Mehrfacher Mord im Kongo: Soldat tötet 14 Menschen
Proteste im Osten der Demokratischen Republik Kongo: Ein betrunkener Soldat aus einer Elitebrigade hat in einer Kleinstadt ein Massaker angerichtet.
Klare Verhältnisse schuf ein Soldat der 12. Schnellen Reaktionsbrigade im ostkongolesischen Ort Sange am Donnerstagabend, als er gegen 22 Uhr auf dem Rückweg zu seiner Kaserne nach reichlich Alkoholkonsum auf die Idee kam, mit dem Handy eines Passanten telefonieren zu wollen.
Als der sich weigerte, tat der Soldat mit seiner Dienstwaffe, was er gelernt hatte: er reagierte schnell. Am Ende waren sechs Frauen und fünf Männer tot, dazu ein zweijähriges Mädchen. Neun weitere Menschen wurden teils schwer verletzt, zwei davon sind mittlerweile gestorben.
Sange ist ein kleiner Ort in den Bergen der ostkongolesischen Provinz Südkivu, an der Hauptstraße zwischen der Provinzhauptstadt Bukavu und der Stadt Uvira an der Grenze zu Burundi.
Traurige Berühmtheit erlangte Sange zuletzt 2010, als ein Tanklastwagen bei einem riskanten Überholmanöver umkippte – direkt vor einer Bar, in der gerade Viertelfinalspiele der Fußball-WM liefen. Der Tanklastwagen explodierte, rund 230 Menschen starben. Jetzt ist die Empörung mindestens genauso groß wie vor zehn Jahren.
Die Toten dienen als Straßensperre
Bewaffnete Konflikte, bei denen Teile der Armee mitmischen, werden in Südkivu immer blutiger. Erst vor zwei Wochen beklagten Aktivisten ein Massaker an mindestens 200 Menschen.
Die 12. Schnelle Reaktionsbrigade soll eigentlich mehr Sicherheit schaffen. Ihr Kommandeur, General Dieudonné Muhima, mischt allerdings seit vielen Jahren selbst in Ostkongos Konflikten mit, und wo er stationiert ist, nimmt Gewalt zu.
Am Freitag sperrte die wütende Bevölkerung von Sange die Hauptstraße ab. Zur Absperrung nutzte sie die in Tücher eingehüllten Toten.
Forderungen an die Regierung
In einem Memorandum an die Provinzregierung forderte sie den Abzug des in Sange stationierten 2. Bataillons der 12. Schnellen Reaktionsbrigade – in Berichten auch 122. Bataillon genannt – sowie die Auflösung des lokalen „Sicherheitskomitees“, in dem die Armee den Behörden sagt, was sie machen sollen.
Die Provinzregierung sagte Ja, aber ob sie das auch umsetzen kann, bleibt offen. Immerhin hat sich Kongos Regierung sowie Präsident Félix Tshisekedi über das Massaker empört.
Nachdem der Staat auch die Beerdigungskosten für die 14 Toten übernahm, hoben die Anwohner in Sange die Straßenblockade auf.
Und der Killersoldat? Bleibt samt seiner Waffe flüchtig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“