Kultur der Sommergetränke: Ein Bier, fast wie ein Spritz
Man sollte nicht immer auf den Aperol Spritz pochen. Vielleicht verpasst man sonst ein Bier, das diesem Sommergetränkeliebling in nichts nachsteht.
Es gibt Menschen, für die teilt sich das Jahr alkoholisch in zwei Jahreszeiten: Aperol Spritz und kein Aperol Spritz. Dabei währt die Spritz-Saison von Mitte März bis kurz vor Nikolaus, dem Klimawandel sei Dank.
Und es gibt Menschen, die solche Art von Redundanztrinkerei in der engeren Umgebung, höflich ausgedrückt, als etwas störend empfinden. Wie mich, der berufsbedingt ständig neue Biere ins Haus schleppt und sich das ein oder andere, vor allem die guten Tropfen, auch gerne mal teilen würde. Das andauernde „Ach nein, ich bleibe beim Spritz“ wird mich noch in die Abstinenz treiben – oder ins genaue Gegenteil.
Diese Not ist dafür verantwortlich, dass ich schon seit Jahren nach Bieren gegen die Spritz-Sucht Ausschau halte. Ein Unterfangen, das alles andere als trivial ist, denn Spritz-Trinker*innen sind erfahrungsgemäß Bier ziemlich grundsätzlich abgeneigt. Also habe ich folgendes Suchprofil entwickelt: fruchtig, spürbar bitter, zugleich süffig wie Limo. Und, noch wichtiger, das Bier soll so wenig wie möglich dem herkömmlichen Biergeschmack entsprechen.
Ich gebe hiermit bekannt: Ich habe ein Anti-Spritz-Mittel gefunden. Wenigstens in meiner Kontrollgruppe hat es zu hundert Prozent überzeugt. Es ist das Vedett Extra White, ein klassisches belgisches Witbier – das ist überhaupt ein Bierstil wie gemacht für den Sommer.
Belgisches Bier, fruchtig-süß
Das Extra White ist ein saures Weizenbier, das mit Koriander und Orangenschale versetzt wird, um seine Bitterkeit noch etwas würziger zu machen. Sie geben dem Bier außerdem eine starke Zitrusnote, die sich nicht nur im Geruch, sondern vor allem auf der Zunge breitmacht. Es stammt aus einer namhaften Brauerei in der Nähe von Antwerpen, Duvel Moortgat, ihr gleichnamiges Bier, ein alkoholisch schmeckendes Strong Ale, zählt weltweit zu den bekanntesten belgischen Bieren.
Der Antrunk ist fruchtig-süß, mit sehr dezenten Noten von Koriander und Nelken. Sehr schnell wird das Bier dann angenehm sauer und dabei nicht zu hefig, die Aromen gehen in Richtung Kiwi und Zitrone. Was auch einen großen Anteil an der Drinkability hat, ist die Kohlensäure: Das Extra White bitzelt cremig und nicht so aggressiv, wie man es vom herkömmlichen deutschen Weizenbier kennt. Im Abgang dann stechen wieder die würzigen Noten von Koriander, Nelken und etwas Honig hervor.
Aber das Bier allein war nicht der Grund für den Erfolg. Ich servierte es Aperol-like – mit ein paar Eiswürfeln und einem Streifen Orangenschale. Funktionierte hervorragend, fürs Auge wie für den Geschmack.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos