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Licht und Raum im Museum MorsbroichDas vermeintlich Einfache

„Gegen den Himmel“ im Museum Morsbroich kehrt mit dem 1984 verstorbenen Jef Verheyen und Johanna von Monkiewitsch zu Grundelementen der Kunst zurück.

Nicht viel: Jef Verheyen, wie er „Le Vide“ (Die Leere) gegen den Himmel hält, und Johanna von Monkiewitschs „Blue / 7“ von 2023 Foto: Gerald Dauphin / Collection Fotomuseum Antwerpen (links); Fondation CAB Brüssel, Courtesy Johanna von Monkiewitsch und Berthold Pott Galerie, Köln (rechts)

Der „Große Vorsitzende“ Mao Zedong hat einst nicht nur dem Spatzen den Krieg erklärt, sondern angeblich auch dem Himmel. In seiner Welt gab es nichts neben der Kommunistischen Partei Chinas – nicht einmal das Firmament. Beinhaltet der Titel einer Schau im Leverkusener Museum Morsbroich, „gegen den Himmel. contre le ciel“, einen Widerstand gegen die Elemente und den Äther?

Was sich in der alten Rokokowasserburg zeigt, ergibt sich nicht aus einem Wider, sondern lebt von der Affirmation: Die beiden ausgestellten Künstler*innen, Jef Verheyen und Johanna von Monkiewitsch, könnten gar nicht ohne den Himmel, die Sonne, das Licht.

Der 1932 im belgischen Itegem geborene Jef Verheyen, der als einer der Wegbereiter der monochromen Malerei gilt, stand zeitlebens im Austausch mit Gleichgesinnten, mit jenen, die in ihrer Epoche die Malerei erweiterten, erneuerten oder zerstörten. Schon früh knüpfte er freundschaftliche Kontakte zu dem Argentinier Lucio Fontana und der westdeutschen Gruppe ZERO – und stellte 1960 erstmals in Deutschland aus.

Experimente an der Peripherie

Die Ausstellung

„gegen den Himmel. contre le ciel. Jef Verheyen. Johanna von Monkiewitsch“: Museum Morsbroich, Leverkusen, bis 23. Februar 2025

Zufälligerweise im Museum Morsbroich, das damals auf der Achse zwischen dem avantgardistischen Wuppertal, dem Düsseldorf der Galerie Schmela und der Akademie sowie dem langsam am Kunstmarkt auftauchenden Köln seine Chance für Experimente an der Peripherie zu nutzen wusste. Wie auch eine zweite Ausstellung zeigt, als man in der Bayer-Stadt 1961 besagten Verheyen mit dem Amerikaner Ad Reinhart und dem Italiener Francesco Lo Savio zusammenbrachte.

Womit wir im Hier und Jetzt angekommen wären, wo Direktor Jörg van den Berg seit drei Jahren Morsbroich aus dem Dornröschenschlaf weckt, neue und alte Geister zusammenführt und Kunst jenseits des großen Rampenlichts zeigt. Das Rokokoschloss kann dabei selbst zum Kunstwerk werden, denn Harald F. Müller, ein Meister architektonischer Farbinterventionen, taucht nach und nach die Treppenhäuser und Teile des Museums in außergewöhnliche Farben, lässt die Handläufe golden glänzen, die Wände dagegen silbern oder in sattem Rot erstrahlen.

Dazwischen nun also „gegen den Himmel“, das schon von außen launig grüßt: Auf dem herrschaftlichen Balkon sieht man eine mit Spanngurten befestigte Kiste, die vielleicht an eine Matratze erinnert, die zum Transport freigegeben wurde. Dahinter verbirgt sich eine der prozessualen Arbeiten der Kölner Künstlerin Johanna von Monkiewitsch (*1979), in der über die Laufzeit der Ausstellung eine Leinwand durch die Sonne nach und nach gebleicht wird. Von Monkiewitsch tritt in der neuen Leverkusener Schau in eine tiefe Korrespondenz mit Verheyens Werk.

Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte

Verheyens Bilder und von Monkiewitschs Arbeiten in Video, Installation, Fotografie und Skulptur strahlen eine eigentümliche Ruhe aus. Bei beiden ist eine präzise Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte spürbar. Von Monkiewitsch fotografiert und filmt Lichtstimmungen, hält sie in Pigmentdrucken fest oder projiziert sie auf Marmor und Moltonbahnen.

Damit teilt sie die DNA mit den Impressionisten: In den Fotografien „Morsbroich“ oder „Tel Aviv“, die lichtdurchflutete Wände in den titelgebenden Städten zeigen, erkennt man einen konzeptuellen Ansatz, der auch einen Claude Monet zwischen 1892 und 1894 die Fassade der Kathedrale von Rouen zigfach malen ließ.

Die Bilder von Verheyen, die vor einem halben Jahrhundert entstanden sind, werfen auch die Frage auf, ob es möglich ist, ein Temperament oder eine Stimmung einzufangen, oder um kurz einen oft missbrauchten Begriff zu rehabilitieren: Verheyen versuchte, Atmosphären so gut wie möglich mit den Mitteln der Malerei wiederzugeben. Eines der bekanntesten Bilder des 1974 verstorbenen Belgiers ist eigentlich gar kein Bild: „Le Vide“ – die Leere von 1965.

Statt einer Leinwand gibt es hier nur einen verchromten Metallrahmen zu sehen, man blickt hindurch, an den Seitenwänden spiegelt sich der Raum matt. Wie radikal die Geste ist, zeigt sich gerade dort, wo – wie eine ikonische Fotografie festhält – Verheyen „Le Vide“ hochhält und die Welt zum Inhalt des Gemäldes macht. Dieses Foto gibt der Ausstellung ihren Namen: Das Bild wird „gegen den Himmel“ gehalten und zeigt jede Sekunde einen neuen Ausschnitt.

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