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Lieferschwierigkeiten bei MedikamentenFiebersaft-Beschaffung gefordert

Angesichts von Lieferproblemen werden bestimmte Medikamente für Kinder knapp. Ärz­tevertreter rufen die Bundesregierung zum schnellen Handeln auf.

Dramatische Versorgungsengpässe: Fiebersenkende Präparate für Kinder sind deutschlandweit knapp Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Düsseldorf afp | Angesichts der Lieferschwierigkeiten bei Fiebersaft und anderen Präparaten für junge Patienten haben Kinderärzte in der aktuellen Krankheitswelle Sofortmaßnahmen der Bundesregierung gefordert. „Wir erleben eine sehr hohe Nachfrage nach fiebersenkenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol, weil derzeit extrem viele Kinder erkrankt sind“, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der Düsseldorfer Rheinischen Post vom Donnerstag.

Fischbach sagte weiter: „Es ist ein Armutszeugnis, dass so simple Medikamente wie ein Fiebersaft häufig nicht mehr verfügbar sind.“ Die Regierung müsse sich um die Beschaffung kümmern.

Fischbach berichtete von „verzweifelten Eltern“, die in den Praxen vorstellig würden. „Es gibt zu wenige Anbieter solcher Mittel, weil die Festpreisregelung bei uns zu einem Abwandern der Produktion in Billiglohnländer wie Indien und China geführt hat“, sagte der Kinderarzt. „Dort gibt es nun Lieferkettenprobleme, was wiederum zu Lieferengpässen führt.“

Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Pläne für Gesetzesänderungen kämen zu spät, kritisierte der Verbandspräsident. „Wir brauchen jetzt eine von der Politik angeschobene Beschaffungsaktion, um wie zu Beginn der Coronapandemie in einer Notlage schnell an Fiebersaft, bestimmte Antibiotika und andere selten gewordene Präparate für kleine Kinder zu kommen.“

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11 Kommentare

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  • Ich lese immer nur von Fiebersaft. Sind Zäpfchen mit dem gleichen Wirkstoff genauso schwer zu bekommen? Wenn ja, erklärt das die Aufregung, wenn nein, kann man ganz einfach ausweichen.

    • @Herma Huhn:

      Säfte und Zäpfchen sind gleichermassen betroffen. Apo-Mitabeiter sind ja nicht blöd. Wir suchen schon Alternativen, wo es möglich ist. Wenn aber alle Hersteller aussteigen, dann gibts eben grad nix.

      • @mitLeser:

        Dass die Apo-Mitarbeiter schlau genug sind, den gleichen Wirkstoff in anderer Form zu erkennen, glaube ich sofort.



        Dass die Eltern das aber auch verstehen, wäre ich mir nicht bei allen sicher.

  • Wie soll die Regierung Ibus beschaffen, wenn die Pharmagroßhändler das nicht hinbekommen? Die Produktion hier kann wohl nicht so schnell hochgefahren werden, aber vielleicht gibt es was Günstiges aus chinesischen Laboren. Aber vielleicht muss das dann hinterher auch vernichtet werden.



    Es ist nicht nur ein D Problem: CNN heute:



    "Empty pharmacy shelves shine a light on vulnerabilities in US drug supplies"

    • @fly:

      Dafür haben wir ja bald Cannabis. Soll auch bei Schmerzen helfen und man muss sich nicht einmal in die Apotheke quälen. Hier eine einfache Syntheseanleitung für Aspirin: www.u-helmich.de/c...irin-Synthese.html

  • Made in China



    Mit diesen drei Worten lässt sich das Problem beschreiben. Wir haben aus reinen Kostengründen die Produktion von Arzneimittel und deren Zusatzstoffe derart massiv nach China verlagert, dass wir nun eine unglaubliche Abhängigkeit haben.

    Was wenn China in einem möglichen Konflikt keine Medikamente mehr liefert, da ist Putins Gasboykott "Peanuts" dagegen.

    System-relevante Dinge, und dazu zähle ich ganz besonders auch die Herstellung von Medikamenten, sollte man nicht ins Ausland verlagern.

    • @Rudi Hamm:

      Dann aber auch mehr zahlen ;)

      • @Daniel Drogan:

        Klar, Sicherheit kostet Geld.

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Es fehlen nicht nur jungen Patienten Medikamente.



    Mein lebenswichtiges Medikament ist momentan nicht lieferbar. Habe nach einer sehr langen Suche die letzte Packung in einer Dorfapotheke erhalten. Reicht für 3 Monate. Mal schauen

    Meine Nachbarin bekommt 4wöchig Infusionen, ansonsten kann sie nicht mehr richtig laufen. Wegen Lieferengpass bekommt sie diese nun im 6 Wochen Rythmus.



    Was ihr sehr grosse Einschränkungen macht.

  • Und wenn nehmen wir die denn weg?

    • @Roberto Callerame:

      Wer nicht mit uns ist gegen uns oder? Und was brauchen die Südamerikaner, Asiaten oder Afrikaner schon solche Meds. Können die überhaupt genug zum Writschaftskreislauf beisteuern.

      *kannSpurenvonZynismusinnehaben* mal schauen wie schnell manche jetzt gerne Abänderungen haben wollen, bei der COVAX-Initiative aber ganz ruhig waren weil man da zum Glück am längeren hebel saß, ähm die Produktion schon vor Ort hatte.