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Kommentar Kurskorrektur zu E-ScooternAb auf den Radweg

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Verkehrsminister Scheuer will Elektroroller von den Bürgersteigen verbannen. Dazu müssten die Radwege konsequent ausgebaut werden.

E-Scooter sind in vielen europäischen Metropolen schon im Einsatz. In Deutschland hat die geplante Zulassung auch zu Sicherheitsbedenken geführt Foto: dpa

B undesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat eine gute Entscheidung getroffen: Für FahrerInnen von Elektro-Tretrollern werden Fußwege tabu sein. Die von Scheuer vorgelegte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung hatte ursprünglich vorgesehen, dass E-Scooter mit einer Geschwindigkeit bis zu 12 Kilometern in der Stunde auf dem Bürgersteig unterwegs sein dürfen. Dagegen hatten etliche VerkehrsministerInnen der Länder Einspruch erhoben.

Ihr Argument: Es muss im öffentlichen Raum mit dem Trottoir wenigstens einen Bereich gehen, in dem sich Menschen geschützt bewegen können und keine Angst von Fahrzeugen haben müssen, die sie womöglich anfahren. In Frankreich und Spanien, wo E-Roller schon länger zugelassen sind, sind Fußgänger bei Unfällen gestorben. Erst danach wurden dort die Gefährte vom Bürgersteig verbannt.

Wer in Frankreich mit dem E-Scooter auf dem Bürgersteig von der Polizei erwischt wird, muss 135 Euro Strafe zahlen. Très bon! Nach Scheuers Kurskorrektur steht einer Zustimmung des Bundesrats und damit einer raschen Zulassung von E-Scootern nichts mehr im Weg. Die Entscheidung darüber, wo sie hingehören, ist eine Weichenstellung. Bald werden weitere kleine Elektro-Flitzer in den öffentlichen Raum kommen, etwa das batteriebetriebene Skateboard oder das Einrad. Das ist ein Fortschritt, weil es viele mobiler macht und manche vielleicht aufs Auto verzichten und Nahverkehr und E-Treter oder E-Skatboard verbinden.

Aber: Wenn E-Gefährte auf den Radwegen unterwegs sein sollen, dann müssen die schnell und umfassend ausgebaut werden. Radwege sind häufig in einem schlechten Zustand. Sie müssen saniert und um eine zweite Spur erweitert werden. Denn elektronisch betriebene Fahrzeuge erfordern sichere Überholmöglichkeiten. Und wo der Platz dafür abgezweigt wird, sollte auch klar sein: von Straßen und Parkplätzen und nicht von Gehwegen. Wenn ein Verkehrsmittel Fläche ab­geben muss, dann eins: das Auto.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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16 Kommentare

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  • Ganz im Ernst, man kann auch ohne Motor Fahrrad, Roller oder Skateboard fahren.



    Wenn ich auf meinem analogen Skateboard hinter Omi auf ihrem E-Fahrrad in der Fahrradspur der Bundesstraße klebe, geht mir dieser E-Fahrrad-Hype gewaltig auf die Nerven.



    First world problems sagt man wohl dazu.



    Es ist keine Lösung für das Energieproblem aus analogen Geräten Stromverbraucher zu machen.

  • Ich habe die Dinger in als Fußgänger Wien erlebt. Sie haben nicht weiter gestört.

    Im Gegensatz zu den Radfahrern auf Bürgersteigen sehe ich bei den Scootern en erhöhtes Reaktionsvermögen als bei den starren relativ großen Fahrrädern.

    Scooterfahrer werden Bürgersteige wie Radfahrer auch, insbesondere Kinder, nutzen, wenn die Straße ein Kopfsteinpflaster ist oder zum befahren zu gefährlich ist.

  • Ich habe heir eine ältere Dame damit zum Aldi fahren sehen. Sie hat es neben mein Fahrrad abgestellt.

    Ich finde es schön, daß Menschen auch mit Gebrechen noch aktiv am Leben teilhaben können.

  • mit 12 km/h auf den Radweg - da sind eh schon so viele langsame "Schönwetterradler" und überbreite "Babytransporter" unterwegs, die man kaum überholen kann. Das hält doch eher die ernsthaften Radfahrer ab.

    Haben diese Spaßgeräte den überhaupt ernsthafte Bremsen?? Beim Fahrrad sind zwei vorgeschrieben die auch eine Mindestverzögerung erbringen müssen. Und wie sieht es mit Beleuchtung aus? Muss ich mir wohl echt wieder eine Klingel montieren.

  • Die Dinger fehlen noch auf dem Radweg, neben den wacklig gefahrenen Pedelec und breitbeinigen Inlinern. What the f***

  • Wer kauft denn so was?

    Die die meinen Sport ist Mord!

  • Es ist eine ziemlich absurder Gedanke wegen dieser Tretroller die Strassen verkleinern zu wollen, denn abgesehen von den gewaltigen Kosten (natürlich für die Steuerzahler) fahren dort ja nicht nur die bösen SUVs, sondern auch öffentliche Busse, Zulieferfahrzeuge, Krankenwagen und nicht zu vergessen die vielen Paketdienste, die ihre Ware ja an die Frau oder den Mann bringen müssen. Diese Tretroller sind reine Spaßfahrzeuge und werden weder den Verkehr noch die Umwelt entlasten, zumal sie ja nur bei besten Wetter einsetzbar sind und damit nur Strecken zurückgelegt werden, die man vorher zu Fuss gegangen ist.

    • @Tom Berger:

      Die FAHRBAHN (nicht die Straße) muß schon dazu verkleinert werden, damit der Gehweg nicht länger gleichzeitig vorgesehener Fahrweg für Radfahrer ist. Denn rechnerisch muß man entweder den Gehweg mitnutzen oder Beppo der einradfahrende Zirkusclownartist sein. Auch möglich ist es, zur anderen Seite regelmäßig bei jeder Fahrt stochastisch verteilt einen Außenspiegel abzureißen oder gegen einen Laternenmast zu fahren.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @Tom Berger:

      Wieso Straßen verkleinern? Wer will denn sowas, und dann noch wegen dieser Tretroller?



      Es geht um Umverteilung des Straßenraums. Stellen Sie sich an eine beliebige Straße und versuchen Sie sich vorzustellen, wie viel mehr Platz allen Verkehrsteilnehmern verfügbar wäre, wenn eine oder gar zwei Parkspuren für Busse, Lieferfahrzeuge, Krankenwagen, Paketdienste, Rad- und Rollerfahrer zur Verfügung stünden.



      Die Straßen sind in der Stadt i.d.R. nicht zu eng, sie sind zugeparkt.

  • Fromme Wünsche. Schon jetzt ist es doch ein seltener Glücksfall, überhaupt nur durchgehende Radwege auf der Strecke zu finden, die man mit dem Rad fahren will. Radwege, die man mit einem solchen Roller sicher befahren kann, gibt es noch viel weniger.

    Solange sich keiner traut, den Autoverkehr tatsächlich zurückzudrängen, mit allen Konsequenzen, wird all das nur mehr vom üblichen „streitet euch doch um die Verkehrsraum-Krümel die wir euch übrig lassen“.

    Man kann neben der Fahrbahn die Gehwege mit noch so vielen Strichen verzieren, mehr Platz gewinnt man dadurch nicht.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @Mustardman:

      Ja, der Verkehrsminister, der die einzig sinnvollen Maßnahmen >Autospur zu Radspur< oder >Parkplätze zu Radspur< auch nur denken kann, scheint noch nicht geboren (oder in die CSU eingetreten) zu sein.

  • Oder man untersagt wegen mangelden Pltzes ganz einfach weiterhin die e-scooter. Die genannten skateboards und einräder wäre ja eh nicht zugelassen.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Ich gebe Frau Krüger natürlich recht.



    Aber es gibt wohl Dinge, die die sehr schwarzen Burschen Spahn und Scheuer einfach mal ausprobieren wollen.



    1. Spahn: Ich brauche Organe für die Medizinindustrie. Wie generiert man frische Organquellen? Der Bürgersteig an sich steckt voller Organquellen.



    2. Scheuer: Wie erreicht man, daß der SUV-Fahrer nicht enteignet wird und Rücksicht auf andere nehmen muss? Jeder SUV-Raser kann eigentlich ein Organvermittler sein.



    3. Spahn: Alte Leute auf Bürgersteigen? Wer braucht sie noch? Stichwort: Entlastung der Rentenkasse, Entlastung des Pflegepersonals usw. Bürgersteige könnten eingespart werden zugunsten der SUV's.



    4. Spahn: Mütter mit Kinderwagen? Haben die denn keinen SUV zu Hause? Müssen die unbedingt auf Bürgersteigen ihre Plagen spazierenfahren? Und wenn: Kinder kann man doch einfach wieder nachmachen. Tipp: Sexualität usw.



    5. Scheuer: Hauptsache ist, ich muss nicht zu Daimler, VW und Audi gehen und rumbetteln.

    Fazit: Die beiden stramm rechten Burschen Spahn und Scheuer nützen die Zeit, da Merkel sich tot stellt, einfach ihre Kinderträume und Fantasien umzusetzen. Rumwurschtln, wie wir in Bayern sagen.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @91672 (Profil gelöscht):

      "Die beiden stramm rechten Burschen Spahn und Scheuer nützen die Zeit ... einfach ihre Kinderträume und Fantasien umzusetzen."



      Männerfantasien, möchte ich ergänzen.



      Ja, zu einem anderen Schluss kann ich auch nicht kommen.



      Das gruselt.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @90946 (Profil gelöscht):

        Wenn Selbst-Berufene über Männerfanatasien reden und schreiben ...

        Wie wäre es mal mit dem: Klaus Theweleit, Männerphantasien,

        zeithistorische-forschungen.de/3/2006

      • @90946 (Profil gelöscht):

        echt

        Da gebe ich ihnen auch recht.

        Da gruselt einen wirklich, besonders wenn ich an die EU Wahl denke und mir Frau Merkel als Nachfolgerin von Juncker vorstelle und AKK als Kanzlerin.



        Grauenvoll.