Konzertempfehlungen für Berlin: Die Brücke zur neuen Musik

Klein präsentiert ihr neues Album „Harmattan“. The Soft Moon reinterpretiert Horror-Soundtracks. Die Pianistin Aki Takase spielt Jazz live im Netz.

Die Piantistin Aki Takase im Profil: Sie ist im Sprung über ein Piano gebäugt, ihre Haare fliegen durch die Luft und verdecken ihr Gesicht

Die Piantistin Aki Takase spielt für die Konzertreihe des Labels Trouble in the East live im Netz Foto: © Ziga Koritnik

Auf Kleins Solo-Debüt „Only“ von 2017 klangen ihre Sounddekonstruktionen noch nach minimalistisch-verspulten R&B, so intim wie experimentell; jetzt ist die multidisziplinär arbeitende britisch-nigerianische Künstlerin (die vergangenes Jahr auch in der Galerie Buchholz ausstellte und zudem unlängst ihr Langfilm-Debüt „Care“ vorstellte) zumindest in ihrem Musikschaffen endgültig in der Avantgarde angekommen und zu einer spannenden Protagonistin in der Neuen Musik geworden.

Ihr neues Album „Harmattan“ erschien unlängst beim Klassiklabel PENTATONE. Ursprünglich sollten die Stücke, die Klein auf der Basis jazziger Klavierimprovisationen entwickelte, eigentlich mit einem Orchester eingespielt werden – was die Pandemie aber verhinderte. Statt das Projekt auf die lange Bank zu schieben, behalf sich Klein mit digitalen Mitteln.

Aus Schritten wurden Perkussionselemente, Klavierklänge verwandelten sich in ein Streicher-Sektion. Die walisische Singer-Songwriterin Charlotte Church und der Londoner Grime-Performer MC Jawnino trugen ebenfalls dazu zu bei – auch wenn Stimmen auf diesem schwer kategorisierbaren Album eher spärlich vorkommen. Auf die Bühne der Volksbühne gebracht wird es von Klein am Freitag (4. 2.) – allerdings nicht nur mit digitalen Mitteln, sondern mit Mit­strei­te­r:in­nen aus Fleisch und Blut, unter anderem auch Jawnino (Volksbühne, 4. Februar, 21 Uhr, Eintritt 24 Euro).

Ebenfalls am Freitag (4. 2.) lockt die sechsköpfige Combo SUN ARK ins Donau115. Die Musiker aus Schweden, Deutschland und Dänemark haben sich am hiesigen Jazz Institute kennengelernt und sind als Solisten mittlerweile schwer nachgefragt. Im Fokus ihres gemeinsamen, recht gegenwärtig klingenden Bandprojekts steht die Lust am Improvisieren, irgendwo zwischen Fusion und Hip-Hop und immer auf der Grundlage recht eklektischer Rhythmen (20:30 Uhr, Eintritt 10 Euro).

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Horror, neu interpretiert

Sehr eigene, wenn auch eher verstörende Klangwelten schafft auch Luis Vasquez. Der Künstler aus Los Angeles machte sich als The Soft Moon einen Namen, mit einer recht eigenen Herangehensweise an Post-Punk und Dark Wave. Mit dem Album „A Body Of Errors“ brachte er erstmals Musik unter seinem Namen heraus. Und versucht sich dabei an einer Neuinterpretation des Soundtrack-Genres, insbesondere von Horror-Filmen. Das verbindet er mit Klängen, die man auch von seinen vier als The Soft Moon veröffentlichten Alben kennt, aber auch mit Industrialsounds. Zu hören gibt’s das das am Donnerstag (10.2.) im Urban Spree (21 Uhr, Eintritt 22,15 Euro).

Vor zwei Wochen wurde an dieser Stelle schon einmal kurz erwähnt, dass es einen zweites Wochenende der kleinen sympathischen Konzertreihe des Labels Trouble in the East im P.A.N.D.A. platforma geben wird. Die startet am Freitag und es wird vermutlich (es ändert sich ja dauernd etwas) zusätzlich einen Livestream geben: mit der Pianistin Aki Takase, die erst unlängst den Albert-Mangelsdorff-Preis für ihr Lebenswerk bekam, hier aber anders als geplant, nicht mit ihrem Projekt Japanic auftreten wird, sondern mit dem Klarinettisten Rudi Mahall. Außerdem zu erleben: der bemerkenswerte Schlagzeuger Oli Steidle, an den Turntables derweil Ignaz Schick (PANDA Platforma, Knaackstraße 97, 11. & 12. 2., 20 Uhr).

Übrigens: Wer Japanic erleben will, kann bei arte concerts immer noch den Mitschnitt ihres Auftritts beim Berliner Jazzfest gucken – so wie auch alle anderen Jazzfest-Aufzeichnungen aus dem November 2021. Damit lässt sich doch der Omikron-Peak schön auf dem Sofa aussitzen.

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