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Kommentar Rodung für RWEVerdächtige Eile im Hambacher Forst

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Neue Untersuchungen zeigen, dass die Rodung im Hambacher Forst nicht nötig ist. Das vor weiteren Aktionen zu überprüfen, wäre angebracht.

Die Räumung im Hambacher Forst geht weiter Foto: dpa

K eine fünf Tage hat der Räumungsstopp gehalten, den NRW-Innenminister Herbert Reul vergangene Woche nach dem tödlichen Unfall im Hambacher Forst angekündigt hatte. Seit Montag werden wieder Baumhäuser geräumt – während im Wald noch getrauert wurde und gerade als die Eltern des Toten den Unfallort besuchten.

Diese Eile scheint nicht nur in Anbetracht des Todesfalls deplatziert. Sondern auch deshalb, weil momentan die Zweifel größer werden, ob die Rodung des Hambacher Waldes überhaupt erforderlich ist. Nachdem bereits der BUND dargelegt hatte, warum der Tagebau seiner Ansicht nach keineswegs stillstehen müsste, wenn in diesem Jahr auf die Rodung verzichtet wird, kommt nun die Analyse eines auf Bergbau spezialisierten Beratungsunternehmens im Auftrag von Greenpeace zum gleichen Schluss.

Die Ergebnisse der Kohlekommission abzuwarten, die für Mitte Dezember angekündigt sind, wäre also ohne jedes Problem möglich. Und sachgerecht wäre ein solches Vorgehen auch. Zwar hat die Kommission erklärt, dass ihre Aufgabe, den langfristigen Kohleausstieg zu organisieren, mit einem kurzfristigen Stopp der Arbeiten im Tagebau Hambach nicht unmittelbar zu tun hat. Doch neue Berechnungen lassen auch das fragwürdig erscheinen.

Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müssen die ältesten Braunkohlekraftwerke sofort abgeschaltet werden; die übrigen müssen ihre Stromproduktion sofort um die Hälfte drosseln und bis 2030 ganz einstellen. Dadurch, so zeigen Berechnungen von DIW und Fraunhofer-Institut, würde die noch benötigte Braunkohlemenge so schrumpfen, dass der Hambacher Wald erhalten werden könnte.

Diese Analysen müssen sorgfältig geprüft werden, bevor gerodet wird. Wenn das Land Nordrhein-Westfalen, das die Räumung angeordnet hat, dazu nicht bereit ist, setzt es sich dem Verdacht aus, aus Furcht vor neuen Erkenntnissen schnell noch unwiderrufbare Fakten schaffen zu wollen.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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9 Kommentare

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  • Kommt zur Großdemo am 6.10. Treffpunkt um 12 am Bahnhof Buir.

  • RWE nutzt ein Zwangsenteignungsgesetz von 1937.



    RWE hat das Recht die Stadt Köln abzubaggern, wenn sich darunter Kohle befinden sollte.



    Nach dem Motto:



    Sie dürfen gerne Ihren Strom weiter von uns beziehen, wir werden dennoch Ihr Haus abreißen, weil sich unsere Kohle darunter befindet.

  • Ich dachte immer, es ging um den SYMBOLGEHALT des Hambacher Forstes. Dafür ist doch völlig schnurz, ob die Rodung nun in diesem Jahr nötig ist oder erst im nächsten. Oder ist hier einfach nur pragmatische Bigottereie am Werk, die sich in der einen Woche maßlos darüber aufregen kann, mit welchen juristischen Winkelzügen Land und RWE die Räumung ermöglichen, andertags aber sofort bereit ist, nach jedem formalen Strohhalm zu greifen, um das symbolträchtige Protestcamp am Leben zu halten?

    Aber wo wir es schon von den objektiven Umstäönden vor Ort haben: Hat sich eigentlich schonmal jemand gefragt, wie überlebensfähig ein Wald wenige Meter neben einer solchen Riesengrube ist, aus der ständig das Grundwasser abgepumpt wird? Vetrocknet der nicht ohnehin kommenden Sommer (und stellt dann ein ganz eigenes Waldbrandrisiko dar)?

    • @Normalo:

      Welche Riesengrube sollte es dann noch längerfristig geben? Die wird selbstverständlich gleichzeitig mit dem Kohleausstieg renaturiert. ;) So jedenfalls solltes es meiner Ansicht nach konseuquenterweise umwelt- und klimapolitisch ausgehen.



      Und selbst wenn sich die Riesengrube nebenan befindet - dann hat RWE dafür zu sorgen, dass sie Schaden für das Umland einschließlich der Umwelt durch die Grube abwendet und.

      • @Uranus:

        Also zum Einen dauert es, bis so ein Loch halbwegs vollgelaufen ist - richtig lange. Gleiches gälte für zuschütten, nur dass dafür gar nicht das Erdreich da wäre, denn das wurde teilweise verwendet, um das frühere Flöz zuzuschütten. In jeden Fall ist es logscih, dass vor der Tagebauvorderkante der Grundwasserspiegel selbst bei einem SOFORTIGEN Beginn der Renaturierung noch üner Jahre eher sinkt als steigt.

        Darüber hinaus müsste man schon ganz bestimmte und ziemlich weitgehende (sein wir ehrlich: unrealistische) Ergebnisse der Kohlekommission unterstellen, um einen sofortigen Abbaustopp in Hambach zu rechtfertigen. Von daher ist das erst einmal utopisch.

        Das Loch wird also auch nächsten Herbst noch da sein, im Zweifel auch weiter bebuddelt werden, und die an seinem unmittelbaren Rand stehenden Bäume werden nur Wasser von oben bekommen.

        • @Normalo:

          Tatsächlich ist klar die Kapital&Kohlelobby zu sehen, wie sie Umweltbelange hintenanstellen. Eine von CDU&SPD einberufene Kommission wird da keine radikale Pläne entwerfen. Der aktuelle Protest im Hambi ist jedoch eine Chance, Umwelt&Klima in den Forderung zu rücken und den Kohlesausstieg auf die politische Agenda zu setzen.

          @Was ist unrealistisch?



          Ich würde meinen, mit am wichtigsten ist die Position oder zumindest ein Gefühl zu einem Thema, welche(s) dann im Laufe noch mehr Konturen annehmen kann. Dann kommt es darauf an, wenn es eine*r damit ernst ist, diese Haltung umzusetzen, zu verfolgen - und das auf mehreren Ebenen im Alltag, auf der individuellen Ebene (bspw. Konsum), auf der politischen (nicht nur die Wahlen) usw.



          Wenn mensch hingegen meint "Ach, ist doch unrealistisch" und trotz besseren Wissens daraufhin nichts/wenig macht, und das machen viele Menschen so, dann fehlt diese Unterstützung bspw. bei den Protestbewegungen, diese fallen kleiner aus und können weniger Druck aufbauen. Die Prophezeiung der "Unrealist*innen" wäre so mit wahr geworden und der Hambi abgeholzt.



          Und wenn das Loch noch da ist, der Hambi aber gerettet wurde, dann kann ich mir gut vorstellen, dass, sollte Vertrocknung drohen, sich da Leute einbringen, weiter Druck machen. Wasser ist ja da, wenn es aus der Grube rausgepumpt wird ...

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Und für ein Moratorium, um die 'deutschen Klimaziele' einzuhalten und die Ergebnisse der Kohlekommission abzuwarten, dafür reicht Frau Merkels Energie schon wieder nicht mehr aus. Weder die Europakrise, die Regierungskrise, die Dieselkrise, die Trumpkrise, die Umweltprobleme ... Gar nichts kriegt diese Person mehr hin. Wie war das noch mit Maaßen? Er sei auf dem bisherigen Posten nicht mehr tragbar.

    • @91672 (Profil gelöscht):

      Als ob sie die alleinige Macht hätte! Das klingt ja fast nach AFD-Motto "Merkel-muss weg" ;) Ne, ernsthaft, Personalisierungen helfen da nicht weiter...



      Und klar, ein wenig weiter analysiert haben da viele Parteien (AFD sowieso, von CDU über SPD bis Grüne, bei den Linken ist es wohl nicht viel anders) ein Politikagenda- bzw. Glaubwürdigkeitsproblem.



      ... hehe, und der alleinige Blick auf die Parteien auch nicht ;)

  • sehr guter Kommentar:) das klingts alles sehr logisch !! und ich als Mensch bin sehr froh dass es viele andere Menschen gibt die auch für die Erhaltung des Hambi sind und sich dafür einsetzen. Sonst würde ich an dieser Welt und wie sie läuft verzweifeln. Hat der RWE Chef denn keine Kinder oder Enkel, die auch mal in den Wald wollen? in einen richtig schönen Wald der 12ooo (!!!) Jahre alt ist?