Krise in Argentinien: Noch ein Milliardenkredit vom IWF
Die argentinische Regierung braucht mehr Geld vom Internationalen Währungsfonds. Schon jetzt folgt die Regierung dessen Vorgaben.
Seit April hat der Peso gegenüber dem Dollar 50 Prozent an Wert verloren. Trotz der Ankündigung der Regierung, den Wechselkurs dem Markt überlassen zu wollen, hatte die argentinische Zentralbank BCRA unter ihrem Chef Luis Caputo die Währung mit Milliarden Dollar gestützt: In den vergangenen Monaten verkaufte die BCRA 15 Milliarden Dollar und damit genau die Summe der ersten Kreditrate, die der IWF im Juni überwiesen hatte und mit denen ausstehende Schulden beglichen werden sollten.
Schon vor zwei Wochen hatte IWF-Chefin Lagarde scharfe Kritik am Verhalten der Zentralbank geübt und vor kommenden Schwierigkeiten beim Schuldendienst gewarnt. Nach der neuen Vereinbarung erhält die Regierung noch in diesem Jahr zu den bereits ausgezahlten 15 Milliarden Dollar weitere 13,4 Milliarden. 2019 sollen 22,8 Milliarden nach Buenos Aires überwiesen werden. „Damit kann Argentinien seinen anstehenden Schuldendienst bis Ende 2019 leisten,“ so Dujovne.
Fraglich ist dennoch, ob der Wirtschaftsminister damit dem Peso und dem Land Stabilität verschafft. Denn, dass es am Río de la Plata seit Wochen drunter und drüber geht, zeigte sich am Dienstag vor aller Welt. Während Präsident Mauricio Macri vor der UN-Vollversammlung in New York um Vertrauen in Argentiniens neue Zuverlässigkeit warb, war das ganze Land durch einen 24-stündigen Generalstreik gegen seine Politik gelähmt. Zudem warf Zentralbankchef Luis Caputo die Brocken hin. Zwar nicht vom Rücktritt aber vom Zeitpunkt völlig überrascht, musste Macri eilends von New York aus, den Nachfolger präsentieren.
Der neue Zentralbankchef Guido Sandleris zeigte sich bereits auf IWF-Linie. „Solange sich der Preis für einen Dollar zwischen 34 und 44 Peso bewegt, wird die Zentralbank nicht intervenieren,“ so Sandleris am Mittwoch. Sollte er das Limit übersteigen, werde die Zentralbank nur mit bis zu 150 Millionen Dollar eingreifen. Ein Börsenhändler in Buenos Aires kommentierte Sandleris Ankündigung so: „Der IWF hat wieder die Finanzhoheit über Argentinien.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen