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Krieg der KeeperStaatsratsvorsitzender Hoeneß

Im Streit um den Platz im deutschen Tor kritisiert der Noch-Präsident des FC Bayern die „westdeutsche Presse“. Manuel Neuer ist damit nicht gedient.

Was Uli Hoeneß schwerfällt: einfach mal die Fresse halten Foto: reuters

U li Hoeneß empört sich über die westdeutsche Presse. Wer hätte das gedacht, dass der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG auf seine alten Tage noch in die Fußspuren vom einstigen DDR-Staatratsvorsitzenden Erich Honecker treten würde. Das war schon einer der ganz besonderen Momente dieses Mittwochabends, der aus Bayern-Sicht ansonsten eher gewöhnlich verlief.

Der Deutsche Meister gewann sein Auftaktspiel der Champions League gegen Roter Stern Belgrad 3:0. Umso mehr rückte die Debatte um die Nr. 1 im Tor der deutschen Nationalmannschaft ins Zentrum der Aufmerksamkeit, nachdem Marc-André ter Stegen Ansprüche auf den Posten von Manuel Neuer erhoben hatte.

„Die westdeutsche Presse unterstützt den Marc-André ter Stegen extrem“, beklagte Hoeneß und schimpfte: „Von der süddeutschen Presse sehe ich gar nichts, überhaupt keine Unterstützung.“ Nicht nur die fehlende Hilfe der Journalisten für den Bayen-Keeper erboste den 67-Jährigen, sondern auch der der Mangel an Support des FC Bayern durch den DFB. Erst das „Theater“ mit den von Löw ausgebooteten und schlecht behandelten Nationalspielern Hummels, Boateng sowie Müller und nun auch noch dies.

Der DFB hätte die Kritik von ter Stegen nicht zulassen dürfen, erklärte Hoeneß. Man werde sich das nicht mehr gefallen lassen und dem Verband „ein bisschen Feuer geben“. Der Vorstandsvoritzende Karl-Heinz Rummenigge vermisste Klartext vom DFB und Dankbarkeit gegenüber Manuel Neuer, der doch schon so viele Länderspiele für Deutschland bestritten hat. Ein weiteres Mal legten die FC Bayern-Funktionäre Zeugnis ab von ihrem kuriosen Presse-, Leistungssport- und Selbstverständnis. Manuel Neuer haben sie damit aber vermutlich am wenigsten geholfen.

Neuer unter Druck

Der Bayern-Keeper kann einem wirklich leid tun. Gerade erst hatte sich der 90-fache Nationalspieler ganz bewusst für verbale Abrüstung entschieden, nachdem er zuvor ter Stegen klar in die Schranken verwiesen und mehr Teamgeist gefordert hatte. Er werde sich zur Torwartfrage nicht mehr äußern, hatte er Anfang der Woche angekündigt.

Ihm wird aufgefallen sein, dass nur er etwas in der Angelegenheit zu verlieren hat, nämlich seinen Stammplatz. Und je mehr Aufmerksamkeit diese Debatte bekommt, desto größer wird der Druck für ihn, sich zu beweisen, wird jeder noch so kleine Fehler große Wirkung erzielen. Beim DFB wird man ähnliche Überlegungen angestellt und sich deshalb für Zurückhaltung entschieden haben.

Für Hoeneß und Rummenigge scheint das zu hohe Mathematik zu sein. Sie sind schon immer Freunde des maximalen Lärms gewesen. Klug ist das im konkreten Fall nicht – zumal nichts Besonderes passiert ist. Ter Stegen hat lediglich das ausgesprochen, was sich sowieso schon alle dachten. Wie schwer es für ihn jüngst war, trotz hervorragender Leistungen nicht für die EM-Qualifikationsspiele berücksichtigt zu werden. Und dass er über die Gründe rätselt, kann ebenfalls niemanden verwundern, gerade weil Löw auch bestätigte, man habe ter Stegen grundsätzlich Einsätze in Aussicht gestellt.

Ein Versprechen, das auch als Dank für ter Stegens mannschaftsdienliches Verhalten während der WM in Russland verstanden werden kann, wo er trotz besserer Form zurückstecken musste und brav ins zweite Glied rückte.

Für Hoeneß scheint das alles westdeutsche Propaganda zu sein. Ganz nach der Devise: Manuel Neuer in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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2 Kommentare

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  • Wer eine Straftat begangen hat und die Strafe dafür verbüßt hat, soll als Mitmensch wieder akzeptiert werden. Etwas anderes ist es aber, wenn ein früherer Straftäter sich wieder in die Öffentlichkeit drängt und gar sich als moralische Instanz aufspielen will!

    Gerade jemand, der MINDESTENS 27 Millionen an Steuern hinterzogen hat, sollte sich doch sehr zurückhalten. Das gilt ebenso wie für Uhrenschmuggler! Alle öffentliche Auftritte solcher einstiger Übeltäter werden doch besonders von der fußballbegeisterten Jugend als beispielhaft wahrgenommen. Sollen solche vergehen in der Jugend als normal angesehen werden.

    Der Fußball spielt in unserer Gesellschaft eben eine dominante Rolle. Umso wichtiger wäre es, wenn Manager eines solchen Vereins (und auch des DFB!!) sich als positiver Beispiele präsentieren würden. Und solche Exponenten sollten sich in Bescheidenheit in ihr Privatleben zurückziehen!!!

  • ups - ist da eben ein Sack voll bajuwarisches Geld umgefallen??



    Sehe jetzt nur, dass die Könige H.&R. nackt sind - wie unästhetisch!