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Kommentar zur UN-Klimakonferenz in BakuWie blind in den Untergang

Jonas Waack
Kommentar von Jonas Waack

Die UN-Klimakonferenz hat enttäuschende Ergebnisse geliefert. Wer es ernst meint mit dem Klimawandel, müsste jetzt zu drastischen Mitteln greifen.

Aktivisten demonstrieren schweigend auf dem UN-Klimagipfel COP29 Foto: Joshua A. Bickel/AP

A llein die Tatsache, dass die UN-Klimakonferenz in Baku überhaupt zu einem Ergebnis gekommen ist, kann schon als Erfolg bezeichnet werden. Zynisch nannte zu Anfang der Konferenz der Präsident des Gastgeberlandes Aserbaidschan erderhitzendes Öl und Gas ein „Geschenk Gottes“. Als sei nicht genau dieses Öl und Gas mitverantwortlich für Dürren und Überschwemmungen auf der ganzen Welt. Und bis tief in die zweite Woche des Gipfels weigerten sich die Industriestaaten, beim Hauptthema der Konferenz, der Hilfen bei Klimaschutz und -anpassung, eine für sie akzeptable Summe zu nennen.

Immerhin: Die Delegierten konnten sich auf einen Kompromiss einigen. Das ist gut. Klar wurde im Verlauf der Konferenz aber auch, dass in einer Welt der vielfachen Krisen Klimaschutz immer schwerer wird. Und wer die Klimakrise ernst nimmt, müsste Saudi-Arabien wie einen Schurkenstaat behandeln.

Wichtigstes Ergebnis der Konferenz ist, dass sich die reichen Länder dazu verpflichten, bis 2035 300 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen, damit sich die Entwicklungsländer Klimaschutz und -anpassung leisten können. Nötig wären 1,3 Billionen US-Dollar, also mehr als das Vierfache. Die Industrieländer nehmen lieber mehr Überschwemmungen, Dürren und Sturmfluten bei sich und in der Welt in Kauf, als heute einen kleinen Teil ihres Reichtums – die Rede ist von nur zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung – abzugeben.

Dabei würden sich größere Ambitionen vonseiten der EU lohnen: Jeder Euro, der in Klimaschutz fließt, verhindert ein Vielfaches an Klimafolgeschäden in Europa. Auch China hätte mehr Zugeständnisse machen können, um einen größeren Gesamtbetrag zu ermöglichen. Doch die EU und China bewegen sich auf einen Handelskrieg zu. China und die USA stecken schon mittendrin. Und über allem schwebt der Wahlsieg Donald Trumps. Im Schatten dieser Konflikte auf der Klimakonferenz zu einem Ergebnis zu kommen, ist wirklich, wirklich schwer.

Natürlich reichen die vereinbarten 300 Milliarden US-Dollar nicht aus. Aber sie werden dazu beitragen, die Folgen der Erderhitzung ein wenig einzudämmen. Die EU und China haben zwar gebremst, aber nicht blockiert. Das ist nicht selbstverständlich. Die saudische Delegation war offensichtlich mit dem Ziel angereist, mühsam erkämpfte Fortschritte rückgängig zu machen.

Saudi-Arabien hat sabotiert und verhindert

Die Delegierten aus Riad sabotierten und verhinderten Beschlüsse, die weg von fossilen Brennstoffen führen sollten, wo immer sie konnten. Und die aserbaidschanische Konferenzleitung ließ sie gewähren. So blieb die Konferenz ohne Folgen auf den Emissionsausstoß. Saudi-Arabien wird wohl noch mehr Öl- und Gas-Vorkommen anzapfen. Und in der Folge werden mehr Menschen an den Folgen der Klimakrise sterben.

Dabei ist vollkommen klar, dass die Erderhitzung es nicht erlaubt, die Abkehr von fossilen Brennstoffen noch weiter zu verzögern. Aktuell steuert die Welt auf 3,1 Grad Erhitzung zu, halbwegs sicher sind höchstens 1,5. Wer die Klimakrise wirklich ernst nimmt, müsste die saudische Regierung ächten und viele Hundert Milliarden unverzinst an den Globalen Süden geben. Das ist natürlich vollkommen unrealistisch. Aber es wäre angemessen.

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Jonas Waack
Klima-Redakteur
Jahrgang 1999, zuständig für Klima-Themen im Ressort Wirtschaft und Umwelt. Stadtkind aus Mecklenburg, möchte auch sonst Widersprüche vereinbaren. Bittet um Warnung per Mail, falls er zu sehr wie ein Hippie klingt.
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