piwik no script img

Kommentar Putins ImportverboteEs gibt keinen Handelskrieg

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Russlands Sanktionen gegen die halbe Welt scheinen auf den ersten Blick schlichtweg dämlich zu sein. Doch ihre Wirkung ist unberechenbar.

Handelt aus seiner Sicht rational: Wladimir Putin. Bild: dpa

E in Einfuhrstopp für Käse, Hähnchen und Joghurt? Moskau veröffentlicht jetzt seine Liste von Waren, die das Land aus den USA, der EU, Australien, Kanada und Norwegen nicht mehr importieren wird.

Allerorten ist angesichts der „Sanktionsspirale“ jetzt vom „Handelskrieg“ die Rede. Doch davon kann noch keine Rede sein. Die Wirtschaftsleistung von Russland zu den USA, EU, Australien, Kanada und Norwegen ist 1:18. Bei einem solchen Kräfteverhältnis von Krieg zu sprechen, ist also lächerlich. Russland ist im Konflikt mit den beiden größten Wirtschaftsblöcken der Welt eine Art ökonomischer Gazastreifen.

Dennoch ist die Reaktion Moskaus nicht die Tat eines allmählich in den Wahnsinn abdriftenden Wladimir Putins – in einer solchen Pathologisierung liegt die größte Gefahr, dass der Konflikt weiter eskaliert, weil dem Gegenüber die Fähigkeit zum rationalen Handeln abgesprochen wird.

Nein, Putin handelt aus seiner Sicht rational. Der Kremlchef wähnt sich in einem Konflikt mit dem Westen, den er eröffnet hat und seitdem – aus seiner Sicht – meisterhaft, stets in der Offensive, immer einen Schritt voraus, dirigiert. Jetzt ist er zum ersten Mal in der Defensive.

Akt der Selbstvergewisserung

Putin ergeht es wie der EU, als Russland die Krim annektierte. Da gab es ein paar Kontensperren, die in Moskau niemand scherten, was der EU wiederum egal sein konnte: Die europäischen Staatschefs mussten in einem Akt der Selbstvergewisserung zunächst sich selbst zeigen, dass sie handlungsfähig sind. Genauso wie Putin jetzt zeigen muss, dass er auch ökonomisch kämpfen kann. Obwohl er gnadenlos unterlegen ist.

Doch die Verhältnisse der Wirtschaftskraft allein sagen wenig über die Wirkung der Sanktionen aus. Sicher werden in Deutschland einige Landwirte fluchen, immerhin bewegen sich die Lebensmittel-Exporte nach Russland im zweistelligen Milliardenbereich. Die eigentliche Wirkung liegt aber in der psychologischen. Je unberechenbarer Putin wirkt, desto größer ist die Verunsicherung in der Wirtschaft, entsprechend entfalten die russischen Sanktionen ihre eigentliche Wirkung. Genau damit dürfte Moskau rechnen.

Dazu kommt ein weiteres Signal. Die härteste Waffe auf beiden Seiten – EU wie Russland – ist die wechselseitige Abhängigkeit im Öl- und Gassektor. Die EU braucht die Energie, Russland die Einnahmen. Kaum denkbar also, dass Moskau den Gashahn abdreht? Eigentlich wäre das irre. Aber Putins Sanktions-Signal ist auch, dass er bereit ist, den Russen große Bürden aufzuerlegen. Wäre er auch bereit, einen Schritt weiter zu gehen? Auf die gewaltigen Rohstoffeinnahmen zu verzichten und deshalb Renten und Gehälter zu kürzen? Die Wahrscheinlichkeit ist deutlich gestiegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
Mehr zum Thema

59 Kommentare

 / 
  • jetzt aber, wo die taz gestern zum 100x mal rausgefunden hat, dass putin mit 20000 soldaten direkt an grenze steht. Rasmussen Psychopharmaka sagt 'Nato ist bereit', deutschlandfunk.de. Merkel muss er net fragen.

  • Kiew will auch beim Sanktionskarussel der Großen und Mächtigen mitmachen. Wie Reuter meldet, schloß Herr Jazenjuk gegenüber einem Journalisten nicht aus, daß dies auch den Gastransit von Rußland nach Westeuropa betreffen könnte:

    http://www.reuters.com/article/2014/08/08/ukraine-crisis-gasoline-idUSL6N0QE3C920140808

    Oha, aufgepaßt! Jetzt wird es spannend. Ich bin gespannt, ob diese Aussage mit Biden und Co. abgesprochen war. Falls ja, dann machen die USA über ihre Marionette Jazeniuk Europa zur Geisel der Ukraine. Damit wird auch wieder mal klar, warum gewisse Kreise im Westen "auf Teufel komm raus" SouthStream verhindern wollen. Angesichst des ganzen Schlamassels ist wir gut, daß wir wenigstens NorthStream haben!

    • @Der_Peter:

      frag mal merkel! Die weiss bescheid mit dem schiefergas in ostukraine. Von condoleza wurde sie gelobt

      • @Gegge:

        Hm, bevor das mit dem Schiefergas in der Ostukraine losgehen kann, müssen diese Landstriche erst einmal platt gemacht werden. Das läuft ja schon...

        Und von Condoleza gelobt zu werden, da müßte man gleich erst mal duschen gehen...

  • Absolut unglaubwürdig dass die EU einerseits Sanktionen gegen Russland eingeführt hat gleichzeitig aber Waffen liefert (erst neue Verträge sollen den Waffenexport an Russland verbieten) Ungefähr so glaubwürdig als wenn man sich gegen doping einsetzt und gleichzeitig mit mit Dopingmitteln dealt.

     

    Wiso eigentlich Sanktionen für Russland verhängen?? weil es Amerika so will?? Wo waren denn die Sanktionen für Amerika nach dem Irakkrieg?? Gerade jetzt mit ISIS und Co sieht man doch was die Amis dort angerichtet haben, gab es damals Sanktionen??

     

    Gibt es heute Sanktionen für Israel??

  • Wow ! Noch ein Taz-Arzt , der für uns Putin und sein Russenvolk auf die Couch legt !

    Die Anschaffung der Glaskugel "Putin Spezial" war wohl für die Taz so kostspielig , dass damit nicht nur der gelernte Nabelbeschauer und Astrologe K.-H. Donath die Leser durch seine Durchblicke zu Klarheit und Wahrheit führen soll .

    Danke , Taz !

  • mir dauert das ganze geplänkel zu lange. der verteidigungsindustrie geht es schlecht, (es stehen 400.00 arbeitsplätze auf dem spiel in deutschland), der bundeswehr geht es schlecht, die fußball-wm ist vorbei.., bevor die leute wieder zu denken anfangen, sollte zumindest mal ein mittlerer grenzzwischenfall inszeniert werden. dieses völlig marode und zerfallende rußland ist doch in 5-6 wochen am ende.

    das ist doch ein durchmarsch.

    • @MrBlue22 :

      haha, der war echt gut!

  • So ein bischen Handelskrieg mit Russland kann dem Projekt TTIP doch sicher nicht schaden...

  • Rassmusen ist irre. 'Wir stehen bereit' sagt er auf deutschlandfunk.de. Meint die Nato

  • "Allerorten ist angesichts der „Sanktionsspirale“ jetzt vom „Handelskrieg“ die Rede. Doch davon kann noch keine Rede sein. Die Wirtschaftsleistung von Russland zu den USA, EU, Australien, Kanada und Norwegen ist 1:18."

     

    Schwach!

    Das ist aus deutscher Sicht völlig unerheblich. Russland ist einer der wichtigsten deutschen Handelspartner, wenn dieser Abnehmer fehlt, ist das ein enormes Problem. Die Addierung aller genannten Länder ist pure Augenwischerei. Umso schlimmer: Andere genannte Länder handeln weniger mit Russland, Deutschland finanziert also (zugespitzt formuliert) die globale Konfrontation der Amis. Wenn die gegenseitigen Handelsbeschränkungen (EU-Russland) jetzt noch dazu verhelfen das Freihandelsabkommen EU-USA durchzuwinken, haben die (betreffenden Leute in den) USA komplett gewonnen.

     

    Die USA fahren einen gefährlichen Kurs und benutzen die EU als Stoßdämpfer. Diese gibt sich leider dafür her (und Russland übernimmt den Part der Wand).

    • @MontNimba:

      "Russland ist einer der wichtigsten deutschen Handelspartner, wenn dieser Abnehmer fehlt, ist das ein enormes Problem. " Welcher Statistik haben Sie denn diese Aussage abgeleitet? Die Exporte nach Russland haben sich in den letzten Jahren zwar positiv entwickelt, liegen aber noch weit hinter den Exporten in die EU, USA und China. Selbst nach Belgien oder Polen führt D mehr Waren aus.

  • "Nein, Putin handelt aus seiner Sicht rational. Der Kremlchef wähnt sich in einem Konflikt mit dem Westen, den er eröffnet hat und seitdem – aus seiner Sicht – meisterhaft, stets in der Offensive, immer einen Schritt voraus, dirigiert. Jetzt ist er zum ersten Mal in der Defensive. "

     

    Wer ist "er" - Putin, wie es der Text nahelegt, oder, wie es die Abläufe der letzten Monate nahelegen, "der Westen"?

  • Aber immerhin hält der Arzt sein Gesicht für diesen Artikel hin.

     

    Vielleicht empfiehlt ihn das ja eines Tages für höhere Aufgaben bei Zeit, Spiegel und Konsorten.

    • @Johann Johannsen:

      Mit seiner Antipathie gegen Putin und Russland ist er bestens für die SZ geeignet!

  • "...bewegen sich die Lebensmittel-Exporte nach Russland im zweistelligen Milliardenbereich." ... " ... ist also lächerlich. "

     

    Ich habe den Eindruck, so mancher Schreiberling weiss gar nicht, was er da so von sich gibt.

  • Ein dümmlicher Artikel.

    Die von Russland sanktionierten Länder sind nicht die halbe Welt! Und den "Konflikt" mit dem Westen hat nicht er eröffnet!

  • Das Handelsvolumen mit Russland mag nicht sonderlich groß sein, im Verhältnis zur Gesamtleistung! Aber frage sich mal einer, wie viel unserer sonstigen Wirtschaftsleistung von einer gesicherten Energie- und Rohstoffversorgung abhängt. Sollte Russlands diese Karte ziehen würden weltweit die Rohstoffpreise förmlich explodieren. Und erzähle mir bitte keiner das, dass keine Konsequenzen für unsere Wirtschaft hätte.

    • @insLot:

      Selbstverständlich hätte das einen großen Einfluß auf die dt. Wirtschaft, keine Frage. Diese Karte zu ziehen wäre für Russland jedoch gleichbedeutend mit dem Drücken des Selbstzerstörungsknopfes. Bevor Putin das veranlasst wird er schon von den eigenen Leuten aus dem Kreml gejagt werden. Putin hat der Mittel- und Oberschicht wirtschaftl. Stabilität gebracht, die werden sich diese nicht mehr nehmen lassen. Putin ist aber auch nicht so bescheuert, dass er das nicht wüsste. Die jetzt verhängten Sanktionen sind kaum der Rede wert, haben aber ein starkes politsches Signal. Weiter wird er nicht gehen werden, ansonsten verspielt er sein politisches Erbe.

    • @insLot:

      "Sollte Russlands diese Karte ziehen "

       

      Es gibt im deutschen Denken eine Peinlichkeit, die eigentlich eine Schweinerei ist.

       

      Russland ist ein zuverlässiger Verkäufer und hat Deutschland nie erpresst, oder damit gedroht, die Lieferungen zu beenden.

       

      In Deutschland aber, aus innenpolitischen Gründen - Biogasanlagenbau, Atomkraftwerke, Amerikafreundschaft - werden russische Gaslieferungen immer missbraucht und als unzuverlässig dargestellt.

       

      Obwohl extra, für die Sicherheit der deutschen Versorgung eine direkte Pipeline gebaut wurde und eine Art Garantie ist.

       

      Es ist mit Außenblick eine Hurerei, wenn man abhängig ist und gleichzeitig den zuverlässigen Lieferanten beschimpft und ihn für wahnsinnig hält.

  • Direkt oder indirekt muß der vermutete Abschuß von MH17 auch zur Begründung für die westlichen Sanktionen gegen Rußland herhalten. Interessanterweise hört man aber gerade in dieser Sache nichts mehr vom westen: Flugschreiber usw. sind seit drei Wochen geborgen und zur Untersuchung nach Großbritannien gebracht worden - warum erfahren wir nichts von den Auswertungsergebnissen? Die USA unterhalten in der Nähe des konfliktgebietes Spionageflugzeuge und kontrollieren den gesamten Raum mit ihren Spionagesatelliten - wo bleiben deren Ergebnisse? Informativer Beitrag dazu auf TELEPOLIS: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42476/1.html

    • @Albrecht Pohlmann:

      "Untersuchung nach Großbritannien gebracht worden"

       

      Außer Wundergeschichten wirst da nie was hören...

  • 0G
    0564 (Profil gelöscht)

    "Dennoch ist die Reaktion Moskaus nicht die Tat eines allmählich in den Wahnsinn abdriftenden Wladimir Putins – in einer solchen Pathologisierung liegt die größte Gefahr, dass der Konflikt weiter eskaliert, weil dem Gegenüber die Fähigkeit zum rationalen Handeln abgesprochen wird."

     

    Mir ist aus der Weltgeschichte nur der Fall Caligula geläufig, dessen pazifistischen Handlungen, wie z.B. eine Legion zum Muschelsammeln zu kommandieren statt zum Morden als Indiz seiner geistigen Verwirrtheit gewertet wurde und als Legitimation ihn zu ermorden. Es handelte sich sehr wahrscheinlich um eine Diffamierungskampagne reicher Patrizier, die ihre Privilegien in Gefahr sahen oder ähnliches. Im politischen Alltag ist es doch völlig egal, ob dein Gegner verrückt ist oder nicht. Wenn er gegen seine eigenen Interessen handelt (crazy), umso besser für dich. Das mehr oder weniger an Eskalation hat man schon mit in der Hand, wenn man etwas vom Gegner möchte, wird man ihn fragen und wenn er es nicht verstehen will oder kann (crazy), dann muss man halt mit leben, wenn man ihn aber bewusst nicht verstehen möchte, hat man schon seine ganz eigenen Gründe dafür, siehe Caligula.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Sanktionen aus russischer Sicht: „Äpfel und Kartoffeln haben wir immer“.

     

    Ein Beitrag, heute gelesen auf den Nachdenkseiten:

     

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=22729#more-22729

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Liebe Taz, liebe Obamaversteher,

     

    Sie schreiben: " Der Kremlchef wähnt sich in einem Konflikt mit dem Westen, den er eröffnet hat".....

     

    WIR sind doch erwachsene Menschen und da setze ich ein adäquates Reflektionsvermögen vorraus...

     

    Russlands "Annektion" der Krim war ein strategischer Schachzug, NACHDEM die Ukraine das Assoziierungsabkommen mit der NATO, bzw den westlichen Staaten ratifiziert hat.

    Das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine sieht u.a. eine vermehrte militärische Zusammenarbeit vor- und zwar mit den NATO- Staaten, NICHT mit Russland.

     

    Bis 2017 laufen ohnehin die Pachtvertrage zwischen Russland und der Ukraine, was den Standort Sewastopol auf der Krim angeht.

     

    Im Gegenzug bekam die Ukraine Gas aus Russland, zu vergünstigten Konditionen.

     

    Die Ukraine ist ein Enegietransitkorridor und für den Westen und insbesondere für manche Hardliner aus den USA von extrem hoher Bedeutung.

     

    Sein wir doch mal ehrlich. Sogenannte "Schurkenstaaten" oder Länder die es plötzlich zu "Demokratisieren" gilt, rücken nur dann in den Fokus, wenn sie für UNS, den Westen von Energiepolitischer Relevanz sind.

    Egal ob es der Irak ist, Afghanistan, Lybien, Syrien, Afrika, jetzt die Ukraine und Russland.

    In allen Ländern gibt es Bodenschätze von hohem Wert.

     

    WIR FÜHREN RESSOURCENKRIEGE!!!!!

    FERTIG.

    Aber das darf man in Deutschland, vorallem als Journalist und als Politiker nicht öffentlich aussprechen. Siehe Horst Köhler.

    • @9076 (Profil gelöscht):

      Ich gebe Ihnen vollkommen recht, wie man dieses Verhalten jedoch moralisch bewertet, steht auf einem anderen Blatt. Ich bin aber immer wieder überrascht, wie in manchen Foren dieses Verhalten im Bezug auf Russland unterstützt oder zumindest gebilligt wird (s. auch unsere Pazifistenpartei Die Linke) im Bezug auf die USA und die EU jedoch veteufelt wird. Nach dem Motto, wenn die Amis das machen, egal wie verwerflich das Verhalten ist, dürfen die Russen das auch.

    • 9G
      9076 (Profil gelöscht)
      @9076 (Profil gelöscht):

      Wir führen Ressourcenkriege und Nutznießer sind WIR ALLE.

  • Also, so eindeutig wie Ingo Arzt das gerne hätte, ist die Situation natürlich bei weitem nicht.

     

    Bei einem Satz wie "Der Kremlchef wähnt sich in einem Konflikt mit dem Westen, den er eröffnet hat" musste ich gleich zwei Mal lesen, ob so etwas wirklich auf dem Portal einer kritischen Zeitung wie der taz stehen konnte. Er steht da und ist leider eine Bankrotterklärung an den seriösen Qualitätsjournalismus.

     

    Natürlich hat Russland vieles in letzter Zeit falsch gemacht, aber war es nicht die EU, die mit dem Assoziierungsabkommen die Ukraine innerlich zerrissen hat? War es nicht die USA, die mit Victoria Nuland ("Fuck the EU") Leute auf den Maidan geschickt hat, um die Protestler mit Brötchen durchzufüttern (was Putin als grosse Provokation verstanden hat)? War es nicht die NATO, die sich an Versprechen nicht gehalten hat, die sie abgegeben hat (keine Osterweiterung der NATO)?

     

    Da ist es verständlich, dass Putin Angst bekam, die NATO würde bald auf dem einzig ganzjährig eisfreien Militär-Stützpunkt von Russland (der Krim) ihre Kriegssschiffe positionieren ...

     

    Also der Westen hat den Konflikt gleichermassen angezettelt wie Russland. Das wird aber von der taz totgeschwiegen. Da höre ich mir lieber weiterhin die vorzüglichen Reden von Gregor Gysi im Bundestag an. Gysi hat den Durchblick in der Ukrainefrage noch nicht verloren ... Von ihm könnte sich die taz eine grosse Scheibe abschneiden.

    • @swiss77:

      Alles, was Sie da beschreiben, ist aber noch kein Konflikt.

      • @Christian:

        Da bin ich gleicher Meinung wie Sie. Daher mein Vorschlag: An einen Tisch sitzen und die Sache diplomatisch lösen anstatt sie militärisch auszutragen oder mit Drohgebärden wie Sanktionen zu einem militärischen Konflikt ausarten zu lassen.

  • Sehr lesenwerter Artikel über neue Proteste auf dem Maidan

     

    "Sonnenfinsternis in Kiew

     

    Maidan-Aktivisten verhindern die Räumung mit Gewalt. Der mögliche Einmarsch Russlands im Osten des Landes rückt in den Hintergund."

    https://www.taz.de/Versuchte-Raeumung-des-Maidan/!143801/

  • -Auf heimische statt auf importierte Lebensmittel zurückgreifen!

    -Brutale Tiertransporte verhindern!

    -Unnötigen Flugverkehr reduzieren!

     

    Putin tut für Tierrechte und gegen den CO2-Ausstoß mehr als es Die Grünen je geschafft hätten.

     

    Danke!

    • @Age Krüger:

      Ganz genau: Chile liefert Hünchen und Brasilien holzt noch ein bischen Regenwald ab um noch mehr Fleisch zu produzieren. Das lohnt in Summe.

       

      Wie wärs mal mit selbst machen?

      Genug Fläche und Arbeitskraft hat Russland - warum tun sie das nicht? Genau es bringt den Reichen einfach nix - die haben schon alles.

       

      Gut gemacht Putin, wir haben die 100 Reichsten im Land noch reicher gemacht und das Volk noch ärmer!

    • @Age Krüger:

      Da habe ich so meine Zweifel. Da er die Läden nicht auf Dauer leer lassen kann, muss er importieren. Und Importe z.B. aus Südamerika sind auch nicht eben umweltfreundlich.

       

      Das wird erst besser, wenn die Lebensmittelproduktion in Новороссия auf Hochtouren gebracht wurde. Dann braucht Russland deutlich weniger Importe.

  • @ Seppi

    Wenn Sie mich fragen, ich würde es besser finden, wenn sie sich meinen Kommentar statt auf der Zunge besser im Gehirn zergehen lassen. Das strengt zwar an, schadet aber nicht.

  • " Die eigentliche Wirkung liegt aber in der psychologischen. Je unberechenbarer Putin wirkt,"

     

    Also, als Ergänzung gegen den Blödsinn.

     

    Seit Jahren hat "Putin" in die Landwirtschaft investiert und Technik für industrielle Landwirtschaft im Westen gekauft.

     

    Jeder wußte, dass dieses primitivste, debilste, kolonialste Geschäft, bei dem man wertvolle Rohstoffe gegen Fleisch und Käse tauscht, nicht mehr geht.

     

    Mit diesen Sanktionen schlägt "Putin" auch gegen die heimische Lobbyisten-Korruption, die im Auftrage der westlichen Landwirtschaft, die russische gezielt bekämpft hat.

     

    Was ist da unberechenbar? Es gab eine Chance und "Putin" hat reagiert im Interesse seines Landes und seines Volkes.

  • Im letzten Presseclub mit Sonia Mikich waren sich ja alle einig, dass die EU-Sanktionen gegen Russland erst langfristig eine Wirkung erzielen könnten und wohl auch nur eine psychologische. Worin diese Wirkung am Ende besteht, kann keiner sagen. Eine Sanktionsspirale kann aber auch niemand ausschließen. Also in den Ofen schießen und mal sehen, ob's warm wird. Verantwortliche Politik, die "Schaden vom Volk abwenden" will, sollte zumindest die Folgen ihres Handelns abschätzen können.

  • Das russische Volk musste und wird immer unter den Groß-Reichs-Phantasien Ihres Zaren leiden.

     

    Bald dürfen Russen nicht mehr das Land verlassen wenn die nicht gerade in China oder Nord-Korea urlaub machen wollen!

     

    Und hier sitzen alle auf Ihrer Couch, quatschen schlau daher und klopfen dem Putin auf die Schulter "Gut gemacht"

     

    Selbst wenn bei den ganzen Verschwörungstheorien und der Propaganda nur 10% stimmen, dann ist klar das

     

    - Putin seine Finger mit im Spiel hat

    - Menschen sterben sinnlos

    - Russland im Jahr 2014 größer geworden ist

    - Russen in der Ukraine kämpfen

    - 20-40Tsd Russische Soldaten bereit stehen

     

    Selbst jeder noch so "ich-bin-dagegen" oder "die-eu-und-die-westliche-welt-plus-israel-ist-schuld" - Typ sollte das mittlerweile geblickt haben.

     

    Es gibt jetzt Neuwahlen: Wären Sie wirklich an Frieden interessiert würden die einfach Ihre Truppen abziehen, das Ukrainische Hoheitsgebiet akzeptieren und gut is. Aber die Krim reicht dem Zaren halt nicht. Lieber schicken wir ein paar hundert Söldner die natürlich leichtes Spiel mit einfachen Zivilsten haben.

     

    Fragt doch mal ein paar leute die aus dem Osten kommen und deren Bekannte/Freunde/Familien verschleppt wurden, weil sie offen Ihre Meinung geäussert haben.

     

    In Russland wärt ihr alle schon lange in einem Arbeitslager, da ihr nicht Regimegetreu denkt und das auch noch offen äussert.

     

    Und sowas verteidigt ihr auch noch und wollt Politik machen... das ich nicht lache!

    • 0G
      0564 (Profil gelöscht)
      @Seppi:

      Deine Rethorik klingt wirklich wie die vor 100 Jahren in der öffentlichen Presse, als alle Parteien geschloßen erklärten beim großen vaterländischen Krieg gegen den Zaren mitzumachen. Willst du, dass man sich von der Couch herhebt und in den Krieg gegen den neuen Zaren zieht? Bist du so ein Menschenfreund, dass du meinst die Russen von der bößen Knechtschaft Putins befreien zu müssen um sie in eine bombige Zukunft zu geleiten? Bist du der Warner, der uns zu den Waffen ruft bevor uns das russische Militär überrennt und uns Quertreiber alle in den Gulag einweist? Sind wir so blind geworden, dass wir nicht erkennen wollen, wer hier wenn angreift, müssen wir nun uns einig erheben und uns präventiv dem Russen erwähren um weiter unser friedliches BRD Leben leben zu können? Nutzt Putin unsere dekadente Schwäche, again bist du die Sirene die uns wachrüttelt vor dem neuen H...

      • @0564 (Profil gelöscht):

        Heheheh so pseudo linke Sprüche hab ich erwartet *gg*

         

        Fahr doch mal nach Russland stell dich auf nen belebten Platz und schrei Putin raus! Das dauert keine 5min dann bist du weggeschafft.

         

        Bleib mal lieber du auf deiner Couch sitzen und führ weiter deinen Propagandakrieg "Pro-Russland" :D

         

        Ich hab in keinem Satz behauptet (was du mir zu unterstellen versuchst) in irgendeiner Form in den Krieg einzusteigen). Ich bin auch ein gegner von Sanktionen. Die sollen sich einfach zurückziehen und die Grenzen akzeptieren - fertig. Denen (also putin) kann die Ukraine herzlich am Arsch vorbei gehen - der hat da nix verloren - genausowenig wie U.S. Soldaten bei uns was verloren haben.

         

        Aber du als "russland-versteher" fühlst dich dadurch natürlich auf den Schlipps getreten. Anscheinden befürwortest DU das vorgehen Russlands: Schwere Waffen und Soldaten in der Ukraine zu stationieren und die Regierung zu unterlaufen, Menschen zu töten (100te) und Ihnen ihre Heimat zu nehmen.

    • @Seppi:

      Es geht nicht um Verteidigung. Wenn man überhaupt ernsthafte Diskussionen über Russlands Politik führen könnte. Na das wäre was. Ein Schritt weiter...

       

      Der Großteil flieht übrigens dahin:

      "UNHCR: 730,000 flee Ukraine for Russia"

       

      http://www.dw.de/unhcr-730000-flee-ukraine-for-russia/a-17833179

  • Es gibt schon Einschläge. Brasilien ca 140 Mio Einwohner Russland ca 140 Mio Einwohner verstehen sich zur Zeit prächtig.

    Handelsblatt heute:

    "Russland setzt dabei nicht nur auf Agrarprodukte. Russische Konzerne sollen nach dem Wunsch der Brasilianer in die Ölbranche, in Häfen und Eisenbahnnetz des Amazonaslandes investieren. Russische Konzerne interessieren vor allem die Sektoren, in denen Brasilien Wirtschaft international konkurrenzfähig ist: bei Biotechnologie oder Informatik etwa.

    Aber auch in der Raumfahrt, im Energiesektor und in der Bauwirtschaft wollen russische Firmen künftig mitmischen – und umgekehrt Konkurrenten aus Brasilien auf ihrem Heimatmarkt das Leben erleichtern. „Wir werden dafür sorgen, dass sich brasilianische Konzerne bei uns wohlfühlen“, erklärte Putin in Brasilien. Für die brasilianischen Fleischproduzenten hat er seine Zusage bereits erfüllt."

  • " in einer solchen Pathologisierung liegt die größte Gefahr"

    Die Pathologisierung durch Ingo Arzt erfolgt schon im nächsten Absatz:

    "Kremlchef wähnt sich in einem Konflikt, den er eröffnet hat "

     

    Bei dem Konflikt handelt es sich keineswegs um einen Wahn, er ist harte Realität! Und eröffnet wurde er nicht von Putin, sondern von EU und den USA.

     

    Im übrigen dürften Argentinien (Fleisch), Brasilien (jetzt schon Hähnchen), Chile (Wein), Marokko, Tunesien, Ägypten; Türkei (Obst/ Gemüse) die Importlücke, wenn auch nicht sofort, locker schließen können.

     

    China steht schon bereit, um Gas und Öl abzunehmen.

     

    Obama dürfte sein Ziel erreichen, nämlich die EU zu schwächen. Und ich gehe jede Wette ein, dass er nach den midterm elections im November den Weiterbau der Keystone- XL Pipeline bewilligt, um uns endlich mit dem kanadischen tar sand oil zu beglücken, auf Kosten der kanadischen und US amerikanischen indigenen Völker..

     

    Merkel hat ja schon vor Monaten mit Kanadas Harper ein entsprechendes Energieabkommen geplant, über das demnächst der Bundestag mitentscheiden darf.

     

    Statt die taz zu einem bloßen Propagandainstrument verkommen zu lassen wäre es an der Zeit, endlich mal über diese Zusammenhänge zu berichten.

  • "Sicher werden in Deutschland einige Landwirte fluchen, immerhin bewegen sich die Lebensmittel-Exporte nach Russland im zweistelligen Milliardenbereich."

    Diese Zahl ist offensichtlich unplausibel. Soweit ich es recherchieren konnte, betragen die deutschen Lebensmittelexporte nach Russland ca. 1,5 Milliarden.

    • @Alvaro:

      Die Polen machens richtig, fressen Ihr Zeug selbst. Ist eh besser für die Umwelt, Nahrungsmittel müssen nicht um die halbe Welt gekarrt werden!

  • Die Moderation: Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.
    • @Stinkstiefel:

      ist schwer, andere Meinungen zur akzeptieren nicht wahr, da wird man schon mal schnell beleidigend...

      • @MRO:

        Seine meinung zu äussern ist eine Sache, Meinung zu machen eine andere. Die Konsequenzen sind verheerend, dass ist der punkt. Und darum kann und will ich mich nicht mehr beherrschen.

         

        Wenn man heute vom "Journalismus" der DDR berichtet, sind wörter wie "Schmierfink" noch untertrieben. Das gleiche wird man vielleicht in einigen Jahren über diese art von Berichterstattung sagen dürfen.

  • Das Verhältnis der Wirtschaftskraft Russland zu USA + Sateliten ist 1 : 18

     

    Das Verhältnis der Militärkraft Russland zu USA + Sateliten ist 1:11

     

    Vor dieser Ausgangslage ist es klar wer den Konflikt und die Unterwefung sucht , die USA+Sateliten

     

    Es mag in der Tat verrückt sein, dass sich Russland nicht einfach dem Diktat unterwirft.

    Bezahlen wird zunächsmal die russische Bevölkerung insbesonders die Alten und die mit niedrigem Einkommen, da die Lenensmittel heute schon in Relation zum Einkommen sehr teuer sind.

    Bezahlen werden auch die EU Bürger und auch hier wieder primär die mit geringerem Einkommen.

     

    Was leider auch die taz vergisst ist, dass Russland dieser Konflikt auf gezwungen wurde. Wobei der von staatlichen NGOs ( was für eine Lüge in sich)funktionalisierte Protest in der Ukraine ja nur der Endpunkt einer gezielten Einkreisungspolitik der NATO gegenüber Russland war.

    Ob Polen, Balten, Rumänen oder auch Georgien es gab immer nur eine Richtung - Richtung Osten - der "Partner" Russland wurde nie gefragt und die Bevölkerungen der Länder auch nicht.

    Dass wir heute vor einer Vor-Kriegsituation stehen - und an der taz bis FAZ ihre Freude zu haben scheinen- ist allein der Fehler und die Herren-Menschen Arroganz des Westens.

     

    Eine Politik mit Russland hätte Europa komplett neue Wege eröffnet und den Russen auch !

  • @gregor hecker

    etwas verstehen zu wollen, kann kein Makel sein. Wir leben zum Glück nicht mehr im Mittelalter. Russlandversteher ist für mich ein Markenzeichen für Bildung und ein zeitgemäßes, intaktes Urteilsvermögen. Was die Krim betrifft, war das für mich keine Annektion. Es gab ein klares Votum der Krim-Bevölkerung. Zum Vergleich: Im Kosovo wurde die Bevölkerung erst gar nicht gefragt und trotzdem jubelte der Westen über die Grenzverschiebung. Man sollte die russische Seele nicht unterschätzen. Russland antwortet auf die bereits in Kraft getretene Handelssanktionen des Westens erstaunlich besonnen, ja, fast zaghaft. Möge es so bleiben! Handels- Aggression ging bisher nur vom Westen aus. Sind übrigens die Flugschreiber schon ausgewertet? Wo bleiben die Beweise, für Russlands Schuld?

    • @yyyy xxxx:

      "Russlandversteher ist für mich ein Markenzeichen für Bildung und ein zeitgemäßes, intaktes Urteilsvermögen."

       

      Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!

  • Der Kommentar wird geschrieben als gäbe es keine Finanzkrise und keine Krise des Euro. Jeder Prozentpunkt Einnahme ist wichtig zur Zeit. Und jeder verkaufte Apfel ist gut für die Wirtschaft der EU. Die Wirtschaftsleistung 1:18 sagt überhaupt nichts aus in einem EU Markt der Waren aus Deutschland immer weniger kauft, kaufen kann. Die EU ruiniert ganze Volkswirtschaften in denn Orkus und rechnet überheblich Wirtschaftsleistungen 1:18 mit Russland auf vernachlässigbar.

    Ja wo lebt er denn der Wirtschaftsexperte?

  • "Russlands Sanktionen gegen die halbe Welt scheinen auf den ersten Blick schlichtweg dämlich zu sein."

    Mir hingegen scheinen die (zeitlich vorhergehenden) Sanktionen der "halben Welt" gegen Russland sogar noch auf den zweiten Blick schlichtweg dämlich zu sein.

  • "Der Kremlchef wähnt sich in einem Konflikt mit dem Westen,"

     

    Ist schon irgendwie witzig, dass ein Redakteur für Wirtschaft und Umwelt als Kreml-Seelenforscher kommentiert.

     

    Wieder ein Putinversteher.