piwik no script img

Kritik an Corona-MaßnahmenHinterher nicht immer schlauer

Je erfolgreicher die Coronamaßnahmen sind, desto leichter fällt es, sie im Nachhinein für unnötig zu halten. Über das Präventionsparadox.

War doch alles gar nicht nötig, behaupten die KritikerInnen der Maßnahmen Foto: Jens Gyarmaty

Wer die Regierung kritisieren möchte, hat es in der Coronakrise noch einfacher als sonst: Denn je erfolgreicher die Politik dabei ist, die Verbreitung des Virus einzudämmen, desto stärker können sich all jene bestätigt fühlen, die die Gefahr von Anfang an für übertrieben gehalten haben. Und natürlich trifft solche Kritik auch Medien, die – wie die taz – den Kurs der Regierung im Großen und Ganzen unterstützt haben: War doch alles gar nicht nötig, behaupten die KritikerInnen der Maßnahmen.

Widerlegen lässt sich das nicht so einfach, denn einen empirischen Vergleich, was passiert wäre, hätte man die Virusgefahr ignoriert, gibt es bisher nirgends. Großbritannien und die USA, die einen solchen Kurs kurzzeitig verfolgt haben, geben immerhin einen Eindruck davon, wie viel höher die Infektions- und Todeszahlen ausfallen, wenn zu spät reagiert wird. Aber durchziehen mochten die dort Regierenden diesen Kurs dann lieber doch nicht.

Keine Frage: Auch in Deutschland hat die Regierung nicht alles richtig gemacht. Anfangs wurde die Gefahr unterschätzt. Unzutreffende Vergleiche mit der Grippe und falsche Aussagen zur angeblichen Unwirksamkeit von Masken gab es zunächst auch vom Robert Koch-Insitut und von Gesundheitsminister Jens Spahn zu hören. Doch die Politik hat – ebenso wie die allgemeine Öffentlichkeit – in der Krise schnell auf neue Erkenntnisse reagiert.

Dass dabei an manchen Stellen auch überreagiert wurde, ist offensichtlich – und wurde in der taz auch thematisiert: Allein auf einer Wiese ein Buch zu lesen, hätte das Infektionsrisiko vermutlich ebenso wenig erhöht, wie der Aufenthalt im eigenen Ferienhaus in Mecklenburg. Und ob Besuche in Altenheimen mit guten Schutzmasken nicht schon früher wieder vertretbar gewesen wären, kann man diskutieren.

Die Kontaktbeschränkungen waren sinnvoll

Dass aber ein Großteil der Maßnahmen überflüssig war, dafür gibt es wenig Belege – auch wenn viele KritikerInnen das behaupten. Als angeblicher Beweis wird oft angeführt, dass die Zahl der neuen Corona-Infektionen in Deutschland schon zurückgegangen ist, bevor die Kontaktbeschränkungen überhaupt in Kraft getreten sind.

Die Politik musste die Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen übernehmen

Und tatsächlich kann die vom Robert Koch-Institut veröffentlichte Kurve der täglichen Neuerkrankungen diesen Eindruck vermitteln: Sie hatte ihren Höhepunkt am 19. März – und damit schon kurz bevor die Kontaktbeschränkungen am 22. März verkündet wurden. Dass diese überflüssig waren, folgt daraus aber nicht, meinen WissenschaftlerInnen. Zwar habe schon das vorherige Verbot von Großveranstaltungen und das Schließen von Schulen, Kitas und den meisten Geschäften einen großen Effekt gehabt, schreiben sie im Wissenschaftsmagazin Science.

Doch erst die Kontaktbeschränkungen hätten die Ansteckungsrate so weit reduziert, dass die Fallzahlen tatsächlich im notwendigen Ausmaß gesunken seien. Dass dieser Effekt schon kurz vor der offiziellen Verkündung sichtbar wurde, könnte neben Unsicherheiten über die Dauer zwischen Infektion und Erkrankung auch daran liegen, dass viele Menschen ihre Kontakte schon vorher freiwillig reduziert hatten.

Auch das zweite, häufig zu hörende Argument, dass die Gegenmaßnahmen durch aufgeschobene Behandlungen, Depressionen oder wirtschaftliche Schwierigkeiten am Ende mehr Opfer kosten werden als das Virus selbst, ist fraglich. Zum einen ist die Zahl der Virusopfer ja gerade wegen der Gegenmaßnahmen so gering; zum anderen gehen viele WissenschaftlerInnen davon aus, dass die wirtschaftlichen Probleme bei weniger entschlossenen Gegenmaßnahmen langfristig nicht geringer, sondern größer wären – und damit vermutlich auch ihre gesundheitlichen Folgen.

Lieber zu vorsichtig

Dass man hinterher immer schlauer ist, trifft bei den Coronamaßnahmen also nicht unbedingt zu. Doch selbst wenn es so wäre, bedeutete das nicht, dass das Vorgehen der Politik falsch war. Denn sie musste ihre Entscheidungen stets auf der Grundlage des aktuell verfügbaren Wissens fällen, ohne die weitere Entwicklung zu kennen.

Und im Gegensatz zu jenen, die im Nachhinein Kritik üben, musste die Politik auch die Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen übernehmen. Dass da in vielen Fällen lieber zu vorsichtig als zu unvorsichtig agiert wurde, sollte jeder nachvollziehen können, der sich ernsthaft in die Lage derjenigen versetzt, die die schwierigen Beschlüsse fällen mussten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • Je erfolgreicher die Maßnahmen bisher gewesen sind, desto weniger sind sie JETZT NOCH notwendig. Die Neuinfektionen sind auf ein Zehntel des Höchststands zurückgegangen. Gleichzeitig können Eltern ihre Kinder noch immer nicht in die Kita schicken, Psychisch Kranke noch immer keine persönliche Therapie erhalten und Millionen Menschen, die im Moment noch nicht in der offiziellen Statistik als Arbeitslose auftauchen, haben ihre Stelle verloren. Dabei ist persönliche Schutzausrüstung mittlerweile wieder einfach und günstig verfügbar. Angehörige von Risikogruppen können sich durch FFP2-Masken und selbst ergriffene Maßnahmen wirksam vor Ansteckung schützen. Es ist höchste Zeit, den allgemeinen Lockdown zu beenden und wie Thüringen zu lokalen Maßnahmen in einzelnen, stark betroffenen Landkreisen überzugehen.

  • naja...ob man die massnahmen der regierung wirklich als gut einstufen moechte..?...?...naja....



    man nehme nur die maskenpflicht, zu anfang als sinnlos betrachtet...und mittlerweile pflicht...das sagt eigntlich schon alles....denn sie wisssen nicht was sie tun...wohl eher...

  • Ein großes Lob für diesen durchdachten und vernünftigen Artikel in einer verrückten Zeit.

  • Professionelle Plakate, gut organiserte Demos, Pressesprecher und Pressearbeit. Und das bei Menschen die vorher keine Gruppe waren ?

    Wer steckt denn dahinter. Da man viele Rechte bei den Demos sieht. Wohl die Rechten die meinen das alleine würde unsere Regierung stürzen.

    Vor allem eine Regierung die uns effektiv vor Corna geschützt hat ohne das bislang die Wirtschaft tatsächlich Schaden nahm.

  • Was hier nicht beachtet wird, ist der Vergleich mit den ostasiatischen Ländern, die wie Südkorea frühzeitig reagiert haben und ihre Wirtschaft nicht lahmgelegt haben! Und im übrigen: Ist das Wichtigste wirklich, die real existierende Politik zu entschuldigen? Geht es nicht eher darum, Lehren zu ziehen, wie man es beim nächsten Mal besser macht?

  • Mit welchen Konsequenzen haben Politiker denn so zu rechnen? So wie im Fall "Loveparade"?

  • Vielen Dank für diesen großartigen Artikel, er spricht mir aus der Seele. Im Zuge der Kündigung aufgrund der angeblich nur einseitigen Berichterstattung, werde ich aufgrund der hervorragenden Berichterstattung der letzten Wochen die TAZ weite unterstützen. Macht weiter so.

  • Danke, der Artikel spricht mir in vielem aus dem Herzen.

    Danke auch für den Science-Link. Dringend nötig zwischen allen Spekulationen was hätte und könnte. Auch wenn ich nur die Hälfte des Science-Artikels verstehe, ist es so wohltuend, diese sachliche und professionell gründliche Erörterung zu lesen.

    Vielleicht sollte dazu gesagt werden, das die Autor:innen natürlich nicht konkrete Infektionsereignisse beobachtet haben, sondern mathematische Modelle aufgestellt haben, und diese nach diversen Kriterien mit den gemessenen Daten abgeglichen haben.

    Eindrücklich, wie diese Modelle dann Aufschluss über alternative Abläufe geben (untersch. Stärke der Maßnahmen, sowie früherer oder späterer Eingriff): science.sciencemag...b9789/F2.large.jpg



    Ja, eine Woche früher hätte uns vieles erspart. Alle anderen Alternativen wären verheerend gewesen.

    Die zentrale Aussage finde ich dann sehr eindeutig: "The first two interventions thereby mitigated spread of COVID-19 in Germany by drastically reducing the growth rate, but the spread remained exponential." - erst nach der 3. Intervention konnte die Entwicklung wirklich umgekehrt werden. Und diese Umkehrung war lebenswichtig.

    Mich würd interessieren, ob es darauf Antworten aus der Wissenschaft gibt. Immerhin war dies schon keine Einzelmeinung, sondern eine Kooperation mehrerer Forschungseinrichtungen.

  • Viele Demonstranten kamen mit der verordneten Phase der Kontemplation nicht klar. Man kann nur hoffen, daß mit dem Neustart der Bundesliga diese engagierten Menschen sich wieder etwas zerstreuen.

  • 0G
    05653 (Profil gelöscht)

    Es ist sehr umsichtig eine mögliche Katastrophe durch drastische Massnahmen zu verhindern, um anschliessend mögliche Lockerungen auszuloten. Andernfalls läuft man Gefahr der Katastrophe hinterher zu rennen. Andererseits muss in dieser Ausnahmesituation mögliches Missbrauchspotential, das zu Demokratiedefiziten führt, frühzeitig eingedämmt werden. Die Politik gibt die Direktive doch selbst vor: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." So gut kann Vertrauen also nicht sein, wo in so vielen Lebensbereichen Kontrolle bevorzugt wird. Das politische Klima profitiert jedenfalls nicht davon.

  • Herr Kreutzfeld hat in der Tat einen wichtigen Punkt getroffen. Die Maßnahmen sind "Ofer" ihrer eignen Erfolgs. Das haben sie mit Impfungen gemein. Wenn man es so sieht, ist es wohl kein Zufall, dass sich auch Impf-Gegner auf diesen Demonstrationen finden.

    Die meisten Menschen halten sich an die Maßnahmen, viele helfen auch solidarisch. Jeden um uns rum als Egomanen zu bezeichnen, ist fehl am Platz. Nebenbei: Auch die Demonstrierenden glauben, dass sie sich für andere einsetzen, womit sie sich meines Erachtens aber irren.

  • Welche Konsequenzen trägt den bitte schön die Politik. Im Regelfall vergessen die Wähler schnell, sollte s zu einer Abwahl kommen so fallen sie weich (Ruhegehalt, EU, Lobbyismus, ...).



    Wirkliche Konsequenzen, wie sie z.B. Scheuer (Pkw - Maut), Klöckner (Nestle, Zucker) für ihre Fehler in Euro und Cent leisten müssten, sind ausgeschlossen.



    Also bitte! Ein Blick ins ins richtige Leben hilft, was bei grober Fahrlässigkeit auf einen Verursacher zukommt.

  • Mit vielen Konjunktiven kann man vieles schreiben. Oder auch einfach lassen. Es bringt nichts. Die Regierung hat definitiv zu spät gehandelt, das hat eine Studie herausgebracht. Dass andere Länder schlechtere Zahlen haben muss nicht unser Maßstab sein. Es ist typisch Merkel, sie ist nicht gut, aber die anderen sind schlechter. Und die Medien goutieren das seit über 10 Jahren. Die Versäumnisse kann man z. B. bei REZO nachlesen.

  • Bitte kontrollieren Sie es selbst und korrigieren es dann im Artikel: Der Höhepunkt der gemeldeten *Neuerkrankten* (auch zusammen mit den neu gemeldeten Infizierten) wurde am 17.3 erreicht. Wenn man davon noch die 5 Tage Inkubationszeit abzieht landet man sogar beim 12.3. Ab diesem Zeitpunkt war die Infektion nach den RKI-Daten rückläufig!



    www.rki.de/DE/Cont.../2020-05-12-de.pdf (Seite 4, oben).



    Das bedeutet, das man wahrscheinlich mit dem schwedischen Weg (Verbot von Großveranstaltungen, Aufruf zu freiwilligen Maßnahmen, also eben das, was schon am 12.3 auch bei uns galt) gar nicht so übel gefahren wäre.

    • @XXX:

      Ob 19.3. oder 17.3., so genau lässt sich das glaub ich nicht aus den Daten ablesen. Zum Einen verlaufen all diese Kurven ja etwas unregelmäßig, d.h. da müsste man schon über mehrere Tage bis eine Woche mitteln, um verlässlichere Aussagen zu treffen.

      Wenn ich richtig verstehe, ist "Erkrankungsbeginn" auch nicht sehr präzise erfasst.

      Die Kurve nach Meldedatum hat dann ihren Höhepunkt auch eher gegen Anfang April.

      Die Zahlen von Johns-Hopkins zeigen den Höhepunkt der Neuinfektionen irgendwo in der letzten Märzwoche.

      Ja, es gab bereits im März Effekte, aber eine Festlegung auf den genauen Tag der Wende lassen die Daten m.E. nicht zu.

      Ab dem Zeitpunkt, auf dem Niveau, wäre ansonsten auch ein nur lineares Wachstum auf Dauer kritisch geworden. Womit wir wieder bei der Strategiefrage sind: Den Virus verdrängen, oder Koexistenz auf längere Sicht?

      • @Stephan Herrmann:

        Wie ausgeführt, muss man eigentlich noch die Inkubationszeit (Zeit von Infektion bis zur Erkrankung) einrechnen, um das Datum des Rückgangs der *Infektionen* zu erhalten. Soviel ich weiß, wird dafür durchschnittlich 5 Tage angenommen, was uns dann zum 12.3 führen würde. Dies ist der Tag, von dem ab die *Infektionszahlen* sanken. Und dann ist es schon eine Woche Unterschied und nicht nur zwei Tage zu dem von Herrn Kreutzfeldt angegebenen Datum.

        • @XXX:

          Herr Kreuzfeldt hat nur Werte an der Kurve des RKI "vorgelesen", ohne sie selber zu interpretieren.

          Mein Punkt ist nur, dass wir als Außenstehende da nicht in letzter Genauigkeit den exakten Tag bestimmen können, an dem ein Ereignis eintrat.

          Der zitierte Artikel in Science ist da wesentlich präziser, und anhand jener mathematischer Modelle hätten halt die ersten zwei Maßnahmen die Kurve nur gedämpft, aber nicht - wie erforderlich - umgekehrt.

          Dies scheint bislang die gründlichste Analyse zu dieser speziellen Frage zu sein, und damit bis auf weiteres, der beste Anhaltspunkt. Es wurde oft angemahnt, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen nicht wissenschaftlich untersucht wird. Hier ist nun eine Untersuchung, die wir sehr wertschätzen sollten.

          Lassen Sie mich ergänzen: ich persönlich habe eine gute mathematische Vorbildung, aber im Verleich zur Methodik im Science-Artikel bin auch ich ein Dilettant. Es wäre anmaßend, wenn ich deren Arbeit kritisieren würde. Andererseits weiß ich, dass es genug Wissenschaftler gibt, die diesen Artikel fachkundig und kritisch lesen, und gegebenenfalls darauf reagieren werden. Warten wir's ab.

          • @Stephan Herrmann:

            Hier ist eine Analyse, die ich gut finde:



            www.heise.de/tp/fe...hland-4770652.html



            Der Science-Artikel wird sehr kritisch gesehen.



            Und die 2 Tage Verzug zwischen meinem Datum (17.3) und dem von Herrn Kreutzfeld (19.3) werden auch geklärt: Das RKI hat seine Berechnung geändert und zwar, indem es alle Erkrankungszahlen durch ein Mittel der vergangenen 4 Tage ersetzte. Besser wäre hier ein zentriertes Mittel gewesen (Mittel über ein Intervall [T-2,T+2]), da sich so eine Verschiebung um 2 Tage in die Zukunft ergibt.

          • @Stephan Herrmann:

            Die Antwort ist wahrscheinlich etwas spät, aber trotzdem. Ich habe mir diesen Science-Artikel angesehen und ich bin im Augenblick noch nicht wirklich überzeugt. Soviel ich sehe wurde da einfach in ein Modell reingesteckt, was man haben wollte (drei Maßnahmen zu den und den Zeitpunkten) und dann wurde die Verzögerungszeit (zwischen Infektion und Meldung beim RKI) und die Verbesserungen so "optimiert", dass es dazu passte.



            Im Gegensatz dazu ist die von mir erwähnte Grafik des RKI wohl so erzeugt worden, dass man die Gemeldeten gefragt hat, wann sie Krankheitssymptome an sich bemerkt haben. Das scheint mir eine relativ sichere Methode zu sein mit wenig Fehlermöglichkeiten, so dass ich geneigt bin eher dieser Kurve des RKI zu glauben als dem Artikel.

  • Natürlich gibt es ein Präventionsparadox(on). Gleichwohl wird man irgendwann hinterfragen dürfen, ob wirklich alle Maßnahmen zielführend waren oder ob viele nicht verzichtbar gewesen wären. Wenn zum Beispiel in Schwimmbädern und Saunen keine erhöhte Gefahr der Ansteckung besteht, ebenso in Geschäften, stellt sich durchaus die Frage, warum diese so lange geschlossen waren und sind.

    Alle Warner, die mit den Lockerungen die Katastrophe kommen sahen, lagen bisher falsch. Diese haben - vernünftig umgesetzt - nicht geschadet.

    Wichtig wäre es gewesen, früher mehr Studien wie in Heinsberg zu machen, um Infektionswege zu erkennen und auszuschalten. Wichtig und richtig ist weiter, auf regionale Unterschiede verschieden zu reagieren.

    Damit ist keine Kritik am Lockdown gemeint, da man damals eben noch wenig wusste und vorsichtig war. Es ist aber auch klar, dass man Ende März durchaus ein Sinken der Neuansteckungen (nur noch lineares Wachstum um ca. 5.000-6.000 Fälle pro Tag) erkennen konnte und seither kontinuierlich sinkende Zahlen.

  • Tja, erst trimmt man ganze Generationen auf bedenkenlosen Spaßkonsum und Egoismus und wenn sie dann endlich soweit sind, ist das auch wieder falsch. Dumm gelaufen.

  • Zitat: „Und die Politik musste auch die Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen übernehmen.“

    Das wäre ja zur Abwechslung mal was ganz Neues! Wann hat jemals in der Geschichte der Bundesrepublik auch nur ein einziger Berufspolitiker echte Verantwortung übernommen?

    Die Kosten von auf Bundesebene getroffener Fehlentscheidungen sind doch viel zu hoch, als dass sie die dafür verantwortlichen Politiker aus eigenem Vermögen bezahlen könnten. Für die Corona-Krise gilt das ganz besonders. Es ist immer der ominöse Steuerzahler, der aufkommt für die Selbstüberschätzung und die Dummheit der Politiker. Wobei die ganz „Großen“ meistens auch noch ausgenommen werden Wegen ihrer „Systemrelevanz“. Man wolle ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden, heißt es dazu. Und wenn Minister doch mal aus Versehen zum Rücktritt gezwungen werden von neidischen Partei-„Kollegen“/„-Genossen“, dann fallen sie fast immer federweich. Es findet sich immer ein Konzern, der ihr Insider-Know-how gebrauchen kann und gut dafür bezahlt.

    Im Übrigen gilt für die Politiker, was auch für ihre Kritiker gilt: Sie können nicht beweisen, was nicht zu beweisen ist. Brauchen sie aber offenbar auch nicht.

  • Insbesondere können DIE, die keinerlei Verantwortung für Ihre Forderungen, Handlungen und Entscheidungen ("ich trag doch keine Maske!?") sehr leicht reden, dass das alles Blödsinn ist und nichts nutzt.

    Die gleichen Leute würden mit 100% Sicherheit nach mehr staatlichem Schutz und klaren Entscheidungen und Regelungen schreien, wenn es immer noch zu steigenden Fallzahlen und Todesfällen käme.

    Für mich sind das fast alle neunmalkluge/siebg'scheite Dummschwätzer.



    Trotzdem gab es tatsächlich einige sehr merkwürdige und unnötige Einschränkungen, die nicht durchdacht waren (alleine auf einer Bank sitzen z.B.).



    Aber das hat mit dem Grundgesetz nichts zu tun! Man kann nicht nach Freiheit schreien, wenn Isolation das Gebot der Stunde ist.

  • Wir sind von Egomanen umzingelt. Doch was macht man mit einer Gesellschaft die über siebzig Jahre auf ich, ich, ich und mein, mein, mein getrimmt würde.