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Mark Zuckerbergs MännlichkeitsbildDer neue Tech-Boss-Maskulinismus

Meta-Chef Mark Zuckerberg fordert mehr „maskuline Energie“ in Unternehmen und Gesellschaft. Dadurch befördert er den Antifeminismus.

Washington, 20. Januar: Mark Zuckerberg bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump Foto: Kenny Holston/reuters

Was macht einen Menschen am schnellsten zu einem Libertären? Die Lust am Kapitalismus oder das Misstrauen gegenüber dem Staat? Die Liebe zum Individualismus und zur uneingeschränkten Freiheit? Laut Joe Rogan, dem weltweit erfolgreichsten Podcast-Moderator, ist es Brazilian Jiu-Jitsu. Der brasilianische Kampfsport für den Bodenkampf ist nicht nur ein vermeintlich libertärer Inkubator, sondern auch das Lieblingshobby von Meta-Chef Mark Zuckerberg. In seinem Podcast „The Joe Rogan Experience“ sprach er mit Zuckerberg über künstliche Intelligenz, die neuen Meta-Richtlinien und Zuckerbergs Faszination für den Kampfsport. Doch fanden sich in dem Gespräch auch sexistische und verstörende Aussagen.

Anfang Januar talkten Zuckerberg und Rogan knapp drei Stunden miteinander und streiften allerlei Themen. Besonders am Kampfsport arbeiteten sich die beiden ab, denn der Facebook-Gründer trainiert seit 2022 regelmäßig Mixed Martial Arts (MMA). In dem populären Kampfsport werden Techniken im Stand mit denen am Boden verbunden. Die Sport­le­r:in­nen müssen also Ringen, Brazilian Jiu-Jitsu, Boxen und Kickboxen beherrschen. Während der junge Sport in den 1990er Jahren noch das Image proletenhafter Gladiatorenkämpfe hatte, konnte er sich mittlerweile professionalisieren und etablieren. Die Ultimate Fighting Championship (UFC) hat ein Monopol auf den Sport und ist zur größten Kampfsportliga der Welt avanciert. Zuckerberg ist großer Fan der Organisation, die dem US-Präsidenten Trump eine Bühne geboten hat, als andere Sportligen ihn ausluden.

Im Podcast ist Zuckerberg voll des Lobes für UFC-Präsident Dana White. Auch über seine MMA-Leidenschaft kommt der 40-Jährige ins Schwärmen: „Es ist eine Superkraft. Es ist interessant, weil ich denke, dass ein großer Teil unserer Gesellschaft wirkt, ich weiß nicht einmal das richtige Wort dafür, als ob sie kastriert oder entmannt wäre.“

Es ist nicht die einzige kontroverse Aussage, die der Firmenchef tätigt. Er spricht auch darüber, Aggressionen zu zelebrieren: „Ich denke, eine Kultur, die die Aggression ein bisschen mehr zelebriert, hat ihre eigenen Vorzüge. Und das ist eine positive Erfahrung für mich. Es ist etwas, das ich mit meinen männlichen Freunden machen kann, und es ist einfach so, dass wir uns gegenseitig ein bisschen prügeln.“ Und damit nicht genug. So behauptet der dreifache Familienvater, dass die Gesellschaft Männlichkeit inzwischen als etwas Schlechtes ansieht: „Ich denke, wir sind kulturell in den Bereich des Spektrums gerutscht, in dem es heißt: Okay, Männlichkeit ist giftig. Wir müssen sie komplett abschaffen. Aber beide Dinge sind doch gut, richtig. Es ist doch so, dass man auch weibliche Energie will. Du willst männliche Energie. Ich denke, dass Teile der Gesellschaft mehr von dem einen oder dem anderen haben.“ Doch eine Erklärung, was überhaupt weibliche und männliche Energien sind, bleibt Zuckerberg schuldig.

Zuckerberg hat sich verändert

Spätestens seit Zuckerberg MMA für sich entdeckt hat, scheint er sich verändert zu haben. Der Firmenchef hat in den vergangenen zwei Jahren ohnehin eine optische und wertetechnische Transformation durchlaufen. Während er bei seinem ersten Auftritt in der „The Joe Rogan Experience“ im August 2022 noch in Polohemd und mit glatten Haaren saß, sieht man ihn nun mit Goldkettchen, lockerem Oversize-Shirt und trendiger Lockenfrisur. Es ist passend, dass nun auch Facebook, Instagram und Threads einen Prozess durchlaufen. Zuckerbergs Firmen passen nach Trumps Rückkehr ihre Richtlinien an, wodurch Hate Speech und Fake News freier verbreitet werden können. Er rechtfertigt das mit „einem kulturellen Wendepunkt hin zu einer erneuten Priorisierung der freien Meinungsäußerung“.

Der Unternehmer äußert seine Meinung auch frei im Podcast, wenn er darüber spricht, dass die männliche „Unternehmenskultur sich in dieser Hinsicht in eine kastrierte Richtung bewegt. Und ich habe das nicht wirklich gespürt, bis ich mich mit Kampfsport beschäftigt habe, was meiner Meinung nach immer noch eine viel männlichere Kultur ist.“ Dabei sind MMA, Boxen und andere Kampfsportarten längst keine Männerdomänen mehr, auch wenn knapp bekleidete Ring Girls auf ein antiquiertes Geschlechterbild hindeuten.

In der UFC sind Amanda Nunes und Valentina Shevchenko legendäre Champions, Claressa Shields gilt als Jahrhundertboxerin. Dazu erleben Selbstverteidigungskurse für Frauen eine Hochkonjunktur. Wenn Frauen es für nötig halten, sich selbst zu verteidigen, liegt das sicher nicht daran, dass sie nicht genügend männliche Energie in ihrem Leben haben. Das Gegenteil ist der Fall.

Zuckerberg kreiert sich sein eigenes Narrativ

Doch das blendet Zuckerberg aus. Stattdessen stimmt Rogan ihm in seinen Ansichten und seiner undifferenzierten Liebe zum MMA zu. „Es ist auch gut zu wissen, dass man Menschen töten kann“, so Rogan. „Wenn etwas schiefgeht, ist es gut, das zu wissen. Ich denke, das gibt ein gewisses Vertrauen und das ist eine wichtige Fähigkeit.“ Der Moderator ist nicht nur ein langjähriger Kommentator in der UFC, sondern auch ein enger Vertrauter von Trump und lud ihn im Vorfeld der Wahlen zu sich ein. Dass Zuckerberg sich dort präsentiert, ist nicht nur eine Anbiederung an die neue Politik in den USA, sondern auch an den in ihr liegenden Rechtskonservatismus und Autoritarismus.

In der Philosophie nimmt der Kampfsport eine gegenteilige Rolle ein. Der mentale Kampf mit sich selbst, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und das Überwinden des gegnerischen werden bereits von Platon, Musashi und Konfuzius erwähnt – ganz ohne krude Vergleiche zu weiblichen und männlichen Energien. Zuckerberg kreiert sich sein eigenes Narrativ des harten Kämpfers, der das Maskuline mit anderen Männern auslebt. Er macht deutlich, dass in dieser Erzählung Frauen keinen Platz haben.

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12 Kommentare

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  • Arme Jungs! Was sagen ihre Partnerinnen, Töchter, Mütter, Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen?



    Die Mächtigen im Hintergrund.



    Haben alle Angst vor Trump?



    Wäre durchaus berechtigt!

  • Ich betreibe keinen Kampfsport, kann also nicht mitreden. Aber ich kenne Judo aus meiner Kindheit in den frühen 1970er Jahren. Da waren Mädels auch dabei. Eines der wichtigsten Dinge war, so hinzufallen, dass man sich nicht verletzt.



    Das Andere ist, dass Leute wie Zuckerberg für mich kein Vorbild sind. Allerdings nicht, weil sie Kampfsport toll finden. Wir reden über Leute wie Zuckerberg doch nur, weil sie immens reich sind. Vielleicht würde es sich lohnen, mehr über andere zu reden, zum Beispiel über Menschen, die mit geringen finanziellen Mitteln großartige Dinge tun. An diesen Menschen möchte ich mich orientieren.



    Wenn mensch sich schon mit Zuckerberg & Co. beschäftigen will, dann bitte mit ganz viel Spott und Ironie!

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

    • @Arno Dittmer:

      Das ist jetzt Satire, Herr Dittmer, oder? Oder wie waren Ihre Eltern so?



      Und Zahlen (dann immer noch zu hoch) kann man ruhig korrekt ansetzen, echte Männer können doch Mathematik. Danke.

  • Der Artikel folgt der Fährte eines 'neuen Maskulinismus' und beginnt mit einer geläufugen Relativierung des Liberalismus: 'Kapitalismus oder das Misstrauen gegenüber dem Staat? Die Liebe zum Individualismus und zur uneingeschränkten Freiheit?'

    Der Autor sollte noch einmal bei John Locke, Adam Smith und anderen Autoren des Liberalismus kritisch nachlesen. Es gibt da kein Entweder-oder. Der Liberalismus postuliert einen generellen Sozialdarwinismus auf apriorischer Basis eines axiomatisch gesetzten individuellen Freiheitsrechtes. Er erklärt den individualisierten Wettbewerb zum einzigen natürlichen und vernünftigen Ordnungsprinzip. Er bildet die philosophische Rechtfertigung für kapitalistische Wertschöpfung durch Ausbeutung von Mensch und Natur und für die Herrschaft einer im Wortsinn ausgewählten Elite in den repräsentativen Demokratien. Eine gehörige Portion Machismus stört da ebenso wenig, wie Nationalismus und Rassismus, alle passen gut ins Gesamtkonzept. Wenn die Welt den Starken gehören soll und muss, dann können und sollen die Starken keine Zugeständnisse an die Schwächeren machen. Im Gegenteil, die Starken sollen die Schwachen nutzen, benutzen, ausnutzen und beherrschen.

    • @Stoersender:

      Also ich lese "Libertär" nicht "Liberal".

  • Ich weiß nicht welche Probleme der gute Mark hat, doch das was er da erzählt klingt alles sehr oberflächlich und aggressiv.

    Shaolin-Kämpfer zum Beispiel beginnen damit, dass sie meditieren und lernen aus ihrem Zentrum heraus zu handeln. Zentriertheit, Wachsamkeit, vollständige innere Ruhe sind unabdingbare Eigenschaften eines echten Kämpfers. Dieser handelt aus der Stille im Auge des Sturms.

    Shaolin ist die Krönung aller Kampfkünste. Shaolin-Kampfkunst ist Meditation. Höchste Ethik-Maßstäbe sind selbstverständlich.

    Sieht so aus als hätte der gute Mark nicht mal die Peripherie dessen erreicht.

    Die Künste der Shaolin sind vollkommen unabhängig davon ob sie von Frauen oder Männern beherrscht werden.

  • MMA? Klingt doch eher nach Mimimi mit Kastrationsängsten.



    Wir haben wichtigere Themen: Umwelt, Soziales, Wirtschaft, gleiche Rechte, ganz viel andere wichtigere Themen.

  • Ja die verschwiemelt-verklemmte Sehnsucht von milchgesichtigen Nerds nach "maskuliner Energie" war schon immer mit grossem Gewalt- und Gefahrenpotential verbunden.



    Manchmal hat man einfach Glück und die psychopathologischen Beklemmungen und Verklemmungen erleben keinen explosiven Ausbruch. Problem ist natürlich, verbündet sich solche Verhaltensauffälligkeit, solche Persönlichkeitsstörung mit jenen, die Medienmonopole, Ogliopole, Trusts aller Art benötigen,



    um Macht, Kontrolle und Reichtum für Wenige zu sichern.

    Das das irgendwie auch antifeministisch ist. Nunja. Braucht es eine Hitliste, eine Challenge, eine Reihenfolge in der endlosen Auflistung dessen, was daran Abgrund für die Menschhei, ihre gegenseitigen Beziehungen, Ökonomien, Ökologie, Aushandlungsprozesse ist?

  • Es gibt zu viele Schwachköpfe mit zu viel Macht.

  • Zuckerberg und Co. sind definitiv noch nicht vom Baum der Evolution heruntergekommen. Wenn ihre "Identitätskrise" im Verein mit viel zu viel Geld nicht so gefährliche Auswirkungen hätte, wäre es Stoff für Comedy.

  • Lol, ja stimmt: Das erste, woran ich bei Mark Zuckerberg immer denke, ist seine beeindruckende Männlichkeit.