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Kommentar Report zur HühnerhaltungWenn Eier, dann Bio

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Foodwatch zeigt Mängel in allen Haltungsformen für Legehennen auf – auch bei Bio. Aber Veganismus ist keine Option und Öko das kleinste Übel.

Ich wollt', ich wär' ein Huhn? Von wegen. Konventionelle Legehennen dürfen nie nach draußen Bild: dpa

M üssen wir jetzt aufs Frühstücksei verzichten? Nicht einmal das Bio-Siegel garantiere eine „tiergerechte Haltung“, kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch in einem am Donnerstag vorgestellten Report. Das kann man so sehen. Denn selbst der schönste Stall ist nicht artgerecht, weil auch er die Hühner ihrer Freiheit beraubt. Auch werden sie in jeder Haltungsform am Ende getötet.

Aber nur eine winzige Minderheit der Bevölkerung will aus ethischen Gründen ernsthaft Tieren das gleiche Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit zugestehen wie Menschen. Und wer nicht Nahrungsergänzungsmittel wie Pillen zu sich nimmt, muss etwa zu Hühnereiern, Rindfleisch oder zu Käse greifen. Schließlich ist das lebenswichtige Vitamin B12 natürlicherweise in diesen tierischen, aber nicht in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Pech für Veganer.

Wenn also Eier, dann bleibt Bio die erste Wahl. Immerhin kann auch Foodwatch nicht belegen, dass Ökohennen bei schlechterer Gesundheit seien als konventionelle. Ähnlich äußert sich sogar ein Wissenschaftler, den der Verband zitiert. Sicher aber ist, dass nur Bioküken die Schnäbel nicht gekürzt werden dürfen. Dass Ökotiere mehr Platz im Stall und besseren Zugang nach draußen als Hennen in konventioneller Freilandhaltung haben müssen. Und dass es in der herkömmlichen Boden- oder Kleingruppenhaltung gar keinen Auslauf gibt.

Selbstverständlich ist auch in Ökobetrieben einiges faul: Beispielsweise töten selbst Biobrütereien die männlichen Küken von Legehennen-Rassen kurz nach dem Schlüpfen. Gut, dass Organisationen wie Foodwatch das immer wieder bemängeln. Nur so werden Politik und Wirtschaft solche Missstände beheben. Aber darüber sollte man nicht vergessen: Bio ist im Schnitt immer noch besser als der konventionelle Rest.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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51 Kommentare

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  • Die aus meiner Sicht optimale Haltung für Legehennen und Masthähnchen findet man zum Beispiel auf dem Bauckhof: Mobilställe, Ausläufe mit Unterständen (die Tiere fühlen sich ohne die Möglichkeit einer nah erreichbaren Deckung nicht wohl), Aufzucht von Bruderhähnen etc. Da kostet dann das TK-Hähnchen aber rund 27 Euro. Wer kann und wer will das bezahlen? Und das mit dem Zweitnutzungshuhn ist auch nicht so einfach, Versuche von Bauer Bauck führten nicht zum Erfolg: http://www.zeit.de/2012/11/N-Huehnerzuechtung

    Für einen Eindruck vom Bauckhof siehe die NDR-Reportage "Glückliches Biotier?"

    Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=wHG0LNWKs3M

    Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=ynPUSfG9qOg

    Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=nGYJaH-m2Rk

  • Der Stein des Anstoßes ist für Eier ein Problem.

  • Die Henne muß nun Eier legen,

    die größer als sie selber sind,

    denn Wachstum ist und bleibt ein Segen,

    weiß inzwischen jedes Kind.

     

    Wie schafft die Henne dieses Stück,

    ohne sich selbst weh zu tun?

    Die Forschung kennt da einen Trick:

    Das knochenlose Legehuhn!

     

    In den Labors und Hühnerställen

    Kittel, weiß, am Werke schon:

    Aus Hühnergen und Gummibällen

    pantscht man den Vielnutzungsklon.

     

    Praktisch, billig, anspruchslos,

    dehnbar wie ein Latexstrumpf.

    Das Ei flutscht aus dem Hennenschoß,

    worauf das Huhn zusammenschrumpft.

     

    Nach dem Vorgang wird das Tier,

    aufgerollt oder gefaltet,

    gehängt in eine Art Spalier,

    das platzsparend gestaltet.

     

    Dort ernährt per Infusion

    man das platte Vieh enorm

    und am nächsten Morgen schon,

    ham alle wieder Eierform.

  • Herr Stein, können Sie an dieser Stelle bitte mal die Seriosität all Ihrer Statistiken belegen? Bitte mit jeweiligem Finanzierungsnachweis. Vielen Dank.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Ach Gottchen, wenn Argumente und Wissen fehlen, wird mangelnde Seriosität und Käuflichkeit unterstellt. Das ist absolut erbärmlich. Es steht Ihnen frei, alle von mir angegebenen Quellen zu prüfen.

  • Foodwatch muss gar nicht belegen, dass es den Hennen in Bio-Haltung schlechter ergeht als in konventioneller. Mit 30.000 Tieren in einer Halle ist auch Bio ganz klar Massentierhaltung. Das ganze sieht dann nach EG-Ökoverordnung so aus: https://youtu.be/DYPWO0NEug4 - schlimm genug?

  • Wo Gesundheit und Vernunft

    Wirtschaftsinteressen bedrohen,

    ist Einer zur Stelle,

    das Schlimmste zu verhindern:

    SUPERSTONE!

  • "Schließlich ist das lebenswichtige Vitamin B12 natürlicherweise in diesen tierischen, aber nicht in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Pech für Veganer."

     

    Herr Maurin, jetzt haben Sie es uns Veganer_innen aber mal wieder richtig gezeigt! Darauf eine B12-Spritze! Ahhhh, das tut gut.

  • Ich freue mich, dass foodwatch nun doch zur Überzeugung gekommen ist, bio muss besser werden. Leider haben die selbsternannten Verbraucherschützer im letzten Jahr die Chance vertan, für eine bessere Bio-Verordnung einzutreten und sind mit den Anbauverbänden solidarisch gegen eine Verbesserung von 'bio' vorgegangen. Wir brauchen eine bessere Tierhaltung. Die Eier sind nur die Spitze des Eisberges. Preisverfall durch 'Massenproduktion' führt zur weiterem Verwässerung 'artgereechter' Tierhaltung.

  • wer möchte herrn maurin da widersprechen, vom schlechten ist bio noch das beste - allerdings ist eben der größten teil der eier, die in deutschland mit öko-kennzeichnung erzeugt werden, schwindel

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Schließlich ist das lebenswichtige Vitamin B12 natürlicherweise in diesen tierischen, aber nicht in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Pech für Veganer."

     

    So natürlicherweise, dass es in der Massentierhaltung massiv zugefüttert wird.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Guten Tag, durch das Verbot von Tiermehlen bzw. Fleischknochenmehlen werden Hühner und Schweine fast vegan ernährt. Da muss wie bei Veganern Vitamin B12 zugegeben werden.

      • @Manfred Stein:

        Warum das Füttern von Hühnern und Schweinen mit B12 jetzt "natürlicher" sein soll, als es selbst zu schlucken, werden Sie bestimmt auch gleich noch erklären?

        • @Luftikus:

          Guten Tag Luftikus,

           

          Hühner und Schweine brauchen selbst Vitamin B12.

          • @Manfred Stein:

            Herr Stein, ist Ihnen bewußt, daß die Evolution ohne Zusatz von Knochenmehl tierisches Leben hervorgebracht hat?

             

            Wenn ja, wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

            • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

              Guten Morgen Herr DLOCH,

               

              Das ist absolut richtig, in der Evolution hatten die ersten Tiere kein knöchernes Skelett. Denken wir an Sepien, Mollusken, Asteroidea und Coelenterata. Erst bei den Fischen waren Knochen für die Stabilität des Körpers und als Ansatz für Sehnen, Bänder und Muskeln notwendig. Knochen sind wegen des enthaltendem Kalziums und Phosphors ein begehrtes Nahrungsmittel bei vielen Raubtieren und Allesfressern, die Knochen mittels der Magensäure nutzen können. Je nach Art werden da große Knochen verdrückt, wenn man da an Hyänen denkt. Die können mit ihren mächtigen Kiefern dicke Knochen knacken. Dank ihres außergewöhnlichen Kieferapparates können Tüpfelhyänen Beißkräfte von über 9000 Newton entwickeln.

              • @Manfred Stein:

                Und wie haben es die Pflanzenfresser, insbesondere die Säuger unter ihnen, gemacht? So weit ich weiß, haben Pflanzen keine Knochen.

          • @Manfred Stein:

            Und wie machen es die Pflanzenfresser?

  • Bio sollte eben regional und transparent sein, sonst ist es eine Verarschung. Schade für die, die für diese Ideologie gekämpft haben.

    Herr Stein die Futter und Umweltbelastung ist immer auf gewisses Produktionssystem gemünzt. In diesem Falle die Massentierhaltung. Bei Freilandhaltung in einer Permakultur sieht das anders aus.

    • @Manni:

      Moin, Permakultur? Haben Sie hierzu Quellen, Publikationen? Würde mich gern näher informieren.

      • @Manfred Stein:

        Herr Stein , sobald ich meine Hühner vom Stall auf die Wiese stelle, verbrauchen sie noch 1/3tel des Futters. Danach benötige ich auf diesen Flächen keinen Dünger für eine Getreideausssaat. Beim Kartoffelanbau nach eingearbeiteter Gründüngung dto. Dort spare ich die Kosten für die Drahtwurmbekämpfung.

        Das Ergebnis nach 4 - 6 Monaten kann man nicht nur essen, sondern auch geniesen.

        Nein umfassende Studien gibt es dazu nicht, diese werden nur gemacht, wenn jemand dafür bezahlt.

        Die konventionelle Landwirtschaft akzeptiert viele Verluste, (Ammoniak, Auswaschung von Nährstoffen, Ausbringung v. Pestiziden, Arzneimittel) Permakultur kombiniert die einzelnen Teilbereiche derart, dass diese Minimal sind.

      • @Manfred Stein:

        "Und wer nicht Nahrungsergänzungsmittel wie Pillen zu sich nimmt, muss etwa zu Hühnereiern, Rindfleisch oder zu Käse greifen."

         

        Da reicht auch n Schluck Sojamilch oder ein isotonisches Getränk. B12 wird heute schon allen möglichen Lebensmitteln zugesetzt.

        • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
          @Dhimitry:

          Eben nicht. Der Vebu schreibt dazu:

          "In Deutschland enthalten die angereicherten Produkte jedoch meist zu geringe Vitamin-B12-Mengen, um dadurch den Tagesbedarf vollständig zu decken. Außerdem ist zu beachten, dass Bio-Produkte im Gegensatz zu konventionellen Produkten nicht mit Vitamin B12 angereichert werden dürfen. Vegane Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung enthalten demnach kein Cobalamin."

          https://vebu.de/themen/gesundheit/naehrstoffe/vitamin-b12

          • @Jost Maurin:

            Danke für den Link. Die genaue empfohlene Dosis kannte ich bisher gar nicht.

             

            Vom VEBU werden also 3 Mikrogramm pro Tag empfohlen.

             

            Nun gucke ich auf meinen Iso-Drink von einem Discount-Supermarkt. Darauf sind pro 100ml 0,38 Mikrogramm B12 angegeben. Die kleine Flasche enthält 500ml, damit habe ich dann schon knapp 2 Mikrogramm erreicht. Dazu ein großes Glas (300ml) Sojamilch ebenfalls mit 0,38 Mikrogramm pro 100 ml und ich habe meine empfohlene Tagesdosis erreicht.

             

            Das mache ich natürlich nicht jeden Tag in dieser Kombination, aber auf Pillen kann mensch wirklich verzichten. Ein bisschen Acht geben ist hingegen Voraussetzung. Aber Achtsamkeit kann ja auch ein Ziel sein.

          • 3G
            3618 (Profil gelöscht)
            @Jost Maurin:

            Übrigens, Herr Maurin, meine omnivore Mutter hatte auch einen B12-Mangel.

            Der ist weiter verbreitet offenbar, als die Antiveganer glauben wollen.

            Und ich esse lieber einmal täglich eine Pille, als weiterhin diese Grausamkeit gegen Tiere zu unterstützen.

            Die Antiveganer machen sich mehr Sorgen um die Gesundheit von V. als um die der Fastfood-fressenden und tierische Produkte in Massen verzehrenden und daran "zivilisations"erkrankenden Normalbevölkerung.

        • @Dhimitry:

          der war nicht für Sie...

  • Die Erkenntnisse von foodwatch sind nicht neu. Freilandhennen sind nicht weniger gestresst als Käfighennen. Mit diesem Ergebnis seiner Forschung entlarvte bereits 2007 Dr. Jeff Downing von der Fakultät für Veterinärmedizin der Universität Sydney das von Politikern und Tierschützern gepflegte Bild der glücklichen Freilandhenne als substanzlosen Mythos. Downing hatte das Stresshormon Cortisol im Eiweiß von Freilandhennen und Käfighennen gemessen und keinen Unterschied gefunden. Der Wissenschaftler erläuterte gegenüber der Presse seine Ergebnisse. Demnach sind Freilandhennen anderen Stressoren als Käfighennen ausgesetzt. So unterschiedlichen Wetterbedingungen, einem stärkeren Parasitenbefall und der permanenten Angst vor Raubvögeln, da sie auf Freiflächen ohne schützende Bäume herumlaufen müssten. Dies könne man sehen. Jeder Schattenwurf würde Freilandhennen aufschrecken.

    Wurde mehrfach publiziert, Hier mal nachlesen

     

    http://www.abc.net.au/news/2013-10-07/chickens-eggs-stress/5002814

     

    Downing, J., Bryden, W., Barnett, J., Stewart, G. (2005). Non-invasive stress assessment of commercial egg industry practices. (Report)

     

    Downing, J., Bryden, W. (2002). Non-invasive test of stress in laying hens. (Report)

     

    Downing, J., Bryden, W. (2008). Determination of corticosterone concentrations in egg albumen: A non-invasive indicator of stress in laying hens. Physiology and Behavior, 95, 381-387.

     

    Jeff Downing (2012)

    Non-invasive assessment of stress in commercial housing systems (Report)

    https://www.aecl.org/dmsdocument/41

    lädt etwas länger; manchmal garnicht

     

    Downing, J. (2012). Stress levels in birds in cage, barn & free range systems. PIX2012, the Australasian Milling Conference (AMC) and the AVPA Scientific Meeting, N/A: N/A.

     

    http://sydney.edu.au/vetscience/about/staff/profiles/jeff.downing.php

    • @Manfred Stein:

      Die Lösung liegt so nah. Da müsste gar kein Forschungsgeld mehr investiert werden...

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @Manfred Stein:

      Dann sollte die Konsequenz eher sein, dass Auslaufflächen z.B. mehr Bäume haben müssten als die Viecher nie nach draußen zu lassen, oder?

      • @Jost Maurin:

        Das Problem mit den Bäumen ist folgendes: Hühnerkot ist sehr aggressiv und lässt die meisten Bäume absterben. Natürlich könnte man entsprechend weniger Hühner auf der Fläche halten, hätte dann aber wohl ökonomische Probleme.

      • @Jost Maurin:

        Guten Morgen,

         

        bis in einer Auslauffläche hohe Bäume gewachsen sind, wird es viele Jahre dauern. Die Flächen, auf denen Bäume stehen, müssten dann wiederum von der gesetzlich vorgeschriebenen Auslauffläche abgezogen werden. Grundsätzlich hat man im Freiland hygienische Probleme wie den Eintrag von Schadkeimen (Campylobacter) und Parasiten durch Wildvögel und einer nur sehr begrenzten Möglichkeit einer Parasitenbekämpfung. Werden dann Arzneimittel eingesetzt, landen die Rückstände unkontrolliert im Boden, so dass die Hühner die Wirkstoffe beim Picken immer wieder aufnehmen. Hühner nehmen am Tag über das Picken zwischen 15 und 25 g Bodenpartikel mit allen anhaftenden Schadstoffen auf. Das nennt man in Fachkreisen „Arzneimittelrecycling“. Es kann bedeuten, dass die Wartezeiten für die Arzneimittel nicht ausreichen. Das ist dann der berühmte Rattenschwanz an Problemen.

        Selbst die Bio-Branche sieht in den alternativen Haltungssystem die hygienischen Probleme. Sie sehen sich mit einem unauflösbaren Zielkonflikt konfrontiert. :

        http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Krisen/BOELW-Info_Campylobacter_130930.pdf

        • @Manfred Stein:

          Wie konnte die Evolution überhaupt Hühnervögel hervorbringen, so ganz ohne Ropapharm?

          • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

            Die Frage ist berechtigt! Kein Huhn mehr ohne meine Produkte: Bombenidee!

            • @Manfred Stein:

              Erinnert mich lind an Soylent Green, das.

        • @Manfred Stein:

          Welche Haltungsform empfehlen Sie? Gibt es eine Haltungsform, die die Hühnchen weniger stresst?

          • @Dhimitry:

            Streß ist ja nicht gleich Streß. Natürlich ist es für ein Huhn auch anstrengend, einen Wurm aus dem Boden zu scharren. Aber das ist halt ein anderer Streß als eine Käfigpsychose. Freilich: So feine Unterschiede sind nicht für jeden von Bedeutung - schließlich geht´s gewissen Leuten hier ja um Geld und nicht um Agrarromantik.

          • @Dhimitry:

            Werter Dhimitry,

             

            da stellen Sie ein schwierige Frage. Die Geflügelhaltung soll sichere, hygienisch einwandfreie und preiswerte Lebensmittel liefern und dabei umweltfreundlich sein. Gleichzeitig sollen die Tiere möglichst wenig gestresst werden und möglichst gesund bleiben. Kranke Tiere sind das größte Tierschutzproblem. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Tiere in freier Wildbahn durchaus Stress habe: Futtermangel, Trockenheit, Hitze, Kälte, Schneefall, Krankheiten, Parasiten, Rangordnungskämpfe, Raubtiere …

             

            Ich denke, dass eine Volierenhaltung mit begrenzter Gruppengröße ein gangbarer Weg ist. Um Ruhe in die Hennen zu bringen, setzt man einen strammen Hahn dabei, der seiner von der Natur vorgesehenen Aufgabe nachgeht. Die Hennen sehen aber dann bei der Schlachtung durch die Krallen der Hähne verheerend aus; sind aber friedlicher.

            • @Manfred Stein:

              Nun gut, lieber Herr Stein,

              ist es Ihrer Meinung nach denn möglich bei dieser Form der Hennenhaltung auf den Einsatz von Antibiotika zu verzichten? Es kann doch nicht sein, dass das Leben von Menschen durch die Praktiken der Massentierhaltung bedroht wird. Oder?

              • @Dhimitry:

                Werter Dhimitry,

                Sie sprechen hier wohl eher den Antibiotikaeinsatz bei Mastgeflügel und den Eintrag von ESBL-Keime in Richtung Mensch an. Derzeit kann die Besiedelungen des Menschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht über die Tierhaltung und Lebensmittel liefernde Tiere erklärt werden. Erste Quantifizierungsansätze zur Bedeutung von Nutztieren als Reservoir für ESBL-bildende E. coli in Deutschland zeigen, dass sich die Anteile der häufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren und Menschen deutlich unterscheiden, so die Wissenschaftler. Werden auch Eigenschaften der Bakterienstämme berücksichtigt, wie z. B. die phänotypischen Resistenzen gegen verschiedene Antibiotikaklassen, zeigt nur ein kleiner Anteil der Isolate vom Menschen vergleichbare Muster mit Isolaten vom Tier. Dies verdeutlicht, dass die Übertragungswege komplexer sind und weitere Reservoire und Infektionsquellen, einschließlich der Interaktion zwischen Menschen, zukünftig Berücksichtigung finden müssen

                 

                Hannah Sharp, Sharp H, Valentin L, Fischer J, Guerra B, Appel B, Käsbohrer A

                Abschätzung des Transfers von ESBL- bildenden Escherichia coli zum Menschen für Deutschland

                Berl Münch Tierärztl Wochenschr 127, 444–477 (2014)

                 

                Wu, G. Et al. (2013) Comparative analysis of ESBL-positive Escherichia coli isolates from animals and humans from the UK, the Netherlands and Germany. PLoS One 8(9): e75392.

                 

                M. de Been, J. Et al.

                Whole genome sequence-based epidemiological analysis of ESBL-producing Escherichia coli.

                23nd European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (23nd ECCMID)

                27 – 30 April 2013, Berlin, Germany.

                • @Manfred Stein:

                  Sie scheinen mehr zu wissen als die Bundesregierung. In deren Anti-Antibiotika-Stratgeie heißt es:

                   

                  "Tiere und Menschen werden oft von denselben Krankheitserregern infiziert, mit denselben Antibiotika behandelt und haben somit gegenseitig einen Einfluss auf die Resistenzproblematik."

                   

                  Weiter heißt es:

                   

                  "Personen, die in der kommerziellen Nutztierhaltung tätig sind, können mit speziellen MRSA-Stämmen, die in diesem Bereich vorkommen, besiedelt sein bzw. sich infizieren. Die sogenannten „livestock“-assoziierten MRSA (LA-MRSA), welche in Deutschland als Infektionserreger beim Menschen insgesamt noch relativ selten sind. In Gebieten mit intensiver Nutztierhaltung treten die Erreger jedoch bei Mensch und Tier gehäuft auf."

                   

                  Wie passen diese Aussagen der Bundesregierung bzw. des Ministeriums mit ihrer Behauptung zusammen, dass derziet "die Besiedelungen des Menschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht über die Tierhaltung und Lebensmittel liefernde Tiere erklärt werden" kann.

                   

                  Handelt es sich dabei einfach um andere Keime?

                   

                  Quelle der Zitate: http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/DART2020.pdf?__blob=publicationFile

                  • @Dhimitry:

                    Werter DHIMITRY

                     

                    Insgesamt wird um MRSA ein übertriebener Hype gemacht. Wenn ich mir eine Infektion aussuchen dürfte: ein völlig natürlich gegen viele Antibiotika resistenter Pseucomonas aeroginosa-Keim oder ein mittelprächtiger MRSA, dann würde ich MRSA wählen

                     

                    Trotz intensiver Landwirtschaft ist die Situation in den niederländischen Kliniken weitaus entspannter. Während in Deutschland bei jedem sechsten Staphylokokken-Erreger in der Klinik Multiresistenzen entdeckt werden, liegt man in den NL bei solchen MRSA-Keimen bei der bemerkenswerten Quote von einem von 100 Patienten. Ein Grund: In den Niederlanden hatte man schon vor 20 Jahren begonnen, jeden Risiko-Patienten bei Klinikaufnahme konsequent auf MRSA zu untersuchen und im Bedarfsfall zu behandeln und zu isolieren.

                    • @Manfred Stein:

                      Leiber Herr Stein,

                       

                      Was dem einen zu viel Hype ist, ist dem anderen zu wenig. Die MRSA-Problematik ist natürlich nur ein Teil der Debatte um die Produktionsbedingungen tierischer Produkte.

                       

                      Die Grundfrage, die mir noch niemand schlüssig beantworten konnte, ist, was berechtigt uns Menschen dazu, Tiere auszubeuten, zu töten und zu verzehren?

                       

                      Eine andere Antwort als das "Recht des Stärkeren" ist nicht zu finden.

                       

                      Diese Argumentation finde ich jedoch barbarisch und unserer Welt nicht angemessen, da mit diesem Argument so ziemlich jedes Verbrechen gerechtfertigt werden kann.

                       

                      Vielleicht haben Sie als Insider ja eine alternative Erklärung. Ich wäre gespannt.

                       

                      MfG...

                  • @Dhimitry:

                    Werter Dhimitry,

                     

                    das sind leider Pauschalaussagen der Bundesregierung. Man muss sich schon die Mühe machen, jeden Keim und jede Tierart einzeln zu bewerten. Ich hatte grad die ESBL-Keime ausgewählt. Man ist immer mit den Keimen besiedelt, die man in seiner Umwelt hat. Nehmen Sie mal Nasentupferproben von Krankenschwestern oder Ärzten. Oder bei Hundehaltern. Dazu ein separater Beitrag.

                    Resistente Keime kommen überall vor. Schauen sie sich mal Kläranlagen an. Was die als geklärtes Wasser in Flüsse ablassen ist hochinfektiös. Wenn Sie sich mal so richtig beliebt machen wollen, dann rufen Sie mal bei den lokalen Kläranlagenbetreiber an und fragen nach Keimzahlen, Keimarten und Resistenzmustern in Abläufen.

                    NRW hatte mal eine schöne Übersichtsarbeit veröffentlicht.

                    http://www.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/materialien/mat72/mat72.pdf

                    Die machen aber nix. Würde Milliarden kosten. Zudem ist nicht klar, wie die die Keime da herausbekommen.

                    Hatte mal zur Verbreitung von resistenten Keimen eine kleine Übersicht gemacht.

                    http://www.animal-health-online.de/gross/?p=29212

                    • @Manfred Stein:

                      Werter Dhimitry,

                      Hundee verbreiten resistente Keine ohne Ende. Ich muss immer schmunzeln, wenn die Demonstraten mit ihren Hunden vor den Ställen stehen. Die Hunde tragen oft Keime, die auch für Menschen relevant sind. Das Pendelt dann zwischen Hund und Herrchen:

                       

                      Ewers C,et al.

                      Extended-spectrum beta-lactamase-producing and AmpC-producing Escherichia coli from livestock and companion animals, and their putative impact on public health: a global perspective.

                      CMI. 2012;18:646-5.

                       

                      S Müller et al

                      Multidrug resistant Acinetobacter baumannii in veterinary medicine – emergence of an underestimated pathogen?

                      Berl Münch Tierärztl Wochenschr, 2014, S. 443–446

                       

                      Schaufler, K. et al

                      Putative connection between zoonotic multiresistant extended-spectrum beta-lactamase (ESBL)-producing Escherichia coli in dog feces from a veterinary campus and clinical isolates from dogs.

                      Infection Ecology & Epidemiology, 5, 2015

                       

                      Vincze S et al

                      Risk factors for MRSA infection in companion animals: results from a case-control study within Germany.

                      IJMM. 2014;304:787-93.

                       

                      Walther B et al

                      MRSA variant in companion animals.

                      EID. 2012;18:2017-20.

                       

                      Wieler LH et al

                      Methicillin-resistant staphylococci (MRS) and extended-spectrum beta-lactamases (ESBL)-producing Enterobacteriaceae in companion animals: nosocomial infections as one reason for the rising prevalence of these potential zoonotic pathogens in clinical samples.

                      IJMM. 2011;301:635-41.

                       

                      Vincze S, et al

                      Alarming proportions of MRSA in wound samples from companion animals, Germany 2010–2012.

                      PloS one. 2014;9:e85656.

                      • @Manfred Stein:

                        Danke für die Literaturempfehlungen. Ich werde sie nicht lesen können, glaube Ihnen aber, dass Tiere an sich ganz furchtbare Keimschleudern sind.

                         

                        Das ist allerdings kein Argument dagegen, dass die Massentierhaltung den massenhaften Einsatz von Antibiotika und anderer Medikamente voraussetzt. Daher ist hier ein Umdenken notwendig.

  • Vitamin B12 ist zwar wasserlöslich, kann aber wie die fettlöslichen Vitamine im Körper gespeichert werden. Überschüsse werden über den Urin ausgeschieden.

     

    Vitamin B12 wird von Mikroorganismen gebildet, z.B. bei der Milchsäuregärung (Sauerkraut). Es befindet sich auch in Bier und Sauerteig(produkten).

     

    Vitamin B12 wird auch von einer gesunden Darmflora produziert und aufgenommen, jedoch wird davon ausgegangen, dass die auf diese Art gewonnenen Mengen nicht ausreichend sind.

    (Problem: Die produzierenden Bakterien befinden sich im Dickdarm, die Aufnahme findet aber hauptsächlich über den Dünndarm statt - welcher sich aber weiter vorne im Verdauungstrakt befindet. Dies ist auch bei vielen pflanzenfressenden Tieren so, welche dann kleine Mengen ihres eigenen Kots fressen, z.B. bei Kaninchen.)

     

    Laut vebu ist es nicht möglich, den Vitamin B12 Bedarf allein über (normale) pflanzliche Kost zu decken.

     

    Es werden Vitamin B12 Nahrungsergänzungspräparate empfohlen, die übrigens auch vegan hergestellt werden können

     

    Quellen:

     

    https://vebu.de/themen/gesundheit/naehrstoffe/vitamin-b12

     

    http://www.vitaminb12.de/vegetarier-veganer/

     

    http://www.peta.de/b12#.VV48omG-csU

  • Nein, nicht alle Biobrütereien töten die männlichen Küken (es gab dazu mal einen TV-Bericht über einen kleinen Betrieb). Auch Legehuhn-Rassen eignen sich als Fleischlieferant. Der zeitliche Aufwand zur Aufzucht ist aber größer, was in einem höheren Preis resultiert.

     

    Ferner: http://www.demeter.de/verbraucher/aktuell/ostern-das-oekologische-zweinutzungshuhn

    • @EDL:

      Guten Tag, Zweinutzungsrassen haben weder die Lege- noch die Mastleistung wie spezialisierte Zuchtlinien. Im Endeffekt bedeutet das mehr Futter und Umweltbelastung pro Kilogramm Fleisch und Eimasse. Auch hier mal lesen:

      https://www.schweizerbauer.ch/tiere/gefluegel/schweizerhuhn-kann-in-mast-nicht-ueberzeugen-22418.html

      • @Manfred Stein:

        Es gibt tatsächlich Entwicklungsabteilungen, die an der weiterentwicklung von Zweinutzungsrassen forschen. Ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber auf dem falschen Pfad.