Kommentar Umgang mit der AfD: Macht endlich eine Ansage!
Fast alle wollen Flüchtlinge an der Einreise hindern, nur die AfD sagt wie. Regierungs- und Oppositionsparteien drücken sich um den entscheidenden Punkt.
Vor einer Woche schien endlich klar, wie man den Rechtspopulisten der AfD am wirkungsvollsten begegnet: Man lässt sie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mitreden und – schwupps – kommt unter der Maske des besorgten Bürgers die demokratiefeindliche und menschenverachtende Gesinnung hervor.
So mögen all jene gehofft haben, die am Fernseher mitverfolgten, wie Moderatorin Anne Will im Verbund mit NRW-CDU-Chef Armin Laschet die AfD-Frau von Storch und ihr „Untergrenze-Niveau“ vorführten. Selbstzufrieden forderte Laschet seine Ministerpräsidentin auf, sich der öffentlichen Debatte mit der AfD zu stellen: Seht her, macht es alle so wie ich, dann ist das Umfragehoch bald wieder vorbei.
Eine Ansage, die auch an Hannelore Krafts AmtskollegInnen aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gerichtet war. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz lehnte ein TV-Duell mit der AfD kategorisch ab. Nur: Nach der Entgleisung der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry vom Samstag reicht es nicht mehr, die Rechten für nicht salonfähig zu erklären oder öffentlich lächerlich zu machen.
Wer Flüchtlinge per Schießbefehl an der Einreise hindern will, der gehört nicht in die Talkshow, sondern in den Verfassungsschutzbericht, polterte Sigmar Gabriel. So klar der SPD-Boss sich hier positioniert, so drückt er sich doch um den eigentlichen Punkt. Wie alle Bundestagsparteien, Verbände und auch die Zivilgesellschaft.
Die verurteilen zwar die Ultima Ratio der AfD, ziehen daraus aber nicht die längst überfälligen Konsequenzen. Regierung und Opposition müssen selbst die Antworten auf die unvermeidliche Frage liefern, auf die unsere Asylpolitik zusteuert: Wie können deutsche Grenzbeamte – wenn das politischer Konsens werden sollte, und darauf läuft es hinaus – verzweifelte Menschen daran hindern, nach Deutschland einzureisen?
Darauf hat bisher nur die AfD geantwortet. Petrys Schießerlaubnis wird den Umfragewerten der AfD nicht schaden. Zeit, ’ne Ansage zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!