Konzertempfehlungen für Berlin: Folkig und verzückt
Der Kiezsalon kehrt mit Folk in den Prenzlauer Berg zurück, das Trio Extra spielt bei Jazzexzess und fastmusic stellt sein Minimal-Pop-Debüt vor.
D ieser Tage ist der Kiezsalon eher nomadisch unterwegs und führt immer wieder an neue Orte in der Stadt. Einmal im Jahr kehrt die Veranstaltungsreihe zurück an seine ursprüngliche Heimstatt: in die Musikbrauerei im Prenzlauer Berg. Dort gibt es am kommenden Freitag neben Eighties-Zitaten, die auf mittelalterliche Folk-Einflüsse treffen, dargeboten von der Musikerin Svitlana Nianio aus Kiew, und der japanischen Komponistin Atsuko Hatano, die Streichinstrumenten eher avantgardistische Sounds entlockt, auch noch ein Set von Techno-DJ Shed. Samstag liegt der Fokus dann auf experimenteller Klängen aus Irland: mit Muireann Bradley, Henry Earnest und Conor (4+5.10., 20 Uhr, Tickets im VVK je 10,56 Euro).
Am Samstag präsentiert dann der Autodidakt und Multiinstrumentalist Eyal el Wahab seinen unbedingt erlebenswerten, bisweilen gar trance-induzierenden, wunderbar rumpeligen Oriental-Folk. El Wahab wuchs in der jüdisch-jemenitischen Diaspora von Tel Aviv auf, war einst Cellist beim Jerusalem Andalusian Orchestra und hatte sein Erweckungserlebnis durch die Single-Compilation „Qat, Coffee & Qambus: Raw 45s from Yemen“. Er lernte Arabisch, baute selbst Instrumente, wie sie im Jemen in den 1960er Jahren gespielt wurden und gründetet die Band El Khat. Mittlerweile ist ihr drittes Album „Mute“ erschienen, das sie im Gretchen vorstellen werden (6.10., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 11,50 – 22,50 Euro, weitere Infos: www.gretchen-club.de).
Am Montag geht dann sympathische Reihe Jazzexzess in die Herbstsaison. Den Auftakt macht der New Yorker Trompeter Peter Evans mit seinem neuesten Projekt, dem elektroakustischen Trio Extra, für das er zusammen mit dem Bassisten Petter Eldh und dem Schlagzeuger Jim Black auf der Bühne der Kantine Berghain stehen wird. Auch ein Blick auf die weiteren vier Konzerte der Reihe lohnt (7.10., 20 Uhr, Tickets im VVK 17,17 Euro).
Und hier noch ein kleiner Ausblick auf das nachfolgende Wochenende, weil es beim letzten Mal mit diesem jungen Musiker so schön war: Am übernächsten Samstag feiert endlich Bela Fast aka fastmusic aus Leipzig den Release seines Debütalbums „I want to love, and I love“. Bei den beiden Konzerten mit Band im vergangenen Jahr im Monarch hinterließ der junge Mann, der gerne sein Gesicht versteckt, mindestens Beglückung, eher noch Verzückung beim Publikum und er hätte gerne länger spielen können.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Doch es gab ja noch nicht so viel Material. Das dürfte diesmal anders werden, dank des tatsächlich schön geratenen Minimal-Pop Albums „I want to love, and I love“, in dem hörbar viel Herzblut steckt. Der Support kommt beim Konzert in der Friechshainer Galiläakirche von der schön verspult klingenden Schweizerin Héloïse (12.10, 20 Uhr, Tickets im VVK oder bei Koka36 15,40 Euro, weitere Infos: www.facebook.com/events).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“
Bequem gemacht im Pseudoliberalismus