piwik no script img

Konzertempfehlungen der WocheAkustisch unter Einfluss

4DSOUND beim Transposition-Festival, im ICC steigt „The Sun Machine Is Coming Down“. Schlagzeuger Chris Imler im RAW, „Kultur am Dorfplatz“ mit Jazz.

70 Jahre Berliner Festspiele, u. a. mit dem Festival „The Sun is Coming Down“ im ICC Foto: © Berliner Festspiele / Eike Walkenhorst

A usgehend von dem gerne zitierten Ausspruch Arthur Schopenhauers, Architektur sei erstarrte Musik, darf man von Freitag bis Sonntag (8.–10.10.) das Verhältnis von Klang und Raum auf ganze neue Art wahrnehmen. Im Monom, einem Raum für experimentelle Klänge im Funkhaus Berlin, darf man im Rahmen des Transposition-Festivals in 45-minütigen Zeitfenster (kostenlos, jeweils 14:30–23 Uhr, buchbar unter transpositionberlin.eventbrite) erleben, wie durch die immersive 4DSOUND-Technologie verräumlichte Klangstücke entstehen, die von den kanadischen Künst­le­r*in­nen Tanya Tagaq, Charlotte Day Wilson, Yu Su und Brandon Wint erarbeitet wurden.

Inspirieren ließen sie sich dafür von literarischen Texten. Die Audio-Hologramme zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Soundquelle nicht zu identifizieren ist und sich das Raumerleben der Hö­re­renden unter anderem dadurch auf ziemliche fundamentale Weise verändert.

Ebenfalls eine interessante Raumerfahrung verspricht ein Ausflug ins ICC, diesen marode Riesenbau am westlichen Rand der Innenstadt. Dort gönnen sich die Berliner Festspiele zum 70. Geburtstag seit Donnerstag und über die nächsten 10 Tage (mit Ausnahme des Montags) eine tolle Sause in Gestalt des interdisziplinären Festivals The Sun Machine Is Coming Down. So eine hippiesker Spirit, wie ihn David Bowie im Song „Memory Of A Free Festival“ beschwört (1969), dem der Festivaltitel entliehen ist, wird in der High-Tech-Architekturikone sicher nicht entstehen, aber aufregend klingt das Programm allemal.

Neben Musik und Film gibt es Performances, Artistik und Installationen. Ein detaillierter Blick ins Programm lohnt, damit man sich auch für den richtigen Zeitslot das 3,5 Stunden gültige Ticket (23 Euro, erm. 15 Euro) holt. So wird etwa am Freitag Abend (8.10.) von 17 Uhr an oder auch Samstag und Sonntag (9.–10.10) Nachmittag ab 15 Uhr im Saal 2 der vielseitig aufgestellte Hamburger Elekronikmusiker Peter M. Kersten aka Lawrence mit seiner improvisierten Klanginstallation „Music for Plants“ erkunden, inwiefern man akustisch Einfluss nehmen kann auf die Interaktion zwischen Pflanzen – immerhin ist der Mann ausgebildeter Landschaftsgärtner.

Ebenfalls am Freitag und Samstag um 22:20 Uhr und am Sonntag um 21:20 Uhr ist das israelische Duo The White Screen zu Gast, die einen eigenen Blick auf die Lebenssituation in ihrer Heimat mit einem zeitgemäßen und ein bisschen auch nach Nahem Osten klingenden Update ihrer Liebe für den Glam Rock verbinden.

Schlagzeuger der Herzen

Und auch das ob seiner Ballermannhaftigkeit ja oft schlimme R.A.W.Gelände erwacht wieder zum Leben. Am Freitag (8.10., 20 Uhr, es gilt 2G, Abendkasse 15 Euro) spielt Chris Imler, der Berliner Schlagzeuger der Herzen, im Urban Spree auf. Beats lässt er munter durcheinander purzeln und auch sonst verbreitet er eine toll nervöse Energie. Das wird sicher großartig, dafür begibt man sich gerne auf dieses grenzwertige Terrain.

Und nächste Woche lädt dann auch das Astra wieder zu „richtigen“ Konzerten: am Mittwoch (13.10.) etwa wird der stets intensive australische Songwriter Scott Matthew für Ergriffenheit sorgen, am Donnerstag 14.10) dann Sascha Ring aka Apparat, der als Teil des Trios Moderat mittlerweile wohl deutlich berühmter ist als mit seinem eigenen, sphärischen, durchaus lohnenswerten Sound.

Am Freitag (15.10., 19.30 Uhr) beginnt dann auch der musikalische Teil das „Kultur am Dorfplatz“- Festivals im Friedrichshainer Norden, das noch bis zum 23.10 läuft: mit einem Doppelkonzert im Widerstandsmuseum in der Galiläakirche (Rigaer Str. 9,). Neben dem atmosphärisch-jazzigen Experimental-Trio Dictaphone wird die viel Herzblut mit Melancholie zusammenführende Joanna Gemma Auguri auftreten (Eintritt frei, Infos und das weitere Programm: www.facebook.com oder unter www.palaiswittgenstein.com).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!