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Illustration: Yvonne Kuschel

Krankheitswelle in DeutschlandBis zum Umfallen

Jeder zehnte Deutsche ist derzeit krank. Was heißt das für den Alltag, für den Job, die Kinder, die Familie? Eine Mutter hat für uns Tagebuch geführt.

S onntagmorgen. Pling! In der Team-Signalgruppe schreibt mein Kollege, dass er mit Schüttelfrost und Fieber aufgewacht ist. Die Sonntagsschicht fällt aus, niemand kann einspringen. Ich setze mich an den Rechner und übernehme das Nötigste. Zwei Kolleginnen arbeiten am Abend noch ein bisschen. Nur ein freier Tag am Wochenende, nach einer Woche, in der wir im Team den Ausfall von gleich drei Personen jongliert haben. Hoffentlich wird es nächste Woche besser, dann müssten ja alle wieder gesund sein.

Montag. Alle Kol­le­g*in­nen sind da – aber mein dreijähriges Kind ist leicht erkältet. In der Vorwoche hatte es schon einige Kinder in der Kita erwischt. Ich versuche so viel wie möglich wegzuarbeiten.

Dienstag. Das Kind ist nun richtig krank. Mein Freund und ich fangen an, die Tage zu stückeln und uns abwechselnd um es zu kümmern. Wer hat wann Meetings, die man weder absagen noch verschieben kann? Mein Freund muss eine Arbeit pünktlich abgeben. Wir gehen abwechselnd ins Arbeitszimmer, wenn wir nicht am Handy arbeiten oder irgendwo am Laptop, und versuchen, so schnell wie möglich wenigstens die wichtigsten Dinge zu erledigen.

Manchmal weiß ich nicht, ob die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, ein Privileg ist oder der langsame Weg in ein Dasein als Zombie. Wir versuchen alles unter einen Hut zu bekommen. Stück für Stück, Welle für Welle wird die Schwelle, von der an wir sagen, dass es nicht mehr geht, ein Stückchen weiter verschoben. Bin ich seit Beginn der Pandemie um zehn oder nur um fünf Jahre gealtert? Wie viele Jahre geht das noch so weiter? Dabei sind wir zu zweit und haben Bürojobs. Wie unfassbar stressig es für Menschen sein muss, an deren Jobs Menschenleben hängen, deren Kinder in einem lebensbedrohlichen Gesundheitszustand sind oder die das alles allein schaffen müssen, kann ich nur erahnen.

Seit einem Covid-Ausbruch in der Krippe im Frühjahr und meiner eigenen Infektion kämpfe ich mit Long Covid. Monatelange Wiedereingliederung, mir geht’s immer noch nicht gut. In schlechten Phasen arbeite ich mehr oder weniger im Liegen. Stress, schlecht schlafen, Infekte, alles nicht so hilfreich. Mein Freund macht schon fast die komplette körperlich anstrengende Arbeit, Kita-Wege, einkaufen. Ich versuche möglichst viel vom Rechner aus zu machen. Winterklamotten fürs Kind sind bestellt. Der Postdienstleister DHL schreibt, dass wegen Personalausfällen die Lieferungen ein bis zwei Tage später kommen würden. Das ist noch nichts, kürzlich gab es wochenlange Verzögerungen, ein Geburtstagsgeschenk kam nicht an.

Mittwoch. Mittags finde ich mich mit dem fiebernden Kind im Arm auf dem Schaukelstuhl wieder, es ist es zum Glück eingeschlafen. Ich sage die Teilnahme an einer Zoom-Runde ab, die Kol­le­g*in­nen antworten mit Kleeblatt-Emojis. Kann ich das Kind ablegen und weiterarbeiten? Hauptsache, es erholt sich. Ich bewege mich lieber nicht, das Kind liegt auf meinem Körper, drei Stunden lang. Dann tauschen mein Freund und ich seine Betreuung, ich arbeite bis 19 Uhr, danach wieder tauschen. Das Kind wacht nachts oft auf, hustet viel und weint dabei vor Schmerzen, will nur im Arm schlafen und wenn das Licht brennt.

Illustration: Yvonne Kuschel

Donnerstag. Mein Freund geht mit dem Kind zur Kinderärztin. Ich schiebe danach einen Termin, weil mein Freund gleichzeitig ein anderes Meeting hat. Das wird dann nochmal geschoben, weil das Kind einer Kollegin ebenfalls erkrankt ist und die Mutter braucht.

Wir schreiben uns via Signal, wann wir dem Kind wie viel Ibuprofen-Saft bei wie viel Grad Fieber gegeben haben, um den Überblick zu behalten. Ich versuche online Fiebersaft nachzubestellen. Er ist in keiner Variante lieferbar. Hoffentlich reicht der Rest der Flasche noch für dieses Mal. Tweets aus den USA und Kanada sind in meinem Feed, mit Bildern von leeren Medikamentenregalen, von verzweifelten Eltern, denen Apo­the­ke­r_in­nen erklären, wie sie Saft aus Tabletten selbst herstellen können. Eine deutsche Ärztin twittert eine lange Liste an Medikamenten, die gerade nicht mehr lieferbar sind. Eines davon hatte mir geholfen, die Long-Covid-Symptome zu mildern. Das Ersatzmedikament ist ebenfalls nicht mehr lieferbar.

Freitag. Die Woche ist fast herum. Eine Krankmeldung kommt: Schichten am Freitag und am Sonntag fallen aus. Ich habe das Kind am Vormittag und übernehme dann so viel wie möglich Arbeit von der Spätschicht. Das Kind hustet weniger, dafür hat es jetzt Ohrenschmerzen. Ich rede mit Engelszungen auf das Kleine ein, sich Nasenspray geben zu lassen, damit das Ohr belüftet wird. Wir schicken uns wieder gegenseitig Ibuprofen-Nachrichten zu, jetzt ohne Temperaturangaben.

Wochenende. Samstag und Sonntag arbeite ich jeweils zwei Stunden, auch andere Kol­le­g*in­nen springen ein, obwohl sie eigentlich arbeitsfrei hätten. Unser Dienstplan ziert viele rote Blöckchen für die ausgefallenen Schichten. Wir haben Wäschedienst in der Kita, zwei Maschinen laufen durch.

Den Infektionsschutz in der Öffentlichkeit aufzugeben, um damit vermeintlich zur Normalität zurückzukehren – das funktioniert nicht mitten in der Pandemie. Familien sind genau deshalb im Ausnahmezustand. In Schleswig-Holstein sollen coronainfizierte Lehrer_innen ohne Symptome weiter unterrichten. Eine Zeitung titelt: „Keine Extrawurst für Schleswig-Holsteins Pädagogen“. Es ist also eine Extrawurst, nicht das Kollegium, die Kinder und somit auch ihre Familien anzustecken?

Montag. In der Kita sind mehr als die Hälfte der Kinder krank. Dafür sind alle Er­zie­he­r*in­nen anwesend. Sie sind sonst häufiger mal krank. Es ist ein Teufelskreis: Um die Kol­le­g*in­nen bei der unterbesetzten Arbeit nicht hängen zu lassen, kommen Menschen zurück zur Arbeit, obwohl sie sich noch nicht fit fühlen. Und schon kippt der/die Nächste aus den Latschen, während die ersten noch nicht bei Kräften sind und demnächst wieder erkranken. Unterbesetzung, Stress, die klassischen Kita-Viren, und dazu die Pandemie. Es gibt Tage, da fallen alle aus und der Träger schickt Personal aus anderen Einrichtungen.

Illustration: Yvonne Kuschel

Dienstag. Die Berliner Charité macht eine Studie zu Post-Covid, ich bin dabei und in der Kontrollgruppe. Als ich auf dem Rückweg von der Untersuchung die Friedrichstraße entlanglaufe, fühle ich mich wie in einer anderen Welt: Die Menschen gehen in aller Ruhe shoppen, die meisten ohne eine Maske über Mund und Nase. Sie wirken unbekümmert, der Gehweg und die Geschäfte sind voll, die Kranken aber unsichtbar.

Von der gesetzlichen Unfallversicherung sind inzwischen über 275.000 Corona-Infektionen als Berufskrankheit anerkannt worden – und das sind nur die Menschen, die es geschafft haben, die hohe Hürde der Anerkennung zu nehmen. Wie viele weitere Menschen gibt es, die nicht nachweisen konnten, dass sie sich während der Arbeit angesteckt haben? Wie viele weitere haben gar nicht erst versucht, sich die Krankheit anerkennen zu lassen? Wie viele mehr Menschen sind weiterhin krank, tauchen aber in keiner Statistik auf, weil sie sich irgendwie durchschleppen?

Mittwoch. Meine Chefin hat mich angewiesen, keine Vertretungen mehr zu machen und nur noch Leitungsaufgaben zu übernehmen, um meinen Gesundheitszustand nicht noch weiter zu ­gefährden. Eine Kollegin ist aber immer noch krank.

Eine andere hat ein fieberndes Kind zu Hause und arbeitet trotzdem – sonst würden sowohl Früh- wie Spätschicht ausfallen. Im Chat machen wir Witze darüber, wie wir den kranken Kindern Essens- und Trinkwünsche erfüllen, die wir sonst niemals durchgehen lassen würden, damit sie überhaupt etwas zu sich nehmen. Die Kollegin geht Donuts und Capri-Sonne einkaufen. Mein Kind hat die ganze Woche lang Orangensaft getrunken. Na gut, verdünnten. Das Zähneputzen ist natürlich des Öfteren ausgefallen. Unsere Wohnung überzieht eine Schicht aus Büchern, Puzzlestücken, Steinchen, Figürchen, Kastanien und Krimskrams.

Das Kind geht wieder zur Kita, aber beim Abholen hat es Bauchschmerzen und kann nicht laufen. Wahrscheinlich verschwindet das von allein wieder, aber allein zu wissen, dass die Kliniken überfüllt und unterbesetzt sind, produziert Stress. Täglich beschreiben Menschen aus dem medizinischen Bereich unter #MedizinBrennt, wie katastrophal die Situation in den Kliniken aussieht, für Patient_innen wie Personal, wobei Letzteres mehr und mehr ausbrennt. Während das kleine Kind noch vor Schmerzen weint, ruft der Teenager an. Mein Freund schaut ernst, fragt: „Wo bist Du? Ich komme Dich abholen.“ Ich denke an einen Unfall, aber es ist etwas anderes: Jugendliche haben versucht, den Jungen im Bus auszurauben. Mein Freund fährt los, der Kleine weint weiter. Später verschwinden die Bauchschmerzen. Abends ist der Große krank. Husten, Halsschmerzen, erstmal daheim bleiben. Fast die Hälfte seiner Klasse fehlt.

Es ist erstaunlich, dass das Leben noch einigermaßen funktioniert. Und wie groß das Pflichtgefühl oft ist, das dazu führt, die eigene Gesundheit zurückzustellen. Weil wir unsere Kolleg_innen nicht hängen lassen wollen. Ein Kollege fragt im Intranet, ob sich jemand mit Informationen zu Homeoffice und Kinderkrankentagen auskennt. Er will wissen, inwieweit die Arbeit daheim die Arbeitgeber_innen entlastet, weil man trotz kranker Kinder weiter arbeitet. In der taz erwähnt eine Autorin in ihrem Text über überlastete Kinderkliniken in Berlin, dass ihr Kind gerade mit 39 Grad Fieber schläft. Sie hofft, es schläft sich von allein gesund. Es ist ein beschissenes Gefühl, sich nicht darauf verlassen zu können, dass im Notfall Hilfe kommt.

Illustration: Yvonne Kuschel

Donnerstag. Während ich das schreibe, langweile ich mich selbst schon. Wer will das lesen? Das Leben ist seit Beginn der Pandemie so anstrengend, so banal – und doch so zermürbend für Familien, vor allem für solche mit gesundheitlichen Risiken und Alleinerziehende. Ein Deutschlandfunk-Kommentar zur jüngsten Krankheitswelle fordert, bei den Familien den Druck herauszunehmen, denn viele von ihnen würden auf dem letzten Loch pfeifen. „Besser wäre: den Druck an den Schulen rausnehmen, Eltern entlasten. Generell: Wo möglich, einen Gang runterschalten. Zu Hause bleiben, wenn man erkrankt ist, sich erholen“, heißt es da. Man bräuchte Puffer, stattdessen ist der gesamte Alltag auf Kante genäht.

Schon seit Wochen schiebe ich die Erinnerung zur Grippeimpfung im Kalender immer weiter. Der Impfladen befindet sich fast um die Ecke, man müsste nur hingehen. Ich sehe die Influenza-Zahlen. Wann, wenn nicht jetzt, denke ich mir, gebe mir einen Ruck. Am Impfladen sind die Rollläden heruntergelassen. Draußen hängt ein Zettel aus, dass wegen Krankheit geschlossen sei, man hoffe bald wieder öffnen zu können.

Freitag. Der Impfladen ist immer noch geschlossen. „Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“, sagte der Leitende Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, Michael Sasse im Norddeutschen Rundfunk. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin spricht von einer „katastrophalen Lage“ auf den Kinder-Intensivstationen. Die Nachricht, dass ungefähr jede_r Zehnte in Deutschland gerade erkrankt ist, beruhigt mich auf eine absurde Art: Die Krise ist real und nicht nur Ergebnis meiner selektiven Wahrnehmung. #MaskenpflichtJetzt trendet. „Eine Maskenpflicht würde definitiv helfen, die Infektionen zu begrenzen“, die derzeit die Kinderkliniken überlasteten, sagt Philippe Stock, Präsident der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie. Offensichtlich schützen Masken nicht nur vor Covid, sondern auch vor Grippe und der grassierenden Atemwegserkrankung RSV. Wäre das Tragen von Masken wirklich so unzumutbar? Eine kollabierende Gesundheitsversorgung ist doch für alle bedrohlich, niemand ist unverwundbar.

So viele Eltern haben in letzter Zeit Nachrichten von Ausfällen in den Einrichtungen ihrer Kinder gepostet. Bei uns war bisher von ausfallendem Sportunterricht zu späterem Beginn oder früherem Schluss bis zum Totalausfall in Kita und Schule alles dabei. Die Rechtsanwältin Asha Hedayati schreibt auf Mastodon: „unsere kita hat die eltern darum gebeten,kinder zu hause zu betreuen, weil sie kein gesundes personal mehr haben. familien müssen den 3. winter in folge kinder & job bis in den burn-out jonglieren. das trifft vor allem frauen & alleinerziehende. das ist eine politische entscheidung.“ Vielen Eltern bleibt nur noch Zynismus.

Wieder Wochenende. Ich werde definitiv nicht arbeiten. Wir entspannen uns und backen. Am Samstagabend stellen die Kids und ich einem Freund, der mit Covid zu Hause bleiben muss, das Essen vor die Tür. In der Nacht auf Sonntag wacht das Kind um halb zwei Uhr auf. Es weint, hustet und hat Ohrenschmerzen. Um 1.43 Uhr schreibe ich für meinen Freund „2,5 ml ibu“ in den Chat. Ich hake die nächste Woche mental schon ab. Am nächsten Morgen ist das Kind quietschfidel.

Montag. Die Frühschicht meldet sich krank. In meinem privaten Postfach findet sich eine Frage der Kita: ob jemand von den Eltern mit in die Musikschule kommen kann, weil … Der Große fragt mich, ob ich auch einen Ingwershot haben will. Dann spaziere ich zum Impfladen. Er ist geöffnet.

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28 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Danke Frau Bönisch, dass Sie so eindringlich die Situation schildern. Einer der wenigen Lichtblicke in dieser dunklen Zeit.

  • > Ob ich mich nächstes Jahr gegen Corona impfen lasse, überlege ich mir noch … so lange es eine Omikron Variante bleibt, dann wohl eher nicht.

    Namen sind Schall und Rauch. Relevant ist:

    1. Welche Spike-Proteinveränderungen die Virionen haben, die Sie konkret dann einatmen werden



    2. Wie aktuell (sowohl zeitlich, als auch bez. der Spike-Variante) ihre letzte Impfung dann sein wird.

    Über neue Varianten und deren Potential wird z.B. hier informiert:

    - n.l5.ca/DrEricDing...603126894441816065



    - n.l5.ca/RajlabN



    - covariants.org/

  • Was die Grippewelle angeht, so war diese doch zu erwarten, deshalb habe ich mich Anfang November gegen Grippe und Corona Impfen lassen, beides geht an einem Impftermin und gut ist es.

    Ich selbst hatte bis jetzt noch nichts, noch nicht mal einen Schnupfen, obwohl auch die Menschen in meinem Umfeld erkrankt sind (mehrheitlich Grippe).

    Bei der Corona Impfaktion wäre es wohl gerade in diesem Jahr wichtig gewesen, wenn auch eine Grippeschutzimpfungs- Aktion gemacht worden wäre.

    War irgendwie abzusehen, wenn Hygienemaßnahmen und Abstand nicht mehr eingehalten werden, ich denke, das die Grippeschutzimpfung im November wichtiger war als die Corona Schutzimpfung, werde wohl jetzt Jährlich mich gegen die Grippe Impfen lassen, ein Kombination aus beiden Impfstoffen wäre von vor teil, dann wäre es ein Piecks weniger.

    Ob ich mich nächstes Jahr gegen Corona impfen lasse, überlege ich mir noch, das wäre ja die 5. Impfung, hängt davon wohl ab in wie weit der Virus Mutiert, so lange es eine Omikron Variante bleibt, dann wohl eher nicht.

    Die Grippeschutzimpfung aber in jedenfall, wie jedes Jahr.

  • .nun stellen Sie sich das vor als AlleinerziehendeR mit einem Job in Vollzeit mit Präsenzpflicht. Frei nehmen wg. Kinderbetreuung bei Kindern über 12 Jahre ist gesetzlich ausgeschlossen. Null Tage! Wenn Sie dann krank werden droht Jobverlust. Aber immerhin können die sich ja mit der staatlichen Coronaunterstützung von insgesamt 75 Euro pro Pandemie (150 Eur/2Elternteile) richtig gut über Wasser halten.

    • @Privatkundig:

      Die Wirtschaft benötigt Leistung. Der Staat ist nicht in der Lage jede persönliche Fehlentwicklung abzufangen. Das Problem sind dann die gerissenen sozialen Strukturen ( Familie oder andere Netzwerke). Es gibt immer wieder gute Gründe warum etwas nicht funktioniert, aber glauben Sie das in 40 Jahren Ehe der Himmel jeden Tag voller Geigen hängt?

      • @jogi19:

        Die gerissenen sozialen Strukturen sind aber auch Folge der Forderung aus der Wirtschaft, dass Arbeitnehmer für eine Arbeitsstelle durch die ganze Republik ziehen wollen sollen.



        Bei null Tagen hilft auch der Vollzeit arbeitende Partner nicht weiter.

        • @Herma Huhn:

          Bei 2 arbeitenden Elternteilen ist die Kapazität immerhin doppelt so hoch, und die Existenz der Familie gesichert, was den 2. Elternteil mittels Ehegattesplittings immerhin existenziell stark entlastet bzw. frei stellt.

          Wenn ein AlleinerziehendeR Elternteil hingegen alleine in Vollzeit sowohl die Existenz der Familie als auch die Erziehung und Versorgung der Kinder in Krisen-, Krankheits- und Lockdownzeiten bewerkstelligen muss, wird klar, dass das gar nicht leistbar ist.



          Von der gesetzlichen Rahmenbedingungen her ist der Expartner ab dem 3. Lebensjahr der Kinder nicht unterhaltsberechtigt, von ihm wird eine Vollzeittätigkeit verlangt.

          Bei einer Scheidungsquote von ca. 40% ist es verfälschend von "persönlichen Fehlentwicklungen" zu sprechen.

          Hier wird die Verachtung der Lebenssituation vieler Kinder nochmals deutlich!

  • ich denke dass es damit zutun hat dass immer weniger noch heizen können.draußen ist es kalt so dass es schon eis gibt, in höreren lagen z.b im westerwald gibt es schon schnee und wir müssen bei maximal 10-16° in der stube hocken. dass es da einen zusammenhang gibt kann sich jeder vernünftige mensch wohl denken!

    • @setzteuch für freiheit ein!:

      Es wurde darüber gesprochen die Raumtemperatur auf 19°C zu begrenzen. Nach meiner eigenen Erfahrung geht das ohne Probleme. Man koennte auch versuchen nur einzelne Räume zu heizen. Der Zusammenhang von Temperatur und Krankheit ist nicht so einfach. Vielmehr sind angemessene Kleidung und Verhaltensweisen gefragt.

      • @jogi19:

        Der Benutzername (auf den sie antworten) mit genau einem Post spricht doch Bände. Ist ein reiner Trollaccount, den man wirklich nicht ernst nehmen sollte. Ich zumindest kenne keinen einzigen Menschen bei den genannten Temperaturen zuhause sitzt...

  • „Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“

    In den letzten Monaten hatte ich den Eindruck viele Eltern glauben Ihr Kind müsse nur gegen Corona geimpft sein, und dann sei alles gut. Dem ist nicht so. Die Probleme unseres Gesundheitssystems sind weit komplizierter. Und ein kindliches Immunsystem auch. Wo sind die Milliarden die seinerzeit für die Impfkampagne investiert wurden? Warum tingelt Lauterbach nicht durch die Talkshows um Stimmung zu machen für eine bessere Finanzierung der Krankenhäuser?

    Sorry, aber jetzt wieder Maske tragen kann nicht die Lösung sein. Die Kinder sterben nicht an Corona. Es sind Infekte die nachgeholt werden, weil in den letzten Jahren die natürliche Entwicklung des Immunsystems durch Quarantäne, Maske und Isolation unterbrochen war.

    • @Verboten:

      Die Maske hilft eben auch gegen Grippe und RSV. Und es geht bei diesen Krankheiten nicht darum sie ganz zu verhindern, sondern diese Welle etwas abzuschwächen. Das heißt kein Lockdown, und keine Masken für die Kinder, aber wenigstens die Eltern sollten das Zeug nicht untereinander weitergeben.

      • @Herma Huhn:

        Die "natürliche Entwicklung des Immunsystems" muss also in Form von durchgemachten Infektionen bezahlt werden? Was noch halbwegs logisch klingt für Krankheitserreger, die nicht das Immunsystem selbst angreifen, entlarvt sich bei SARS-CoV2, HIV & Co. als kurzsichtiger, bisweilen tödlicher Denkfehler.

        Hier eine gute Erklärung aus Kanada, die zeigen, dass trotz gleich hoher RSV-Welle im letzten Jahr, weit weniger Kinder ins Krankenhaus mussten:

        nitter.sethforpriv...602423960246829058

        Was war in diesem Jahr anders? Dass sehr viele Kinder inzwischen mit CoVID infiziert wurden.

        Ach, CoVID (zer)stört das Immunsystem? Hier einer der frühen Warner vor diesem Problem: mastodon.green/@fitterhappierAJ

        Das Fazit kann nur sein, weiterhin immer und überall gut sitzende und ordentliche Masken zu tragen, wenn man nicht gerade draußen bei heißer, trockener Luft & Sonnenschein ist. Allein schon als Protestzeichen gegen das sozialdarwinistische Verhalten der Kurzsichtigen.

        "Sorry, aber ich will nicht dabei mithelfen, andere vorm Krank-werden und Sterben zu bewahren" ist nichts anderes als eine neue Variante des realexistierenden Sozialdarwinismus.

  • Na, was haben die meisten Erwachsenen mit hohem Fieber und Krankheitsgefühl denn so? Korrekt. Influenza . Gibt es eine Impfung, die vor schweren Symptomen effektiv schützt. Wissenschaflich belegt. Empfohlen, neben Alter über 60 oder chronische Erkrankungen, für Alle, die im Geyundheitssystem, Kitas, Grundschulen arbeiten. Durchimpfungsquote in Kitas? Ich würde tippen: unter 10%.



    Und by the way: es gibt auch Long-Influenza, wird nur nicht so gehypet.

    • @Ignaz Wrobel:

      In unserem Kindergarten ist es RSV, was gerade durch sämtliche Familien rauscht. Und auch da liegen die Erwachsenen flach. Nur nicht so lange wie die Kinder.

    • @Ignaz Wrobel:

      "Na, was haben die meisten Erwachsenen mit hohem Fieber und Krankheitsgefühl denn so? Korrekt. Influenza" Diese Schlussfolgerung verstehe ich nicht. Es gibt sehr viele verschiedene Atemwegsinfekte, nach meiner Kenntnis momentan auch sehr viele nicht-Influenza Infekte.

      Eine Influenzaimpfung kann hilfreich sein, ist aber wie auch bei der Corona Impfung kein Allheilmittel. Es gibt Impfdurchbrüche, manchmal sind Viren im Umlauf vor der die Impfung nicht oder nur schwach schützt da die Zusammensetzung des Impfstoffes vor der Grippesaison geschätzt werden muss. Zu guter letzt gibt es auch sehr viele, sich schnell verändernde Erreger, für die es keinen Impfstoff gibt. Um hier widerstandsfähig zu sein brauchen die Kinder ein gutes, natürliches Immunsystem.

  • Wir sollten uns auch über Entwicklungen unterhalten, die uns in dieses Dilemma gebracht haben. Da würde ich als erstes die Selbstoptimierung ansprechen. Bei uns ist jede Minute verplant: Im Beruf, zu Hause, im Urlaub , bei der Kinderbetreuung usw. Das ist ein Teil des Preises für unser aller Wohlstand. Dann müssen wir unsere sozialen Störungen betrachten, früher haben Familien nur existieren können, weil zwei Menschen zusammengehalten haben und wichtig ist die Unterstützung von Großeltern, Geschwistern usw. Was soll ein Generalstreik bewirken? Wir müssen uns der Problem klar werden und bereit sein uns selbst zu ändern. Das Problem ist das jeder bei sich selbst anfangen muss, statt andere zu fordern.

  • Was Sie beschreiben, kenne ich alles. Die kranken Kinder, die Arbeit, die Erschöpfung nach 2 Jahren Covid. Der Blick auf #Medizinbrennt und... eigentlich brennt ja alles, die Ukraine, der Iran, die Außengrenzen Europas, das Klima, alles, alles, alles. Eigentlich muss ich Ihren Artikel also gar nicht lesen und ich verstehe Ihre Frage, warum Sie das alles aufschreiben sollen, wen das denn (noch) interessiere, so müde, wie alle sind vom Durchhalten im eigenen Leben. - Aber nein, es ist wichtig, dieser Austausch. Zu merken, nicht ich bin das Problem und alle anderen schaffen es, sondern: Es. ist. einfach. nicht. mehr. zu. schaffen.

    Ich habe einen Traum, dass Artikel an dieser Stelle aber nicht aufhören, sondern fragen: Was machen wir jetzt damit? Mit dieser Erschöpfung, dieser Müdigkeit, der Angst und den Sorgen? Ich wünsche mir, dass unsere Kneipen- und Küchentischgespräche nicht dort aufhören, wo sich alle einmal darüber ausgetauscht haben, wie fertig wir doch alle sind. Ich wünsche mir, dass wir endlich diesen einen Schritt weitergehen und uns fragen: "And now what?". Darauf gibt es dann keine einfachen Antworten, aber genau deswegen ist es meiner Meinung nach an der Zeit, sich über genau diese Frage auszutauschen. Ich frage mich zb, wenn alles überall gerade so aus den Nähten des noch Stemmbaren platzt, wann stehen wir alle zusammen auf und sagen: genug? "Generalstreik" ist ein verkrustetes Wort aber im Kern drückt es aus, was ich mir wünsche: Der Gorillas-Rider, die Charité-Kinderärztin, der Rettungswagen-Sanitäter, die Bürokraft, der Bezirksamtmitarbeiter, die pädagogische Fachkraft, der Seniorenheimbewohner, die Studentin sagen "genug". Und erkennen das "genug" des anderen als verbunden mit dem eigenen. Und gehen raus aus dem "irgendwie immer weiter", rein in das ungewisse, sich widersetzende "Wir". Ich spreche es hier also einmal aus: Ich glaube, wir brauchen einen Generalstreik.

    • @Beat:

      Dankeschön Beat für den Kommentar.

      Ergänzend möchte ich noch anmerken, dass ein Generalstreik alleine nichts verändert. Mich erinnert das ein wenig an das kleine, bockige Kind (Nein, ich esse meine Suppe nicht!).

      Möglicherweise könnte eine mehr erwachsene Herangehensweise, eine lösungsorientierte Denk- und Handlungsweise positivere Langzeitauswirkungen haben (nach dem Generalstreik).

      Durch und durch "Gemeinwohlorientiertes Denken und Handeln" könnte in meinen Augen ein Ansatzpunkt sein.

      Unser Grundgesetz gibt das auch her und ist viel gemeinwohlorientierter als wir dieses zur Zeit leben.

      Und dem Bereich Ausruhen/Auszeiten/Regeneration/Nichtstun/Füße hochlegen /Generalstreik) sollten wir dann unbedingt eine hohe Priorität in unserer kommenden Gesellschaftsordnung geben.

      Und dieses "Nichtstun" (den Dauergeneralstreik) sogar "geldwert" belohnen. :-)

      OM Füße hoch OM ;-)

    • @Beat:

      Bis auf den Streik bin ich Ihrer Meinung, weil ich von großen Verbesserungspotentialen durch Frieden und gutem Miteinander überall und weltweit überzeugt bin, und schon lange dafür eintrete, damit kann man alles verbessern - aber vielleicht wäre mein Thema auch ein Thema für einen Generalstreik ? wenn Sie einen organisieren, ich bin dabei.



      Alles Gute

      • @felix :

        Richtig. Aber Jahrzehnte des Neoliberalismus haben die Menschen intellektuell und emotional entsolidarisiert, individualisiert oder tribalisiert, bis auf wenige Inseln von Gemeinschaftlichkeit, die dann mal bei der Ahrtalkatastrophe aufblitzen oder im Verborgenen dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft nicht schon längst implodiert ist. Generalstreik war schon zu Zeiten der IWW fast utopisch, jetzt noch mehr, fürchte ich.

        • @hessebub:

          Was den Generalstreik betrifft, den habe ich aus dem BEAT-Kommentar übernommen, um vielleicht auch mein letztes großes Thema - im Frieden und mit gutem Miteinander überall und weltweit können wir alles verbessern - vielen Menschen näher zu bringen.

          Wie man so sagt "ich glaube an das Gute im Menschen", sage ich "ich glaube an das Gute in jedem Menschen, wenn wir gemeinsam genug davon heraus lassen, können wir gemeinsam alles verbessern".

          Und das geht ganz einfach, jeder kann jederzeit damit anfangen, und damit erfolgreich sein.

          Wenn die Politik damit anfangen würde, könnte sie es auch, von D und der ganzen Welt - sie müssen nur möglichst viel damit beginnen - nichts ist einfacher oder besser !

        • 6G
          650228 (Profil gelöscht)
          @hessebub:

          Einen weiteren Faktor für die Entsolidarisierung sehe ich darin, dass man als normalverdienender Steuerzahler seit Jahren trotz steigender Abgabenquote immer weniger an echten staatlichen Leistungen erhält. Aktuelles Beispiel: Scholz will, dass die Deutschen mindestens bis 67 oder 70 arbeiten, während Italiener usw. schon ab 62, 63 oder 65 in den normalen Ruhestand gehen können.

  • Für mich ein sehr guter und interessanter Beitrag, der beweist was auch bei uns alles schlecht läuft - aber Masken die helfen könnten werden mehrheitlich nicht aufgesetzt, unmöglich !!!

    • @felix :

      Das mit den Masken ist so ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite helfen sie von Ansteckung und Weitergabe eines Virus. Auf der anderen Seite aber müsste man sie dann für immer tragen, damit es nicht zu genau dieser Welle, die wir jetzt haben, kommen wird.

      • @Rudi Hamm:

        Nein, nicht für immer, sondern immer wieder dann, wenn die Welle sich aufbaut. Und dann, wenn man selbst leicht erkältet ist, aber noch gesund genug, um sich zu Hause zu verkriechen. Gerade RSV macht bei vielen Erwachsenen ja nur leichten Husten.



        Wir müssen einfach viel schneller und flexibler auf die Notwendigkeit einer Mske reagieren und sie ebensoschnell auf wie absetzen.

      • @Rudi Hamm:

        ich sehe es mehr so, dass FFP2 Masken zu Zeiten höherer Ansteckungsgefahr in Räumen vor Viruskrankheiten, wenn sie gut sitzen, zu fast 100 % schützen können - und damit jeden Menschen und dem Staat einen großen Vorteil bieten können.

        Wer außerhalb wenigstens 1,5 m Abstand zum Nächsten halten kann, braucht keine.

        Zur Zeit sind laut RKI ca, 9,5 Millionen Menschen in Deutschland von Grippe-, Corona-, und RS-Viren krank; das sind über



        10 % von der Bevölkerung und den Berufstätigen - für mich ist das höchste Zeit, für alle, dabei mit zu machen.

  • Also ich hätte keine Kraft und Lust in so einer Situation noch so akribisch Tagebuch zu schreiben.