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Kooperation von Verlagen mit GoogleGoogle soll Lizenzen zahlen

Die Bundesregierung will das einst gescheiterte Leistungsschutzrecht für ZeitungsverlegerInnen neu einführen. Für Google kann das teuer werden.

Zahl ja auch was: analoges Google, also Zeitschriftenhandel Foto: imago

Die Bundesregierung will das Leistungsschutzrecht für PresseverlegerInnen erneut einführen und damit die novellierte EU-Richtlinie zum Urheberrecht umsetzen. Anfang Februar hat die Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf beschlossen. Google und andere Dienste der Informationsgesellschaft sollen dann Lizenzgebühren an die Verleger zahlen und so deren Einnahmen erhöhen.

PresseverlegerInnen beschweren sich schon lange, dass Google die Onlinemedien der Verlage ausbeutet, ohne dafür zu bezahlen. So würden in Trefferlisten wichtige Teile des Inhalts als Snippet (Schnipsel) angezeigt. Die Verleger wollen, dass Google hierfür bezahlen muss.

Schon 2013 führte Deutschland auf Wunsch der Branche ein gesetzliches Leistungsschutzrecht für Verleger ein, das aber völlig verpuffte. Google weigerte sich einfach, für Lizenzen zu bezahlen. Die Verleger gestatteten Google daher die Nutzung der Snippets ohne Gegenleistung, damit Google ihre Inhalte weiter in Trefferlisten aufnimmt und damit Verkehr auf ihre Seiten lenkt.

Das Projekt endete im völligen Fiasko, als der Europäische Gerichtshof (EuGH) 2019 das deutsche Gesetz auch noch für nichtig erklärte, weil es bei der EU-Kommission nicht angemeldet worden war (was für Gesetze zur Informationsgesellschaft vorgeschrieben ist).

Vermutlich wird Google weiter am längeren Hebel sitzen

Der neue Gesetzentwurf der Bundesregierung geht auf die 2019 novellierte EU-Urheberrechts-Richtlinie zurück. Auf deutsche Initiative ist dort jetzt ein EU-weites Leistungsschutzrecht für Verleger vorgesehen. Die Verleger glauben, dass sie sich besser gegen Google durchsetzen können, wenn sie EU-weit gemeinsam verhandeln.

Da Medien-Märkte aber national sind, wird Google vermutlich weiter am längeren Hebel sitzen und keine Lizenzgebühren zahlen, wenn Google das nicht will. Anders als wohl in Aus­tralien beabsichtigt, ist in der EU auch keine Zwangsschlichtung geplant.

Allerdings sind Google und Facebook in letzter Zeit durchaus auf die Verlage zugegangen und haben versucht, sich als innovative Medien-Partner zu präsentieren. So hat Google Ende 2020 in Deutschland Google News Showcase eingeführt, wo Verlage selbst ausgewählte Inhalte kostenlos präsentieren können, die sonst hinter einer Paywall stehen. Für die Nutzer ist das kostenlos, Google zahlt dafür aber Lizenzgebühren an die Verlage. Auf das Leistungsschutzrecht hat das zunächst jedoch keine Auswirkungen.

Früher präsentierte das Justizministerium das Leistungsschutzrecht als Maßnahme, die vor allem auf Suchmaschinen wie Google abzielte. Inzwischen ist vage von „Diensten der Informationsgesellschaft“ die Rede. Vermutlich wäre damit auch Facebook erfasst. Bis zum Redaktionsschluss konnte das Ministerium dies aber nicht bestätigen. Das Ministerium ist von der Entwicklung in Australien offensichtlich auch überrascht.

Was angemessen ist, lässt der Gesetzentwurf offen

Immerhin sollen JournalistInnen und FotografInnen laut Gesetzentwurf einen „angemessenen“ Anteil der Lizenz-Einnahmen erhalten. Was angemessen ist, lässt der Gesetzentwurf allerdings offen. Eine Mindestbeteiligung von einem Drittel der Einnahmen wird zwar erwähnt, kann aber durch kollektive Vereinbarungen wie Tarifverträge unter- oder überschritten werden.

Lizenzfrei nutzbar sind weiterhin „einzelne Worte oder sehr kurze Auszüge aus einer Presseveröffentlichung“. Wie viele Worte kostenfrei genutzt werden können, lässt der Gesetzentwurf offen. Längere Zitate bleiben auch möglich, allerdings nur nach den üblichen Regeln, das heißt: Es ist eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Beitrag erforderlich. Privatleute müssen keine Lizenzgebühren für Snippets an die Verlage bezahlen.

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10 Kommentare

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  • Die verantwortlichen Politiker auf der Welt dürfen sich nicht s vormachen. Die Internet-Gang: Facebook, Instagram (Mark Zuckerberg) Twitter (Jack Dorsey) und Youtube + Google (Sundar Pichai) und Amazone und Microsoft und die dahintersteckenden Geldgeber haben ihre Macht dermaßen konzentriert, dass sie weltweit bestimmen können, wer wann was und wo zu melden haben soll. Selbst gegenüber dem US Präsidenten und Commander in Chief, der den Auslöseknopf über tausende Atombomben in den Händen hält. Donald Trump und seine faktische Abschaltung seiner Kommunikation mit seiner Anhängerschaft hat das der Welt deutlich vor Augen geführt, welche Macht die Internet-Gang für sich beansprucht. Diesmal was es ein vermeidlicher Bösewicht, was aber wenn die Bestimmungsmacht der Internet-Gang das nächste mal einen guten Präsidenten ins Fadenkreuz nimmt. Weil er z.B. Internet-Gang besteuern will???

    Es ist völlig egal, auf welche Weise die Macht der Internet-Gang zurück gedrängt wird. Hauptsache sie wird wieder unter demokratische Kontrolle gebracht.



    Ob das über Leistungsschutzrechte, Lizenzen, Steuern oder Anwendung der Kartellgesetze geschieht, die Internet-Gang muss unter demokratische Kontrolle.

    • @Nico Frank:

      Bitte nicht die Tatsachen verdrehen!

      Mr. Trump hat über 4 Jahre lang gegen die Nutzungsbedingungen von Twitter verstoßen.

      Nur seine Popularität und sein Amt haben dazu geführt das man ihn nicht schon vor 4 Jahren gesperrt hat. Wenn man Twitter etwas vorwerfen kann, dann das sie Kunden ungleich behandeln.

      Und wenn man es genau nimmt hat Trump - es war ja sein PRIVATER Account - einen Vertrag den er geschlossen hat gebrochen.

      Wir haben Probleme mit den Konzernen aus den USA, aber das sind ganz andere. Z.B. das dort Leute im Hindergrund Milliarden in Twitter, Facebook, Google und Co investieren um freie offene Protokolle wie Mail, Jabber, etc... langfristig durch Firmenspezifische Web-APIs zu ersetzen: keine freie Client Wahl, keine freie Betriebssystem Wahl, kein blocken von Werbung, keine freien Inhalte. DAS ist deren Ziel und nicht irgendwelche Zensurfantasien wie "lasst und den US Präsidenten blocken".

  • Google sollte Geld dafür nehmen das sie den Verlagen diesen Service und diese Reichweite bieten.

    das deutsche Leistungsschutzrecht soll nur die schlechten Medien von Springer und Bertelsmann schützen: mehr Gewinn trotz Verlust von Lesern.

  • Doppelmoral der Zeitungsverleger: Das Leistungsschutzrecht der Journalisten gegenüber Arbeit- oder Auftraggeber wird von den Verlegern systematisch totgeschlagen.

  • Gott sei Dank. "Lizenzfrei nutzbar sind weiterhin „einzelne Worte".

    und seien sie aus dem Zusammenhang gerissen.

    Gut, dass die Erfinderin des Alphabets (sic), keinen Patentschutz beantragt hat.

    Nur mündliche Überlieferung würde heute so manchen überfürdern.

    • @fly:

      Wieso? Mir ist es lieber deutsche Verlage verdienen mit, als wenn Google allein den Profit mit anderer Leute Arbeit einstreicht. Jetzt müssen nur die Urheber wie Journalisten oder Autoren ihren Gerechten Anteil von den Verlagen bekommen und die Sache passt. Google verdient genug, da habe ich kein Mitleid.

      • @Andreas J:

        Die Verlage verdienen doch so schon mit. Die profitieren doch von den Google-Suchergebnissen.

      • @Andreas J:

        "Mir ist es lieber deutsche Verlage verdienen mit, als wenn Google allein den Profit mit anderer Leute Arbeit einstreicht."

        Sie wissen schon worum es geht?

        Wenn Google von einem Artikel die Überschrift und 3,4.5 Zeilen anzeigt verlieren die Verlage KEIN Geld.

        Google erbringt hier eine KOSTENLOSE! Leistung für die Verlage, und wenn der angezeigte Teaser interessant genug ist, landet der Nutzer ja auf den Seiten der Verlage - und hier verdienen NUR die Verlage. Google verdient also wenn überhaupt nur einen Bruchteil - na ja mal abgesehen davon das wohl kein Verlag ohne Googles Werbetracker arbeitet.

        Die Verlage wollen jetzt aber auch daran mit verdienen, das ein Nutzer NICHT auf ihr Angebot klickt, sondern ggf auf das eines Konkurrenten. Oder einfach gar nicht.

        Dies ist nicht OK.

        Das ist so als müsste man Verlage auch dafür bezahlen wenn man beim passieren des Zeitungsregals im Supermarkt die Überschriften liest.

        Genau DAS ist es was hier gefordert wird. Google soll dafür bezahlen das es uns Nutzern ein digitales Zeitungsregal bietet.

  • Die Verlage können doch einfach die Indexierung durch Google blockieren, dass ist schnell erledigt. Aber nein, sie wollen Geld dafür, dass sie eine kostenlose Dienstleistung in Anspruch nehmen und Traffic auf Ihre Seite geleitet wird. Es ist zu oft geschrieben worden, dass dieses Ansinnen nicht funktionieren wird. Aber man kann es ja gerne eine x-tes mal probieren.

    • @unbedeutend:

      Richtig! die Verlage müssten nur die Robots.txt auf ihrem Server anpassen und schon würde Google Ihren "wertvollen" Content komplett ignorieren

      Diesen Mechanismus gibt es im Internet übrigens seit 1994 - also in meinem Fall noch 2 Jahre bevor ich das erste Mal im Internet war.

      Und Robots.txt ist übrigens DREI Jahre älter als die Suchmaschine Google

      de.wikipedia.org/w...Exclusion_Standard

      de.wikipedia.org/wiki/Google#Geschichte