Kostenlose Periodenprodukte: Stoppt die Blut-Armut!
Zugang zu Periodenprodukten heißt Zugang zu sozialer Teilhabe. Deshalb sollte auch Deutschland Tampons und Binden kostenlos zur Verfügung stellen.
I ch bin eine Frau, ich habe eine Gebärmutter, einmal im Monat blute ich und die Hälfte der Weltbevölkerung mit mir. Die durchschnittliche Frau menstruiert einen beträchtlichen Teil ihres Lebens. Das Blut nimmt keine Rücksicht auf arm oder reich. Es strömt. Im besten Fall nicht in eine Zeitung von gestern, sondern in hygienische Binden, Tampons, Tassen. Die kosten Geld, und nicht jede kann sie sich leisten. Stoppt die Periodenarmut, macht Hygieneprodukte für Frauen kostenlos!
Rund 1.200 Euro geben wir in einem Leben für Tampons aus – nicht mit eingerechnet sind Schmerztabletten, Schokolade und neue Unterwäsche, die die vom Blut ausgebleichte ersetzt. Zugang zu Periodenprodukten heißt Zugang zur sozialen Teilhabe. Frauen und Mädchen, die sich keine Tampons leisten können, bleiben Arbeit oder Schule tagelang fern. Sie werden stigmatisiert für einen natürlichen körperlichen Vorgang.
Der Zyklus ist verbunden mit Scham, Stress und Schmerzen. Und auch hierzulande am besten unsichtbar. Tampon rein und weiter geht’s. Leisten statt Leiden. Der Blick nach unten auf den Stuhl: Ist da ein Fleck? Das mulmige Gefühl, dass auch ja nichts in der Hose zu sehen ist, wird uns von klein auf antrainiert. Instagram löscht Fotos, auf denen Periodenblut zu sehen ist, weil es „Community-Guidelines“ widerspricht. Eine Community, in der das Frausein tabuisiert wird, hat für mich nichts mit Gemeinschaft zu tun.
Bluten ist kein Luxus. Das hat die Bundesregierung Anfang des Jahres immerhin erkannt und dafür gesorgt, dass Tampons nicht mehr zur Steuerkategorie Kaviar und Trüffel gehören – sondern unter den ermäßigten Mehrwertsteuersatz fallen. Kanada, Irland, Australien und Kenia befreiten Menstruationsprodukte ganz von dieser Steuer. In Schottland werden sie an öffentlichen Orten wie Schulen und Universitäten künftig kostenlos verfügbar sein. Warum geht das nicht auch hier?
hat Politikwissenschaft und Psychologie in Heidelberg und Paris studiert und ist derzeit Schülerin der Deutschen Journalistenschule in München.
Die Weltöffentlichkeit nennt die schottische Entscheidung bahnbrechend. Bahnbrechend? Wirklich revolutionär wäre doch ein menstruierender Mann. Ich bin mir sicher, das böse Blut wäre plötzlich ein Statussymbol.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen