piwik no script img

Kritik an Plug-in-HybridenKlimakiller mit Staatsförderung

Im Realbetrieb stoßen Plug-in-Hybride bis zu 7-mal so viel CO2 aus wie offiziell angegeben. Darum fordert die DUH, sie nicht mehr zu fördern.

Der Name täuscht: Tatsächlich zum Laden eingesteckt werden Plug-in-Hybride nur selten Foto: Jorge Silva / Reuters

Der Bundesregierung gelten sie offiziell als Klimaschützer: Sogenannte Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge, die sowohl einen Benzin- als auch einen Elektromotor haben und deren Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann. Die Anschaffung wird vom Staat mit bis zu 4.500 Euro unterstützt, als Dienstwagen werden sie geringer besteuert, und weil Plug-in-Hybride ebenso wie reine Elektroautos mit dem Buchstaben „E“ am Ende des Nummernschilds gekennzeichnet werden, dürfen sie in manchen Kommunen kostenlos parken und vereinzelt sogar Busspuren benutzen.

Begründet wird diese Förderung mit der angeblichen Klimafreundlichkeit der Fahrzeuge. Und tatsächlich ist der CO2-Ausstoß pro Kilometer auf dem Papier gering: Die Werte liegen zwischen 25 und 90 Gramm – und damit weit unterhalb von vergleichbaren reinen Benzinern und unter dem EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm.

Doch das stimmt nur, wenn der Wagen tatsächlich zum Großteil mit dem Elektromotor angetrieben wird. Das sei aber in der Praxis nicht der Fall, meint Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Fahrzeuge verfügten oft nicht über Schnellladetechnik, sodass das Laden extrem lange dauere.

Zudem würden sie oft als Dienstwagen zugelassen, die die NutzerInnen mit einer Tankkarte betanken könnten. „Damit gibt es keinen Anreiz, sie zu Hause zu laden“, meint Metz. Von Händlern ist zu hören, dass bei gebrauchten Hybridfahrzeugen das Ladekabel oft gar nicht ausgepackt worden sei. Und selbst wenn die Fahrzeuge geladen werden, ist die Batterie so klein, dass sie schon nach kurzer Zeit wieder mit Benzin fahren müssen.

Und dann sieht die Klimabilanz völlig anders aus als auf dem Papier. Das zeigen Tests, die die DUH mit mehreren Modellen durchgeführt hat. So stieß eine Mercedes A-Klasse statt der offiziell angegebenen 28 Gramm CO2 pro Kilometer im realen Betrieb 128 bis 209 Gramm aus. Bei einem Volvo XC40 waren es statt 50 Gramm bis zu 362 Gramm, wenn die Batterie leer war. Beim Porsche Cayenne E-Hybrid wurden statt der angegebenen 89 Gramm bis zu 500 Gramm gemessen, wenn das Fahrzeug im „SportPlus“-Modus gefahren wurde.

Verkehrsexperte Axel Friedrich, der die Tests für die DUH durchgeführt hat, findet es „pervers“, dass die Fahrzeuge als umweltfreundlich beworben werden dürfen. Die DUH fordert darum, dass die Bundesregierung die Förderung von Plug-in-Hybriden beim Autogipfel in der nächsten Woche beendet. „Es muss Schluss sein mit milliardenteuren Scheinlösungen, die dem Klima nicht nützen, sondern sogar schaden“, sagte Barbara Metz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Hybrid in groooß ...

    Was ist eigentlich mit den hybriden E-Lastern, dieser Teststrecke an der A5 in Hessen.

    www.autozeitung.de...hweden-130948.html

    Ach so, wegen Corona sehe ich dort nix, bei meinem gelegentlichen Vorbeikommen.

    Müßte die DUH eigentlich ebenfalls verbieten lassen, denn die Hybridlaster, soweit sie dann mal fahren, werden primär und weiterhin mit Diesel betrieben.

    Die Mini-Batterien, auf der Teststrecke eher auch nur "mini" aufgeladen, sie treiben den Truck bestenfalls 20 bis 30 Kilometer;

    oder wer weiß da mehr?

  • Leider sehen die deutschen Hersteller den Hybrid immer noch als ökologisches Feigenblatt und liefern halbgare Lösungen.



    Mein vier Jahre alter Toyota Auris Hybrid (ohne Plug-in) hat in meinem Fahrprofil (viel Landstraße und Stadt, wenig Autobahn) einen realen Verbrauch von 4,2l Benzin pro 100km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 97,5 g/km. Hauptnutzen des Hybrids bei Toyota ist es, den Verbrenner in einem optimalen Lastbereich zu betreiben oder bei Geschwindigkeiten bis ca 7km/h ganz abzuschalten und beim Bremsen zu rekuperieren.



    Den Auris gab es übrigens damals als auch als reinen Benziner und als Diesel, der Hybrid ist schwerer als der Benziner, aber leichter als der Diesel.



    Die technische Komplexität ist eher geringer als bei einem modernen Benziner. Es gibt keinen Turbolader, deshalb auch keinen Partikelfilter, keine Kupplung (schon gar keine doppelte), ein sehr simples Getriebe, die Funtionen von Anlasser und Lichtmaschine werden von von den beiden Elektromotoren übernommen.

  • individual-und privatvergnügen autofahrten selbstverantwortlich einschränken. klima- und umweltschutz sind nur mit individuellem verzicht zu schaffen. freier öffentlicher verkehr inkl. bahnfahrten für alle. alle autos sind scheisse. und autofahren ist längst nicht mehr sexy. voll uncool in fact.

    • @Nafets Etnep:

      Wer finanziert den kostenlosen ÖV? Momentan wird dieser ordentlich von den Autofahrern quersubventioniert. Zudem würden dann hauptsächlich Fahrradfahrer und Fußgänger umsteigen. Ich nutze das Auto, weil der ÖV momentan bei uns in der 120k-Einwohner-Stadt aus zeitlicher Sicht keine brauchbare Alternative darstellt. 1h Zeitverlust pro Tag im Vergleich zum Auto sind einfach nicht tragbar. Erhöhte Kosten nehme ich dafür gerne in Kauf.

    • @Nafets Etnep:

      Jaja - die alte Leier.



      Dem Pendler auf den Land den "wahren Preis" zahlen lassen um damit den Stadtmenschen den Bus zu finanzieren.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @Nafets Etnep:

      "freier öffentlicher verkehr inkl. bahnfahrten für alle"

      ist doch uncool, viel zu gefährlich. Nicht ohne Grund müssen dort alle Masken tragen.

      Gerade weil außerhalb wohnend und dennoch relativ gut angebunden, so haben wir den ÖPNV immer gern genutzt; seit März 2020 nicht mehr ...

  • 7G
    75787 (Profil gelöscht)

    Plug-in Hybride sind bis auf wenige Ausnahmen ( i love hybrid) Technikungetüme, Redundanz bei Getriebe, Kupplung etc obligatorisch. Ergo zusätzliches Gewicht, wartungsintensiv, Reparaturanfällig...alles andere als zukunftsweisend. Am besten Fahrradfahren.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @75787 (Profil gelöscht):

      Ist für die im Artikel primär genannten Dienstwagen eher nicht von Belang.

      Da zahlen wir alle und nicht zuletzt über die 1% - Regel den Unterhalt gern mit und herkömmliche (fullservice) Leasingverträge, laufen bestenfalls drei Jahre.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Ne, ne, man sollte das mit den Hybriden eher positiv sehen.

    Sie sind die wahre Übergangstechnologie, ehe das reine E-Mobil in vielleicht zehn ++ Jahren den gleichen Nutzwert bietet wie heute ein Diesel.

    Technisch sicher etwas aufwendiger, aber dafür ohne Stressfaktor wegen fehlender Ladeinfrastruktur oder gar kalten Nächten unter der Laternengarage, die einem die abends angegebene Reichweite zum nächsten Morgen wie von Geisterhand dann deutlich reduzieren.

    Gerade im beruflichen Umfeld -sage ich als langjähriger Nutzer eines Dienstfahrzeuges- geht es eben nicht um solvente Eigenheimer mit viel Platz auf dem Grundstück für so einen e-mobilen Brötchenholer als Zweitwagen.

    Da geht es um Verfügbarkeit, um Zuverlässigkeit unter jedweden Bedingungen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Nur, mit Steuermitteln den Kram finanzieren muss nicht sein. Auch die "grossen" elektrischen nicht.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Wer nicht zwischen 60.000 und 80.000€ für einen Tesla mit einer Reichweite um die 500 km ausgeben kann und einen kleinen Franzosen bevorzugt mit ca. 220 km Reichweite, kann sich diesen "Luxus" auch nur erlauben, wenn das Auto ausschließlich auf Kurzstrecke gefahren wird und eine akzeptable Lademöglichkeit vorhanden ist.



      Für deutlich weniger Geld gibt es einen sparsamen Verbrenner ohne Restriktionen, zumal e-Mobile in der CO2 Bilanz derzeit keinen Vorteile haben.



      Ich frage mich immer, welches Vorstellung die Elektro-Ideologen von der Alltagspraxis eines Normalbürgers haben.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Sehe ich ebenso!

        Treibt der E-Hype skurrile Stilblüten

        Vielleicht bin/war ich kein "Normalbürger", aber rund 40.000 km mit den Dienstwagen war schon Standard.

        Das mutet sich heute und richtigerweise wohl kaum ein Unternehmen mit reinen E-Mobilen zu.

  • Aus den im Artikel erwähnten Gründen fahren die meisten Plug-In-Hybride i.d.R. mit Verbrenner. Nun muss der Verbrenner zusätzlich noch das Gewicht des elektrischen Teils mitschleppen, was im Verbrennerbetrieb den Verbrauch deutlich erhöht.



    Meiner Ansicht nach ist ein serieller Hybrid sinnvoller. Eine "kleine" Batterie mit 100km Reichweite dürfte schon über 90% der Fahrten erschlagen. Zudem können so die Vorteile des Elektromotors viel besser ausgeschöpft werden. Dann kann auch eine im Vergleich zu Kolbenmotoren deutlich kleinere, leichtere und wartungsärmere Mikrogasturbine als Reichweitenverlängerer eingesetzt werden.

  • Tja. Vertrauen und die Autoindustrie. Wir sind selber doof, wenn wir denen noch irgendetwas glauben. Es ist Zeit, dass wir das fatale Abhängigkeitsverhältnis beenden.

    Ich meine auch, dass die e-SUVs keine staatliche Förderung verdienen. Nur das, was uns in die richtige Richtung bringt (und das heisst nun mal (1) weniger und (2) kleiner) sollte gefördert werden.