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Krimis in den Öffentlich-RechtlichenNeuer Glanz für deutsche Krimis

Die deutsche Fernsehlandschaft bietet zwar zahllose TV-Krimis, authentisch sind aber die wenigsten. Hilft da eine Lektion bei der echten Polizei?

Kriminalhauptkommissar Jakob Stiller (Ulrich Noethen) ermittelt in einem Fall Foto: Maor Waisburd/ZDF

D as ZDF beschert Fernsehdeutschland ein neues Krimi-Genre. Jetzt kommt der schreibende Kommissar, natürlich männlich, und heißt Jakob Stiller. Er wird von Ulrich Noethen gespielt, was der auch ganz gut hinbekommt. Stiller ist beim LKA in Hamburg nicht so gern gesehen. Denn er findet es nicht so knorke, dass da ein SEK-Einsatz mit Todesfolge vertuscht wird. Also schreibt er einen Krimi drüber und muss weg. Stiller wird mal eben ins Wendland versetzt. Das ist zwar in Niedersachsen und ein ganz anderes Bundesland. Aber im deutschen TV-Krimi gilt NDR-Recht und der sendet ja auch für beide.

Stiller radelt also roadmoviemäßig durchs ehemalige Zonenrandgebiet, in Hamburg dampft die Kacke derweil weiter. „Wir sind keine besonderen Wendlandkenner gewesen, aber wenn man von Hamburg aus guckt, ist das Wendland gar nicht so weit“, sagt der zuständige Mensch vom ZDF zur Premiere beim Krimifestival „Tatort Eifel“. Diese Ahnungslosigkeit strahlt der Film auch aus. Doch er ist ja für den gediegenen Samstagabend, wo es sonst immer wilsbergt. „Eigentlich ist es doch wie immer. Es wird was vermischt, Rosamunde Pilcher und Eberhoferkrimi“, meint die Mitbewohnerin. Stimmt, es gibt schöne Archivbilder von der Republik Freies Wendland, komischerweise nur drei Trecker. Und im pseudohippiedekorierten Dorfgasthof singt rund um die Uhr eine Ersatz-Joan-Baez.

Warum bleibt das längst zum televisionären Kriminaldauerdienst mutierte deutsche Fernsehen trotz neuer Formate bloß so langweilig und hauspuschig? Während britische („Bodyguard“) oder skandinavische („Borgen“) Krimi-Formate viel authentischer sind. Das fragt sich zum Glück auch schon lange „Tatort Eifel“. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival bietet deshalb Fortbildung für die Krimi-Branche und Polizei zum Anfassen.

Krimi-Lektionen mit dem Landeskriminalamt

Dieses Jahr ist der Präsident des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz höchstpersönlich da und spricht über „Täter im Dunkelfeld“ und wie schwierig es ist, Hass im Netz zu verfolgen. Ein Kriminaldirektor aus Trier gibt Einblick in die Stimmungslage von Er­mitt­le­r*in­nen und sagt ehrlich: „Kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung kann ganz schon dröge sein.“ Dafür wird klar, dass die digitale Welt auch der Polizei zusetzt. „Bei Tötungsdelikten haben wir eine klare Beziehung zwischen Täter und Opfer“, so der Kriminaldirektor, „die ist in der digitalen Welt nicht mehr da.“

Dafür kann die Polizei heute mit Drohnen hübsche Tatortbilder machen, was sie dann auch in echt draußen vorführt. Und auf die Frage, warum der Drohnenpilot auch beim Vortrag Waffe trägt, gibt der die schwer krimitaugliche Antwort: „Keine Reisen ohne Eisen.“ Steht so bestimmt auch in Stillers nächstem Buch.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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1 Kommentar

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  • Ein Krimi, der im Wendland spielt.



    Wahrscheinlich der letzte Flecken in Deutschland, in dem noch kein Krimi gedreht wurde.



    Sonst ist schon alles vertreten, von Friesland bis Oberbayern, und vom Niederrhein bis Brandenburg.