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Kommentar zu Solarzellen aus ChinaKlimakosten einpreisen

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die Herstellung von Solarzellen ist in China günstiger als in Europa. Damit sie auch klimafreundlich sind, braucht es Anti-Erderwärmungs-Zölle.

Günstig ja, aber auch ökologisch? Zwei Arbeiter beim Verlegen von Solarpaneelen Foto: ap

D ie Produktion von Solarzellen ist in Deutschland fast zusammengebrochen. In China und anderen asiatischen Ländern dagegen erlebt die Branche einen Boom, auch dank der Exporte nach Europa. Ein Grund dafür ist, dass die energieintensive Herstellung dort viel, viel billiger ist. Die ökologischen Kosten einer in Asien hergestellten Solarzelle sind deshalb sehr hoch. Aber diese Kosten werden nicht eingepreist. Auch deshalb ist es den Produzenten dort gelungen, die deutschen Hersteller von der Weltmarktspitze zu verdrängen.

Der nächste Innovationsschub in der Branche steht bevor. Das bietet neue Chancen – auch der Politik. Die Einführung von CO2-Zöllen wäre das richtige Mittel, damit in der nächsten Technologiegeneration nicht wieder die Hersteller die Oberhand bekommen, die weitaus klimaschädlicher produzieren. Deshalb sollte die Bundesregierung auf EU-Ebene und innerhalb der Welthandelsorganisation (WTO) für die Einführung solcher Zölle kämpfen.

Das von der WTO überwachte weltweite Zollsystem ist ohnehin extrem angeschlagen, nicht erst seit den Attacken von US-Präsident Trump. Die Aufnahme von Klimakosten bei den Verhandlungen über Änderungen des Systems anzumelden, würde die Diskussion über Reformen in die richtige Richtung lenken.

Klimaschutz wird nur ernsthaft betrieben werden können, wenn er zum Wettbewerbsvorteil wird. Das gilt national wie international. Wer ökologisch produziert, sollte entlastet werden, wer die Umwelt belastet, sollte dafür einen angemessenen Preis zahlen. Die ökologischen Auswirkungen einer Produktion müssen sich im Preis niederschlagen. Klimakiller sollten auch wegen der hohen Kosten Ladenhüter werden.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und andere hochrangige Leute aus den Regierungsparteien äußern sich wohlwollend zur Idee einer CO2-Steuer – in Sonntagsreden und Interviews. Sie sollten auch die Initiative ergreifen, diese Steuer einzuführen.

Wichtig ist dabei aber eben, dass die Produktion andernorts dabei nicht außen vor bleibt. Genauso wie es heute schon Anti-Dumping-Zölle für Waren gibt, die staatliche Subventionen erhalten, müssen auch ökologische Aspekte bei der Wettbewerbsverzerrung beachtet werden – mit Anti-Erderwärmungs-Zöllen.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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9 Kommentare

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  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Ich stimme Frau Krüger zu.



    Und ein 'Ur-Instrument' der Politik und des Kapitalismus, um Fehlentwicklungen zu korrigieren, sind eben Zölle. Und sie sollten angewandt werden

  • Der Ansatz ist zu einem großen Teil richtig. Es sollte noch die CO2-Bilanz des Transports eingepreist werden. Bei allen Produkten.

  • "Ein Grund dafür ist, dass die energieintensive Herstellung dort viel, viel billiger ist. Die ökologischen Kosten einer in Asien hergestellten Solarzelle sind deshalb sehr hoch."



    Den Satz versteh ich nicht.



    Weil der Strom dort weniger kostet, soll die Erzeugung des Stromes ökologisch schädlicher sein als bei höherem Verkaufspreis.



    Also Strompreise erhöhen und die Welt retten?

    • @albert992:

      den Satz versteh ich auch nicht und ich glaube auch nicht, dass man den Satz verstehen kann.



      Entscheidend sind die Löhne, ggf. auch die Energiekosten. Aber der Energieverbrauch (und das würde ich unter "ökologische Kosten" verstehen) wird in China im Vergleich zu anderen Ländern nicht sehr viel anders sein.

  • Zu Ende gedacht kann China durch mehr CO2-Ausstoß stets billiger produzieren.



    Wird das Geld wenigstens in CO2-Technologien investiert oder soll es vom Klima zweckentfremdet werden?

    Das ist leider meine Befürchtung bei Steuern und das ist bei der KfZ-Steuer leider nicht anders.



    (ursprünglich mal zur Finanzierung der Straßen gedacht)

  • Stichwort "Bifacial" im www recherchieren.



    Die ersten 400W-Panele kommen gerade auf den Markt.



    Mein 3 Jahre altes 275W Panel aus war seinerzeit obere Spitzenklasse.

  • ja, durch Zölle werden die Solarzellen sicher CO2-freundlicher. Das leuchtet ein. Ebenso, wie der Sprit durch die Öko-Steuer umweltfreundlicher wurde.

  • Ich hatte schon vor 7 Jahren eine Petiton verfasst, die zumindest die Angabe der eingesetzten Gesamtenergie incl. Primärenergie verpflichtend hätte machen sollen. Damals besonders im Hinblick auf die Styropordämmung von Wohnhäusern. Leider interessiert das keinen, da dann der Handel als Gelddruckmaschine nicht mehr funktionieren würde....

  • "Der nächste Innovationsschub in der Branche steht bevor."

    Es wäre sehr interessant, etwas darüber zu erfahren, wie dieser Schub aussieht. Gibts dazu evtl. einen Link?