Machtkämpfe in Venezuela: Opposition gegen Justiz
Das Oppositionsmehrheit im Parlament will Richter des Obersten Gerichtshofs des Amtes entheben. Die sozialistische Regierung hält dagegen.
Vergangene Woche hatte die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshof dem Parlament vorübergehend die Kompetenzen entzogen und die Immunität der Abgeordneten aufgehoben. Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz sprach von „Verfassungsbruch“. Die Entscheidung wurde später wieder zurückgenommen.
„Wir haben die moralische Pflicht, diese Richter der Verfassungskammer des Amtes zu entheben“, sagte der Abgeordnete Juan Miguel Matheus. „In Venezuela findet ein Staatsstreich statt. Drahtzieher ist Nicolás Maduro, aber die tatsächlichen Täter sind die sieben Richter der Verfassungskammer.“
Die Regierung wies den Antrag auf Amtsenthebung zurück. Die Nationalversammlung sei dazu nicht berechtigt, sondern ein gemeinsames Organ aus Staatsanwaltschaft, Rechnungshof und dem Büro Ombudsmann. Der regierungstreue Ombudsmann Tareck William Saab hatte bereits erklärt, er teile die Meinung des Parlaments nicht.
Opposition und Regierung beharken sich über einem Jahr
Der sozialistische Fraktionschef Jorge Rodríguez sprach seinerseits von einem „parlamentarischen Staatsstreich“ gegen die Institutionen. „Ich rufe zum Frieden und zur Demokratie auf“, sagte er, bevor er mit den übrigen regierungstreuen Abgeordneten die Sitzung verließ. „Wir sollten unsere Meinungsverschiedenheiten souverän beilegen, ohne eine ausländische Intervention zu fordern und das Vaterland zu verraten.“
Unterdessen suchte der Oppositionspolitiker Roberto Enríquez Zuflucht in der Residenz des chilenischen Botschafters in Caracas. Der Präsident der christsozialen Partei Copei habe wegen der politischen Umstände um Schutz gebeten, teilte das chilenische Außenministerium mit.
Seit mehr als einem Jahr beharken sich das von der Opposition dominierte Parlament und die sozialistische Regierung. Die beiden Lager machen sich gegenseitig für die politische und wirtschaftliche Krise in dem südamerikanischen Land verantwortlich. Bei einer Demonstration gegen Maduro waren am Dienstag nach Oppositionsangaben mehr als 50 Menschen verletzt worden.
In der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wurde am Mittwoch über die Lage in Venezuela debattiert. OAS-Generalsekretär Luis Almagro verurteilte Maduros autoritären Regierungsstil.
Präsident Maduro hielt dagegen und sagte: „Wir setzen unseren Weg fort – mit oder ohne die OAS. Sowohl die OAS als auch die Nationalversammlung sind Betrug. Mit diesen Leuten halten wir uns nicht auf.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
Lindner und die FDP verabschieden sich aus der Politik
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Totalausfall von Friedrich Merz
Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
FDP bei der Bundestagswahl
Lindner kündigt Rückzug an
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945
Bundestagswahl 2025
Mehr gewollt und links verloren