Methanabfackelung in Großbritannien: Verschwendung ist günstiger

Britische Firmen fackeln Methan ab, mit dem 750.000 Haushalte versorgt werden könnten. Dabei könnte dies technisch verhindert werden.

Ölbohrinsel im Meer

Hier wird das britische Rohöl gefördert: Bohrinsel in der Nordsee vor Schottland Foto: Andy Buchanan/reuters

BERLIN taz | Es lohnt sich wirtschaftlich nicht, auf gassparende Einrichtungen umzurüsten – so das Statement von Charles McAllister vom UK Onshore Oil and Gas (UKOOG), das die Onshore-Öl- und Gasindustrie vertritt. Bei dem Gas, von dem McAllister spricht, handelt es sich um eine Masse, mit der 750.000 britische Haushalte versorgt werden könnten. Doch anstatt Haushalte zu versorgen, wird das Gas abgefackelt oder entlüftet.

„Die Regierung sollte diese Unternehmen zwingen, das Methan zu erfassen, das sie derzeit verschwenden“, sagt Dustin Benton von Green Alliance, dem Umwelt-Thinktank, der die Gasverschwendung aufdeckte.

Dem britischen Nachrichtendienst BBC zufolge wird Methan im Rahmen der Produktion fossiler Brennstoffe regelmäßig an die Oberfläche gebracht. Davon wird ein Teil entweder abgefackelt oder entlüftet – manches davon entweicht auch aus den Rohrleitungen. Die Verschwendung findet an der Nordsee statt, wo sich der Großteil der britischen Öl- und Gasindustrie befindet. Laut UKOOG sei es einfacher, das Gas freizusetzen, als alte Röhren an ein Gasnetz oder an eine Aufbereitungsanlage anzuschließen.

Dabei sei die Gasverschwendung durchaus vermeidbar: „Es gibt Technologien, um das Gas einzufangen“, erklärt James Turrito, Leiter des Clean Air Task Forces, das technische und politische Veränderungen für das Klima fördert.

Kohle wichtiger als Umwelt

Die britische Regierung sieht das ein wenig anders: Es sei „wirtschaftlich nicht sinnvoll“, die Anlagen umzurüsten, „um die von der Umweltbehörde als unbedeutend bezeichneten Mengen an Methan aufzufangen“, so McAllister. Außerdem sei die Menge, „die abgeleitet und abgefackelt wird, im Kontext der britischen Treibhausgasemissionen nicht groß“, erklärt er.

Dabei steht der Methanausstoß nicht nur aufgrund der teuren Gaspreise in der Kritik: Neben Kohlendioxid ist Methan eine der Haupt­ursachen für die globale Erwärmung und Klimakrise, da eine Tonne Methan auf hundert Jahre die Atmosphäre genauso stark erwärmt wie 25 Tonnen Kohlendioxid. Im Gegensatz zu CO2 ist die Lebensdauer von Methan allerdings deutlich kürzer, da er nur zwölf Jahre in der Atmosphäre bleibt, während Kohlendioxid hundert Jahre bleibt.

Es handelt sich bei Methan um ein geruch- und farbloses, hochentzündliches Gas, das entsteht, wenn organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird. Aufgrund seiner Wirkung auf den Treibhausgaseffekt macht die Reduktion von Methan eine Bekämpfung des Klimawandels aus.

Bemühungen nicht ausreichend

Wenngleich die britischen Methanemissionen seit 1990 deutlich zurückgegangen sind, hat sich der Rückgang in den vergangenen Jahren verlangsamt – und global betrachtet ist die Methankonzentration stark angestiegen. Der Weltwetterorganisation zufolge hat die Konzentration von Methan in der Atmosphäre seit Beginn der Messung im Jahr 2021 den Höchststand erreicht.

Diverse Klimakonferenzen sehen die Notwendigkeit der Methanreduktion und thematisieren das Thema, so zum Beispiel auf der Weltklimakonferenz in Ägypten. Die Reduktion des Ausstoßes sei „absolut entscheidend dafür, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten“, sagte US-Klimabeauftragter John Kerry.

Ähnlich sah es die UN-Klimakonferenz: Dort unterzeichneten neben der EU und Großbritannien die Länder USA, Kanada, Norwegen, Japan und Singapur eine Erklärung, in der sie unter anderem vorsehen, das Abfackeln von Gas bei der Produktion fossiler Brennstoffe zu minimieren.

Das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie hält in ihren Leitlinien zur Methanemission fest, bis zum Jahr 2030 keine Verbrennungen und Entlüftungen mehr vorzunehmen und die damit verbundenen Emissionen so gering wie möglich zu halten. Kri­ti­ke­r:in­nen bemängeln indes, dass die Überwachung und Umsetzung nicht ausreichend sei.

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