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Kommentar Krisengipfel in MinskKleine Zeichen der Hoffnung

Bernhard Clasen
Kommentar von Bernhard Clasen

Ein Waffenstillstand wurde zwar nicht erzielt. Doch Putin und Poroschenko zeigten zumindest die Bereitschaft, einen Weg aus dem Konflikt zu finden.

Händeschütteln neben Catherine Ashton. Bild: ap

A uch wenn das Treffen der Präsidenten Poroschenko und Putin den von vielen erhofften Waffenstillstand nicht gebracht hat, gibt es doch kleine Zeichen der Hoffnung. Poroschenkos Friedensplan, der eine Kontrolle der russisch-ukrainischen Grenze und eine Freilassung aller Gefangenen des Krieges vorsieht, war im Kern Konsens aller Beteiligten der Minsker Gespräche.

Die in Minsk getroffene Vereinbarung von Poroschenko und Putin über Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Grenztruppen scheint die Ernsthaftigkeit der Verhandlungen zu bestätigen. Dass in diesem Rahmen auch über Vorbedingungen eines Friedensprozesses im Donbass gesprochen werden soll, ist ein weiteres Indiz eines langsam in Gang kommenden Dialogs zwischen den verfeindeten Konfliktparteien – und Russland ist Konfliktpartei.

Ob dieser Dialog Bestand haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Auf beiden Seiten finden sich Kräfte, die auf einen militärischen Sieg setzen, einen Waffenstillstand oder einen Dialog eher als störend empfinden. Nur wenige Tage vor Minsk hatten Aufständische bei einer „Parade der Schande“ 50 ukrainische Kriegsgefangene unter Beschimpfungen durch Donezk getrieben. Wenig später fesselten sie eine proukrainische Aktivistin mitten in Donezk an einen Masten, verhöhnten sie in aller Öffentlichkeit. Und zwei Tage vor dem Minsker Gipfel verkündete Parlamentssprecher Turtschinow, der Konflikt im Donbass lasse sich nicht diplomatisch beenden. Nur mit einem Sieg könne dieser beigelegt werden.

Eine auf Dialog und Waffenstillstand ausgerichtete Politik kann nur Bestand haben, wenn sie von der Zivilgesellschaft unterstützt wird. Zu hoffen wäre, dass der Weg des Dialogs unterstützt wird von Aktionen für den Frieden. In Kiew, Moskau und Donezk.

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Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
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7 Kommentare

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  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Ohne Waffenstillstand machen die Gespräche keinen Sinn und weder der Diktator Putin noch der Diktator Obama haben anscheinend ihre Lakeien noch im Griff... oder sie wollen gar keinen Frieden sondern derst recht die Eskalation, was das Wahrscheinlichste ist.

  • [Die Moderation: Kommentar gekürzt. Bitte versuchen Sie, sachlich zu argumentieren.] So ist er Chefgangster in der Realität geworden. Was die kleine Hoffnungszeichen angeht, bin ich in der Tat auch noch nicht überzeugt, zu oft war von Hoffnungszeichen die Rede, der Putin müsste ja einsehen, und an Krieg könne er ja auch nicht wirklich Interesse haben... so langsam sollten der Westen darüber nachdenken wie er militärisch Putin Paroli bietet.
    • @ingrid werner:

      Ich würde mal sagen, mit dem Beginn dieses Kommentars überschreiten Sie die Grenze der Netiquette.

      • @Der_Peter:

        Zur Netiquette sollte es auch gehören, nicht soviel Blödsinn zu erzählen und Zeitungsforen mit russischer Propaganda zu verpesten wie Sie.

        • @ingrid werner:

          Um Sie, liebe Ingrid, mache ich mir in der Debatte seit langem die meisten Sorgen. Ich hoffe, Ihr Blutdruck ist normalerweise nicht erhöht.

           

          Von Hoffnungszeichen kann inzwischen wohl keine Rede mehr sein.

          • @AhaEffekt:

            keine Sorge. Ich bin bei bester Gesundheit. Aber die Büros in alten Gemäuern wie der Ljubjanka sollen ziemlich stickig sein, Sie sollten also besser vorsorgen.

  • Die einzigen Zeichen der Hoffnung können nur die Erfolge der Aufständischen machen.

     

    Erst wenn alle in Kiew begreifen, dass man nicht gewinnen kann, dann wird man verhandeln können.