Kommentar zum Manama-Gipfel: Neinsager Abbas
Der Plan der US-Sondergesandten Jared Kushner mag unausgegoren sein. Indem Abbas ihn aber rigoros ablehnt, lässt er sein Volk leiden.
M an sollte meinen, dass das Angebot an Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von 50 Milliarden Dollar für neue Straßen, Krankenhäuser, Schulen, Strom, Wasser und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen kein so schlechtes ist. Vor allem nicht, wenn der Haushalt ein wachsendes Defizit aufweist, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) vor dem Bankrott steht, und immer größere Teile des Volkes in echte Not geraten. Doch Abbas ist der Preis dafür zu hoch.
Was muss er tun? Auf Palästina verzichten? Dem Fortbestand israelischer Siedlungen zustimmen oder den Traum von Jerusalem als Hauptstadt und der Rückkehr der Flüchtlinge aufgeben? Nichts dergleichen. Vorläufig steht nichts anderes zur Debatte, als dem Frieden eine Chance zu geben, auch wenn der verhasste US-Präsident Donald Trump bei den Verhandlungen federführend sein will.
Abbas hat guten Grund, Trump zu misstrauen. Dass der US-Präsident Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte, war alles andere als diplomatisch. Wer indes genau hinhörte, weiß, dass Trump niemals von der ganzen Stadt gesprochen hat. Die Option, dass Ostjerusalem eines Tages Hauptstadt des künftigen Palästinenserstaates wird, blieb von seiner Entscheidung unberührt. So genau schien der Palästinenserpräsident es jedoch gar nicht wissen zu wollen. Hauptsache ist, dass er Palästina verteidigt und die Würde der Palästinenser. Er ist ein Mann mit Prinzipien. Dafür lässt er sein Volk leiden, denn Skrupel hat er keine.
Der Plan der US-Sondergesandten Jared Kushner und Jason Greenblatt mag unausgegoren sein. Wer die Billionen bezahlt, beantworten die beiden genauso wenig wie die Frage, wo genau die Palästinenser Industrieanlagen bauen oder den Tourismus erschließen sollten. Doch das ist nicht das Problem von Abbas. Darüber müssen sich Trump und seine Experten die Köpfe zerbrechen. Was Abbas für Palästina tun könnte, ist den Zwist mit der Hamas beizulegen. Den Gazastreifen auszuhungern, scheint nicht zu funktionieren.
Von seiner Macht abgeben müsste der Neinsager in Ramallah und mit den Islamisten der Hamas, die das Volk einst zur stärksten politischen Fraktion wählte, Kompromisse eingehen. Das ist alles.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen