Kommunalwahlen in Ostdeutschland: Ein Viertel für die AfD

Die AfD liegt bei den Kommunalwahlen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt vorn. In Thüringen verliert sie jedoch alle Landrats-Stichwahlen.

Eine wahlberechtigte Frau wartet in einem Wahllokal mit ihren Stimmzetteln in der Hand auf die Stimmabgabe

Nach Auszählung landesweit vorn: die AfD Foto: Monika Skolimowska/dpa

POTSDAM/SCHWERIN/ERFURT/MAGDEBURG dpa/afp | Die AfD hat erstmals auch die Kommunalwahlen in Brandenburg gewonnen. Nach Auszählung aller Wahlbezirke kam die AfD auf 25,7 Prozent, wie Landeswahlleiter Herbert Trimbach am Montag mitteilte. Das ist ein Plus von 9,8 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren. Der Verfassungsschutz stuft den AfD-Landesverband als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.

Auf den weiteren Plätzen folgten bei den Kommunalwahlen CDU und SPD. Die Abstimmung wurde dreieinhalb Monate vor der Landtagswahl mit Spannung verfolgt, auch wenn sie nicht vergleichbar ist.

SPD verliert leicht – Linke und Grüne rutschen ab

Bei den Wahlen zu 14 Kreistagen und den Stadtverordnetenversammlungen der vier kreisfreien Städte verbesserte sich die im Land mitregierende CDU um einen Prozentpunkt auf 19,3 Prozent, kam aber nur noch auf den zweiten Platz. Die SPD erreichte 16,6 Prozent, das ist ein Minus von 1,1 Punkten im Vergleich zu 2019. Die Sozialdemokraten stellen in Brandenburg seit 1990 den Regierungschef.

SPD-Generalsekretär David Kolesnyk sagte der Deutschen Presse-Agentur, seine Partei habe gezeigt, dass sie unter schwierigen Bedingungen vor Ort stabil bleiben könne. „Es wird für uns umso mehr darauf ankommen, dass es um Brandenburg geht“, sagte er mit Blick auf den Landtagswahlkampf.

Die Linke und die Grünen brachen bei den Kommunalwahlen deutlich ein. Die Linke landete bei 7,8 Prozent und büßte 6,3 Prozentpunkte ein. Die im Land mitregierenden Grünen kamen auf 6,7 Prozent, das ist ein Minus von 4,4 Punkten. Die Freien Wähler erreichten 7,4 Prozent, 1,1 Punkte mehr als 2019. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) trat nicht unter diesem Namen zur Kommunalwahl an, sondern lokal mit anderen Bündnissen.

SPD in Potsdam vorn – CDU in Potsdam-Mittelmark

Rund 2,1 Millionen Bürger waren am Sonntag in Brandenburg zur Europawahl und zu den Kommunalwahlen aufgerufen. Die Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen war mit 66,1 Prozent deutlich höher als 2019.

Nur in der Landeshauptstadt Potsdam und im Landkreis Potsdam-Mittelmark lag die AfD bei den Wahlen der Kommunalparlamente nicht vorn. In Potsdam kam die SPD wie vor fünf Jahren auf Platz eins, trotz der Affäre um kostenlose VIP-Tickets für Sportveranstaltungen an Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). In Potsdam-Mittelmark lag die CDU mit Abstand vorn.

In Cottbus und Spree-Neiße wird AfD stärker

In Cottbus und im Landkreis Spree-Neiße konnte die AfD ihren Vorsprung bei den Kommunalwahlen ausbauen. In Spree-Neiße erreicht die AfD nach Auszählung aller Wahlbezirke 38,2 Prozent und gewinnt 11,6 Punkte im Vergleich zu vor fünf Jahren hinzu. Die CDU kommt auf Platz zwei, gefolgt von der SPD.

In Cottbus erreicht die AfD nach Angaben des Landeswahlleiters 29,2 Prozent. Damit legt sie um fast sieben Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren zu. Die SPD erreicht mit 19,6 Prozent den zweiten Platz. Sie gewinnt vier Punkte hinzu. Cottbus hat seit 2022 mit Tobias Schick einen SPD-Oberbürgermeister.

Wahlvorstände können Auszählung verschieben

Einige Ergebnisse ließen relativ lange auf sich warten. Nach dem Kommunalwahlgesetz ist es anders als vor fünf Jahren inzwischen möglich, dass die Wahlvorstände die Wahl auf den nächsten Tag verschieben. Mehrere Städte und Gemeinden hatten nach Angaben des Landeswahlleiters davon Gebrauch gemacht.

Vor fünf Jahren ging die CDU mit 18,3 Prozent landesweit als Siegerin aus den Kommunalwahlen hervor. Die SPD kam mit 17,7 Prozent auf Platz zwei. Die AfD erreichte damals 15,9 Prozent und landete auf Platz drei. Die Linke kam 2019 auf 14,1 Prozent, die Grünen erreichten 11,1 Prozent. Die Freien Wähler lagen bei 6,3 Prozent, die FDP kam auf 4,9 Prozent.

AfD gewinnt Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern

Die AfD hat bei den Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern die CDU wie bei der Europawahl vom Spitzenplatz in der Wählergunst verdrängt. Nach Auszählung aller 1.978 Wahlbezirke am Montagmorgen erreichte die AfD 25,6 Prozent der Stimmen. Damit hat die Partei ihren Stimmenanteil im Vergleich zur vorhergehenden Kommunalwahl fast verdoppelt. Bei leichten Verlusten landete die CDU mit nun 24 Prozent auf Rang zwei.

Die Linke, vor fünf Jahren mit 16,3 Prozent noch zweitstärkste Kraft bei der Kommunalwahl, stürzte auf 8,8 Prozent ab. Verluste musste auch die SPD hinnehmen, die statt 15,4 nur noch 12,7 Prozent erreichte. Die Wagenknecht-Partei BSW erzielte 6,1 Prozent, obwohl sie nur für die Kreistage in drei der sechs Landkreise sowie in Rostock Kandidaten ins Rennen geschickt hatte. Das Ergebnis der Grünen halbierte sich von 10,3 auf 5,5 Prozent. Die FDP liegt in den Kommunen mit 2,8 Prozent nur noch knapp vor den Freien Wählern, die auf 1,8 Prozent kamen. Die Wahlbeteiligung war mit 64,4 Prozent höher als 2019, als sie bei 57,2 Prozent gelegen hatte.

Thüringer Landratswahl: AfD verliert durchweg

Bei den Kommunalwahlen in Thüringen hat die AfD in den Stichwahlen um mehrere Landratsposten durchweg verloren. Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Statistik in Erfurt setzten sich am Sonntag in zwölf Landkreisen die jeweiligen Kandidaten von CDU, SPD und Freien Wählern sowie in einem Fall eine parteilose Amtsinhaberin durch.

Nur über einen der 13 zur Wahl stehenden Landratsposten war bereits vor zwei Wochen am 26. Mai entschieden worden. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen verteidigte die SPD im ersten Anlauf den Posten. In zwölf weiteren Kreisen wurde eine Stichwahl nötig, weil zunächst keiner der Bewerber die erforderliche absolute Mehrheit schaffte – in neun der Kreise traten AfD-Kandidaten an.

Im Landkreis Altenburger Land unterlag der AfD-Bewerber Heiko Philipp, der vor zwei Wochen noch die meisten Stimmen erhalten hatte, in der Stichwahl dem CDU-Politiker Uwe Melzer. Auch in acht weiteren Kreisen verloren die AfD-Kandidaten in der Stichwahl und wurden dabei teils deutlich deklassiert.

Im Landkreis Hildburghausen gewann Sven Gregor von den Freien Wählern mit großem Abstand vor dem bundesweit bekannten Rechtsextremisten und früheren NPD-Funktionär Tommy Frenck, der wiederholt große Neonazikonzerte im Freistaat organisiert hatte und in Verfassungsschutzberichten erwähnt worden war.

Im vergangenen Jahr hatte die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Landes-AfD unter ihrem Vorsitzenden Björn Höcke im thüringischen Kreis Sonneberg den bundesweit ersten und bisher einzigen Landratsposten gewonnen.

Entschieden wurde am Sonntag auch über die Oberbürgermeisterposten in der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt sowie in Jena und Gera. Erfurts langjähriger SPD-Oberbürgermeister Andreas Bausewein verlor die Stichwahl gegen seinen CDU-Konkurrenten Andreas Horn und muss den Posten nun abgeben.

In Jena verteidigte Amtsinhaber Thomas Nitzsche (FDP) den Oberbürgermeisterposten gegen die Grünen-Bewerberin Kathleen Lützkendorf. In Gera siegte der CDU-Kandidat Kurt Dannenberg gegen den parteilosen Amtsinhaber Julian Vonarb. In Suhl gewann bereits in der ersten Runde CDU-Amtsinhaber André Knapp, in Weimar der unter anderem von der CDU unterstützte Amtsinhaber Peter Kleine.

Insgesamt hatte die CDU die Kreistags- und Stadtratswahlen in Thüringen vor zwei Wochen knapp gewonnen. Die AfD legte aber vor allem in ländlichen Regionen deutlich zu und ist vor allem in den Kreistagen jetzt stärker präsent.

In Thüringen wird am 1. September auch ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen der vergangenen Monate zur Landtagswahl lag die AfD vorn.

AfD Siegerin der Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt

Nach deutlichen Stimmgewinnen hat die AfD die Kommunalwahl auf Kreisebene in Sachsen-Anhalt gewonnen. Die AfD kam nach der bis Montagvormittag erfolgten Auszählung fast aller Wahlbezirke auf 28,1 Prozent der Stimmen und lag damit vor der regierenden CDU, die 26,7 Prozent einfuhr. Für die AfD bedeutete dies ein Plus von 11,6 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl von 2019, die Christdemokraten legten um 2,1 Punkte zu.

Den dritten Platz erzielte die SPD mit 11,9 Prozent und einem Minus von 1,8 Punkten. Die Linke erhielt 8,3 Prozent, die Grünen 4,5 Prozent und die FDP 3,4 Prozent. Verschiedene Wählergruppen konnten 11,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

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