Kosten für deutsche Afghanistanmission: 17 Milliarden für den Hindukusch
Das 20 Jahre dauernde Engagement Deutschlands in Afghanistan hat viele Milliarden Euro gekostet. Den Großteil davon machte die Bundeswehrmission aus.
Berlin dpa | Der 20 Jahre dauernde Einsatz deutscher Soldaten und Entwicklungshelfer in Afghanistan hat nach Angaben der Bundesregierung mehr als 17,3 Milliarden Euro gekostet. Den weitaus größten Posten machte dabei das Militär mit rund 12,3 Milliarden Euro aus, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Die Antwort lag der Deutschen Presse-Agentur vor.
Das Auswärtige Amt gab demnach rund 2,48 Milliarden Euro für sogenannte projektbezogene Personal- und Sachkosten aus. Diese Summe beinhaltet nicht Personal- und Betriebskosten des Auswärtigen Amtes, wie sie also im regulären diplomatischen Betrieb sowieso entstehen. Das Entwicklungsministerium stellte binnen 20 Jahren rund 2,46 Milliarden Euro in Afghanistan zur Verfügung. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gab in zwei Jahrzehnten 33 Millionen Euro aus.
Angaben zu den Ausgaben des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Afghanistan wurden als geheim eingestuft. „Eine Offenlegung der entsprechenden Informationen würde die Aufgabenerfüllung des Bundesnachrichtendienstes stark beeinträchtigen, was wiederum die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährden oder ihren Interessen schweren Schaden zufügen könnte“, teilte die Bundesregierung dazu mit.
Mit Hinweis darauf stuft die Bundesregierung auch als Verschlusssache ein, welche mit deutschem Geld aufgebaute Infrastruktur nun von den Taliban genutzt wird. „Eine zur Veröffentlichung bestimmte Antwort der Bundesregierung auf diese Frage würde Informationen zum Modus Operandi, zu den Fähigkeiten und Methoden sowie zur Erkenntnislage des Bundesnachrichtendienstes einem nicht eingrenzbaren Personenkreis nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland zugänglich machen“, heißt es dazu.
Das Verteidigungsministerium will am Mittwoch mit einer Bilanz des weitgehend gescheiterten Einsatzes beginnen. An dem Zeitplan dafür wird auch nach Kritik aus dem Bundestag festgehalten, wie ein Sprecher des Ministeriums am Montag in Berlin deutlich gemacht hatte. Er verwies auch auf eine am 13. Oktober geplante Würdigung des Einsatzes, die man den Soldaten schuldig sei. Das gelte auch für eine Bewertung des Einsatzes durch die höchsten Vorgesetzten. „Und wir müssen insgesamt in einer kritischen Bilanz offen darüber reden, was gut war, was nicht gut war und was wir gelernt haben“, sagte er.
Verteidigungspolitiker mehrerer Fraktionen wollen der am Mittwoch geplanten Auftaktveranstaltung fernbleiben – verbunden mit Kritik an dem dafür gewählten Zeitpunkt kurz nach der Bundestagswahl. Darunter sind Vertreter der Union, der SPD, der FDP und der Grünen.
Leser*innenkommentare
83379 (Profil gelöscht)
Gast
Wie wäre es gewesen einfach mal jeden Ort mit festen Straßen anzuschließen, jeden Fluss mit einer Brücke zu versehen und Kabul mit einer Kanalisation zu beglücken? Warum hat man so wenig in Afghanistan investiert?
Christof Abt
@83379 (Profil gelöscht) Sind unsere Steuern nicht eher dazu, die Infrastruktur Deutschlands zu erhalten und zu verbessern? Wie wäre es mit flächendeckenden Internet in Deutschland oder einem Ausbau der Gäubahn? Woher stammt das Bargeld, welches der Ex-Präsident mit ins Exil nahm?
Daniel Drogan
@83379 (Profil gelöscht) Das hätte ja nur Geld gekostet und eventuell Fluchtursachen gemindert. Das ist ja nicht das Ziel "westlicher Diplomatie", man brauch ja in paar Jahren wieder Gründe zum Kriegen...
Daniel Drogan
Zum Glück haben die deutsche Gerichte da mitgeholfen indem die Verfahren von afgh. Opfern des u.a Raketenangriffs auf den Tanklaster in D nicht zugelassen wurden. Das wäre noch teurer geworden. Aber beim Thema Verantwortung kennt der deutsche Staat nichts...
insLot
Der wahre Preis dieses Krieges sind 54 tote Bürger, welche mit Blick auf die neuen alten Verhältnisse in Afghanistan umsonst gestorben sind.
fly
Wieviel der 12 Mrd waren zusätzliche Kosten (Flüge, Ausrüstung)? Zusätzlich zu den Kosten, die sowieso für die Einheiten ausgewendet worden wären.
Für den Betrag ist der Einsatz nicht wirklich gescheitert. Er hat einige Jahre relative Ruhe in dem Land gebracht.
Sarg Kuss Möder
Die Bundesregierung......man kann auch schreiben: Angela Merkel, denn sie bestimmt die Richtlinien deutscher Politik und was an die Öffentlichkeit darf und was nicht. Noch.
Jim Biehm
Zur Erinnerung: Im Jahre 1991 hatte Helmut Kohl den Irakkrieg (wegen Kuweit) schon mit 16,9 Milliarden DM gesponsert. Mit eigenen Soldaten musste sich D noch zurückhalten. Die Folge waren Millionen tote Zivilisten, auch durch das US Embargo und der zerstörten Infrastruktur (kein Wasser, kein Strom, keine Medikamente) in den Folgejahren. Eine traurige Bilanz der deutschen Außenpolitik.
83379 (Profil gelöscht)
Gast
@Jim Biehm Dann hätte Saddam nicht Kuwait überfallen sollen und mit der internationalen Gemeinschaft kooperieren müssen.
Sven Günther
@Jim Biehm Zur Erinnerung, die Invasion des Irak mit 100.000 Soldaten in Kuwait war der Ausgangspunkt ihres Punktes.
Das militärische Vorgehen gegen die Iraker in Kuwait sind durch die UN Resolution 660, die Sanktionen durch 661 gedeckt.
Daniel Drogan
@Sven Günther Ausgangspunktes des Punktes ist doch aber, das bis dato Hussein doch wunderbar für die Amerikaner gegen die Iraner gekämpft hat. Dann hat er halt Jordanien mit Kuwait verwechselt, oder wars Syrien ;). Wird doch mal passieren dürfen. Aber ok soweit wollten Sie bestimmt nicht zurückschauen oder?
83379 (Profil gelöscht)
Gast
@Daniel Drogan Saddam hat nicht für die Amerikaner gekämpft, der Überfall auf den Iran war seine ganz eigene Idee. Im Zuge der Revolution wurden die Minderheiten unruhig: Die Kurden, die Usbeken und halt auch die Araber in Khuzestan/Arabistan, dazu kamen jahrzehnte lange Grenzstreitigkeiten, etc. Saddam dachte das Chaos der ganzen Situation ausnutzen zu können. Er gehörte aber in der Welt des Kalten Krieges eher dem sowjetischen Block an (sah man ja auch an der Ausrüstung). Nachdem Irak die Offensive verloren hat, haben dann die anderen arabischen Staaten Saddam finanziell und auch teilweise personell unterstützt um die iranische Gegenoffensive aufzuhalten. Die Amerikaner haben abgesehen von einigen Hubschraubern nicht viel für Saddam gemacht, außer Sanktionen aufzuheben. Die meisten seiner Waffen kamen weiterhin aus der Sovietunion gefolgt von Frankreich.
Mit Jordanien hat der Irak nicht wirklich Streitigkeiten, die Länder waren sogar mal vereint für eine kurze Zeit in den 50er Jahren. Auf Kuwait erhebt der Irak aber seit den 1930er Jahren Anspruch, da hat sich Saddam halt verkalkuliert als er glaubte den jetzt erobern zu können um sich um die Rückzahlung seiner Kriegskredite drücken zu können.
Daniel Drogan
@83379 (Profil gelöscht) Das sehen einige Historiker scheinbar anders. www.deutschlandfun...:article_id=484270 oder auch hier: webapp.uibk.ac.at/...cle/view/2222/1774 (aufpassen ist ein Direktlink auf ein PDF)
83379 (Profil gelöscht)
Gast
@Daniel Drogan Zweitens ist der Artikel im Deutschlandfunk sehr unpräzise, die von ihnen verlinkte Arbeit hingegen behauptet genau das Gegenteil von dem was sie behauptet haben, dass Amerikaner und Soviets die Iraker und Iraner genutzt haben um beide Seiten zu Schwächen (Die Amerikaner lieferten Waffen an den Iran um Geißeln frei zu bekommen). Saddam kämpfte aber nicht für die Amerikaner, sondern für sich selbst, Motive und Hintergründe habe ich dargelegt. Natürlich stehen die Amerikaner ihm nicht im Weg wen er ihren Feind angreift. Das ist aber etwas ganz anderes als das was ihre Aussage impliziert. Die Amerikaner haben eine geopolitische Situation zum eigenen Vorteil genutzt. Das macht Saddam nicht weniger zum Verbrecher.
Daniel Drogan
@83379 (Profil gelöscht) Also m.E. ist die Arbeit sehr klar. Sie zeigt sehr gut auf, das die USA NICHT den Iran unterstützte, kurz nach der Revolution, sondern nur Waffen und geld offerierte um seine Leute herauszubekommen. Mit Reagan begann man dann direkt gegen den Iran vorzugehen.
z.B.:"Sie sollten bezeugen, dass sich das
Baath-Regime von seiner radikalen Vergangenheit abwende und die Unterstützung der
USA gegen den Iran verdiene.104 Als im Frühjahr 1982 die Streichung Iraks von der Liste
der den Terror unterstützenden Staaten erfolgte, bestand kein Hindernis mehr, die
irakische Armee militärisch aufzurüsten.105" oder auch weiter "Washington entwickelte sich in der Folge zum Beschützer Iraks und seines Staatschefs
Saddam Hussein108 und versuchte, andere Länder an Waffenlieferungen an den Iran zu
hindern."