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Kommentar Terroranschlag in DortmundGelassenheit statt Angst

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Die Täter des Sprengstoffattentats auf den BVB-Bus haben ihr Ziel nicht erreicht. Im Gegenteil: Die Fans zeigten sich solidarisch mit den Mitstreitern.

Der Dortmund-Fan Frank (zweiter von rechts) lud Monaco-Fans zu sich nach Hause ein Foto: dpa

D er Begriff „Terror“ bedeutet „Schrecken“. Wer eine terroristische Tat begeht, will Angst verbreiten und Unsicherheit erzeugen. Anderen Menschen Leid anzutun steht dabei zwar im Mittelpunkt des Handelns, es dient aber lediglich als ein Vehikel, um eine Gesellschaft so weit zu verunsichern, dass solidarisches Handeln verhindert und das eingeübte alltägliche Leben in seinen Grundfesten erschüttert wird.

Dieses Ziel haben die Täter von Dortmund ganz und gar nicht erreicht. Im Gegenteil: Während fanatische Fußballfans üblicherweise dazu neigen, ihr gegnerisches Publikum zumindest in Gesängen zu schmähen, haben die Dortmunder BVB-Anhänger den Fans aus Frankreich ganz selbstverständlich ihre Klappbetten angeboten, damit diese das um einen Tag verschobene Spiel am Mittwoch verfolgen konnten. Sie haben sie verköstigt und mit Bier versorgt. Die Zuschauer im Dortmunder Stadion haben nicht randaliert, als sie am Dienstag von der Spielabsage erfuhren, sondern sie sind friedlich nach Hause gegangen.

Alles in allem haben diese Menschen gezeigt, wie man vorbildlich mit einem Terroranschlag umgehen sollte – mit Ruhe und Gelassenheit statt Angst und Wut.

Dass es sich bei den Bomben auf den Bus der Borussia tatsächlich um einen Terrorakt handelt, ist einen Tag danach zwar noch keine Gewissheit, aber doch sehr wahrscheinlich. Die Täter, die die Sprengkörper mit Metallteilen umgaben, waren offensichtlich Profis in diesem Geschäft. Die Spieler und Betreuer im Mannschaftsbus haben großes Glück gehabt, dass keiner von ihnen zu Tode gekommen ist. Ob die Täter aus der islamistischen Szene stammen, bleibt abzuwarten.

In diesen Tagen ereignen sich Anschläge fast wie im Halbstundentakt öffentlicher Verkehrsmittel. Sankt Petersburg, Stockholm, Kairo, dazu Ansbach, Würzburg und Berlin – der Terror wird zum alltäglichen Instrument. Auch wenn zu wünschen ist, dass die Täter möglichst rasch gefasst werden: Nichts verunsichert Terroristen mehr, als wenn ihre Taten ohne Effekt bleiben, wenn das Leben, abgesehen von einer Sondersendung im Fernsehen, einer Bild-Schlagzeile und diesem Kommentar, einfach weitergeht. Denn dann werden sie erkennen, wie sinnlos ihre Taten sind. Deshalb: Auf in die Stadien am 29. Bundesliga­-Spieltag an diesem Wochenende!

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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15 Kommentare

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  • Sorry, aber was ist an diesem Satz von Watzke "gelassen"? "Das ist eine neue Dimension, was da heute passiert ist." Haufenweise Anschläge und Attentate mit nicht mehr zu zählenden Opfern, aber wenn drei wohl eher nicht ganz so wirkungsvolle Sprengkörper neben einem BVB-Bus in die Luft gehen, ist das "eine neue Dimension". Stimmt möglicherweise: eine neue Dimension der Verkennung der Tatsachen durch Watzke, der sich und seinen Haufen zu wichtig nimmt und für den Mittelpunkt nicht nur der Erde, sondern der Welt nimmt.

    • @reblek:

      Natürlich ist der Angriff auf einen vollbesetzten Bus in Deutschland eine neue Dimension, zumal es sich gezielt um eine Profimannschaft mit einem Marktwert von rund 170 Mio Euro gehandelt hat. Wäre der Anschlag erfolgreich gewesen, hätten die Bomben ein oder zwei Sekunden früher gezündet, wäre ein millionenschwerer Verein, ein börsennotiertes Unternehmen, innerhalb eines Momentes für sehr, sehr lange Zeit, vielleicht für immer, von der Bildfläche verschwunden.

       

      Man muss wohl in einer offenen Gesellschaft auch den vor Selbstgerechtigkeit triefenden Zynismus der sesselfurzenden Dummschwätzer hinnehmen.

       

      Goutieren muss man ihn nicht.

  • Naja, wenn das Islamisten waren, dann wollen die keinen Spalt zwischen Fans verschiedener Fussballmannschaften treiben. Die wollen einen Spalt treiben zwischen Moslems und Nicht-Moslems. Ob sie das nicht doch mal wieder ein wenig geschafft haben, wird sich erst noch zeigen müssen.

     

    Wenn das Hooligans waren, wird es ein paar große Worte geben und alle gehen wieder zur Tagesordnung über. Waren es Moslems, ist es eine Kriegserklärung. Warum eigentlich tun wir denen diesen Gefallen? Da hat sich jemand den Arm gebrochen. Alles traurig, aber sowas passiert bei jedem Bundesligaspiel, bloss kräht danach kein Hahn. DAS ist Gelassenheit.

     

    Die These der Islamisten ist, dass der ihrer Meinung nach verkommene Westen auf tönernen Füßen steht und man nur ein wenig hintreten muss, dass er umfällt. So benehmen tut er sich in der Tat.

  • Ok, wir haben verstanden. Nazis sind eine Gefahr, Islamisten dagegen nicht.

    • @Nikolai Nikitin:

      Sie sind beide eine Gefahr, aber wenn man das auf diese beiden verengt, dann läßt man eine ganze Welt außen vor. Solange mehr Menschen beim Baden ertrinken als von Nazis oder Islamisten umgebracht werden, sind sie garantiert weder eine militärische noch sonst eine Gefahr, der man mit mehr Nachdruck begegnen müsste als, sagen wir mal, Passivrauchen.

       

      Und bei den Nazis war das hier schon mal anders.

       

      Vielleicht bin ich ja irgendwie wahrnehmungsgestört, aber ich habe mehr Angst vor Autofahrern als vor Islamisten. Ich wünschte mir, man würde mal eine Woche lang jeden Autounfall mit Sondersendungen, Live-Blogs, Angehörigeninterviews, Gottesdiensten, Lichterketten und Politikerreden auf allen Kanälen behandeln. Nur um das mal in die richtige Proportion zu rücken. Dann würde die AfD wahrscheinlich das Bombardieren von Autofabriken fordern und die CDU einen einjährigen Führerscheinkurs. Ab 30.

      • @Mustardman:

        Ich weiß hier sehr wohl zu unterscheiden. Das eine sind Unfälle, die wohl auftreten seit es Menschen gibt, das andere sind Verbrechen, die aufgrund religiös inspiriertem Fanatismus begangen werden.

      • @Mustardman:

        Solange es Sie nicht persönlich erwischt, ist es einfach, sich so zynisch zu äußern.

        • @Jens Egle:

          Tja, wenn es zwischen Hysterie und Zynismus nichts mehr gibt, dann wird die Wahl schwer.

           

          Ich will gar nicht zynisch sein, aber man sollte sich auch nicht von ein paar Irren einen Krieg aufzwingen lassen, das macht die nur stärker als sie sind.

           

          Und wen der Vergleich zu den Autounfällen stört: In Deutschland werden jedes Jahr rund 300 Leute ermordet, das sind auch auch niedrige Beweggründe und keine Unfälle.

    • @Nikolai Nikitin:

      (war an 'Nutzer' gerichtet)

  • In diesen Tagen ereignen sich Anschläge fast wie im Halbstundentakt öffentlicher Verkehrsmittel. Sankt Petersburg, Stockholm, Kairo, dazu Ansbach, Würzburg und Berlin – der Terror wird zum alltäglichen Instrument.

     

    Zwischen Sankt Petersburg, Stockholm und Kairo lag nun ein bisschen mehr und zwischen Ansbach, Würzburg und Berlin noch mehr Zeit. Da von halbstündigen Terrorakten zu reden ist fahrlässig. Insgesamt betrachtet ist islamischer Terror nicht häufiger als Verkehrsunfälle, nur in den Medien erscheint es uns als wäre das alles eins und im Halbstundentakt.

     

    Kein mir bekannter Mensch würde Kairo oder Sankt Petersburg als seine unmittelbare Umwelt bezeichnen, wenn dann evtl. noch Stockholm, aber selbst das ist weit weg. Und plötzlich ist das alles eins und bei uns vor der Haustür?

    Unsere Welt steht in Flammen?

    Im größten Teil Deutschlands ist es immer noch wahrscheinlicher von einem Nazi vermöbelt zu werden als einem Islmisten auch nur auf der Straße zu begegnen.

    Trotzdem eine respektable Reaktion der BVB Fans.

    • @nutzer:

      Dann sollten Sie die Augen weit aufmachen. Islamisten gibt es mittlerweile in allen möglichen Kleinstädten. Die Möglichkeit, von Nazis verprügelt zu werden, ist da dann doch deutlich geringer.

      • @rero:

        Gerade hier in Dortmund ist die Möglichkeit, von Nazis verprügelt zu werden, eine sehr reelle Gefahr. Die Spazierstöcke von SS-Siggi und Klaus Schäfer sind definitiv bedrohlich, was ich bisher an islamistischen Sprengsätzen sah, war mehr gewollt als gekonnt.

  • Das Zie,l die Gesellschaft zu verunsichern, haben die Täter nicht erreicht?? Ja, dann träumt mal schön weiter, bei der Tag.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Ist das, Herr Hillenbrand, unsere neue Nonchalance?

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Nö - das ist der Herr Hillenbrand -persönlich!

       

      (bei derartiger Dribbelstärke -

      Setzte sich Ente Lippens -

      ("Herr Schiedsrichter - ich danke Sie"!;)

      Schon mal auf den Ball - &

      Wartete!;))