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Kommentar Zustand der US-PolitikDonald – allein zu Haus

Kommentar von Stefan Schaaf

US-Präsident Trump verschleißt mit seinen Spontanentscheidungen das Kabinett und verliert den Realitätsbezug. Er stellt eine Gefahr dar.

Ein erratischer Präsident: Donald Trump Foto: ap

P räsident Trump hat den Weihnachtsurlaub in seinem Luxusresort Mar-a-Lago abgesagt. Er muss in Washington bleiben und zusehen, wie er den Kopf über Wasser hält. Sein starrköpfiges Beharren, vom Kongress fünf Milliarden Dollar für eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu fordern, lässt die Verwaltung stillstehen.

Solange das Parlament keinen Übergangshaushalt billigt, stehen über die Weihnachtstage Besucher der staatlichen Museen und Nationalparks vor verschlossenen Türen. Dies ist Trumps Schuld: Er ließ einen im Senat zwischen Demokraten und Republikanern ausgehandelten Kompromiss, der den Staatsstillstand vermieden hätte, im letzten Moment platzen. Ohne Rücksicht auf die ihn tragende Partei bestimmt er allein, was geschehen soll. Offenbar spontane Entscheidungen werden zunehmend zum Markenzeichen Trumps – siehe seinen Beschluss, die US-Soldaten aus Syrien abzuziehen.

Auf diese Weise verschleißt er die Mitglieder seines Kabinetts in immer kürzeren Abständen. Justizminister Sessions ging, Stabschef John Kelly nahm bereitwillig seinen Hut, Verteidigungsminister James Mattis warf vergrätzt hin. Mit ihm geht der Diplomat Brett McGurk, der seit 2004 die US-Strategie im Irak und Syrien mitbestimmt hatte und zuletzt die Anti-IS-Koalition zusammenhielt. Jetzt aus Syrien abzuziehen sei „halsbrecherisch“, hatte ­McGurk noch vor wenigen Tagen vor der Presse gesagt.

Parallel dazu zieht die Justiz die Schlinge um sein früheres Wahlkampfteam immer enger. Trump will von alldem nichts wissen: Er verstehe nicht, warum die Fake News ihn nicht feiern, wenn er die Soldaten heimhole, twittert er. Und diesen McGurk, den kenne er gar nicht.

Man nennt so etwa gemeinhin Realitätsverlust. Mehrere Umfragen belegen, dass inzwischen auch eine Mehrheit der republikanischen Wählerschaft nicht mehr glaubt, was Trump so redet und twittert. Das ist gefährlich für ihn. Gefährlich ist so ein Präsident auch für die USA und für die Welt.

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15 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Realitätsverlust - was ist das? Geht das überhaupt? Bis eben dachte ich, man könne nur dann etwas verlieren, wenn man zuvor über es verfügt hat.

    Wo hat Mister Trump Realitätssinn bewiesen? Beim Geld verdienen auf Kosten Anderer?

    Das Gefährliche an Trump in meinen Augen: er ist das fleischgewordene Prinzip der Belanglosigkeit. Und muss deshalb sich und Anderen permanent beweisen, dass er es nicht ist. Ich möchte seine Blutdruckwerte nicht wissen.

  • Es scheinen ja bei der taz doch so manche Trump Fans mitzumachen. Dabei stellt keiner die Frage, warum Trump für zig-Milliarden eine Mauer gegen Mexiko bauen will. Um Arbeitsimigranten zu stoppen? Wohl kaum, die USA brauchen billige Ausländer für ihre Wein- und Obstplantagen. Sklaven geht ja nicht mehr.

  • Au weia..... Auch wenn es sich hier "nur" um einen Kommentar handelt: es ist nicht hilfreich, wenn der Kommentator über keinerlei Sachkenntnis verfügt. Beispiel: "...lässt die Verwaltung stillstehen."



    Klingt dramatisch, hat aber nichts mit der Realität zu tun: die Verwaltung läuft wie eh und je, da 75% der Behörden eh bereits bis September finanziert sind und die anderen 25% zumindest für den Rest des Jahres normal weiterlaufen; sofern es so etwas, wie normal laufende Behörden überhaupt gibt....

    Wie dem auch sei: die eine oder andere ausgefallene Führung in einen staatlichen Museum ist ungleich eines kompletten Stillstandes der Verwaltung.

    "Ohne Rücksicht auf die ihn tragende Partei bestimmt er allein, was geschehen soll. "

    Es ist nun wahrlich nicht schwer, sich in die Funktionsweise der US Demokratie einzulesen. Extra für Herrn Schaaf spoiler ich dennoch: genau das soll ein Präsident tun: er tritt mit einer Agenda an, die er gegen die Opposition sowieso und, wenn nötig, auch gegen die eigene Partei durchsetzen soll. Und gerade die Regierungspartei (die Opposition macht es ohnehin...) hat die Pflicht, dem Präsidenten zu Wiedersprechen, sollten sie mit seiner Agenda nicht einverstanden sein - Check and Balances anstatt Fraktionsdisziplin.

    Obama hatte sein Obamacare, Trump hat seine Mauer; egal was man auch jeweils von beiden Vorhaben hält: sowohl Obama, als auch Trump taten, bzw. tun das laut politischer Tradition richtige: sie versuchten, bzw. versuchen ihre im Wahlkampf versprochenen Projekte durchzudrücken - auch und gerade gegen größte Widerstände.

  • "Diplomat Brett McGurk, der seit 2004 die US-Strategie im Irak und Syrien mitbestimmt hatte"

    wirklich schade um diese äußerst erfolgreiche Strategie.

  • Soldaten nach Hause. Schluss mit dem Afganistan Krieg. Schrecklich.

  • Ein Präsidentschaftswahl in den USA zu gewinnen ist eigentlich ein schwieriges Unterfangen. Mittlerweile fragt man sich, wie Trump das schaffen konnte.

    Irgendwie scheint er nicht zu verstehen, dass die USA keine Firma ist, die mal eben aufgelöst oder in Konkurs geschickt werden kann, wenn es nicht mehr so gut läuft.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      Herr Trump muss nichts verstehen. Dafür hat er seine HiWis. Der permanente Drehtüreffekt seiner Regierung zeigt das Entscheidende: Pragmatismus siegt. Handlungsfähig scheint er zu sein. Wer interessiert sich schon für Inhalt und Folgen?



      Nörgler von Berufswegen und aus Berufung.

      Seinen Arsch zu retten hat er doch schon vor Amtsübernahme gelernt.

  • „Gefährlich ist so ein Präsident auch für die USA und für die Welt.“

    Nöö - wirklich gefährlich für die USA und die Welt sind Leute, die sowas zum Präsidenten machen.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      yo, so sehe ich das auch, das ist das problem! er steht für ein verbreitetes denken - wenn man das so nennen darf :)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @90118 (Profil gelöscht):

        ManN darf es so nennen. Auch wenn es arg euphemistisch ist.

        Spötter nennen den Vorgang in Trumps Hutständer eher Synapsenaufstand.;-)

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    trump stellt eine gefahr dar? surprise! seit seiner wahl wird von den deutschen leitmedien jeder seiner fehler im sinne einer möglichen amtsenthebung oder auch nur um recht gehabt zu haben breitgewalzt. die gleiche wohlfeile schönschreiberei fand schon in der ddr statt. realitätfern, entberlich und langweilig. trump wird wiedergewählt. leider.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Warum langweiliges Zeugs lesen?

      Die Entwicklung zeigt das die Berichterstattung notwendig ist. Um Amtsenthebung sollen sich andere kümmern, aber offensichtlich ist die Politik erratisch und irrational. Da die USA aber nicht ganz unbedeutend sind, kann man auch so einen Kommentar schreiben.

      Ne nebenrolle, wie in Kevin allein zu Haus, wäre doch besser gewesen.

      • 9G
        90118 (Profil gelöscht)
        @fly:

        der impetus der richtigstellung der realität ist das problem. die realität ist, wie sie ist; z.B. dass etwa 50% der us-wähler diesen präsidenten als sprachrohr der eigenen standpunkte ausgewählt haben. er vertritt die haltung einer nennenswerten mehrheit, da kann man den gewählten finden, wie man möchte.



        wer eine veränderung erreichen will sollte politiker oder fondsmanager werden, nicht journalist.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Ach -- und wo haben Sie das gelesen? Twitter?

  • Es kann nur selten etwas an einer Entscheidung falsch sein, die USA-Rückzug beinhaltet.



    Aber für die taz frisst der Trump immer kleine Kätzchen zum Frühstück...