Letzte Generation trifft Airport-Verband: Gespräche statt Blockaden
Die Letzte Generation und der Flughafenverband ADV wollen sich zum Austausch treffen. Das Gesprächsangebot reicht den Klimaaktivist*innen nicht.
Offenbar gibt es auch inhaltlichen Klärungsbedarf: Der Letzten Generation geht das Gesprächsangebot des ADV nicht weit genug. Die Gruppe hatte den Branchenverband vergangene Woche aufgefordert, es um konkrete Punkte zu ergänzen, „um effektive und zielführende Gespräche zu ermöglichen, die der Klimakatastrophe und den Herausforderungen, vor denen die Flugindustrie steht, angemessen sind“, erläuterte die Gruppe in einer Erklärung.
Man sei auf Debatten sowohl über wirksames gesellschaftliches Engagement als auch über den notwendigen Um- und Rückbau der Luftfahrtbranche vorbereitet, teilten die Aktivist*innen der taz mit. An dem Gespräch sollen auch „renommierte Experten auf dem Gebiet der Flugindustrie“ beratend teilnehmen, kündigte die Gruppe an.
„Kriminelle Erpressung“
ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel hatte die Flughafenblockaden der Letzten Generation zuvor als „kriminelle Erpressung“ bezeichnet. Eine Nachfrage der taz, warum er sich nun mit Vertreter*innen der Gruppe an einen Tisch setzen will, ließ der Verband unbeantwortet.
Die ADV-Pressestelle teilte jedoch mit, dass der Flughafenverband „das strafbare Handeln der Letzten Generation mit deutlichen Worten verurteilen“ werde. Die Flughäfen würden außerdem darlegen, dass sie der falsche Ort für Proteste seien, da sie eine ambitionierte Agenda zur Klimaneutralität verfolgten. Kriminelle Blockaden von Flughäfen trügen nicht zur Lösung bei.
Für die Letzte Generation hingegen ist die Flugindustrie auf lange Sicht nicht klimaverträglich. „Selbst wenn der Flugverkehr bis auf unvermeidbare Flüge herunterreguliert wäre, müssen wir als Gesellschaft die Last der Rest-Emissionen noch Jahrzehnte schultern“, kritisierte Letzte-Generation-Sprecher Christian Bergemann. „Leere Versprechungen von klimaneutralem Fliegen bringen uns in der Debatte nicht voran.“
Im Gespräch mit der ADV erhoffe sich die Gruppe „vor allem Ehrlichkeit darüber, dass die Flugindustrie in ihrer jetzigen Form nicht fortbestehen kann – und über die Verantwortung, die die einzelnen Industriezweige tragen“, so Bergemann.
Die Letzte Generation fordert die Bundesregierung auf, sich für einen weltweiten Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis 2030 einzusetzen. In den vergangenen Monaten hatten die Klimaaktivist*innen immer wieder mit Protestaktionen an Flughäfen auf sich aufmerksam gemacht, zuletzt Mitte August an den vier Flughäfen Berlin, Köln/Bonn, Nürnberg und Stuttgart. Die Bundesregierung plant, wegen der Störaktionen das Luftsicherheitsgesetz zu verschärfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies