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Kommentar US-Angriffe auf SyrienDas ist für Trump ein schönes Ergebnis

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Trumps militärisches Vorgehen in Syrien war sinnlos und geschickt: Über seinen Wahlkampf und Kontakte nach Russland redet niemand mehr.

Der US-Präsident: Donald Trump Foto: ap

D as war ein Schwenk, wie man ihn noch selten gesehen hat. Das einhellige Entsetzen, das bis zum Freitag über Entscheidungen, Rhetorik und Gebaren des US-Präsidenten Donald Trump geherrscht hatte, wich plötzlich großer Begeisterung: Seht, er bombt, er ist doch kein Irrer, sondern ein ganz normaler US-Präsident!

Dabei wird, je mehr über den US-Raketenangriff auf die syrische Luftwaffenbasis al-Schairat bekannt wird, immer offensichtlicher, dass dieser erstens militärisch vollkommen sinnlos, zweitens völkerrechtswidrig und drittens ein Verstoß gegen die US-Verfassung war. Sinnlos, weil Syrien und Russland zuvor gewarnt worden waren und ihr Kriegsgerät in Sicherheit bringen konnten. Völkerrechtswidrig, weil weder ein syrischer Angriff auf die USA vorausgegangen war, noch der Sicherheitsrat ein militärisches Vorgehen mandatiert hatte.

Und angesichts der militärischen Sinnlosigkeit ist nicht einmal ein moralisches Recht für diesen Angriff herzuleiten – denn niemand kann behaupten, dass dadurch etwa ein bevorstehender Völkermord verhindert worden wäre. Und in den USA verfassungswidrig, weil ein Umgehen des Kongresses nur in dem Ausnahmefall erlaubt ist, dass im Verteidigungsfall sofort reagiert oder ein Überraschungsmoment ausgenutzt werden müsste, der sonst verloren ginge. Davon kann bei vorheriger Warnung der Gegenseite nicht die Rede sein.

Trump hat nichts anderes gemacht, als sich auf plumpeste Art als handlungsfähiger Oberkommandierender zu inszenieren. Seine Kabinettsmitglieder widersprechen sich im Stundentakt, was die Syrienstrategie der USA womöglich sein könnte. Mal geht es ausschließlich um den Kampf gegen den „Islamischen Staat“, eine Stunde später um Regimewechsel in Damaskus und wieder zurück.

Trump hat es geschafft, dass all die immer dringlicher werdenden Fragen rund um die Verstrickungen seines Wahlkampfteams mit russischen Kontaktleuten von einem Tag auf den anderen verstummt sind. Das ist für ihn ein schönes Ergebnis, Glückwunsch.

Er sollte dafür nur bitte nicht die Bilder sterbender Kinder bemühen. Eine derartig widerwärtige Manipulation menschlichen Leids beleidigt die Opfer. Dass die deutsche Bundesregierung die US-Angriffe als „nachvollziehbar“ lobt, ist mehr als nur peinlich.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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16 Kommentare

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  • Danke Bernd Pickert ! .. stimmt wohl das die Handlungsweise von`n Herrn Präsident nicht im Sinne diplomatischer Vernunft ( es gibt so etwas ..!) erklärbar ist.. Aber? Im Sinne religiösen Denkens, als auch ästhetisch, ist Herr Präsidents Handlungsweise- zumindest teilweise- tolerierbar! Es ist doch offenes Wissen, das Syrien die Existenz Israels bedroht.. und dann noch: der IS etc., als `westliche Entwürfe´ um Syrien kaputtzumachen, wurden durch Russland arg gebremst! Was bleibt, ist eben: den Souverain Syriens, Herrn Assad, abzuschaffen. Dann dürfte Syrien zerbröckeln wie ein Streuselkuchen und Israel hat Ruhe...

    Ästhetisch: Assad passt nicht in die Riege der sponsorierten Gladiatoren im syrischen Kriegstheater..

    • @vergessene Liebe:

      Moment mal die Existenz Syriens bedroht Israel? Also jetzt noch mehr als der Iran, wo man Ahmedineschad nachweislich falsch übersetzte @ von der Landkarte ausradieren? Dann erläutern Sie mal bitte das offene Wissen !

       

      Die NahOst Experten, die seit dem aktuellen Saringas Fall zu Wort kamen, sprechen alle davon, dass wenn man Assad ohne UN Besatzung entmachtet die Wahrscheinlichkeit enorm ist, dass die Al-Nusra Front, die mind. von den Türken nachweislich unterstützt werden Ihren Gottesstaat 2.0 dort errichten werden. Klar wären die den Israelis angenehmer entgegengesonnt *facepalm*

      • @JackOfAllRaids:

        sorry @JACKOFALLRAIDS ! ..mein Kommentar ist satirisch gemeint! Ich meinte das `offene Wissen´ .. und das `zerbröckeln´Syriens in Hinblick auf sowat wie `grossIsrael´und WWIII Optionen. Ich bin ihrer Meinung!

  • Ich kann mich noch an die Elogen über den "anti-globalistischen

    Hoffnungstäger" Trump aus dem gesamten Querfrontspektrum erinnern, von Putinverehrern (also den üblichen Forenschreibern hier) bis hin zu den Elsässers und Gaulands, vereint im Hass auch Clinton. Endlich jemand, der die NATO nicht mag usw. Wie hatte man sich doch den Donald zurechtgeträumt.

     

    Dass jedem neugewählten US-Präsidenten spätestens bei ersten Security-Briefing durch die Intelligence Community, durch die "Dienste" und natürlich durch die Abgesandten des militärisch-industriellen Komplexes klar gemacht wird, wie hier der Laden läuft, dürfte der naiven Querfrontgemeinde aus Alt-DKPisten und Neurechten entgangen sein. Am putzigsten sind gerade die Meme-Wars, die aktuell von den Alt-Right-Vertretern in den USA gegenüber Trump losgetreten werden. Selbst ihr U-Boot im Weißen Haus namens Bannon konnte nicht verhindern, dass ihr Idol Trump nun zum 'Globalist' geworden sei.

     

    Enttäuschte Liebe überall.

     

    Soviel zum politischen Urteilsvermögen der Querfrontgemeinde.

  • Sehr guter Kommentar.

     

    Ja Trump hat die letzte Moralische Überlegenheit verspielt. Leider war diese eh kaum noch was Wert.

     

    Man kann nur hoffen, dass es eine diplomatische Lösung gibt.

     

    Sprich das ein Diplomat es schafft, den Irren an der Spitze zu benutzen um endlich eine Lösung im Konflikt herbei zu führen.

    • @Sascha:

      Ach wie süß:

       

      Und danach kommt der UN-Generalsekretär auf dem weißen Schimmel nach Syrien geritten und verkündet die Menschenrechte - inkl. Gendertoiletten, Frauenquote und dem Verbot von sexistischer Werbung.

       

      Sorry, aber ihren Idealismus bezahlen die Syrier mit dem Leben.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Was haben Gendertoiletten und Frauenquote mit Trumps völkerrechtswidrigem PR-Stunt zu tun?

         

        Ist Ihnen wie "Bernd" Höcke die Männlichkeit" verrutscht?

        Aber beim Abhudeln des selbsterklärten Sex-Offenders Trump gehen im rechten Spektrum manchem irgendwie die Sicherungen durch.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        sry, aber weder ist Sascha für den Tod von Syrern verantwortlich, noch rettet ihr Kommentar auch nur ein Leben. So what?

  • Und wie verarbeitet Putins Propaganda all dies? Ein Blick in das russische Propagandaorgan „SputnikNews“ zeigt es: Während es vor nicht allzu langer Zeit nur „Gutes“ und nichts „Schlechtes“ über D. Trump zu melden hatte, wird jetzt nur noch „Schlechtes“ und nichts „Gutes“ mehr über ihn berichtet. Putins Verärgerung über die amerikanische Einmischung in russische Interessen ist spürbar: Er hatte wohl seitens Mr. Trump mehr „Dankbarkeit" für die tatkräftige Hilfe im Präsidentschafts-Wahlkampf erwartet!

  • Das ein Flugplatz der Killerpiloten Assads zerstört wurde, löst bei mir leider auch 'klammheimliche Freude' aus. Unabhängig von der Frage, wer für den Giftgaseinsatz verantwortlich war, die Fassbomben, mit denen das Regime die Zivilbevölkerung seit langem terrorisiert, wären Grund genug für die Zerstörung der Flugplätze. Wäre eine Flugverbotszone inetrnational durchsetzbar gewesen, hätte sich Assad nicht mehr lange halten können. Frieden wird es erst dann geben, wenn jeder Seite klar ist, dass ein militärischer Sieg unerreichbar ist. Entscheidend dabei sind die Interessen Russlands (Marinestutzpunkt), sowie der Türkei (Kurden), Saudi Arabien-Iran (Hegemonie) sowie der EU (Ende der Flüchtlingsströme). Trump verfolgt, wie auch Obama, keine unmittelbaren Interessen - aber die Chance, sich mit dem - den Russen zuvor angekündigten - Angriff international einen 'weißen Fuß' zu machen nutzte er sofort.

    Klar ist nur eines: Das Elend in Syrien ist allen Beteiligten - seien es die EU, USA oder Russland, sowie Iran/Saudi Arabien herzlich egal. Die einst friedliche Revolte in Syrien wurde von Assad im Blut erstickt - übrig bleibt eine arabisch Version des 30.Jährigen Krieges mit der völligen Zerstörung der Region. Die Zukunft läuft entweder auf eine Zerstückelung des Kunstprodukts (1918) Syrien hinaus - wie im Irak. Oder es gelingt einer Seite, erneut eine barbarische Diktatur aufrecht zu erhalten. Und was machen wir? Wir hoffen nur, dass Ruhe eintritt - und sei es die des Friedhofs - und vor allem nicht noch mehr Flüchtlinge unsere Gartenzwerg-Idylle stören....

    • @Philippe Ressing:

      Das sind die wirklichen Themen, nicht so sehr, wovon Trump gerade ablenken möchte. Ich lese in der Taz viel zu selten über internationale Verantwortung und "responsibility to protect". Ich glaube übrigens nicht, dass diese Sache den Europäern oder Amis egal ist: Alle Erfahrungen der Vergangenheit zeigen nur, wie schwierig es ist, eine adäquate Antwort zu finden. Nur: Die außenpolitisch impotente EU hat nie die Mittel organisiert, über die andere frei verfügen (Frankreich und UK manchmal auch im Alleingang) und das schliesst auch konsequente ökonomische Sanktionen ein, wie sie z.B. Putin gegenüber der Türkei verhängt hatte.

    • @Philippe Ressing:

      Vielleicht ist ja die Nachrichtenlage auch schon zu Ihnen durchgedrungen, dass von der beschossenen Militäranlage bereits wenige Stunden später Assads Kampfflieger (und wahrscheinlich auch die Helikopter von Putins Special Forces) wieder abgehoben haben, wie Luftaufnahmen zeigten.

       

      Wünsche noch angenehme klammheimliche Restfreude. 60 Mio. USD für die Tomahawks lassen grüßen.

      • @Daniel L:

        Eine Startbahn bombardiert man auch nicht wirklich. In Pearl Harbor wurden die Landebahnen zerstört - die Werften wären sinnvoller gewesen.

        Dann hätte man länger als 3 Monate gebraucht um 3 Schiffe wieder fit zu machen.

         

        Das nicht alle Flugzeuge zerstört wurden ist auch schade aber wenn sie wissen WIEVIELE dann bitte ich um Info.

         

        Ein Geschwader Eurofighter besteht aus 32 Flugzeugen - wären davon nur noch 2 flugtauglich wäre ein Angriff auf diese Basis wahrscheinlich erfolgreich.

        Allein mir fehlt die Info ob das ne reine PR-Show war (hallo es ist Politik) oder zumindest ein einen positiven Effekt hatte.

    • @Philippe Ressing:

      sehr gute Analyse !!

  • Vergessen Sie aber nicht auch die Fingerzeige Richtung China, Russland und speziell Nordkorea.

     

    Herr Pickert hat mit seiner Analyse natürlich recht. Nur daraus zu schließen dass Trump plump und sinnlos... usw. handelte? Nein, das wirkt!

    Jetzt kann jeder selbst nachdenken wie internationale Machtpolitik funktioniert und wie es wohl um das Geistesniveau eines Kum Jong-un und seiner Schergen bestellt ist.

     

    These: Dumm neutralisiert dumm! Wie gut dass Trump gewählt wurde, jeder andere wäre mit den Schwachmaten unterfordert und wüsste gar nicht wie damit umgehen.

  • "…Trump hat nichts anderes gemacht, als sich auf plumpeste Art als handlungsfähiger Oberkommandierender zu inszenieren. …"

     

    Da kannse mal sehn!

    Dubbelwho - reichte noch die

    Hasenpfote im Kampfanzug aufm - Aircraft Carrier!

    Beides brandgefährlich heiße Luft!