piwik no script img

Kritik an Trennung vom MuttertierAbschiedsschmerz auch bei Kühen

Tierschützer protestieren gegen die frühe Trennung von Mutter und Kalb. Alternative Aufzuchtformen existieren – und sind gar nicht so aufwendig.

Bye bye, Babykuh? Foto: dpa

Eltern schmerzt der Abschied von ihren Kindern – bei Menschen wie bei Kühen. Doch wie das Leiden lindern? Dazu haben die Tierrechtler von Peta nun eine Kampagne gestartet. Im „Goodbye Milch“-Spot sieht man, wie eine tieftraurige Mutter ihren Sohn am Bahnhof verabschiedet. In der nächsten Szene wird auf eine Kuh, die ihr Junges ableckt, geschwenkt. Kurz danach nähert sich eine dunkle Gestalt und entreißt der Mutterkuh ihr Kalb. Das sei für „Millionen Kühe in der Milchindustrie brutale Realität“.

In der Tat haben Muttertier und Kalb bei Milchkühen nicht viel voneinander: Schon nach wenigen Stunden oder am Tag nach der Geburt werden sie üblicherweise voneinander getrennt. Weshalb Peta nun zum Verzicht auf Kuhmilch aufruft, inklusive „Gewinnchance auf No-Milk-Startersets der kooperierenden Firma Oatly sowie die Möglichkeit, an einer 21-Tage-#GoodbyeMilch-Challenge teilzunehmen“. Stattdessen setzen sich die Tierrechtler für den Konsum von pflanzlichen Alternativen wie Soja- oder Hafermilch ein.

„Natürlich ist das ein Stück weit wider die Natur“, gesteht Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. Doch eine relativ schnelle Trennung nach der Geburt verursache weniger Schmerzen als eine zu lange Gewöhnungsphase, sagt Foldenauer. Kerstin Barth, die am bundeseigenen Thünen-Institut für Ökologischen Landbau zu Kälberaufzucht forscht, bestätigt das: „Je länger Kalb und Kuh zusammen sind, desto stärker die Bindung und desto größer wird auch der Trennungsstress.“

Dennoch plädiert Barth für eine spätere Trennung, wie sie zum Beispiel bei der alternativen muttergebundenen Kälberaufzucht praktiziert wird. Mutterkuh und Kalb bleiben dabei mehrere Wochen oder sogar Monate zusammen. Das bedeute nicht nur mehr Zuwendung und Fürsorge für das Junge, sondern auch eine bessere Entwicklung des Sozialverhaltens. „Die Vorteile für das Tierwohl überwiegen“, sagt Barth. Wichtig sei nur, dass die Trennung nach der längeren Gewöhnungszeit möglichst schonend abläuft.

Auch viele VerbraucherInnen befürworten eine spätere Trennung. So sprachen sich in einer repräsentativen Umfrage der Universität Göttingen und der University of British Columbia 39 Prozent dafür aus, für eine frühe Trennung hingegen nur 18 Prozent.

Der Liter kostet 26 Cent mehr

Doch nur wenige Höfe praktizieren eine alternative Aufzuchtsform. Auch für Bio-Milchbauern ist diese nicht verpflichtend. Bundesweit 43 Höfe hat die Welttierschutzgesellschaft aufgelistet, die muttergebundene Aufzucht betreiben oder mit Ammenkühen arbeiten, die die Kälber aufziehen.

Ein Grund dafür ist laut Barth, dass die Ställe normalerweise nicht für das Zusammensein von Kalb und Kuh gestaltet sind. Die Ställe umzubauen sei mit entsprechenden Kosten verbunden. Wenn das Kalb länger bei der Mutter bleibt, trinkt es zudem mehr Milch, die dann nicht mehr verkauft werden kann. Die alternative Milch müsste also im Verkauf wesentlich teurer sein.

„Alle wollen die Haltung, aber nicht den Preis dafür bezahlen“, sagt jedoch Martina Bressel, die mit ihrer Familie im brandenburgischen Chorin den Demeter-Hof Schwalbennest betreibt. Die Kälber bleiben hier bis zu acht Monate bei der Mutter. 1,35 Euro kostet der Liter Vollmilch bei Bressels, ein Liter konventionelle Bio-Vollmilch kostet derzeit etwa ab 1,09 Euro.

Verkauft wird die Milch direkt vom Hof als Rohmilch, ähnlich wie bei anderen Höfen, die auf eine der alternativen Aufzuchtsformen setzen. Manche liefern auch an Molkereien. Doch diese erfassen die „alternative“ Milch nicht separat. Die VerbraucherInnen wissen also nicht, ob sie mit ihrem Milchkauf das längere Zusammensein von Kuh und Kalb unterstützen. Wahrscheinlich ist das einer der Hauptgründe, warum sich das tierfreundlichere Aufzuchtkonzept nicht durchsetzt: „Die Vermarktungsfrage ist wichtig, die Milch muss als solche gekennzeichnet sein“, sagt Thünen-Forscherin Barth.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

27 Kommentare

 / 
  • Leider tragen die hehren Propheten Fleisch- und Milch-loser Bessermenschlichkeit auch mit dazu bei, dass sich zu wenig zu langsam verändert.

    In Bioläden und selbst in Massensupermärkten wie Rewe & Co kostet die billigste Soja- oder Reismilch oft gleich viel oder sogar viel mehr als die teuerste Biomilch von handgestreichelten Kühen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Fermentieren von ein paar Getreidekörnern mehr kostet als der riesen Aufwand an Zeit, Platz, Futtermitteln etc., der für Tierzucht betrieben werden muss.

     

    Klar, qualitativ hochwertiges Biofleisch kann natürlich nicht günstiger sein als Billigware aus der Massentierhaltung. Aber bei Getreide-Milchersatzprodukten müssten die guten tierlosen Alternativen doch eigentlich viel günstiger sein als tierische Milch?

     

    Ich habe den Eindruck, dass die Bio-vegan-Alternativbranche hier z.T. ganz bewusst so kalkuliert, dass sie lieber mit überteuerten Lifestyle-Produkten für besserverdienende Grünen-Wähler Reibach macht, als mal statt "überteuerter Lifestyle für Eliten" auf "bezahlbare Alternative für alle" zu setzen.

    (Siehe auch: Wie ein paar getrocknete Wirsing-Blättchen für 3,99 als "superfood Kale chips" vermarktet werden.)

    Die tolle Firma Oatley, die in der im Artikel genannten Aktion mit Peta kooperiert, ruft für ihre Milchalternativen a.k.a. Wasser mit etwas Zucker und Getreideferment komplette Mondpreise von über 3€/l auf!

     

    Wer seine billig produzierbare Veganware derart als höchstpreisiges Supigutfood für Supigutmenschen mit supigroßem Geldbeutel vermarktet, sollte nicht gleichzeitig drüber lamentieren, dass der Normalverdiener dann halt doch weiter zur Tiermilch greift.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @kami:

      Der Haferdrink von Oatley, der ohne Zusatzgeschmack, enthält keinen zugesetzten Zucker.

       

      Ferner: wozu braucht man überhaupt Alternativen zur Milch? Wer meint, er brauche die, soll sie doch bezahlen. Wen juckt's?

       

      Rege ich mich drüber auf, dass irgendwelche Fleischfetischisten soviel Geld für ein Kilo "dry-aged beef" ausgeben, wie ich in einer ganzen Woche nicht für mein gesamtes Essen? Nö, tu ich nicht!

       

      Also, was soll die "Echauffage"? Mal wieder grüne/wohlhabende/ekelhafte Gutmenschen bashen oder wie?

      • @849 (Profil gelöscht):

        Stimmt so nicht,aber der Zuckergehalt von Oatly war auch nicht der Punkt. Wissen Sie aber selber, oder?

         

        "Also, was soll die "Echauffage"? Mal wieder grüne/wohlhabende/ekelhafte Gutmenschen bashen oder wie?"

         

        Nö, das war so auch nicht der Punkt oder die Aussage. Aber Sie scheinen sich von dieser Ihrer eigenen Feindbildformulierung ja irgendwie selbst angesprochen zu fühlen.

        Also nochmal - auch für Marzipan, der mir schrieb:

         

        "Sie sind es, der/die absurderweise lamentiert, weil diese Unternehmen sich unternehmerisch-gewinnmaximierend und insofern nicht besonders ethisch verhalten."

         

        Erstens glaube ich nicht, dass es rechnerisch am Ende auf weniger rauskommt, gesunde und ethische Ernährung mit etwas weniger Marge vielen anzubieten, als sie mit etwas mehr Marge an eine kleine Elite zu verkaufen.

         

        Zweitens hätte ich der Oatly-Peta-Kombi ja gar nicht vorgeworfen, unethische bzw. scheinheilige Politik zu betreiben, wenn die sich nicht SELBER als die Guten darstellen würden, denen doch bitte mehr Menschen folgen sollten - z.B. durch den in der Peta-Oatly-Aktion angepriesenen Umstieg von Tiermilch auf Oatlykörnermilchdrink. Die sagen eben gerade nicht, werter Herr Atalaya, dass es ja auch ohne geht.

        Macht auch durchaus Sinn, denn auch wenn Sie vielleicht nur noch Linsen Statt Milchkaffee zu sich nehmen, wird man wohl mehr Leute überzeugen können, wenn Sie auf die Milch nicht ganz verzichten müssen wo's doch auch lecker Haferdrinks gibt. Die noch dazu günstig und umweltfreundlich zu produzieren sind, so dass hier (z.B. im Gegensatz zu Fleisch) gar kein Komplettverzicht nötig wäre.

         

        Wenn sich nun also einer hinstellt und sagt: "Wir gut, ihr müsst euch ändern. Milch schlecht. Haferdrink gut." - DANN erwarte ich schon, dass die nicht gleichzeitig eine künstliche Preispolitik betreiben, die das einer zahlungskräftigen Minderheit vorbehält und den anderen nur schlechtes Gewissen.

         

        Ähnliches gilt auch parteipolitisch bezügl. Ökopolitik nur für Besserverdiener.

    • @kami:

      > Wer seine billig produzierbare Veganware derart als höchstpreisiges Supigutfood für Supigutmenschen mit supigroßem Geldbeutel vermarktet, sollte nicht gleichzeitig drüber lamentieren, dass der Normalverdiener dann halt doch weiter zur Tiermilch greift.

       

      Gehen Sie getrost davon aus, dass, wer diese Vermarktungspolitik betreibt, keineswegs über irgendetwas lamentiert, sondern eine knallharte und genau durchkalkulierte Preispolitik macht.

       

      Sie sind es, der/die absurderweise lamentiert, weil diese Unternehmen sich unternehmerisch-gewinnmaximierend und insofern nicht besonders ethisch verhalten.

       

      Vermutlich deshalb, weil sie damit rechnen können, dass die ökologisch bewussten Verbraucher noch immer im Gefühl leben, durchweg gemeinsame Interessen mit der "Bio-vegan-Alternativbranche" zu haben; weshalb sie offenbar automatisch auch mit einer Art Solidarität dieser Branche rechnen, die sie selbst schließlich auch üben - über die Zahlung sehr hoher Preise.

       

      Ein fataler Irrtum.

      • @Marzipan:

        Antwort siehe auch oben, hab' einen Teil davon in die Antwort an Atalaya mit eingebaut.

         

        Ihrem letzten Absatz würde ich übrigens zustimmen, nur verstehe ich nicht, wie der sich als Kritik auf meinen obigen Kommentar bezieht. Der unterliegt bzw. ich unterliege doch gerade nicht diesem Irrtum, sondern benenne doch vielmehr die Scheinheiligkeit der ganzen Sache.

  • Im Rahmen unserer KUH+DU Kampagne haben wir, wie bereits im Text erwähnt, eine bundesweite Hofliste zur mutter- und ammengebundenen Kälberaufzucht erstellt. Hier wird den Kälbern über mehrere Wochen hinweg eingeschränkter oder uneingeschränkter Kontakt zur Mutter und/oder einer Ammenkuh ermöglicht. Die meisten der aufgelisteten Höfe setzen zudem auf robuste Rassen statt Hochleistungskühe, lassen den Kühen ihre Hörner und haben Laufställe mit Weidezugang. Derzeit ist die mutter- und ammengebundenen Kälberaufzucht noch eine Nische – es fehlen Beratungs- und Verarbeitungsstrukturen, um diese Formen der Kälberaufzucht in die Fläche zu tragen. Einige Landwirte haben sich dennoch bereits für diesen Weg entschieden und erklären auf unserer Website auch weshalb. Zur Hofliste: http://bit.ly/hofliste

  • Wie jedesmal bei dem Thema Landwirtschaft, schwirren wieder halbwahrheiten und selbstkonstruirte Wahrheiten durch dieses Forum.

    Die Anzahl von Schlachtkälbern ist in D sehr gering.

    Kälber zur Nachzucht (Weiblich) und Mast (überwiegend Männlich) können nach der Geburt nur Milch verdauen (Labmagen) und werden erst über Monaten zu Wiederkäuern.

    Kälber erhalten das Kolostrum ihrer Mutter, zur Stärkung der Abwehrkräfte. Nach etlichen Tagen wird dem Kalb zusätzlich zur Milch Heu und Wasser beigegeben, um die Ausbildung der anderen Mägen anzuregen.

    Da die Kälber am Anfang mit der Hand gefüttert werden, können auch schwächere Kälber (Mehrlinge, Frühgeburten) versorgt werden, die in der freien Wildbahn eingehen würden.

    Ob und wie stark die Kuh ihr Kalb vermisst, wenn es gleich nach der Geburt weggenommen wird, ist natürlich zu diskutieren, aber Beweise gibt es halt nicht, weil keiner mit der Kuh reden kann.

    Aber was ist dann mit den Kälbern auf Weiden, wo sich wirklich eine Herde entwickelt, und dann das Kalb von einem Wolf gerissen wird ? Wer hat da Mitleid mit der Kuh ?

    Mann muss PETA verstehen, es geht um Spenden und das eigene Wohl.

    Es währe halt wünschenswert wenn solche Organisationen Fachlich argumentieren würden und nicht nur ideologisch.

    • @Günter Witte:

      "Ob und wie stark die Kuh ihr Kalb vermisst, wenn es gleich nach der Geburt weggenommen wird, ist natürlich zu diskutieren, aber Beweise gibt es halt nicht, weil keiner mit der Kuh reden kann."

       

      Doch kann man, wenn man will. Einfach danebenstellen und zuschaun. Kommunikation findet zum Grossteil nonverbal statt und wer will hört und sieht sehr viel.

       

      "Aber was ist dann mit den Kälbern auf Weiden, wo sich wirklich eine Herde entwickelt, und dann das Kalb von einem Wolf gerissen wird ? Wer hat da Mitleid mit der Kuh ?"

       

      Findet ja auch ständig statt, wir sind sozusagen umzingelt von Raubtieren!

      Ansonsten wird ein empfindungsfähiger Mensch auch hier Mitgefühl haben.

       

      Sie drehen sich die Fakten gerne so hin, dass sie die üblen Umstände rechtfertigen. Bei so viel Selbstbetrug kommt man mit Argumenten nicht mehr weiter, da helfen nur Schocks oder Gesetze.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Günter Witte:

      In der EU, so kann man lesen, werden 800000 Kalbfleisch produziert. Deutschland hat daran einen Anteil von 6%. Laut Albert-Schweitzer-Stiftung, die ihre Zahlen vom Statistischen Bundesamt hat, beläuft sich die Zahl der geschlachteten Kälber hierzulande auf 336.683 (https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/mastkaelber/2). "Sehr gering" ist was anderes.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Günter Witte:

      ...die Wahrheit ist, die meisten sog. Landwirte kennen nicht einmal den Unterschied zwischen einer Kuh und einem Traktor.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Für so was gibt es ja, Gott sei Dank, Fachleute wie Sie. Bitte erhellen Sie mich.

    • @Günter Witte:

      Hallo,

      auf den Höfen, auf denen ich gearbeitet habe, werden die Kälber direkt nach der Geburt so gestellt, dass sie nicht ans Euter kommen und einige Tage später komplett von der Mutter getrennt.

      • @Conny Franke:

        Habe ich was anderes geschrieben ?

    • @Günter Witte:

      wenn alle weiblichen Kälber zur Nachzucht verwendet würden, würde sich der Milchviebestand im Lebensabschnitt jeder Kuh verdoppeln-nur um der Wahrheit ein bisschen zu ihrem Recht zu verhelfen!

      • @noncarnnever:

        Entschuldigung, war nicht präzise Formuliert, natürlich gehen, welche nicht zur Zucht geeignet sind, in die Mast (Färsenfleisch). Außerdem geht ein Teil der weiblichen Zuchttiere in den Export.

  • Milch für den Verkauf gibt es nur, wenn eine Kuh regelmäßig gekalbt hat und die meisten Kälber in der Milchwirtschaft eben gesclachtet werden. Das gilt insbesondere für männliche Kälber, von denen nur ganz wenige überleben müssen.

     

    Ist die Milchleistung der alternden Kuh nicht mehr rentabel, wird sie geschlachtet.

     

    Anders ist es nur bei den Anthroposophen. Die schlachten nicht, sondern verkaufen die Kühe und Kälber dann. Da ist es der (alleinigen?) Ethik des Käufers überlassen, was aus den Tieren wird.

    • @Celsus:

      //http://www.fnp.de/ratgeber/kochenundessen/Bio-Bauer-im-Gespraech-Schlachtung-gehoert-dazu;art306,811996

  • Es war noch zu keiner Zeit schön des Menschen Nutztier zu sein, egal wie viel man für die Milch ist bereit zu zahlen....

  • Meine Biomilch kostet eh schon 1,19 pro Liter. Die paar Cent mehr würde ich für noch glücklichere Kühe gerne bezahlen!

    • @Cededa Trpimirović:

      > Meine Biomilch kostet eh schon 1,19 pro Liter. Die paar Cent mehr würde ich für noch glücklichere Kühe gerne bezahlen!

       

      Nur 15% der deutschen Milchproduktion wird als Trinkmilch verkauft. Der weitaus größere Teil wird zu Milchprodukten verarbeitet, wobei vor allem die Käseherstellung einen großen Teil ausmacht: pro kg Käse benötigt man zwischen 4 kg (Frischkäse) und 13 kg Milch (Hartkäse). Bei mittelfestem Schnittkäse verzehnfacht sich also die Preisdifferenz dann schon.

       

      Hier diskutieren ein paar Bäuerinnen das Für und Wider der muttergebundenen Kälberaufzucht:

      //http://www.agrar.de/landfrauen/forum/index.php?PHPSESSID=854eeb1f40d0c2e4db6b7b2f377f01ae&topic=66921.0

       

      Unser Garten grenzt übrigens an eine Wiese, auf der sommers immer vier weiße Charolais-Kühe ihre Kälber großziehen dürfen (und wir leisten gelegentlich Hebammendienste). Die Familie eines konventionell bewirtschafteten Hofes deckt damit den eigenen Kalbfleischbedarf, das Milchvieh kommt natürlich nicht in den Genuss. Aus eigener Anschauung weiß ich also: Kühe sind durchaus fürsorgliche Mütter, wenn man sie lässt.

  • Zitat: „Alle wollen die Haltung, aber nicht den Preis dafür bezahlen“.

     

    Das ist Unsinn! Und wie war das gleich nochmal? Ach ja: Vertrauen wagen!

     

    In meinem Umfeld würde die Hälfte aller Menschen deutlich mehr für Milchprodukte bezahlen, deren Herstellung mit weniger Tierleid verbunden ist. Diese Hälfte würde auch einen Teil der konsumierten Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzen – wenn das Angebot nicht immer noch so grottig wäre. Jeder will sich an ALDI orientieren.

     

    Das Problem ist mal wieder, dass alle die Verantwortung beim jeweils Anderen sucht, nicht bei sich selber. Die Bauern sagen, sie können nicht vernünftig produzieren, weil die Kunden nicht vernünftig konsumieren. Und die Kunden behaupten, sie können nicht vernünftig konsumieren, weil die Landwirte nicht vernünftig produzieren. So wird das nichts.

     

    Nein, es wird keinen großen Knall geben, nach dem alles plötzlich völlig anders und viel besser ist. Verhaltensweisen ändern sich nur langsam. Es erfordert nämlich Mut und Risikobereitschaft zu tun, was (erst) sehr wenige tun. Man kann scheitern damit. Aber scheitern werden wir definitiv auch dann, wenn wir weiter machen wie bisher.

     

    Der Mensch ist noch nicht lange auf der Erde unterwegs, aber immerhin lange genug um zu wissen: Arten, die sich an veränderte Umstände nicht anpassen können, sterben aus. Wir Menschen sind es, die die Welt verändern. Und zwar sehr viel schneller, als uns selber. Wir also sind es, die entscheiden müssen: Entweder wir verändern die Welt langsamer, oder wir passen uns schneller an.

     

    So lange wir auf immer schnellere Veränderungen aus lauter Zukunftsangst und Untertanenfrust mit immer langsamerer Anpassung reagieren, haben wir genau die gleichen Chancen, die auch die Dinosaurier hatten nach dem großen Meteoriteneinschlag: Gar keine.

  • Wieviel Milch trinkt jemand, dem 26cent pro Liter zu viel sind?? Ach so, was kostet der Liter Milch im Aldi? €0,55?

    Echt übel!!

    • @Melchior Friedemann:

      Bei Aldi kostet Milch 70 cent. Die Milchpreise sind im Moment leider sehr hoch.

      • @Tim Leuther:

        "SEHR HOCH"??? In welchem Konsumparadies leben Sie denn? Schon mal mitverfolgt, welcher Aufwand für 1l Milche getrieben werden muss? Und welche Folgen das für die Tiere und produzierenden Menschen das hat?

         

        Wie viel kostet 1l Bier, Saft oder auch nur Mineralwasser?? Ein bischen mehr als 70ct, und trotzdem wird es nur zum VERGNÜGEN in rauhen Mengen gesoffen.

         

        Kommen Sie mir nicht mit "hohen Kosten".

  • Mit dem längeren Zusammenleben kommt auch eine höhere Überlebenschance für das Kalb.

     

    Wer schon mal die Liebesbedürftigkeit eines abgeschottet gehaltenen Kalbs erlebt hat, kann nicht länger ignorieren, dass Tiere die gleichen Bedürfnisse haben wie Menschen - wir sind auch nur Tiere.

     

    Die "schnelle schmerzlose Trennung" ist absolute Ignoranz: wer schon mal Mutter und Kalb stunden- und tagelang schreien hat hören, weiss dass das daherphantasiert ist. Schliesslich ist die Mutter ja lange genug trächtig, dass sie um ihr Kind weiss.

     

    Ich zahle ohne zu zucken mehr für Milch - schon seit Jahren. Auf die paar Cent kommt es wirklich nicht an, man muss sich ja nicht von Milch ernähren.

  • Das wird schon seit Jahrzehnten kritisiert. Der Hauptgrund dafür, daß das gemacht wird, liegt einfach darin, daß die Kälber Milch trinken und man dann dementsprechend weniger/teurer verkauft. Daß es den Tieren weniger weh täte, ist vorgeschoben.

     

    Ich verstehe sowieso nicht, wozu man soviel Milch braucht. Sind die Leute einfach nicht willens, irgendwelche Konsumeinschränkungen zu akzeptieren? Genauso, wie sie nicht willens sind, zu Fuß einzukaufen, sich ein kleineres Auto zu kaufen, nur einmal die Woche Fleisch zu essen, usw.?

     

    Das ist unfaßbar. Der Egoismus, zu dem die Menschen fähig sind. Dieses Fressertum. Nach mir die Sintflut... manchmal schämt man sich, zur selben Spezies zu gehören.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @kditd:

      Offenbar sind sie nicht nur nicht willig, sondern sie fangen immer gleich an zu weinen, wenn sie sich nicht jedes Jahr noch mehr Dreck zu noch billigeren Preisen reinschieben können. Alles so teuer, schneufz. Die Milch bei ALDI kostet echt 70 Cent. Unglaublich! Das hat mich als jemand, der schon lange nicht mehr weiß, was diese ekelige weiße, krebsbegünstigende, hormonverseuchte Eiterbrühe kostet, wirklich geschockt. So teuer ist dieser Dreck, dabei produzieren doch die armen Milchbauern immer mehr Milch und verkaufen das Zeug in getrockneter Form in der ganzen Welt, auch da wo die Menschen gar keine Milch vertragen. Da müsste einem doch eigentlich was gezahlt werden, wenn man den ALDI von seinen Milchtüten befreit.