Mietpreisbremse und Bestellerprinzip: Hetzjagd gegen Makler
Die Geizhals-Vermieter müssen nun für die Vermittlung der Wohnungen selbst zahlen. Eine Branche ist bedroht. Ein Makler berichtet von seinem Schicksaal.
A m Mittwoch hat die Bundesregierung die sogenannte Mietpreisbremse verabschiedet. Bestandteil des Gesetzes ist u. a. das „Bestellerprinzip“: Den Makler muss in Zukunft der Vermieter bezahlen, da er ihn auch bestellt hat. In der Folge werden die Vermieter – Geizhälse und Halsabschneider, die sie sind – unsere Arbeit selbst erledigen wollen: vermitteln, hinhalten, über Schicksale entscheiden (das Schönste!), Verträge aufsetzen.
Dass ich nicht lache! Die sind doch nicht mal in der Lage, eine Außentoilette von einem Schornstein zu unterscheiden. Auch Härte und Menschenkenntnis, die ich mir über Jahre angeeignet habe, gehen ihnen völlig ab. Zum Glück hat der Immobilienverband Deutschland (IVD) bereits eine Verfassungsbeschwerde angekündigt.
Viele Menschen halten uns Makler nach wie vor für Bettwanzen, die ihrem Wirt das Blut abzapfen und dafür auch noch Geld verlangen. Ein Makler jedoch denkt das nicht von sich, und wer sollte es schließlich besser wissen als er, der ja Makler ist. In Deutschland ist mal wieder eine Hexenjagd der angeblich Gerechten im Gange, die Makler sind die Juden von heute. Wenn uns das Verfassungsgericht nicht recht gibt, rufen wir das Jüngste Gericht an. Und wenn uns das abschmettert, werden wir uns dem IS anschließen.
Dabei muss man doch nur einmal gesehen haben, wie die Augen einer jungen Familie strahlen, der ich angesichts ihrer erklecklichen Bonität in Aussicht stelle, unter tausend Bewerbern für ein Dreiraumloch im Wedding in die nähere Auswahl zu kommen. Fröhlich kräht das Kind. Obwohl mich Mietschranzen mit Nachfragen belästigen, bespaße ich es per Fingerspiel, indem ich ihm abwechselnd „Wolf“ und „Hase“ zeige, blicke der Mutter anerkennend in den Ausschnitt und plaudere mit dem Vater über den BVB.
Bekommen hat die Wohnung dann ein anderer. Aber ihre Freude war echt und schön. Sollen diese belohnenden Momente, die auch der steinige Berufsalltag für uns Makler bereithält, bald für immer der Vergangenheit angehören?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm