Konzertempfehlungen für Berlin: Magnetische Tage
Fünf Stunden Splitter Orchester, die Gaswerk Music Days, ein Auftritt von Vanishing Twin und Live-Improvisation stehen diese Woche auf dem Programm.
D ie Heroines of Sound gehen nach dem Auftaktwochenende im Moabiter ZK/U ab Donnerstag in die zweite Runde – und sind drei Tage im Radialsystem zu Gast. Dass bei dem feministisch ausgerichteten Festival alle möglichen Genre-Grenzen gesprengt werden, ist nichts Neues. Doch diesmal soll es darüber hinaus darum gehen, Grenzen aller Art durch kompromisslose Sounds infrage zu stellen.
Den Auftakt macht am Donnerstag „Reality Bang“, ein Musiktheater der finnischen Performance-Gruppe OBLIVIA. Die nehmen sich den drohenden Klimakollaps mit Komik und einem Sinn fürs Groteske vor. Die Deutschlandpremiere ist der zweite Teil ihrer Serie „Turn Turtle Turn“, der erste Teil war vergangenes Jahr auf der Münchener Biennale zu Gast (10.7., 20 Uhr, Tagesticket 22, erm. 15 Euro, 2-Tagesticket, 38 Euro, erm. 26 Euro, Festivalpass für 3 Tage 55 Euro erm 40 Euro, weitere Infos und Programmpunkte: radialsystem.de/de/festivals/heroines-of-sound-2025)
Das experimentelle, der improvisierten Musik zugetane Splitter Orchester wird 15 Jahre alt und lässt sich auf einer vierteiligen Tour durch Berlin feiern – wo das Ensemble, obgleich hier beheimatet, ja eher selten spielt. An der zweiten Station (nach ihrem Auftritt in der Zwingli-Kirche mit Butoh-Tänzerin Yuko Kaseki im Mai) bespielen die 18 Musiker:innen nun über fünf Stunden die ehemalige Rossmannfiliale am Gesundbrunnen (Brunnenstraße 105-109) – in Kollaboration mit Michael Vorfeld, der sich unter anderem darauf versteht, Glühbirnen Klänge zu entlocken. So soll eine skulpturale Kollektivimprovisation entstehen (11.7., 16-21 Uhr, Eintritt frei, weitere Infos: splitter.berlin).
Am Samstag haben dann die Gaswerk Music Days ihren Auftakt – mit einem deutlich gewachsenen, eindrucksvollen, sich über zwei Wochenenden streckenden Programm. Eine Wundertüte aus elektronischer Musik, afrikanischen Rhythmen, Avant-Pop und einigem mehr – mit dem Fokus darauf, was radikale Livemusik sein kann.
Am ersten Wochenende des Sommerfestivals der Ateliergemeinschaft der Gaswerksiedlung gibt es afrikanische Sounds jenseits ausgetretener Pfade. Der Samstag (12.7., ab 16 Uhr) steht unter dem Motto „Afrosonic Lineage“ und wurde in Zusammenarbeit mit dem ugandischen Nyege Nyege Festival kuratiert. Aus dem Roster des dazugehörigen Labels ist etwa das spannungsreich zwischen Akustik und Elektronik oszillierende Ensemble Arsenal Mikebe zu Gast. Chants und Synthie-Drones treffen bei ihnen auf Polyrhythmik. Am Sonntag (13.7.) darf dann schon ab 14 Uhr getanzt werden, unter anderem stellen Mark Ernestus’ Ndagga Rhythm Force ihr neues Abum „Khadim“ vor.
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Am darauffolgenden Wochenende geht es dann am Freitag (18.7) vor allem um das Thema Improvisation. Unter anderem wird der Perkussionist und Komponist Andrea Belfi auf die interdisziplinär arbeitende iranische Künstlerin Nazanin Noori treffen. Am Samstag darf man sich dann von psychedelische Sounds weg- und durchpusten lassen: Ein Highlight ganz sicher der Auftritt der Londoner Band Vanishing Twin mit der immer wieder tollen Valentina Magaletti am Schlagzeug (Tagesticket 25 Euro, Wochenendtickets 40 Euro, weitere Infos: gaswerk-music-days.de).
Wem die Zeit zwischen diesen beiden Wochenende arg lang wird, den könnte am Donnerstag ein Besuch in der Zwingli-Kirche beglücken. Auch dort gibt es Improvisation bei sicher lohnenswerten Live-Performances zu erleben: die mexikanischen Künstlerinnen Concepción Huerta und Daniela Huerta suchen etwa mit Hilfe von Magnetbandaufnahmenden den Dialog mit ihrer Umgebung. Und die Violinistin Gibrana Cervantes lässt Metal-Einflüsse auf Klassik treffen (17.7., 20 Uhr, Tickets 10, erm. 6 Euro).
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