das nie zum groesseren Skandal geworden, was die da fuer ein Sueppchen zusammenkochen?

      • @aujau:

        Auch sehr zu empfehlen ist alles von Peter Bierl, der sich neben den Anthros auch andere Esoterik Bubbles und deren historische und ideelle Abgründe angeschaut hat.

        • @la suegra:

          ROFL Bierl.

          Klar doch vergleichende wissenschaftliche Analysen des Schulsystem Waldorfschule kommen ja auch zu völlig Gegenteiligen Schlüssen. Aber wer will das schon wissen.

        • @la suegra:

          Danke für die Info.

        • @la suegra:

          Danke. Der Begriff "Wurzelrassen" kommt aus der Nazi Esoterik und findet sich offensichtlich auch in der Steiner Anthroposophie wieder. Beim Googeln bin ich auf das Buch "Schwarzbuch Anthroposophie" gestossen und den Verriss des Buches in der TAZ, die das Buch damals anscheinend fuer voellig alarmistisch und an den Haaren herbeigezogen hielt.

          Es ist mir voellig unerklaerlich warum die Steiner Weltanschauung als ideologisch links eingestuft wurde und grade von der Linken so verteidigt wird.

  • „Konsequenzen blieben, meiner Beobachtung nach, insbesondere dann aus, wenn es um bei den Tätern um Kinder von reichen, sehr anthroposophischen oder Lehrerfamilien handelt.“



    Staatsschule: „sehr reichen Eltern, im Ort als Ärzte oder Juristen oder parteipolitisch tätigen Eltern oder lehrerfamilien“



    Gewalt und mobbing? Tagesordnung!



    Generell werden Kinder (auch) an Schulen zu wenig geschützt!!!



    Ich denke nicht, dass die zustände an einigen W-Schulen sich von einigen (mehr) staatlichen Schulen in dieser Hinsicht unterscheiden.



    ( 4 kinder und eigene schulische Erfahrung = 90 Jahre schulische Erfahrungen)

  • Meine Mutter hat auch mal mit dem Gedanken gespielt, mich und meinen Bruder auf eine "Rudolf-Steiner-Schule" zu schicken.



    Es kam nicht dazu. Habe wohl mal Glück gehabt.

  • Danke für diesen Text, mein Kind war 4 Jahre auf einer WS.



    Die Schicksalsgemeinschaft und das gebunden sein an den Klassenlehrer ist schlimm, das Mobbing ging aufgrund „karmischer Missstände“ vom Lehrer aus.



    Auf dem Schulhof herrscht rohe, vollkommen unregulierte Gewalt, diese Gewalt ist wichtig für die Bildung der Schicksalsgemeinschaft und sie ist genau so gewollt.

    Ich konnte es mir lange nicht eingestehen, weil Waldorfschulen sind doch „die besseren Schulen“, aber das, was mein Kind dort erlebt hat, ist einfach nur schlimm.



    Und diese Form von Missbrauch ist nur in anthroposophischen Einrichtungen möglich, weil Rudilein gottgleich verehrt wird und nicht angezweifelt werden darf und seine ungebildeten Worte schon unendlich viel Schaden angerichtet haben.



    Waldorfschulen brauchen eine staatliche Kontrolle, wenn sie eh zu 80% vom Staat finanziert werden. Eltern und Schüler*innen brauchen eine unabhängige Anlaufstelle,

    • @Anna Gruenfink:

      "Waldorfschulen brauchen eine staatliche Kontrolle"

      Walldorfschulen stehen unter staatlicher Kontrolle!

      Davon und dass es da nicht mehr von den Walldorfschulen zu berichten gibt wie von anderen Schulsystemen, wollen Verschwörungstheoretiker zu den Walldorfschulen halt nichts wissen. Weswegen Sie auch nie mit den Zahlen und Ergebnissen wissenschaftlicher Bildungsstudien arbeiten sonder immer mit dem üblichen allgenmeinen Raunen

  • So auf dem ersten Blick erscheint die Autorität der Waldorf- Lehrer und die von katholischen Priestern ähnlich. Was dem einen die anthroposophische Philosophie ist, ist dem anderen das heilige Weihesakrament, das ihn zu einem (kleinen) Stellvertreter Gottes auf Erden macht.



    Mangelndes Durchgriffsrecht gegen Gutgläubigkeit der höheren Ränge. Corps- Denken und nicht- Wahr-haben- wollen in beiden Fällen, ebenso ein Wagenburg- Denken gegen die pöhse Welt da draußen.

  • Hallo Carla, eventuell stimmt ja einiges von dem, was dir so aufgestoßen ist. Aber suf der Grundlage wirkt es eher als Stimmungsmache. Eine Studie könnte doch hilfreich sein, oder?

  • Ja bei uns in der Waldorfschule damals gab es viel Mobbing. Und man wusste nicht wohin man sich wenden kann wenns mit dem Klassenlehrer nicht so läuft. Das war tatsächlich ein großes Problem..

  • Sehr gute Analyse, Frau Lea. Ich rate aus diesen Gründen und weil das pädagogische Konzept nicht so toll ist, wie immer getan wird, und man eben auch diesen esoterischen und zugleich autoritären Touch bedenken muss, von der Waldorfschule ab. Ich finde es sehr gut, dass Sie das alles hier in der taz ansprechen. Durch die Werbebeilage Anthroposophie in der taz hatte sonst die Waldorfpädagogik ja immer so einen Normalitätsanspruch, den sie nicht haben sollte. Mir hätte das damals vor der Entscheidung vielleicht ein paar Denkanstöße gegeben, wenn es Ihre Kolumne schon gegeben hätte. Interessant sind auch die Kommentare der Anthroposophen und/oder Waldis unter jeder Ihrer Kolumnen. Will man echt im schulischen Umfeld mit solchen verbohrten und kritikunfähigen Leuten zu tun haben?

    • @Karla Columna:

      Eine Kolumne bezeichnet in der Presse einen kurzen Meinungsbeitrag als journalistische Kleinform. Sie ist keine Analyse. Frau Lea analysiert nichts, gibt keine eigene journalistische Arbeit wieder und keine wissenschaftlichen Ergebnis.

    • @Karla Columna:

      Sind Waldorfschüler/-eltern „verbohrt und kritikunfähig“, nur



      weil sie andere Erfahrungen in ihrer W-Schule gemacht haben und artikulieren, dass sie die Fundamentalkritik von Frau Lea



      nicht teilen ?

      • @behr Behr:

        Verbohrt und kritikunfähig ist vor allem die Führungsriege, die sich ja meistens der Anthroposophie und Rudi Steiner unterworfen hat und dies in allen Absurditäten verteidigt. Bei den Eltern ist es sehr unterschiedlich, je nach Grad der Gläubigkeit, bei den Kindern und Jugendlichen wird ein kritisch-intellektueller Blick jedenfalls nicht gerade gefördert. Wer in Frage stellt, eckt an. Ich war vor und nach der Waldorfzeit nie wieder in einer so unkritisch-unreflektierten Bubble.

        • @Karla Columna:

          "Führungsriege"

          Die demokratische Partizipation geht an Waldorfschulen wesentlich weiter als an öffentlichen Schulen. Die Selbstverwaltung durch das Kollegium ermöglicht mehr Partizipation auf Lehrerebene und Eltern können aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden (z. B. über Trägerverein). Waldorfschulen sind intern oft basisdemokratischer organisiert, insbesondere auf Lehrer- und Elternebene.



          Die konkrete Ausprägung hängt natürlich wie an allen Schulen stark von der jeweiligen Schule und Mitwirkung der Beteiligten ab.

          Mal kritisch nachgefragt: Woher haben Sie ihre vergleichenden Behauptungen zu Waldorfschulen? Könnte es sein, dass solche Aussagen nicht ebenfalls aus einer "unkritisch-unreflektierten Bubble" kommen, wo man nicht mit wissenschaftlichen Untersuchungen arbeitet sondern mit Meinungen?

          • @Rudolf Fissner:

            Sehe ich auch so wie Sie.



            Keine Waldorfschule gleicht - gerade durch diese offenen Strukturen durch den Einfluss der Lehrkräfte und der aktiven Mitgestaltung durch die Elternschaft, der anderen Waldorfschule.



            Zudem auch Waldorfschulen entwickeln sich mit der Zeit.



            Ok - ich lese diesen Kommentar auch unter den subjektiven Erfahrungen der Verfasserin und so sollte Leser ihn auch werten.



            Nicht mehr & nicht weniger, da der Kommentar keinen objektiven Bestand hat !

        • @Karla Columna:

          „Bei Kindern und Jugendlichen wird ein kritischer-intellektueller Blick jedenfalls nicht gefördert“ - dieses



          Pauschalurteil kann man so nicht stehen lassen.



          In puncto Nachhaltigkeit, Ökologie, Konsum- u.



          Sozialverhalten haben Waldorfschüler jedenfalls keine Defizite u. politisch kritisches Bewußtsein ist bei vielen



          mir bekannten W-Schülern durchaus ausgeprägt und



          zeigt sich in entsprechendem Engagement.

          • @behr Behr:

            👍👍

          • @behr Behr:

            Naja das wird von Waldorfseite behauptet. Der höhere sozioökonomische Status gleicht sicherlich vieles aus, was die WaldorfSchule an Input nicht bietet.

            • @Karla Columna:

              Ich finde es übergriffig, Waldorfschülern eine eigene



              persönliche und kritische Entwicklung in ihrer Schulzeit



              abzusprechen mit Hinweis auf den „sozioökonomischen



              Status“ - was meinen sie eigentlich mit diesem Schwurbel-Begriff ?

  • Werte Frau Lea,



    wäre es Ihnen möglich, eine wissenschaftliche Erhebung zu veranlassen, die Ihre Vorbringungen etc, zum Gegenstand hätte?



    Mit Verlaub, es liest sich wie nach Hören-sagen. Wenn dem nicht so wäre, gäbe es umso dringenderen Anlass für eine Untersuchung.

    • @humusaufbau:

      In dieser Kolumne geht es um persönliche Erfahrungen. Wissenschaftliche Analysen über die Waldorfpädagogik und ihre Schwächen gibt es bereits einige. (Komischerweise fallen immer die von Heiner Barz oder der anthroposophischen Alanus Hochschule positiv, die von unabhängigen Forschern eher negativ aus)

      • @Karla Columna:

        Welche "unabhängigen Forscher" meinen Sie und welche "unabhängigen Forscher" disqualifizieren die von ihnen genannten wissenschaftlichen Kollegen? Das fänd ich jetzt mal spannend, womit Die da kommen 🤪

        • @Rudolf Fissner:

          dort nennen Sie aber nur Barz und Alanus. Diese aber kritisieren Sie. Mich würden aber die von ihnen genannte "unabhängigen Forscher"gerne mit Namen interessieren. Einen Namen werden Sie doch wohl nennen können.

        • @Rudolf Fissner:

          Siehe oben.

      • @Karla Columna:

        Man könnte aber Art von kolumne generell in Frage stellen.



        Ich könnte auch eine Antikolumne schreiben, über Jahre, über das normale Schulsystem. Natürlich nahezu rein auf Grundlage meiner Gefühle.



        Nur sinnvoll erachten würde ich es nicht. Wenn ich schon etwas permanent kritisiere, sollten auch Fakten mein nörgeln unterstützen und nicht nur meine kleine subjektive Erfahrung.

        • @Hitchhiker:

          Es liegt der Verdacht nahe, dass Sie ausgerechnet bei einer Kolumne, die die Waldorf Szene kritisiert, die subjektive Sicht kritisieren, als reinen Gefühlsausdruck diffamieren und Fakten einfordern. Fakten liefert Frau Lea übrigens auch siehe erster Teil der Kolumne wo es darum geht, dass der Bund der freien Waldorfschulen erst 2015 eine Beschwerdestelle geschaffen hat und seit 2022 Schulen ein Schutzkonzept erstellen müssen. Das spricht für sich, da äußerst spät. Und erst auf enormen Druck hin.



          Und es ist ja nun nicht so, dass über die Problemlagen an staatlichen Schulen nicht geschrieben wird.

          • @Karla Columna:

            Falls Sie meine Kommentare lesen würden, dann würden Sie wohl erkennen, dass ich häufiger Fakten einfordere. Gelegentlich auch dass die Autoren sich die Mühe machen sollten manche Studien zu lesen, da häufig was übernommen wird, was selbst die Studien als negieren.

            Ein Hinweis auf eine Beschwerdestelle und Schutzkonzepte ist zwar toll, aber bis auf die Stichworte nahezu Inhaltsleer. Man könnte das große Problem Waldorfschule bestimmt mit Zahlen und Fakten belegen insbesondere, wenn man sich an etwas über Jahre abarbeitet.

            Wir kritisieren ja gerne andere, wenn sie aufgrund einer eigenen schlechten Erfahrung zum Beispiel ganze Gruppen nachteilig sehen ohne eigentlich wirklich stichhaltige Belege zu bringen.

            Deswegen finde ich, wenn eine ganze Reihe zu einem Thema stattfindet sollte da schon mehr als hauptsächlich das eigene empfinden zum Vorschein tretten.

          • @Karla Columna:

            "Fakten liefert Frau Lea übrigens auch siehe erster Teil der Kolumne wo es darum geht ..."



            Ja, und sie verlinkt 'in der Presse' einen Artikel im Spiegel über eine Waldorfschule, von der sich der Bund der Waldorfschule explizit distanziert hat. Und das aus gutem Grund. Die beschriebenen Zustände sind unzumutbar.

            Vielleicht war für Lea genau auf dieser Schule?



            Das würde ihre Erfahrungen erklären, und warum sich diese mit den Erfahrungen vieler anderer nicht decken.



            Es wäre nur sehr fragwürdig, warum diese dann als Beispiel für alle Waldorfschule herhalten muss.

            Meine Erfahrung mit "unserer" Waldorfschule sind nahezu durchweg positiv. Inklusive erfolgreicher Elterninitiative um einen Lehrer loszuwerden. Und hier ging es nicht um Gewalt oder so, sondern 'nur' um Unfähigkeit.

            An die Waldorfschule einen Ort weiter hingegen würde ich niemals eines meiner Kinder schicken. Dort weht ein anderer Wind.

            Kleine Anregung für Frau Lea. Schau sie sich mal Statistiken über Waldorfeltern an. Insbesondere der Anteil der Lehrer ist sehr hoch. Und wir reden hier von (Nicht-Waldorf-)Lehrern, die ihre Kinder explizit nicht an die Schule schicken, an der sie unterrichten. Warum?

            • @Herr Lich:

              Ach, wissen Sie, der erste Reflex in der Waldorfszene ist meistens, auf die „schlimme Staatsschule“ hinzuweisen. Der zweite Reflex ist der Hinweis auf „gute Waldorfschule“ versus „böse Waldorfschule“, an der „ein anderer Wind weht“. Ist allerdings auch nicht gerade ein QualitätsZeichen für die Waldorfpädagogik. Im Zweifelsfall ist es sehr enttäuschend zu sehen, dass dort an der Waldorfschule auch nur mit Wasser gekocht wird; auf sich allein gestellt ist man meistens, wenn es massive Probleme gibt. Wenn diese in die Öffentlichkeit gelangen, dann distanziert sich der Bund der freien Waldorfschulen, übrigens gerne und ganz schnell von dieser Schule. Angeblich war es dann nicht mal eine echte Waldorfschule.



              Image ist eben alles. Enttäuschte Ex-Waldorfeltern schämen sich oft, dass es bei ihnen so schief lief und reden dann nicht so offen darüber, wo doch alle anderen Waldorfeltern angeblich so happy sind. Insofern finde ich die Kolumne von Frau Lea sehr gut und spreche in meinem Umfeld auch offen über meine eher schlechten Erfahrungen mit der Waldorfpädagogik.

        • @Hitchhiker:

          Sie verkennen mE den Charakter der journalistischen Gattung "Kolumne". Diese ist halt in erster Linie ein Meinungsbeitrag, idR gestützt auf eigenes Erleben. Durch die Verwendung des "nörgeln" sowie "kleine subjektive Erfahrung" werten Sie die Autorin persönlich ab. Das läßt Sie sich vielleicht besser fühlen, ist aber wenig zielführend und auch eher billiger Ruhm. Und wenn ich Ihren Beitrag so lese, glaube ich zwar, daß Sie versuchen könnten, eine Kolumne über Ihre subjektiven Erfahrungen zu schreiben (als ob diese je objektiv wären), bezweifele jedoch, daß seriöse Medien diese zur Veröffentlichg annähmen. Wenn Sie Fakten wollen, nutzen Sie doch die kostenlosen KIs von google oder Anderen, aber verzichten Sie auf Kolumnen.

          • @mumba:

            Es ist eine Meinungsbeitragsreihe zu genau einem Thema.

            Und es ist auch gemessen an der Größe des Systems eine kleine subjektive Meinung. Wie es meine wäre, wenn ich über das staatliche Schulsystem schreiben würde, rein auf der Grundlage meiner Erfahrungen.

            Persönlich kann ich wenig sagen zum System Waldorfschule. Ich treffe als Menschen die sind glücklich dort, manche hätten am liebsten nur die ersten Jahre dort verbracht, um danach auf eine Regelschule zu gehen. Manche fanden es nicht gut.

            Frau Lea hätte die Möglichkeit und den Raum eine Schulform die sie kritisch sieht globaler darzustellen und so allgemeine Probleme darzustellen und mit Fakten zu unterlegen und so vllt notwendige Änderungen zu erwirken.

            Diese Möglichkeit, welche ihr geboten wird haben wenige und ich finde die Chance etwas vertan

            Und auch das ist subjektiv.

            PS. Meine Erfahrung mit KI: gerade im wissenschaftlichen Kontext bekomme ich da als Ergebnisse, welche ich nicht einfach mal so glauben würde.

          • @mumba:

            >Wenn Sie Fakten wollen, nutzen Sie doch die kostenlosen KIs von google oder Anderen, aber verzichten Sie auf Kolumnen.

            -------------------------------------------------

            Sollten Tageszeitungen nicht auch für Fakten sorgen und nicht nur für Kolumnen? Seltsame Ansicht. Kolumnen so als das Nonplusultra darzustellen. Darf man fragen, wo Sie arbeiten?