Krieg in Gaza: Rafah-Offensive zum Ramadan?
Der israelische Minister Gantz droht mit einer Eskalation in Gaza zum muslimischen Fastenmonat im März. Auch Pläne für den Tempelberg bereiten Sorge.

„Die Welt muss wissen und die Hamas-Führung muss wissen: Wenn die Geiseln bis zum Ramadan nicht zu Hause sind, werden die Kämpfe überall weitergehen, auch in der Region Rafah“, sagte er am Sonntag bei einer Konferenz amerikanisch-jüdischer Organisationen in Jerusalem. Und weiter: „Wir werden die Evakuierung von Zivilisten im Dialog mit unseren amerikanischen und ägyptischen Partnern erleichtern, um die Zahl der zivilen Opfer zu minimieren.“
Rund 1,3 Millionen Menschen, die in der kleinen Stadt Rafah Schutz vor den Bombenangriffen gesucht haben, drängen sich dort auf engstem Raum. Es mangelt an Wasser und Nahrungsmitteln. Ägypten hat bislang ausgeschlossen, die Grenze für Flüchtlinge aus Gaza zu öffnen. Zuletzt kursierten Satellitenbilder, denen zufolge Ägypten Betonmauern um ein Areal in der Nähe der Grenze errichtet – vermutlich, um sich für einen Massenexodus auf Rafah vorzubereiten. Internationale Stimmen warnen wiederholt vor einer Offensive, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz.
Doch der Beginn des Ramadanmonats bereitet nicht nur wegen dieser Ankündigung Sorge. Die israelische Regierung plant zudem, die Zugangsbeschränkungen für Palästinenser*innen zum Tempelberg für den Fastenmonat im Vergleich zu Vorjahren zu verschärfen. Am Sonntagabend trafen sich dazu hohe israelische Sicherheitsbeamte und zuständige Minister*innen, ohne sich jedoch auf Details geeinigt zu haben.
Beschränkter Zutritt für Tempelberg
Der Tempelberg in der Altstadt Jerusalems, heilig für die Muslime, ist zu einem zentralen Symbol palästinensischer Identität geworden. Aus Sicherheitskreisen und von Menschenrechtsorganisationen kommt daher harsche Kritik an diesen Plänen. Sie sorgen sich vor einer Eskalation an mehreren Fronten.
Die eine Front könnte direkt durch Israel verlaufen. Denn im Gegensatz zum bisherigen Vorgehen will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auch den Zutritt palästinensischer Israelis auf den Tempelberg beschränken. Das wäre ein Novum. In der Vergangenheit drehte sich die Diskussion um die Frage, wie viele Palästinenser*innen aus dem Westjordanland unter welchen Bedingungen nach Israel einreisen könnten. Die Männer mussten in der Regel ein bestimmtes Alter überschritten haben. Außerdem gab es eine Höchstzahl an Einlassgenehmigungen.
Auch die Einreisebeschränkungen von Palästinenser*innen aus dem Westjordanland drohen harsch auszufallen. Der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, hatte am Samstag auf X, vormals Twitter, gefordert, im Monat Ramadan überhaupt keine Palästinenser*innen aus dem Westjordanland nach Israel einreisen zu lassen. Netanjahu hat seine Position dazu noch nicht erklärt, doch Mauricio Lapchik von der Friedensorganisation Peace Now geht davon aus, dass die Beschränkungen extrem sein werden – und sieht mit Sorge auf eine mögliche Eskalation im Westjordanland.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens