Kommentar Verdi und der Kita-Streik: Klägliches Ende
Der Streik im Erziehungs- und Sozialdienst wird im Frust der Beschäftigten münden. Die Gewerkschaftsspitze ist dabei, eine große Chance zu vertun.
M ag die Wut über die Unnachgiebigkeit der kommunalen Arbeitgeber noch so groß sein: Der Streik im Erziehungs- und Sozialdienst ist beendet. Daran wird auch die Mitgliederbefragung von Verdi nichts mehr ändern. Weil die Gewerkschaftsspitze um Frank Bsirske es so will. Die tiefe Enttäuschung der Beschäftigten, die wochenlang aufopferungsvoll für die Aufwertung ihrer Berufe gekämpft haben, nimmt sie dabei billigend in Kauf.
Am liebsten hätten Bsirske und Co. schon jetzt den Arbeitskampf offiziell beendet. Ihr Fahrplan stand: Am Mittwoch sollte die Streikdelegiertenkonferenz den Schlichterspruch abnicken, für Freitag stand die Beschlussfassung der Bundestarifkommission über den Tarifabschluss auf dem Programm. Eine Mitgliederbefragung mitten in den Schulferien war hingegen nicht geplant gewesen. Jetzt gibt es sie doch, aber nur aus einem einzigen Grund: um der eindeutigen Stimmung unter den mehr als 300 Vertreterinnen und Vertreter aus den Streikbetrieben nicht nachgeben zu müssen.
Was auf der Streikdelegiertenkonferenz stattgefunden hat, ist eine kleine Revolution: Die Basis ist ihrer Führung nicht gefolgt. Der Kita-Streik hat den Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialdienst das Selbstbewusstsein gegeben, sich nicht mit Brosamen abspeisen zu lassen. Sie haben sich von Bsirske nicht etwas als Erfolg verkaufen lassen, was keiner ist.
Doch nützen wird ihnen das nichts. Die Verdi-Führung wird alles unternehmen, um nicht wieder streiken zu müssen. Sie ist dabei, eine große Chance zu verpassen. Denn wie beim kläglich beendeten großen ÖTV-Streik 1992 wird die Enttäuschung riesengroß sein. Hoffentlich hat die Verdi-Spitze wenigstens beim Poststreik einen längeren Atem. Sie ist es ihren Mitgliedern schuldig.
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