Medienfreiheit in Afghanistan: Taliban verbieten Serien mit Frauen
TV-Sender in Afghanistan dürfen keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielen. Das hat die Taliban-Regierung entschieden.

Die Ausstrahlung heimischer oder ausländischer Filme, die fremde Kulturen und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiteten und Sittenlosigkeit verursachten, müssten gestoppt werden, heißt es in der Anweisung. In Unterhaltungsprogrammen solle zudem niemand beleidigt werden. Weiter erlaubt ist der Auftritt von Moderatorinnen oder Reporterinnen, allerdings müssten diese den islamischen Hidschab tragen.
Seit dem Rückzug der NATO Ende Juli und der zeitgleichen Machtübernahme der Taliban haben die Islamisten die Medienlandschaft in Afghanistan bereits stark eingeschränkt. Journalist:innen sprechen von persönlicher Bedrohung durch die Taliban. Viele verließen die Hauptstadt Kabul oder gingen ins Exil. Der taz gegenüber berichtete der Investigativjournalist und Aktivist Samidullah Mahdi, dass Reporter in verschiedenen Teilen des Landes weiter recherchierten und ihre Artikel anonym in Onlinemedien veröffentlichten. Zugleich sei es schwer, Auskünfte von den Taliban zu bekommen, weil diese kein Interesse hätten, mit unabhängigen Medien zu sprechen.
Bei den Serien, die in Afghanistan beliebt sind und die nun wohl verboten werden, handelt es sich vor allem um türkische, indische und iranische Seifenopern, seltener wurden US-Serien oder -Filme gezeigt. Bereits zuvor gab es von Konservativen oder Klerikern in dem Land immer wieder Kritik an diesen Programmen, in denen etwa Frauen ihre Ehepartner selbst wählten. Die Serien verführten die Jugend, hieß es. Auch Satireprogramme sind in Afghanistan sehr beliebt. Wöchentliche Sendungen etwa verunglimpften die ehemalige Regierung von Aschraf Ghani, korrupte Beamte oder das Militär.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Nichtwähler*innen
Ohne Stimme