Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte: Jenaer Hörsaal-Besetzung beendet
Studierende der Uni Jena haben den besetzten Hörsaal wieder freigeben. Ihr Protest für den Erhalt des Lehrstuhls Geschlechtergeschichte geht weiter.
Die Studierenden geben den Hörsaal nun wieder frei, weil es neue Entwicklungen in dem Fall gibt: Der Rat der philosophischen Fakultät hat am Dienstag beschlossen, „belastbare Wege für den Erhalt der Professur für Geschlechtergeschichte“ zu prüfen. Außerdem hat das Präsidium der Universität den Demonstrierenden Gespräche über ihre Forderungen zugesichert.
„Mit dem Ende der Besetzung wollen wir der Uni einen Vertrauensvorschuss geben“, sagte Jonas, einer der Besetzer:innen, der taz. „Sobald wir merken, dass es die Uni nicht ernst meint, werden wir wieder zu Protestaktionen aufrufen.“
So oder so sei der Protest der Studierenden durch das Ende der Besetzung nicht vorbei, sagte Jonas. Er und seine Mitstreiter:innen hätten in den vergangenen zwei Wochen „viel Zuspruch“ bekommen: von Gewerkschaften, Wissenschaftler:innen verschiedener Institute, Stadtratsfraktionen und Landtagsabgeordneten. „Wir gehen gestärkt aus der Besetzung hervor.“
Bündnis hat Ziele über den Lehrstuhl hinaus
Nun wollen sich die Besetzer:innen und ihre Unterstützer:innen zu einem Protestbündnis mit dem Namen „Mehr Bildung wagen“ zusammenschließen. Die Gespräche dazu laufen gerade.
Die Gruppe will sich einsetzen für mehr Geld für die Geisteswissenschaften, Tarifverträge für studentische Hilfskräfte, mehr Mitbestimmung von Studierenden, ein entschiedenes Vorgehen gegen einen Rechtsruck in Thüringen – und eben den Erhalt des Lehrstuhls Geschlechtergeschichte. „Das Bündnis wird die Verhandlungen mit der Uni kritisch begleiten“, sagte Jonas.
Nachdem die Uni Jena zunächst wohlwollend auf die Besetzung des Hörsaals reagiert und sich gesprächsbereit gezeigt hatte, forderte sie die Demonstrierenden zu Beginn der vergangenen Woche auf, den Hörsaal freizugeben. Andernfalls würde die Uni die geplanten Verhandlungen platzen lassen.
Die Hörsaal-Besetzer:innen lehnten das ab und riefen zu einer Kundgebung im Hörsaal auf. Rund 400 Studierende nahmen daran teil.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“