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Konventionelle LandwirtschaftBiobauer lohnt sich nicht

Alle wollen öko – nur die Landwirte nicht. Denn mit konventionellen Methoden verdienen sie neuerdings mehr. Die Bioprodukte liefert das Ausland.

Bald wieder im Angebot: lecker Pestizide in Kuhform. Bild: bungo / photocase.de

SCHWANBECK taz | Karsten Schumeier gibt auf. Schumeier, 46 Jahre, stämmig, staubige Jeans, schwere Stiefel und blaue Arbeitsjacke mit Faserpelzkragen, ist Biobauer im mecklenburgischen Dorf Schwanbeck – noch. Denn er hat entschieden: „Ich steige im nächsten Jahr aus.“ Er will wieder konventionell arbeiten.

Noch zieht Schumeiers Traktor einen Metallbalken mit Federstahlzinken übers Feld. Dieser „Striegel“ reißt Unkraut aus dem Boden und verschüttet es. Ein Teil der trockenen Erde wirbelt auf. „Drei Überfahrten pro Saison brauchen wir“, sagt der Landwirt. „Ab nächstem Jahr fahren wir einmal mit der Pflanzenschutzspritze drüber.“ Pestizide werden also wieder die Artenvielfalt schmälern und das Grundwasser belasten.

Bio-Aussteiger wie Schumeier tragen dazu bei, dass seit 2011 das Wachstum der Fläche schrumpft, die Ökobauern in Deutschland bewirtschaften. 2013 soll es bei nur noch 1 Prozent gelegen haben – so wenig wie seit über 20 Jahren nicht. Und das ist nur eine vorläufige Schätzung des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), die in der Vergangenheit regelmäßig höher als die endgültige Zahl war. Dabei sind bisher sowieso lediglich 6,3 Prozent aller Äcker, Wiesen und Weiden in der Bundesrepublik bio. Das offizielle Ziel der Bundesregierung – 20 Prozent – scheint unerreichbar.

Wenn Schumeier umgestellt hat, werden es wieder 1.000 Hektar weniger sein. Das ist mehr Fläche, als manche Städte groß sind. „Es ist sehr schade, weil ich mich sehr gut in den Ökolandbau eingearbeitet habe“, sagt Schumeier auf dem Feld. Kalter Nordwind bläst seinen Scheitel zur Seite. „Aber was nützt das, wenn der Preis nicht stimmt?“

Denn das ist derzeit eines der größten Probleme in Deutschlands Biolandwirtschaft: Mit ihren Produkten erzielen Ökobauern zwar immer noch höhere Preise als konventionelle. Aber der Abstand ist geschrumpft. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Preise für konventionelle Ackerfrüchte in den vergangenen Jahren stärker gestiegen sind als die für biologische. Allein 2012/2013 legten die Chemielandwirte im Testbetriebsnetz des bundeseigenen Thünen-Forschungsinstituts im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent zu, die ökologischen aber nur um 10 Prozent.

Milliarden für die Konventionellen

Oft kann der Preisabstand nicht mehr ausgleichen, dass die Bios je Fläche weniger ernten, unter anderem da sie auf chemisch-synthetische Pestizide und Dünger verzichten müssen. Die Folge: Im Wirtschaftsjahr 2012/13 haben Ökobetriebe laut Thünen-Institut im Schnitt erstmals seit der Jahrtausendwende weniger als die herkömmliche Konkurrenz verdient. Und das, obwohl sie zusätzlich zu den Agrarsubventionen für alle Bauern Staatshilfen extra für den Ökolandbau bekommen: 2012 steckten EU, Bund und Länder insgesamt rund 170 Millionen Euro in die Branche. Aber das ist nur ein Bruchteil der Milliarden, die in die konventionelle Landwirtschaft fließen.

Das sind Zahlen, die einen wie Schumeier zurück in die konventionelle Landwirtschaft treiben. Denn er sagt von sich selbst: „Ich bin kein überzeugter Öko. Ich laufe nicht mit Rastalocken und Jesuslatschen rum.“ Zu Bio ist der gebürtige Niedersachse vor zwölf Jahren eher zufällig gekommen: Damals kaufte Schumeier den Betrieb, der schon auf Bio umgestellt war. Weil Öko damals lukrativer war, blieb er einfach dabei. „Früher“, erzählt Schumeier, „riefen Händler bei mir an: Habt ihr noch was? Ein paar Tonnen Weizen oder Raps?“ Das ist Geschichte. „Jetzt muss ich anrufen. Und die Händler sagen mir: Die Läger sind voll.“

Das liegt nicht etwa daran, dass die Verbraucher in Deutschland zu wenig Biolebensmittel kauften. 2013 sei der Markt um satte 7,2 Prozent gewachsen, teilt der BÖLW mit. Die Nachfrage der Konsumenten ist also da.

Doch die Händler befriedigen die Nachfrage seit einigen Jahren immer stärker mit Produkten aus dem Ausland statt von Biobauern in Deutschland. Vom Wirtschaftsjahr 2009/10 zu 2012/13 sind die Öko-Getreideimporte um rund 37 Prozent auf 156.000 Tonnen gestiegen, heißt es in einer Studie, die die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (Ami) in Kürze veröffentlichen will. Die konventionellen Einfuhren legten lediglich um 14 Prozent zu. Damit kamen 17 Prozent des Biogetreides aus Ländern wie Rumänien, der Ukraine oder Ungarn. Zuvor waren es 3 Prozentpunkte weniger.

Biobauern unter Preisdruck

„Die Importe sind schuld, dass die Bio-Getreidepreise so niedrig sind“, sagt Berthold Dreher, dessen Unternehmen Dreher Agrarrohstoffe sowohl mit ökologischer als auch konventioneller Ware handelt. „Bioweizen aus der Ukraine kostet in Deutschland 18 bis 22 Prozent weniger als deutsche Ware.“ Deshalb stehen die Biobauern der Bundesrepublik unter einem hohen Preisdruck. Die konventionellen Preise dagegen variieren Dreher zufolge von Land zu Land nicht so stark. „Die Preisbildung ist da viel stärker globalisiert. Alle schauen auf die Rohstoffbörsen zum Beispiel in Paris, die Matif.“

Der konventionelle Markt ist auch größer. Herkömmlicher Mais ist besonders seit dem Boom von Biogasanlagen ab 2004 auch als Gärmaterial für Biogasanlagen gefragt – das treibt den Preis und auch die Pachtzinsen, die Ökobauern zahlen müssen. Und während Biobauern fast ausschließlich für Europa produzieren, können ihre konventionellen Konkurrenten zu akzeptablen Preisen auch etwa nach Ägypten exportieren.

All das sind Gründe, weshalb ein Unternehmer wie Schumeier zurück zur konventionellen Landwirtschaft wechselt. Eine Studie des Thünen-Instituts zeigt, dass ökonomische Motive zu den wichtigsten Gründen gehören, weshalb Ökobauern rückumstellen.

Dennoch scheint Bundesagrarminister Christian Schmidt das schwächelnde Wachstum der Biofläche egal zu sein. Jedenfalls hält das Ministerium des CSU-Politikers die Entwicklung keinesfalls für beunruhigend, wie es der taz mitteilte. Schließlich würden ja nur die Wachstumsraten der Biofläche sinken, eine Schrumpfung der Fläche sei in diesem Jahr hingegen nicht zu erwarten. Aber wie mit Wachstumsraten von nur noch 1 Prozent das Ziel „20 Prozent Ökofläche“ zu erreichen ist, bleibt ihr Geheimnis.

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28 Kommentare

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  • Merkwürdige Argumentation:

    1. "Traurig, doch wer nur auf den satten Gewinn geschaut hat, um sich in der Bio-Branche zu verdienen, ist nicht wirklich ein Verlust ..."

     

    Wenn Bio-Landbau ein Gewinn für uns alle ist, dann ist es selbstverständlich ein Verlust, sobald jemand die Entscheidung trifft, wieder konventionell zu wirtschaften. Ob jemand aus ethisch hohen Beweggründen oder aus purem niederen Gewinnstreben biologisch landwirtschaftet, spielt doch für den vorteilhaften Effekt überhaupt keine Rolle.

    Außerdem: Wenn wir mehrheitlich glauben, dass biologische Landwirtschaft allgemein vorteilhaft ist, warum sollten wir die Durchsetzung dieser Landwirtschaftsform dann vom Idealismus Einzelner abhängig machen? Wenn wir uns auf das Gewinnstreben verlassen, dürfte die Zahl derer, die biologisch wirtschaften wollen, deutlich größer als die der opferbereiten Idealisten sein, vorausgesetzt, dass Gewinne für die Betriebe wirklich erzielbar sind. Bedingungen, unter denen das so ist, lassen sich politisch herstellen.

    • @Marzipan:

      Dies war als Teil 1. meiner mehrteiligen Antwort an Anamolie von 21:53 gedacht.

      • @Marzipan:

        Teil 1.

         

        Ich glaube nicht an Branchen-bezogene politischen "Weichenstellungen", da die bei Bedarf einfach rückgängig gemacht werden. Am Verhalten des Verbrauchers ändert sich nachhaltig auch nichts.

        Das Verhalten des Verbrauchers nachhaltig zu ändern, ist der einzige Weg, ökol. erzeugte Produkte nach vorn zu bringen und da sehe ich die einzig wirksame politische Maßnahme - Aufklärung, wenn es geht, von Kindesbeinen an. Da versagt die Gesellschaft, weil Gewinninteressen Vorrang haben.

        Eine ökologische Wende lässt sich mit bloßen Gewinnversprechungen nicht bewerkstelligen, nein es übt auf die konventionelle Landwirtschaft sogar noch mehr Druck aus, kostensparender zu arbeiten, mit allen ökol. und sozialen Folgen, da diese dazu subventionell benachteiligt werden müssen, wenn Bio-Subventionen nicht vorher von der Lobby verhindert werden. Bio wird auf der Grundlage Gewinnmaximierung mit staatl. Hilfe nie über sein Schattendasein hinwegkommen, so als soll es nicht sein, denn als Feigenblatt taugt es allemal, wie zB. für die von Ihnen gepriesenen Discounter.

        Es geht nur über das Bewusstsein des Verbrauchers, nur der hat es in der Hand. Die Politik ist bloß sein Wasserträger.

      • @Marzipan:

        Teil 2.

         

        So, wie Sie die idealistische Komponente der Bio-Wirtschaft klein reden, so wacklig, fluktuativ und unzuverlässig ist ein Teil von ihr, ein wirtschafts- ökologisches Strohfeuer, das weiter mit Stroh gefüttert wird, denn es wird die mageren Zeiten nicht überleben.

        An diesem Desaster hat einer die Hauptschuld und das ist der Konsument.

        Den Biobauern in ein gesetzl. Korsett zu pressen, von dem er nicht einmal überzeugt ist, welches Ziel damit verfolgt wird, entspricht dem Kind, das an die Hand und jegliche Verantwortung genommen wird, und dafür aber ausreichend alimentiert. Ihren Kurzzeit-Pragmatismus kann ich nicht teilen, denn es geht um Eigenverantwortung, die wir Stück für Stück dem Staat übertragen, nur damit wir, wen es in die Hose geht, wen über die Klinge springen lassen können.

  • Gründet doch eine Foodcoop! In Wien gibts schon ganz viele: www.foodcoops.at

    • @Bahnfahrer:

      Als Städter habe ich mich vor kurzem einem Gemeinschaftsgarten-Projekt angeschlossen. Bin gespannt, was die erste Saison bringt. Schon jetzt macht es Spaß, gemeinsam im Garten zu arbeiten.

    • @Bahnfahrer:

      Danke für den Hinweis :) Wenn mal kein Bioladen mit lokaler Ware in der Nähe ist, dann ist das sicherlich eine gute Idee.

  • Das Problem sind nicht "Die Importe" an sich, es sind die Einkäufer. Der Großteil der Bioprodukte heute geht eben über Supermärkte (REWE, EDEKA; ALDI etc. aber auch ALNATURA, DENN's u.v.m.). Deren Einkäufer schauen nur nach dem Preis, halten keine Lieferbeziehungen aufrecht, interessieren sich die Bohne für soziale, ökologische u.a. Hintergründe. Produzenten werden austauschbar und gegeneinander ausgespielt.

  • Es ist traurige Wahrheit, dass von der ständig steigenden Nachfrage nach Bio-Produkte viele Öko-Landwirte nicht profitieren. Das mutet schon grotesk an.

     

    Vielleicht kann das Modell der solidarischen Landwirtschaft für Bio-Bauern als Alternative zur Geschäftsaufgabe/ Rückkehr zum Konventionellen interessant sein.

     

    Hier zahlen die Kunden einen festen Preis, engagieren sich mit auf dem Hof und kaufen die gesamte Erne - oder ein Großteil direkt ab. So hat das Landwirt eine sichere finanzielle Grundlage. Mit diesem Thema beschäftigte sich vor Kurzem die landwirtschaftliche Treuhandtagung in Kassel (Motto: Landwirtschaft als Gemeingut).

     

    Einen Bericht über die Tagung und den kompletten Audiomitschnitt des Vortrags von Silke Helfrich (Gemeingüter-Expertin) zum kostenfreien Anhören und Herunterladen gibt es hier: http://www.brehl-backt.de/landwirtschaft-als-gemeingut/

  • Wie ist für den Verbraucher eigentlich sichergestellt und nachvollziehbar, dass der Bioweizen aus der Ukraine auch wirklich "bio" ist?

     

    Ich wundere mich sowieso wo dieses riesige Biaongebot in die Sipermarktregale kommt.

    Bei der Milch kann ich es gerade noch nachvollziehen, da kenne ich zumindest zwei etwas größere Demeterbetriebe im Sauerland und einen Biolandbetrieb im Münsterland.

     

    Kleine Biogemüsegemüsebetriebe mit direkter Marktbeschickung gibt es auch etliche.

     

    Aber wo sind die großen Bio Ackerbaubetriebe? Im ganzen Großraum Münsterland und OWL kennen ich keinen einzigen aber irgendwo muss das Biogetreide doch herkommen?!?

     

    Mir kommt das alles etwas "spanisch" vor.

    • @Waage69:

      An der zuverlässigen Bioqualität von entsprechend deklarierten Produkten habe ich auch große Zweifel. Aber nach meinen Informationen sind die Unterschiede zwischen biologisch und konventionell hergestellten Erzeugnissen kaum nachweisbar. Der Unterschied der Bewirtschaftung macht sich demnach hauptsächlich in der Umweltbelastung bemerkbar, und die sieht man dem Produkt nicht an.

       

      Wer "Bio" kauft, der kauft also zunächst mal vor allem ein gutes Gefühl, und das hat er unabhängig von der Herstellungsweise, solange nicht allzuviele Betrugsskandale dieses gute Gefühl in ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Bioprodukten verwandeln.

  • Kein Wunder, Biobauern werden von beiden Seiten abgezockt. Die Vergütung ist mies, dafür darf der Biobauer dann für alle Betriebsmittel richtig in die Tasche greifen.

    Die BioDüngemittel- und Biopestizidmafia kann sich sicher sein, dass die Umsätze stimmen, wer nicht mit macht und bspw. traditionelle Kalkmilch verwendet, fliegt raus.

    Die "Beratungen" führen immer zum gleichen Ziel, dass man mehr für dubiose Mittelchen hinblättert, mit der Folge, dass dadurch die Lebensmittel nicht besser werden.

    Was alles bei Bio verwendet werden darf, entscheidet ein kleiner Kreis und diese Entscheidung lässt man sich sehr sehr gut bezahlen. Ob das alles gesund ist, bezweifle ich stark, insbesondere bei der Verwendung von selbst vermehrten Mikroorganismen und Humusextrakten.

  • Wen wundert`s, dass Biobauern wie Schumeier von der Stangen gehen, wenn die Gewinnmarge sinkt. Ohne Idealismus hält man das eben nicht durch, auch wenn die roten Zahlen noch weit weg sind. Traurig, doch wer nur auf den satten Gewinn geschaut hat, um sich in der Bio-Branche zu verdienen, ist nicht wirklich ein Verlust, denn der wäre bei zukünftigen Marktschwankungen sowieso zu beklagen gewesen.

    Aus diesem Grund sollte man sich dreimal überlegen, ob die Biomilch bei Aldi für 0,89 € das richtige ist, denn die Discounter drücken die Preise, wo´s nur geht und streichen bei Biomarken und Fairtrade sogar mehr Gewinn pro Einheit ein, als bei konventionellen. Eine Riesensauerei !

    Es sollte nicht darum gehen, die Bio-Landwirtschaft gewinnträchtiger zu machen, sondern Aufklärung darüber zu betreiben, was der Konsument und der Landwirt alles noch Gutes tun, außer sich selbst, wenn sie auf Bio setzen. Der Bauer und der Handel denken nur an den Geldbeutel und der Biokonsument nur an seine eigene Gesundheit, doch nur wenige derer wirklich an die Umwelt. Aber so läuft´s in Hedonesien.

    • @lions:

      3. "Der Bauer und der Handel denken nur an den Geldbeutel und der Biokonsument nur an seine eigene Gesundheit, doch nur wenige derer wirklich an die Umwelt. Aber so läuft´s in Hedonesien."

       

      Ja, traurig, jeder denkt an sich, nur ich denke an mich. Aber wenn es so in Hedonesien läuft, dann ist Hedonesien so ziemlich überall in der Welt, und wenn man Veränderungen in großem Rahmen erreichen will, dann scheint es sinnvoller, sich auf diesen Sachverhalt einzustellen als Appelle in die Welt hinauszurufen, doch bitte etwas idealistischer zu sein. Wo der Einzelne in der Durchsetzung seiner Interessen auf Kosten der Allgemeinheit eingeschränkt werden soll, weil die Allgemeinheit es so will, aber keiner bei sich anfangen möchte, dann ist es weitaus erfolgversprechender, entsprechende politische Maßnahmen zu ergreifen, statt darauf zu hoffen, dass sich genügend Idealisten finden, die die Last auf sich nehmen, allein gegen den Strom zu schwimmen.

    • @lions:

      2. "Aus diesem Grund sollte man sich dreimal überlegen, ob die Biomilch bei Aldi für 0,89 € das richtige ist, denn die Discounter drücken die Preise, wo´s nur geht und streichen bei Biomarken und Fairtrade sogar mehr Gewinn pro Einheit ein, als bei konventionellen. Eine Riesensauerei!"

       

      Die Preise drücken die Discounter auch bei den konventionell erzeugten Lebensmitteln, hier besteht also kein Unterschied zu den biologischen. Und wenn der Gewinn des Handels pro Bio-Einheit größer ist, dann hat das für die Bio-Sparte zumindest den Vorzug, dass der Handel bestrebt sein dürfte, Bio-Produkte aus ihrem früheren Nischendasein zu holen und den Kunden ein breiteres und leichter erhältliches Angebot zugänglich zu machen. Natürlich keineswegs aus Idealismus, aber dafür mit dem Erfolg des größeren Absatzes. Der Handel ist keine moralische Anstalt, sondern das schiere Gegenteil, aber mit Moral allein scheint man in der Frage der Bio-Produktion ja auch nicht weiterzukommen.

    • @lions:

      Nur, was hilft das ökologische Bewusstsein, wenn das Geld nicht mehr reicht, um die eigene Familie zu ernähren und/oder die Kredite der Banken zu bedienen. Und den Schwenk zur herkömmlichen Landwirtschaft erst dann zu machen, wenn man in den roten Zahlen ist, ist zu spät, dann hat man schon Verluste geschrieben. Der Schwenk zu neuen Technologien, biologischer Landwirtschaft etc. kann nur mit finanziellen Anreizen geschehen, so tickt der Mensch nun mal.

      • @MRO:

        Bezüglich der Geld-Debatte: Die Journalistin Rozsika Farkas hat im Selbstversuch mit dem damaligen Hartz-IV-Satz für Lebensmittel konsequent Bio-Produkte gekauft - ohne einen Fuß in einen Discounter zu setzen. Gutes Bio eignet sich also auch für den schmalen Geldbeutel: http://www.brehl-backt.de/bio-fuer-den-schmalen-geldbeutel/

        • @Jens Brehl:

          Mein Kommentar bezog sich auf den Landwirt, nicht auf den Konsumenten

  • Bio ist unter dem Strich eben schlechter.

    • @Tim Leuther:

      vielleicht für dich, für die Umwelt, die Gesundheit und eine friedlichere Welt bei weitem nicht.

      • D
        D.J.
        @SilenZ:

        Das mit der Gesundheit ist Glaubenssache. Das mit der friedlicheren Welt müssten Sie mir genauer erklären. Bliebe Umwelt. O.K. Artenschwund auf den Feldern. Dies müsste allerdings gegengerechnet werden mit dem erfreulichen Zuwachs an Wildnis in den letzten Jahren und Jahrzehnten, wobei ich mich frage, ob dies nicht auch ein erfreuliches Resultat der intensiven Landwirtschaft ist, durch die wir uns mehr nicht landwirtschaftlich genutzte Fläche leisten können.

      • @SilenZ:

        Biolandwirtschaft ist eine Ergänzung und kann die konventionelle Landwirtschaft nie komplett ersetzen sonst wären verheerende Hungerkatastrophen auch in Mitteleuropa die Folge wie sie bis zur Einführung des Kunstdüngers Ende des 19Jhd. trotz weitgehend „zwangs“vegetarischer Lebensweise der ärmeren Bevölkerungsschichten regelmäßig auftraten.

         

        Das der konventionelle Landbau von der alternativen in Bezug auf erweitere Fruchtfolgen, gegen Schädlinge und Pilzsporen widerstandsfähigere, nachbaufähige nicht-hybride Getreidesorten, Untersaaten und Möglichkeiten der mechanischen Unkrautbekämpfung lernen kann ist aber klar.

         

        Hier liegt auch die eigentliche Aufgabe des Bioackerbaus: in einer möglichst großen Nische Gralshüter vergessener Tricks und Kniffe und Avantgarde bei alternativen ackerbaulichen Innovation zu sein um damit indirekt auch den konventionellen Landbau zu beeinflussen und auf lange Sicht zu transformieren.

         

        Soll der Biolandbau diese Rolle (weiterhin) erfolgreich ausfüllen muss er durch engagierte Biolandwirte hier in Deutschland direkt stattfinden und von idealistischen KonsumentInnen auch in einer für beide Seiten transparenten Form unterstützt werden.

         

        Es reicht eben nicht z.B. extensiv erzeugten ukrainischen Getreide auf "bio" umzudeklarieren nur um damit statistisch den Bioanteil in der Breite zu erhöhen

        • @Waage69:

          Dein Argument mit der Hungerkatastrophe möchte ich so nicht stehen lassen. Immerhin werden rund ein Drittel aller Lebensmittel in Deutschland als Müll entsorgt. Viele Feldfrüchte gelangen erst gar nicht in den Handel, weil sie Schönheitsidealen nicht entsprechen. Daher bin ich skeptisch, ob ein hoher Ertrag auf Teufel komm raus überhaupt benötigt wird.

           

          An dieser Stelle möchte ich auf ein Interview zum Thema "wahre Ursachen des Welthungers" mit Felix Löwenstein hinweisen: http://www.der-freigeber.de/ursachen-hunger/

           

          Richtig ist, dass der konventionelle Anbau vom Bio-Anbau in einigen Punkten viel lernen kann. Was nützen uns heute hohe Erträge, wenn die Böden dabei degenerieren oder Grundwasser vergiftet ist.

           

          Auch Bio ist noch lange nicht am Ende, sondern entwickelt sich weiter.

          • @Jens Brehl:

            Das ist ein ziemlich verlogenes Argument.

             

            Natürlich können wir den Nahrungsverbrauch senken durch weniger wegwerfen, weniger Fleisch essen, weniger Haustiere (JA, auch das muss man anmerken!).

             

            Aber: Wenn sie das -was NICHTS mit Bio zu tun hat- Bio zuschlagen, als "Vorteil" dann versündigen Sie sich der Unwarheit.

          • @Jens Brehl:

            Dummerweise liegt die Produktivität des Biolandbaus auf die Fläche bezogen insgesamt weit unter einem Drittel der konv. Landwirtschaft.

             

            Selbst wenn wir alle Veganerinnen wären würde es bei unserer heutigen Bevölkerungsdichte in Europa definitiv nicht reichen.

             

            Die vielen Schnitzel für die heute übliche maßlose Fleischfresserei, den Mais für die Biogasanlagen und die Unmengen von Lebensmitteln zum Wegwerfen, damit das Angebot in den Supermärkten auch VerbraucherInnengerecht immer frisch und ansehnlich ist, produziert die konventionelle Landwirtschaft heute sozusagen "gratis mit dazu".

             

            Ich will damit nicht sagen, dass ich diese Verschwenderitis besonders toll finde, aber besser als das Hungerelend mit der reinen Biolandwirtschaft vergangener Jahrhunderte ist das allemal.

             

            Ihren letzten Satz möchte ich unterstreichen allerdings auch ergänzen, dass "Bio" auch bei wünschenswertem weiteren Wachstum letztlich eine Nische bleiben wird deren Wert in den auch für die konventionelle Landwirtschaft nutzbaren Innovationen liegt.

            • @Waage69:

              Nur damit das hier nicht unwidersprochen bleibt:

              Der von Ihnen behauptete Produktivitätsrückstand der ökologischen Landwirtschaft von über 66 % ist dem Reich der Märchen und Propagandalügen zugeordnet werden. Es sind eher 20 %.

              Siehe dazu z.B. hier:

              http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologische_Landwirtschaft#Fl.C3.A4chenverbrauch dort sind auch mehrer Primärquellen zum Thema aufgeführt.

              • @Jochen Schmidt:

                Es stimmt, das z.B. guter Bioweizen im Ertrag u.U. nur 20% unter konventionellem Weizen liegt, wir müssen dazu aber die Fruchtfolge mitberücksichtigen:

                 

                Konventionell: Weizen nach Weizen, Gerste, Mais dann wieder Weizen und noch mal Weizen usw. Eventuell ist diese Fruchfolge noch aufgelockert durch Raps oder eine Hackfrucht wie z.B. Zuckerrüben.

                 

                Im Ökolandbau kann, um Fruchtfolgekrankheiten und spezialisierte Unkräuter auszutricksen der besonders ertragsstarke und begehrte (Brot) Weizen aber oft nur alle 3 Jahre angebaut werden, die Fruchtfolge muss weit gestreckt werden z.B. mit Kleegras, Luzernengras, Ackerbohnen und wesentlich weniger ertragsstarken aber dafür anspruchsloseren Getreidearten wie Hafer, Dinkel oder Roggen. Den genauen Fruchfolgeablauf im Ökolandbau hier darzulegen würde den Rahmen sprengen, es gib dazu aber in den Landwirtschaftskammern ein sehr gutes und praxisgerechtes AID-Heft.

                 

                Über die exakte Berechnung des Produktivitätsrückstandes des Ökolandbaus lässt sich sicher von beiden Seiten mit guten Argumenten lange streiten.

                Läge aber der Gesamtminderertrag in der Fruchtfolge (und nicht nur bei der einzelnen Vergleichsfrucht) nur um 20 % unter den in konventionellen Fruchtfolgen bräuchten wir uns hier über dieses Thema gar nicht zu unterhalten, dann hätte sich der Ökolandbau allein durch den Kostenvorteil (kein zugekaufte Mineraldünger/chem. Pflanzenschutzmittel) selbst bei gleichen Erzeugerpreisen gegenüber der konventionellen Landbau bereits seit Mitte der 20er Jahre auf breiter Front (wieder) durchgesetzt.

  • ...genau SO ist das von 'unserer' Bundesregierung gewollt, wie sagte doch Frau Merkel bei ihrem letzten Griechenlandbesuch "die Landwirtschaft ist noch ausbaufähig"