Masterplan für VW: Keine ganz schlechte Idee
VW-Mitarbeitende verzichten auf Lohnerhöhungen und retten dadurch Arbeitsplätze. Aber die Chefs sollten auch auf ihre Boni verzichten.

W as IG Metall und VW-Betriebsrat vorschlagen, ist strategisch gut: Der kriselnde Konzern solle die Tarifeinigung in der Elektro- und Metallindustrie übernehmen, die ein Lohnplus von 5,1 Prozent in den kommenden 25 Monaten vorsieht. Doch das Geld sollen die Beschäftigten nicht auf ihrem Lohnzettel erhalten. Es soll stattdessen in einen Topf fließen, mit dem betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen verhindert werden sollen.
Die Vertreter*innen der Arbeitnehmer*innen signalisieren nicht nur, dass sie bereit sind, einen Anteil zur Rettung des Konzerns zu leisten, der sich mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro durchaus auch sehen lassen kann. Vor allem aber spielen sie den Ball zum Management. Dies hat zwar im September alle in Aufregung versetzt, als es Massenentlassungen und Werksschließungen ankündigte. Seitdem lässt die Chefetage mit tragfähigen Zukunftskonzepten auf sich warten.
Nun könnte mal wieder die entscheidende Idee zur Rettung des Konzerns von der Gewerkschaft kommen. Bereits 1993 wurden betriebsbedingte Kündigungen vermieden, weil auf Betreiben der IG Metall eine Vier-Tage-Woche eingeführt wurde. Das Konzept gilt nach über 30 Jahren immer noch als wegweisend, weil dadurch nicht nur soziale Härten vermieden wurden. Längerfristig rechnet es sich auch für den Konzern, wenn man auf eine solidarische Lösung setzt. Denn mit Massenentlassungen kann das Management nur kurzfristig die Kosten etwas drücken.
Doch was, wenn in ein, zwei Jahren die Absatzkrise gelöst und statt zu hoher Produktionskosten zu wenige Arbeitskräfte und Produktionskapazitäten das Problem sind? Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sollten sich die VW-Chefs diese Frage gründlich stellen, statt vorschnell Menschen zu feuern. Vor allem aber sollten sie sich überlegen, wie auch sie und die Eigentümer*innen des Autobauers einen Beitrag leisten können. Etwa indem keine Boni und Dividenden gezahlt werden.
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