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Letzte Generation auf StrategiesucheKurswechsel statt Kleber

Die Protestgruppe Letzte Generation sucht einen neuen Auftritt: Name und Strategie sollen sich ändern. Aufgeben wollen die Ak­ti­vis­t*in­nen nicht.

Es soll Schluss sein mit Klebstoff – doch was nun kommt, verraten die Ak­ti­vis­t*in­nen noch nicht Foto: Florian Boillot

Hannover taz | Die Klimaschutzgruppe Letzte Generation hat angekündigt, sich umzubenennen und ihren Aktivismus künftig mit anderen Protestformen fortsetzen zu wollen. „Wir sind nicht mehr die Letzte Generation“, sagte Carla Hinrichs, Mitbegründerin und Sprecherin der Gruppe, in einem am Mittwochabend veröffentlichten Spiegel-Interview.

Die Entscheidung sei aufgrund des fortschreitenden Klimawandels getroffen worden, so Hinrichs: „Als wir anfingen, wäre die Regierung noch in der Lage gewesen, der Klimakatas­trophe entgegenzuwirken. Heute stecken wir mittendrin.“

Der offizielle Name der Gruppe „Letzte Generation vor den Kipppunkten“ werde den veränderten Bedingungen nicht mehr gerecht, bestätigte Hinrichs im Telefonat mit der taz. Als Beispiel führte sie den Amazonas-Regenwald an, der Klimaforschenden zufolge inzwischen wahrscheinlich mehr CO2 ausstößt, als er binden kann. Die Gruppe plane, ihre bisherigen Aktionen einzustellen, um der veränderten Situation Rechnung zu tragen.

Proteste werde es aber weiterhin geben. Welche Aktionsformen gewählt würden, verriet sie nicht. Man befinde sich „im gemeinsamen Prozess“, in welche Richtung es mit der Gruppe gehe. Blockaden vor Autos, Flughäfen und Straßen stünden aber erst mal nicht mehr im Fokus. Die Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen wollten das Thema dagegen künftig „an die Abendbrottische bringen, Nachbarschaften zusammenbringen und lernen, wie eine bessere Demokratie funktionieren kann“, kündigte Hinrichs an.

Forscher sieht Wendepunkt

Die Entscheidung, den Namen Letzte Generation aufzugeben, markiere einen weiteren Wendepunkt in der Entwicklung der Gruppe, sagt der Konfliktforscher Vincent August von der Humboldt-Universität Berlin. „Wir befinden uns als Gesellschaft insgesamt in einer Phase der Deeskalation von Klimakonflikten, die aus Sicht der Letzten Generation unerwünscht ist“, sagt August.

Das bedeutet: Die Gruppe versuche, das Klimathema immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen, komme damit aber nicht mehr durch. „Intern gibt es zudem eine ziemliche Erschöpfung durch die vielen Proteste, die Strafverfolgung, die Haftstrafen und den enormen Gegenwind aus der Zivilgesellschaft.“

Gleichzeitig erzeuge die Gruppe mit ihrer Ankündigung mediale Aufmerksamkeit, laut August eine typische Strategie der Klimaaktivist*innen. „Natürlich wird ein Großereignis wie die vorgezogene Bundestagswahl auch zum Anlass genommen, eine neue Mobilisierung zu versuchen.“ Ob dieser Versuch gelinge, werde sich zeigen, so der Wissenschaftler. Ähnliche Richtungskämpfe habe es auch bei der Letzten Generation Österreich gegeben, die sich im August aufgelöst hatte.

Entstanden war die Letzte Generation nach einem Hungerstreik vor der Bundestagswahl 2021 in Berlin. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die Protestgruppe seit Anfang 2022 vor allem durch Straßenblockaden mit Klebstoff und Farbschmierereien.

Bereits im Januar dieses Jahres hatte die Gruppe einen Strategiewechsel angekündigt, weg von den Klebeaktionen auf Straßen. Zuletzt in Erscheinung getreten war die Letzte Generation Mitte Dezember vor dem Berliner Luxushotel Adlon, wo sie gemeinsam mit anderen Klimagruppen gegen den LNG-Gipfel demonstrierte.

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24 Kommentare

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  • Hier kommt wohl nicht mehr viel. Letzte Generation ist verknackt und der Rest beerdigt. Schade.



    Liebe Mitglieder der Ex - Letzte Generation. Eine Neuausrichtung bedeutet im ersten Schritt, sich klar zu werden, was nicht funktioniert hat.



    Ich habe den Eindruck, das Ihre Eure wahren Gegner nicht erkannt habt. Diese heißen Angst und Trägheit. Und sie werden von allen genutzt, die davon profitieren.



    Dazu gibt es noch eine Menge Feinde in den eigenen Reihen. Das sind all die, die etwas brauchbares ablehnen, weil sie glauben eine bessere Lösung zu haben. Ich kann schon nicht mehr zählen, wie oft ich mit den Argument angefeindet wurde, dass eine Straßenbahn oder ein Bus ja viel besser sei als ein E-Auto. Immer wenn so etwas passiert, lacht sich der Benzin - Brauer ins Fäustchen.



    Aber zurück zu Angst und Trägheit. Angst bekämpft man, indem man hilft. Damit habe ich schon eine Menge guter Erfahrungen gemacht. Ein Rezept gegen Trägheit habe ich leider nicht.



    Also dann, Alles Gute für den Neuanfang!

  • ***Letzte Generation auf Strategiesuche***

    Die Klimaschützer von der Letzten Generation haben also eingesehen, dass ihre Aktionen nur Wut und Empörung bei den Bürgern auslösen, denn die Bürger haben keine Lust über den Klimawandel, steigende CO2-Werte oder die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder nachzudenken. Der Kampf gegen den umwelt- und klimaschädlichen Kapitalismus ist ohnehin aussichtslos, denn es wird bis zum bitteren Ende der Menschheit so weitergehen und deshalb wird es höchstwahrscheinlich auch keine Zukunft für die Menschheit mehr geben. Die Klimaschützer sollten sich lieber Aktien von RWE und anderen "Klimaerneuerern" kaufen und sich nicht mehr diesem aussichtslosen Kampf stellen, denn der Klimawandel hat sich nun einmal an unsere untätigen Politiker 'festgeklebt' und mit einem merzigen Kanzler wird das Klima sogar noch schneller 'den Bach runtergehen'.

    • @Ricky-13:

      Na, mal nicht so fatalistisch. Es gibt einen Ausweg: Geld schlägt Geld. Auf dem Stromsektor schwimmen der Fossilbranche bereits die Felle weg. Letzter Rettungshalm: Dunkelflaute.



      Die Autoindustrie hat auch schon längst der Kurs gewechselt. Nur die Kunden machen derzeit nicht mit. Elektrische Autos sind seit Jahren brauchbar und werden langsam auch bezahlbar. Deswegen wird jetzt noch mal alles versucht, damit diese Tatsachen nicht in den Köpfen potentieller Käufer:innen ankommen.



      Diese Versuche findet man auch in den Kommentarspalten der TAZ.



      Energiewende verhindern wird immer schwieriger. Jetzt verlegt man sich auf Verzögern. Also mal drauf achten, welche Politiker Windräder hässlich finden und welche den Verbrenner retten wollen! Nein, die sind nicht untätig. Sie sind die Bremser und Verzögerer.

  • "„Als wir anfingen, wäre die Regierung noch in der Lage gewesen, der Klimakatas­trophe entgegenzuwirken. Heute stecken wir mittendrin.“



    Wie bitte, unsere Regierung hätte was Wirksames gegen den Klimawandel unternehmen können? Ja was denn? Deutschland hat seine Emissionen seit 1990 um 41% reduziert und nun wird es immer schwieriger und teurer. Doch mit den 1,4% Anteil an den globalen Emissionen (oder mit den 596 Millionen Tonnen im Jahr) können wir nicht mehr machen als diese auf Null zu bringen. Doch dieser Anteil von 1,4% könnte man rein rechnerisch bestenfalls den Anstieg der Temperaturen um 0,02 °C bremsen, mehr ist physikalisch nicht drin. Deutschland ist eines der wenigen Länder, das wirklich viel getan hat - aber das wird nicht gewürdigt!



    Warum protestieren diese Leute nicht vor den Botschaften der Länder, die die großen und immer weiter steigenden Mengen an CO2 zu verantworten haben und die wirklich was Wirksames gegen den Anstieg der Globaltemperaturen machen könnten, aber nicht im Traum dran denken das zu tun?

    • @H2Wirtschaft:

      Einige Klimaaktivist*innen aus Europa waren im Ausland vor Ort um sich bei Klimaprotesten zu beteiligen, in genau den Staaten, die einen großen Anteil am Gesamtausstoß haben. Ob es sinnvoll ist, extra dafür hinzureisen, lässt sich sicher in Frage stellen - was übrigens der Grund ist, warum es nicht mehr Leute gemacht haben, soweit ich mitbekommen hab.

      Warum es nicht Protest vor den Botschaften gab, ist aber trotzdem ne gute Frage, finde ich.

    • @H2Wirtschaft:

      Zur Reduzierung der Emissionen in Deutschland hätte unsere Regierung zb kostenlos ein Tempolimit einführen können und den Ausbau erneuerbarer Energien mit dem gleichen Tempo fortsetzen können. Die Kosten dafür wären gleich geblieben, Strom wäre mittlerweile günstiger.



      Deutschland hat in Europa die höchsten pro-Kopf-Co2-Emissionen, andere Länder bekommen es offenbar mit vergleichbaren Bedingungen deutlich besser hin.

      International hätte Deutschland zusammen mit anderen Staaten bzw über die EU Sanktionen oder Strafzölle gegen Länder verhängen können, die Emissionsvorgaben nicht einhalten oder Prämien zahlen wenn diese eingehalten werden. Oder Kredite für Aufbau Erneuerbarer Energien vergeben können, die günstiger sind, als die Kredite, die der betreffende Staat sonst bekommen, bzw versuchen können, Europäische Zentralbank oder Weltbank dazu zu bewegen.

      Inwiefern die Ideen funktioniert hätten sei dahin gestellt. Aber ich denke es zeigt zumindest, dass es der Regierung eher am politischen Willen als an Möglichkeiten gemangelt hat.

      • @coeersie:

        Die pro-Kopf-Werte sind "Blödsinn", denn diese sagen überhaupt nichts zur tatsächlichen Beeinflussung des Klimas durchs CO2. Es zählen einzig und allein die Mengen in Tonnen die von einer Region oder einem Land bzw. von überall her in die Atmosphäre gelangen. Dabei spielen die nun schon sehr stark reduzierten Emissionen Deutschlands eben eine sehr kleine Rolle. Das ist Physik.



        Deshalb ist es extrem wichtig, dass auf die anderen Länder eingewirkt wird oder denen geholfen wird ihre Emissionen zu senken. Dazu sind Ihre Vorschläge durchaus sinnvoll, scheinen aber bisher nicht machbar zu sein. Leider hat es unsere Außenministerin nicht geschafft Klimapolitik mit anderen Ländern zu betreiben, obwohl sie sich eine ehemalige NGO-Chefin ins Ministerium geholt hat.

        • @H2Wirtschaft:

          Wie will man denn andere Länder dazu bewegen, etwas zu tun, was man selbst nicht tut? Mit Waffengewalt? Oder mit Geld?



          Haben Sie in letzter Zeit mal nach China gesehen? Wenn die dort im üblichen Tempo weiter machen, habe sie uns auch bald in Sachen Klimaschutz überrollt. Ganz einfach, weil es Geld spart. Viel Geld für Kohle, Öl, Gas.



          Das könnten wir auch sparen. Alle paar Tage fließt eine Milliarde gegen Öl an irgend einen Scheich. Niemand beschwert sich. Aber wenn an einem dunklen Dezembertag mal für wenige Stunden 20 % des Strom aus Nachbarländern kommt, gibt es ein Riesengeschrei. Ist das nicht irre?

  • Sehr gut, dass zu einer Neuausrichtung kommt. Wie wäre es mal mit einer Analyse der Situation?



    Bei Befragungen kommt folgendes heraus: Ca. drei viertel sind sich der Klimaproblematik bewusst. Und knapp 20% gehören in den Bereich "ich glaube nur das, was mir gefällt". Es gibt eine klare Mehrheit und es bleibt nicht mehr viel Raum für Aufklärung. Die Frage ist, warum passiert dann so wenig in Sachen Klimaschutz?



    Ich habe eine Theorie. Aber erst mal möchte ich andere Meinungen hören.

    • @Jörg Schubert:

      "...warum passiert dann so wenig in Sachen Klimaschutz?"



      Zu der Frage gehört erst einmal eine Definition, was denn "in Sachen Klimaschutz" zu tun wäre. Allgemein formuliert, würde ich sagen: Möglichst schnell möglichst viel CO2 einsparen.



      Und da sehe ich eben, dass ein Großteil der Maßnahmen, die uns als "Klimaschutz" verkauft werden, wenig wirksam bis wirkungslos, wenn nicht gar kontraproduktiv sind. Dafür aber teuer bis unbezahlbar.



      Es passiert "so wenig", weil die Konzepte, die uns vorgelegt werden, wenig zielführend und keineswegs überzeugend sind.

      • @sollndas:

        Welche konkreten Maßnahmen waren "wenig wirksam bis wirkungslos"?



        Ja doch, da fallen mit schon welche ein: Es wurde oft versucht, ein bisschen Klimaschutz mit finanziellen Vorteilen zu verbinden. Im Fall Gasheizung ist das ganz übel nach hinten losgegangen.



        Im Fall KFZ-Steuer hat es vielleicht verhindert, das mit den größer und schwerer werdenden Autos auch die Emissionen gewachsen sind. Das war zu schwach.



        Und die alten Solaranlagen liegen uns anderen auch noch übel auf der Tasche. Aber ich glaube, das war was wert. Nicht wahr, Mr. BP Solar? :-)

    • @Jörg Schubert:

      Wo passiert denn so wenig in Sachen Klimaschutz? Bei uns in D sicher nicht, denn da wurde besonders viel getan! Vergleichen Sie einfach mal die Daten der Länder und vor allem der Industrieländer danach, um wieviel Prozent diese ihre Emissionen seit dem im Pariser Abkommen vereinbarten Referenzjahr 1990 reduziert oder gesteigert haben. Ich gehe davon aus, Sie werden staunen.

      • @H2Wirtschaft:

        Ich kenne die Zahlen. Insbesondere die Industrie war sehr fleißig - auch darin, die Produktion nach China zu verlagern.



        Im Gebäudesektor haben Effizienzvorgaben so einiges gebracht. Allerdings hat die weitgehende Umstellung auf Gas so einige Nachteile. Bis hin zu dem Ärger mit den Leuten, die uns jetzt H2-ready über's Ohr hauen wollen.



        Im Verkehr hat sich nichts getan.

    • @Jörg Schubert:

      Ein Vorschlag: Abgesehen von den Milliardären erleben alle in unserer Gesellschaft einen spürbaren Wohlstandsverlust, der ursächlich mit den Massnahmen zum Klimaschutz zusammenhängt. Diese Realität führt zum Nachdenken.

      • @alterego:

        Spürbarer Wohlstandsverlust ist ein guter Punkt. Ich persönlich mache das hauptsächlich an Lebensmittelpreisen fest.



        Doch jetzt frage ich: Welche Klimaschutzmaßnahme ist ursächlich dafür verantwortlich, dass Brot und Butter doppelt so viel kosten wie vor drei Jahren?

  • Korrektur: Natürlich gibts immer eine Zukunft. Die Frage ist, ob "wir" die wollen, die uns bevorsteht.

    • @Erfahrungssammler:

      Ich glaube, so war das gemeint. "Eine Zukunft haben" heißt ja umgangssprachlich gerade eine wünschenswerte Zukunft haben.

  • "Blockaden vor Autos, Flughäfen und Straßen stünden aber erst mal nicht mehr im Fokus."



    Mit einiger Sicherheit würde eine von Fr. Merz geführte und mit CSU-Minister:innen besetzte BR ihre bisherigen offenen Verlautbarungen umsetzen und alsbald eine spürbar harte Drohbrindtsche Law-and-Order-Agenda söderlich proaktiv umsetzen sowie konsequent ordnungspolitisch durchsetzen.



    www.energiezukunft...d-gefunden-endlich



    Die Ressourcen sind auch für den Protest begrenzt, Widerstand wird in Bayern bereits präventiv gebrochen.

  • "Die Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen wollten das Thema dagegen künftig „an die Abendbrottische bringen"



    Wird ganz schön eng langsam am Abendbrottisch - erst Habeck, nun die LG die nicht mehr LG heißen will...

  • Das klingt doch gut. Die Aktivist*innen bleiben flexibel und reagieren auf veränderte Bedingungen. Letztlich ist es immer das flexible Reagieren, um der staatlichen Gewalt wenig Angriffsfläche zu bieten, die das Thema an sich hochhalten und nicht die Diskussion um die Form des Protestes. Es geht immer auch um Effektivität.

    • @Stefan Muck:

      Staatliche Gewalt ist in einer Demokratie immer auch gesellschaftliche Gewalt. Und die gab es sichtbar auf den Straßen. Deswegen finden ich den Hinweis auf Effektivität sehr gut.

  • Ich finde es selbst ein bisschen schade, dass es nicht konkret wird. Die eher bescheidenen Kernforderung der Gruppe wurden vollkommen ignoriert, sei es Tempolimit oder ein ehrlicher Diskurs. Statt dessen wurden sie mit medialer Hetze und unverhältnismäßiger rechtlicher Verfolgung überzogen. Egal was von einzelnen Aktionen zu halten ist: die aktuelle Demokratie hat vollkommen versagt, diese Bürger:innen einzubinden. Ich werde sie sehr vermissen und hoffe, dass sie sich nicht ganz entmutigen lassen.

  • So lange die nicht offen ihre Fehler ansprechen und ihre Fehler dann auch nicht mehr widerholen, sehe ich auch unter neuen Namen keine Zukunft.

    • @Cello:

      Ich sehe unter egal welcher Regierung weltweit keine Zukunft.