Landtagswahlen in Brandenburg: AfD darf antreten – und liegt vorn
Der Landeswahlleiter lässt elf Parteien zur Landtagswahl in Brandenburg zu. Eine Umfrage sieht die AfD deutlich vor der SPD.
Neben der AfD wurden die Landeslisten von zehn weiteren Parteien und Wahlvereinigungen akzeptiert: Die anderen bislang im Landtag vertretenen Parteien SPD, CDU, Linke, Grüne und Freie Wähler werden ebenso zur Wahl stehen wie FDP, Piratenpartei, Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), Tierschutzpartei und die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer (V-Partei).
Mangels Unterstützungsunterschriften nicht akzeptiert wurde die Liste der Satirepartei Die Partei, die schon zuvor ihre Ambitionen aufgegeben hatte, über die Lokalebene hinaus zu kandidieren. Ebenfalls abgelehnt wurde die Łužyska Alianca – Lausitzer Allianz (ŁA), die bereits im Juni vom Landeswahlausschuss wegen Form- und Fristfehler als nicht wahlvorschlagsberechtigt eingestuft wurde. Die NPD hatte ihre Kandidatur nach dem für sie enttäuschenden Europawahlergebnis zurückgezogen.
Ganz ohne rechtsextreme Konkurrenz liegt die AfD in einer aktuellen Befragung des Online-Umfrageinstituts Civey mit rund 21 Prozent an erster Stelle. Bei der Landtagswahl 2014 hatte sie 12,2 Prozent geholt. Die SPD, die seit der Wende die stärkste Fraktion im Landtag und den Ministerpräsidenten stellt, würde sich fast halbieren – auf nunmehr 17 Prozent, ebenso viel wie Die Linke. Dicht beieinander liegen auch die CDU mit 16 Prozent und die Grünen mit 15 Prozent – 9 Prozent mehr als bei der Wahl vor fünf Jahren.
Koalition nur noch zu dritt
Eine Neuauflage einer rot-roten Koalition unter dem zur Wiederwahl kandidierenden Ministerpräsidenten Dietmar Woidke scheint angesichts dieser Zahlen nicht möglich. Für Rot-Rot-Grün aber könnte es reichen, ebenso für ein Bündnis aus SPD, CDU und Grünen. Eine Koalition mit der AfD, deren Landeschef und Spitzenkandidat Andreas Kalbitz einer der Strippenzieher der völkischen und vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuften Parteigruppierung Der Flügel ist, hatte zuletzt auch die CDU abgelehnt.
Sechs Wochen im Osten: Vor der Landtagswahl in Sachsen am 1. September 2019 war die taz in Dresden. Seit dem 22. Juli waren wir mit einer eigenen Redaktion vor Ort. Auch in Brandenburg und Thüringen sind bzw. waren wir vor den Landtagswahlen mit unserem #tazost-Schwerpunkt ganz nah dran – auf taz.de, bei Instagram, Facebook und Periscope. Über ihre neuesten Erlebnisse schreiben und sprechen unsere Journalist*innen im Ostblog und im Ostcast. Begleitend zur Berichterstattung gibt es taz Gespräche in Frankfurt (Oder), Dresden, Wurzen und Grimma. Alle Infos zur taz Ost finden Sie auf taz.de/ost.
Deren Spitzenkandidat Ingo Senftleben wird in seinem Wahlkreis Oberspreewald-Lausitz 1, einer von insgesamt 44 landesweit, ohne einen Konkurrenten von der AfD antreten. Wegen fehlender Unterschriften wurde der AfD-Politiker Silvio Wolf nicht zugelassen.
Nötig gewesen wäre ein unterzeichnetes Protokoll der AfD-Wahlversammlung samt eidesstattlicher Versicherung des Versammlungsleiters Olaf Kappelt. Doch dieser verweigerte seine Unterschrift, womöglich weil er selbst in dem Wahlkreis kandidieren wollte. Wegen parteischädigenden Verhaltens droht ihm nun der Parteiausschluss. Aus dem Kreistag, in den er bei der Kommunalwahl Ende Mai gewählt wurde, ist Kappelt wegen Falschangaben zu seinem Wohnsitz bereits ausgeschlossen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“