piwik no script img

Kommentar Kevin SpaceyKein Fall für Empörungstiraden

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Der Schauspieler Anthony Rapp sagt, er sei als 14-Jähriger von Kevin Spacey bedrängt worden. Der entschuldigt sich. Warum staunen jetzt alle?

Der Schauspieler Kevin Spacey erinnert sich an nichts, entschuldigt sich aber für sein Verhalten Foto: ap

N ein, das war nicht gut. Kevin Spacey hätte auf gar keinen Fall einen 14-Jährigen um Sexuelles bedrängen dürfen. Dass die Avancen nun öffentlich werden, von denen Spacey, damals 26, abließ, als der damals Pubertierende, der spätere Schauspieler Anthony Rapp, sich aus der Situation wand, ist auch ein #metoo. Anders gesagt: ein #hetoo.

Ja, das heterosexuelle Publikum verdient Aufklärung: In der Tat ist es so, dass sexuelle Anbahnungen der unschönen, der gewalttätigen Art auch in der schwulen Welt vielleicht nicht gang und gäbe sind, aber doch vorkommen. Ebenso in der weiblich-homosexuellen Welt ist das kein No-Go: Jedes Frauengolfturnier ist zugleich auch ein lesbisches Event, und wer die sehr jungen Frauen als Groupies bemerkt hat und dem Gossip zu diesen Turnieren nur zu einem Zehntel traut, kann wissen, dass ältere Lesben aus der Perspektive sehr junger Frauen auch vor dem Coming-Out attraktive Idole sind.

Die Unterstellung aber, in schwulen Kreisen passiere ebenso viel von dem, wofür in Hollywood Harvey Weinstein am giftigsten steht, ist falsch. Schwule Männer graben andere an, aber mit Gewalt hat das im Sinne des Strafgesetzbuches meistens gar nichts zu tun.

Wenn jetzt ein erfolgreicher Schauspieler wie Anthony Rapp sagt, er sei als 14-Jähriger vom damals 26-jährigen betrunkenen Kevin Spacey auf dessen Bett gehoben worden, der Jugendliche sich aus der körperlich mächtigen Geste heraus wand, woraufhin Spacey („House Of Cards“) von ihm abließ, dann darf man fragen: Woraus speist sich die Empörung, woraus das öffentliche Staunen?

Rapp wollte nicht, Spacey ließ ihn in Ruhe

Nun: Die Schutzaltersgrenze für Sexuelles liegt in den USA höher als in Deutschland heutzutage, mit der Volljährigkeit beginnen erst – auch für Schwule und Lesben – die Erlaubnisse zur Sexualität. Kevin Spacey hätte das nicht tun sollen. Wir, das Publikum, wissen allerdings nichts Genaues. Im Einklang mit Befunden der Sexualwissenschaft gelten 14-Jährige nach deutscher Gesetzeslage als voll zustimmungsfähig – ihnen wird die Fähigkeit zugestanden, sich gegen eine unerwünschte Einladung zum Sexualakt auch wehren zu können. Genau das hat Rapp getan. Und Spacey hat ihn gehen lassen.

Dass Spacey sich wahllos einen Pubertierenden griff und ihn gefügig machen wollte, ist undenkbar.

Zumal Spacey als ungeouteter schwuler Mann im heterosexuell geprägten Hollywood der damaligen Zeit auf Einverständnis hoffen musste, um durch den jungen Mann nicht erpressbar zu werden: Es war auch eine Zeit der Grauzonen in der schwulen Welt: Man war moralisch ohnehin aussätzig –, da kam es, unter Männern, nicht auf den Wortlaut der Gesetze an.

Wie gesagt: Wir wissen nichts Präzises, und Geschichten, in denen Sexuelles eine (womöglich wechselseitig) ausnutzende Rolle spielt, haben einen Vor- und Nachlauf. Sie umfassen mehr als die letzten Sekunden der sexuellen Zuspitzung. Rapp ist inzwischen ein offen schwuler Schauspieler, auch ein Star; Spacey schreibt, er könne sich an nichts erinnern.

Dass Spacey sich entschuldigt hat, ist für ihn richtig und für Rapp wichtig. Aber für Empörungstiraden eignet sich dieser Fall trotzdem nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
Mehr zum Thema

60 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Mag sein, dass der Kommentar der taz anders ausgefallen wäre, wenn es sich um ein gleichaltriges Mädchen gehandelt hätte.

    Das ändert nichts daran, dass Feddersen einen wesentlichen Punkt trifft.

    In den Aufschrei- und Metoo-Tsunamis geht leider jegliche Differenzierungsfähigkeit verloren. Zugleich wird die Opferperspektive verabsolutiert. Das führt zu einem hysterischen, rachsüchtigen Klima, das konstruktive Veränderungen eher behindert als ermöglicht: Das Sündenbockprinzip wirkt affirmativ. Spacey ist ein gutes Beispiel (auch wenn mittlerweile weitere Vorwürfe gegen ihn aufgetaucht sind, warten wir ab, wie glaubwürdig die sind). Die LGBT-Aktivisten fallen mit einer entlarvenden Gnadenlosigkeit über ihn her, aus der panischen Angst heraus, Homosexualität könnte mit Pädophilie assoziiert werden. Auf diese Weise werden sie allerdings zu Getriebenen der homophoben Rechten. Wir müssen rationaler über das Thema reden.

    1. Gibt es Homo- wie Heterosexuelle, die auf Teenager stehen. Wer so tut, als sei das besonders selten und abartig, ist schlichtweg bigott.

    2. Standen Homosexuelle damals noch unter einem ganz anderen gesellschaftlichen Druck, was unangemessenes Verhalten dieser Art zwar nicht entschuldigt, aber doch ein mildernder Umstand ist.

    3. Ist ein 14jähriger zwar noch schutzbedürftig, aber nach deutschem Recht mit gutem Grund kein Kind mehr. Er ist (eingeschränkt) zur sexuellen Selbstbestimmung in der Lage. Schon deshalb ist der Vorwurf der Pädophilie grotesk.

    4. Hat Spacey sich zwar übergriffig verhalten, aber niemanden vergewaltigt.

    Natürlich sind Jugendliche in diesem Alter noch besonders verwundbar. Aber das Problem löst man nicht, indem man jedes Begehren von Erwachsenen gegenüber Pubertierenden für pervers erklärt.

    Für Spacey war es eine Lose-Lose-Situation: Im ultraprüden Amerika hätte man ihm ohne sein Outing umstandslos Pädophilie vergeworfen. Durch seinen Erklärungsversuch hat er seine Lage aber noch verschlimmert.

    • @Kasch1:

      Ich denke, #me too und #Aufschrei wären weniger gross, wenn vorher gesellschaftlich nicht soviel erwartet würde, Übergriffiges Verhalten als normal und alltäglich runter zu schlucken. Weil, wie im Filmbusiness, aber auch hier in Deutschland im Beruf, Familie, im Alltag immer noch Machtansprüche gelten, die vielen es schwer machen oderverbieten sich zu wehren. Wo man als Frau in Anstellung gegenüber dem Anzugmanager oder als jugendlicher Schwuler dem aggressiven Muskelberg gegenüber lieber nichts erwidert. Und dass, wenn sich ein Ventil öffnet, den sich Luft machenden, sich nicht mehr als Einzelfall sehenden Leuten schnell wieder einen Riegel vorgeschoben werden soll, ist ein zwingender Automatismus. "Jetzt habt Euch nicht so! Doch alles schön hier! Intellektuell nicht erbaulich..." Und wie schon gesagt, ich denke, viele twittern ihre Erlebnisse nicht mal. Obwohl sie eigene, "zählende" Erlebnisse haben. Ich bin auch etwas erstaunt darüber, dass der Autor ein "#Hetoo" präferieren würde, wo unter # metoo seit Tagen und Wochen hetero- und homosexuelle Männer und Frauen problemlos neben einander posten.

      • @Wallis:

        Man kann Feddersens Bewertung des Falls Rapp kritisch sehen. Dass der "Hab dich nicht so"-Eindruck entstehen kann, ist nicht glücklich. Und die Frage, ob sein Kommentar ebenso nachsichtig ausgefallen wäre, wenn es sich um einen heterosexuellen Übergriff gehandelt hätte, ist berechtigt.

        Trotzdem finde ich positiv, dass sich mal jemand nicht in seinem Abscheu gegenüber den (mutmaßlichen) Tätern suhlt. Sicherlich gibt es unter denen ein paar besonders unangenehme Typen, Weinstein ist vermutlich so einer. Aber wenn man immer von "strukturellen" Problemen spricht, wofür es ja gute Argumente gibt, dann folgt daraus eigentlich logisch, dass viele Männer, die dumme Sprüche machen, sich distanzlos verhalten usw., auch Gefangene dieser Struktur sind. Glücklicherweise hat unsere Gesellschaft es geschafft, mit Fehlverhalten insgesamt relativ rational umzugehen. Selbst dann, wenn es um Mord und Totschlag geht. Nur Sex löst zuverlässig einen Dämonisierungsreflex aus. Manchmal fragt man sich, wo da noch die Steigerungsmöglichkeiten sind. Marc Dutroux, Kevin Spacey – alles dasselbe oder was?

        Wenn man also wirklich von einem strukurellen Problem ausgeht, dann sollte man von (erwiesenen, wohlgemerkt! zwischen Anschuldigung und Tatsachen wird inzwischen ja auch nicht mehr unterschieden) Tätern zwar ein Schuldeingeständnis verlangen und sie ggf. auch juristisch belangen. Aber ihnen zugleich die Chance geben, sich in Zukunft anders zu verhalten. Im Moment soll aber im allgemeinen Aufschreirausch die bürgerliche Existenz jedes Beschuldigten gnadenlos möglichst dauerhaft zerstört werden. Sein gesamtes Schaffen gilt als "verbrannt". Fehlt nur noch, dass man eine Art damnatio memoriae einführt. Diese Abspaltung des Fehlverhaltens von uns, indem es zu einer Art unmenschlichen Untat erklärt wird, halte ich für kontraproduktiv und sogar reaktionär.

        • @Kasch1:

          Ich stimme mit Ihnen überein, dass auch ein Fall wie Spaceys sachlich behandelt werden sollte. Ich tendiere in diesem Fall aber auch dazu, Rapp erst mal unter Vorbehalt zu glauben. Und Spaceys seltsame "Ich erinnere mich nicht, entschuldige mich aber"-Reaktion und sein durchschaubares Agieren, mit seinem Outing die Anschuldigungen medial zu überdecken, machen ihn mir nicht besonders sympathisch.

           

          Sicher sind auch übergriffige Männer von allgemein akzeptierten Strukturen geprägt. Es macht aber einen grossen Unterschied, ob man aus einer Machtposition heraus agiert. Das man sich entscheidet, toxisches Verhalten seinerseits nicht zu reproduzieren und zu festigen, mag ein gewisses Risiko beinhalten, für manche nicht mehr "mitspielen" zu dürfen. Trotzdem liefert eine (gerimgfügig) überlegene Position auch mehr Freiheit, selbstbestimmt zu agieren als eine unterlegene.

           

          Ein anderer Fall, aber beim Weinsteinfall fand ich Tarantinos Aussage sehr bezeichnend. Tarantino war mit Weinstein befreundet und wusste lange davon, dass dessen sexuellen Übergriffe auf Schauspielerinnen System hatten. Was ihn aber in keiner Weise dazu brachte, auf Distanz zu gehen. Als Weinstein Tarantinos damalige Freundin Mira Sovino bedrängten, war der Regisseur ungläubig. Schließlich war er davon ausgegangen, dass seine Freundschaft zu Weinstein, aber auch seine eigene Existenz als fester Freund Sovino hätten schützen müssen. Dass so eine alte Denkweise ( Frau mit mächtigem Freund= sicher, Frau ohne Beziehung=Freiwild) noch in den 90ern noch verbreitet war, finde ich frappierend und bestätigt in meinen Augen durchaus ein strukturellen Machtgefälle im Filmbusiness.

    • @Kasch1:

      Ich plädiere für uneingeschränkte Solidarität mit Rapp und den anderen Betroffenen - und gleichzeitig für die Vermutung der Unschuld von Spacey in allen nicht nachgewiesenen Tatbeständen. Beides gehört zusammen. Ich finde es sowohl unerträglich, wenn das Leiden der Betroffenen relativiert werden soll ("Damit muss man als Teenager umgehen können"), als auch, wenn Vorverurteilung und Straßenjustiz ("ganz klar versuchte Vergewaltigung eines Minderjährigen") das Wort an sich reißen.

      Ebenso wie die Legende vom Übergriff als Ausdruck einer verzweifelten, vom Druck der Gesellschaft verbogenen Sexualität sowie die Debatte Hetero(un)kultur vs. Homo(un)kultur sind das alles Ablenkungsmanöver vom eigentlichen Thema, auf das Rero nochmals hingewiesen hat (und an dem leider auch J. Feddersen zielsicher vorbeischreibt):

      Es geht um strukturellen Sexismus und Übergriffigkeit.

      • @mats:

        Leider hat man nicht den Eindruck, dass es um strukturellen Sexismus und Übergriffigkeit geht, dann müßte man sich nämlich die Mühe machen, in Ruhe auch über die Aspekte zu reden, die Sie als "Legenden" bezeichnen.

        Es geht vielmehr um Täterdämonisierung, um die Autoerotik des Empörens und ums wohlige Gefühl des Rechthabens.

        So wird man strukturelle Probleme, die Übergriffe begünstigen, nicht beheben.

    • @Kasch1:

      Zu 1.: Finden Sie den Bigotterie-Vorwurf wirklich besonders rational?

       

      Zu 2.: Den Grund für mildernde Umstände müssten Sie erläutern. Ich kann ihn nicht ohne weiteres nachvollziehen. Können dann nach Ihrer Meinung katholische Priester noch mehr mildernde Umstände geltend machen, weil die nicht nur unter einem gesellschftlichen Druck stehen, sonden auch noch die Hölle fürchten müssen?

       

      Zu 3.: Es gab in dem Sachverhalt einfach keine Zustimmung.

       

      Zu 4.: Bei #metoo geht es um strukturellen Sexismus und Übergriffigkeit. Fast alles liegt unterhalb einer Vergewaltigung.

       

      Da Sie schon einräumen, dass es ein Übergriff war, empfehle ich als Lektüre § 177 StGB. Titel: Sexueller Übergriff; sexuelle Nötigung; Vergewaltigung. Sie werden staunen, was so alles strafrechtlich geahndet wird.

      • @rero:

        Ihr Kommentar geht haarscharf an meinem Punkt vorbei. Ich habe nicht diskutiert, ob Spacey jemanden genötigt hat oder nicht, sondern gegen die teils hysterischen Reaktionen (insbesondere aus der LGBT-Ecke) im Allgemeinen und den in den USA lautstark erhobenen Vorwurf der Pädophilie im Besonderen argumentiert.

        Davon abgesehen halte ich das Sündenbockprinzip, also die Dämonisierung der Täter, grundsätzlich nicht für zielführend. Es ist ja auch schizophren: Auf der einen Seite soll sexuelle Nötigung ubiquitär sein, andererseits werden die Täter als Schweine aus der Gesellschaft verstoßen. Ein Großteil der (männlichen) Bevölkerung besteht also aus Schweinen? Wahrscheinlicher ist: Es sind größtenteils ziemlich durchschnittliche Menschen, die sich so verhalten konnten, wie sie es taten, weil es strukturelle Probleme in unserer Gesellschaft gibt. Um die sollte man sich kümmern.

        Und ja, der Bigotterievorwurf ist absolut rational. Teenager sind keine Kinder, sie haben einen Begriff von sexuellem Begehren. Klugerweise spricht der Gesetzgeber in Deutschland wie gesagt 14jährigen auch nicht pauschal die Fähigkeit zur sexuellen Selbstbestimmung ab.

        Man kann es für moralisch fragwürdig halten, wenn Erwachsene sexuelle Beziehungen mit Minderjährigen eingehen – es pauschal als Pädophilie zu werten, wäre absurd. Ob solche Beziehungen mißbräuchlichen Charakter haben, muß bei Jugendlichen unter sechzehn Jahren deshalb richtigerweise im Einzelfall entschieden werden.

        • @Kasch1:

          Wenn ich es rihtig verstanden habe - ich bin kein Fachmann für US-Strafrecht -, dann wäre Sex mit einem 14-Jährigen in den USA auch heute noch eine Staftat.

          Ist es dann nicht nachvollziehbar, dass man dort von Pädophilie spricht? Ganz unabhängig davon, wie man selbst zur Fähigkeit zur sexuellen Selbstbestimmung steht?

           

          Ich bin ebenfalls kein Feund von Dämonisierungen. Alles aber nun auf strukturelle Probleme in unserer Gesellschaft abzuschieben, ist mir dann doch zu billig. Nicht nur 14-Jährige, auch Erwachsene haben die Fähigkeit zur sexuellen Selbstbestimmung.

           

          Dass eine Handlung ubiquitär verbreitet ist, besagt noch lange nicht, dass man sie nicht als ethisch verwerflich betrachten könnte oder sollte.

           

          Wenn Sie jemandem Bigotterie vorwerfen, argumentieren Sie in einer moralischen Sphäre. Moral ist aus meine Sicht immer irrational. Ich verstehe aber hier Ihre Argumentation. Wenn Sie das Wort "bigott" durch "realitätsfern" ersetzen, würde ich sogar sagen, ich teile Ihre Meinung. Diese Wortklauberei halt ich aber für vernachlässigenswert. :-)

  • Werter Herr Feddersen,

    zu dem Fall selbst haben meine Vorkommentatoren schon vieles geschrieben.

     

    Noch spannender als den Vorfall vor 30 Jahren finde ich Ihren Artikel:

     

    "Die Unterstellung aber, in schwulen Kreisen passiere ebenso viel von dem, wofür in Hollywood Harvey Weinstein am giftigsten steht, ist falsch." -

    Woher nehmen Sie diese Erkenntnis? Hätten Sie denn Einblick in die Szene?

     

    "Schwule Männer graben andere an, aber mit Gewalt hat das im Sinne des Strafgesetzbuches meistens gar nichts zu tun." -

    Nun, da ist bei heterosexuellen Männern nicht anders. Im Zusammenhang mit dem vorherigen Satz im Artikel könnte man auf die Idee kommen, Sie sehen das anders ...

     

    "Man war moralisch ohnehin aussätzig –, da kam es, unter Männern, nicht auf den Wortlaut der Gesetze an." -

    Sorry, es geht hier nicht um Gesetzesformulierungen. Wollen Sie uns ensthaft sagen, Schwulen waren damals die Gesetze egal?

     

    "Geschichten, in denen Sexuelles eine (womöglich wechselseitig) ausnutzende Rolle spielt, haben einen Vor- und Nachlauf." -

    In dieser allgemeinen Plattitüde ist das eine Unterstellung sondergleichen gegenüber dem Opfer. Es ist das schwule Pendant zu "Sie wollte es doch."

     

    "Rapp ist inzwischen ein offen schwuler Schauspieler, auch ein Star;... -

    Was besagt dieses Argument? Es wird für ihn schon nicht so schlimm gewesen sein, sonst wäre er ja nicht schwul geworden? Eigentlich hat es ihm gefallen? Schwul, also selbst schuld? Das war halt der Preis, um ein Star zu werden? Tut mir leid, bei diesem Satz fallen mir keine harmlosen Interpretationen mehr ein.

     

    Liebe Taz-Redaktion,

    bitte diskutieren Sie ein Mal, ob Sie diesen Artikel so gebracht hätten, wenn es sich um ein 14-jähriges Mädchen gehandelt hätte (Ich tippe auf "Nein".)

  • Das Online-Magazin queer.de, das größte Homo-Medium in Deutschland, postete seine Spacey-Geschichte sogar mit der Überschrift „Willkommen im Club!“ auf Facebook. http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/nach-missbrauchsvorwuerfen-kevin-spaceys-zynisches-coming-out/20524332.html

  • Ein unmittelbarer Zeitzeuge hat sich zu Wort gemeldet, Kevin Spaceys Bruder Randall Fowler.

    https://www.stern.de/lifestyle/leute/kevin-spacey--schreckliche-kindheit-unter-paedophilem-nazi-vater-7681304.html

     

    Damit wäre die Frage beantwortet, von wem Spacey das Missbrauchen gelernt hat.

  • Warum ist das Alter der Zustimmungsfähigkeit in einem Fall relevant, wo es keine Zustimmung gab? Wenn sich ein Mann in den Zwanzigern an einen Jungen - oder auch an ein Mädchen heranmacht, ist das per se schonmal nicht okay, da die geistige Reife bei Jugendlichen schlicht nicht gegeben ist und somit ein natürliches Machtgefälle besteht. Und wenn der Jugendliche dann auch noch mutig genug ist, sich zu wehren, dann macht das den Übergriff durch den Erwachsenen keinen Deut besser!

     

    Allenfalls kann man honorieren, dass Spacey die Anschuldigungen ernstgenommen hat, anstatt sich wie die meisten sofort herauszuwinden und die Anwälte einzuschalten. Das lässt ja noch hoffen, dass aus der ganzen derzeitigen Debatte vielleicht doch noch irgendwann ein allgemeineres Bewusstsein für die Problematik entsteht.

  • Das ist die Krux an dieser ganzen #metoo Nummer. Das ist mehr ein Happening als eine Debatte oder ein Protest. Dialog findet hier nicht statt, es werden Schuldige gesucht und gefunden (Die Männer) und das wars dann auch schon.

    Vermutlich gab es für Spacey gar keine Möglichkeit der nun folgenden Empörung zu entgehen. Einen solchen Ausweg würde es vermutlich selbst dann nicht geben wenn alles erfunden wäre. Denn man hat uns ja eine eingebläut: Listen and Believe! Früher in der Kirche, heute als progressives Mantra,...

     

    Wahrscheinlich fällt diese ganze Kiste den Aktivisten früher oder später auf die Füße. Die Resonanz ist schon jetzt viel geringer als noch vor ein paar Jahren. Was passiert wohl wenn man noch fünf Jahre so weiter macht?

  • Da lächelt der Kenner der Vernehmungspsychologie: An den Vorgang kann er sich nicht mehr erinnern, aber daran, dass er damals betrunken war ...

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Zum Einen:

    In dem Kommentar wird ausgeführt, dass dasjenige, was zu dem Fall öffentlich bekannt ist, keinesfalls ausreicht, um zu einer eindeutigen Einschätzung zu kommen.

    Insofern ja; "Kein Fall für (vorschnelle) Empörungstiraden"

     

    Aber:

    Losgelöst vom konkreten Fall ist interessant:

    1) Stellen wir uns eine ander Rollenbesetzung vor:

    "Hetero Mann hebt Frau aufs Bett"

    => Wie würde dann in der taz kommentiert?

     

    2) Und wenn dann ein Kommentar mit dem Tenor "sie hat sich ja entwinden können und er liess dann von ihr ab" plus "es ist ja nichts passiert"

    => Was für ein Empörungs-Shitstorm bzgl. Verharmlosen wäre dann los?

     

    3) Und noch ein direkter Vergleich:

    Es gab einen Fall, da hat

    ein älterer Herr, nachts um zwei (!) in einer Hotelbar (!) eine erwachsene (!) Frau mit einem Spruch rein verbal (!) angebaggert.

    Grosse Empörungstiraden über Tage!

     

    Hier nun: Die Punkte "erwachsen/minderjährig" und "verbal/physisch" sind eindeutig andere gelagert.

     

    Nochmal:

    Ich sage nicht was angemessen ist:

    Aber es wird eindeutig mit ZWEIERLEI Mass gemessen, ja nach dem, wie die Rollen besetzt sind.

    • @82732 (Profil gelöscht):

      Guter Punkt! Ich finden zwar, dass es eine strukturelle Hierarchie zwischen Männern (die traditionell ja auch aktiv, dominant auftreten sollen) und Frauen (die eher passiv und als Objekt gedacht werden) gibt. Aber das geht ja in der Realität (guterdings!) nicht immer auf. So wäre in der Tat gegen Feddersen einzuwenden, dass Rapp von Spacey genauso gekränkt und emotional verletzt gewesen sein kann wie es ein 14-jähriges Mädchen gewesen wäre.

      • @Spin:

        Hinzu könnte kommen, dass der 14jährige Anthony Rapp sich von Spacey in die Rolle eines "Mädchens" gedrängt gesehen haben mag. Also einer weiblichen Person, deren Körper von einer männlichen für sexuelle Triebabfuhr benutzt wird. Ähnlich wie jemand der Stuhldrang hat, eine Toilette aufsucht. Mit dem Unterschied, dass unsere Kultur vorsieht, dass der männliche Nutzer das weibliche Objekt für sein Stillhalten bzw. seine Kooperation entschädigt. Auf Rapp könnte das so gewirkt haben, unabhängig von der eigentlichen sexuellen Orientierung des Täters und seines Opfers.

         

        Einen Jungen, der sich mitten in der Pubertät befindet, kann eine derartige übergriffige Inanspruchnahme maximal verunsichern und demütigen. Männer, die von katholischen Priestern missbraucht worden sind, meistens in dem gleichen Alter wie Rapp damals, haben relativ ausführlich berichtet, welche Folgen das für sie hatte.

        http://www.spreeblick.com/blog/2010/01/28/sexueller-missbrauch-am-canisius-kolleg-berlin/ https://www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de/ http://initiative-ehemaliger-johanneum-homburg.de/

  • Was genau erwartet Rapp von dieser Aktion? Heilung? Zuwendung? Dialog mit Spacey? Eine Schnitte Aufmerksamkeitsökonomie im Kielwassser von #metoo? Ich verstehe diese social media Generation nicht mehr wirklich, aber aus meiner Sicht hätte ein persönliches Klärungsgespräch mit Spacey und danach ggfs. ein gemeinsamer Auftritt mit Erklärung eine ganz andere Wirkung, sowohl für die beiden, als auch für Opfer von sexuellen Übergriffen. Diese Anklage-Shitstorm-mea-culpa-Rituale sind doch nur noch hohle, mechanische Gesten.

    • @hessebub:

      Nun, Rapp hatte schon vorher versucht, den Fall publik zu machen, was sein gutes Recht ist. Schon 2001 hatte es einen Artikel zu Spaceys Übergriff gegeben, allerdings wurde damals der Name des Schauspielers nicht genannt- weil er zu populär war. In dem Artikel im Tagesspiegel wird berichtet, wie Rapp mit sehr schlechtem Gefühl Spaceys Aufstieg beobachtete. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre sein Geschichte einfach weggewischt worden oder er wäre erst recht derjenige gewesen, der durch eine Lügengeschichte auf Spaceys Kosten berühmt werden wollte. Ich habe mal auf einer Webseite die (teilweise) Reunion der Cosby-Show kommentiert, damit, dass die Serie mich in meiner Jugendzeit begleitet hat, ich aber nach den Vorwürfen gegen Cosby nicht mehr sehen kann, weil ich das nicht einfach ausblenden kann. Damals war der Knoten noch nicht ganz geplatzt, es gab erst den einen Vergewaltigungsvorwurf. Und mechanisch kam der nächste Kommentar, das wäre wahrscheinlich gar nicht wahr, die Frau wollte sich nur aufwerten und wichtigmachen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Der Weinsteinfall ha ganz gut gezeigt, was alles sein kann, mit der stillschweigenden Akzeptanz vieler.Man kann # metoo durchaus kritisch sehen. Mich verblüfft nur, wie schnell Leute kommen und so schnell wie möglich auf die nächste Ebene wollen, wo man analysieren kann und sich bitte bitte nicht zu sehr mit der Menge und der Geschichte jedes einzelnen Falls beschäftigen muss. Dieser "Jetzt ist aber man gut!"-Impuls. Ohne dass man erstmal zulässt, dass Frauen und Männer sich dort auskotzen können. Friederike Trudzinski hat in der Grazzia einen guten Artikel zu # metoo geschrieben, in dem sie sich mit einer Kollegin darüber austauscht, was sie selbst teilweise erlebt haben, sie aber davor zurückschicken, weil ihnen das alles "zu klein" für diesen Hashtag wirkt. Vielleicht für manchen eine gute Lektion, was für Sachen von Frauen als alltäglich hingenommen werden und de unter # metoo nicht mal auftauchen...

    • @hessebub:

      Hm, tja, was kann der gute Mann wohl damit beabsichtigen, im Zuge der allgemeinen öffentlichen Diskussion über Übergriffe an Frauen einen selbst erlebten Fall anzubringen? Ganz eventuell vielleicht eine Öffnung der Diskussion hin zum allgemeinen Problem, das auch Männer betrifft?

    • @hessebub:

      Was genau erarten Sie von Ihrem Post? Zustimmung? Weitere Spekulations-Varianten? Aufklärung vermutlich nicht, sonst wäre Ihre Tirade gegen "diese social media Generation" und ihre "Anklage-Shitstorm-mea-culpa-Rituale" unterblieben. Warum sollte Rapp nicht tun, was andere zur Zeit auch tun, nämlich rauszurücken mit Übergriffs-Erfahrungen? Warum messen Sie ihn mit anderem Maß? Oder bedienen aus Ihrer Sicht die betroffenen Frauen auch nur noch hohle, mechanische Gesten"?

      • @Spin:

        Zur Aufklärung vielleicht noch dieser Absatz aus BuZZFeedNews von gestern:

        "Representatives for Spacey, now 58, did not respond to numerous phone calls, emails, and a letter detailing the allegations. However after this story was published, Spacey posted on Twitter that he did not remember the encounter with Rapp."

        Soviel zu Spaceys Bereitschaft, auch ohne Öffentlichkeit zu reagieren.

    • @hessebub:

      Medienökonomie ist Aufmerksamkeitsökonomie.

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Eindeutig ja, meinerseits, auf diese:

     

    "Eine Zwischenfrage: Wäre Rapp eine Frau und Spacey heterosexuell - würde ein analoger Kommentar von Herrn Feddersen dann auch auch "der Hetersexuellenszene sehr schaden"?"

     

    ihre Frage!

    • @39167 (Profil gelöscht):

      "Eindeutig ja, meinerseits, auf diese ihre Frage!"

       

      Liebe Gabriela A., ich glaube, ich weiß schon, was Sie mit Ihrem eindeutigen Ja sagen wollen. Und Ihre Entschlossenheit in dem Punkt ehrt Sie.

       

      Was aber sollte diese "Heterosexuellenszene" denn sein? Wen sollte sie umfassen? Und inwiefern könnte ihr geschadet werden? Ihrem Ruf? Würde diskutiert werden, dass sie gewisse Privilegien vielleicht doch nicht zu recht besitze bzw. erhalten habe? Welche Instanz würde sich anmaßen, darüber zu entscheiden?

       

      Die Machtverhältnisse zwischen Hetero und Homo sind extrem ungleich. Ebenso sind sie es zwischen einem 26-Jährigen und einem 14-Jährigen. Und ebenso auch zwischen Produzenten und Schauspielern.

  • Das, was innerhalb einer Kultur oder Epoche in sexueller Hinsicht als akzeptabel gilt, wandelt sich im Laufe der Zeit. Folglich ändert sich im Nachgang auch dessen juristische und ethische Bewertung. Das, was Anthony Rapp schildert, bietet sich an, inne zu halten und die vor über 30 Jahre in den USA gültigen Maßstäbe für akzeptiertes und nicht-akzeptables Sexualverhalten mit denen von heute zu vergleichen. Allerdings gibt es zwischen den Verhältnisse in Deutschland, bzw. Mitteleuropa und denen in den USA bei allen Ähnlichkeiten entscheidende Unterschiede. Bei uns sind Historie und aktuelle Gegebenheiten andere als in den Staaten.

     

    Jan Feddersen hat vor fast 10 Jahren eine großartige Analyse über eine Konferenz abgeliefert, zu der die Wilhelm-Reich-Gesellschaft nach Berlin eingeladen hatte http://czyborra.com/pedofiles/pressespiegel/ueberfick.pdf . Für alle, denen der Name „Wilhelm Reich“ nichts sagt: Herr Feddersen formuliert in seinem Artikel wie folgt „um die Erbschaft eines der einflussreichsten Männer sexualpolitischer Anstrengungen des vorigen Jahrhunderts.“ Hier ein kritisch-satirischer Blick auf die Orgonauten um Wilhelm Reich http://www.zeit.de/2013/02/Film-Der-Fall-Wilhelm-Reich-Orgontherapie

     

    Wilhelm Reich galt als homophob. Prof. Rolf Pohl schätzt Schwulenfeindlichkeit – korrekt müsste es eigentlich „Angst vor Gleichgeschlechtlichem“ heißen – so ein: http://wikis.hawk-hhg.de/wikis/fields/Maennliche_Sozialisation/uploads/Materialien/King_Flaake_M%E4nnlAdoleszenz_Pohl_Psychoananl.pdf

  • Kevin Spacey hat der Sache der sexuellen Toleranz keinen Gefallen getan, indem er sein Outing als homosexuell lebender Mann damit verknüpfte Vorwürfe, die Anthony Rapp gegen ihn erhob zu bestätigen. Dann noch einen Entschuldigungsversuch zu unternehmen und gleichzeitig zu behaupten, er könne sich an das Geschilderte gar nicht erinnern ist perfide. Fast scheint es so, Kevin Spacey sei dafür in die Rolle des Frank Underwood geschlüpft. Dieses skrupellos manipulierenden Machtmenschen, den der Schauspieler in der Serie „House of Cards“ so überzeugend verkörpert.

     

    Man könnte denken, irgendwelche Evangelikalen oder Katholiban hätten Kevin Spacey, einen der begabtesten Darsteller seiner Generation dazu gebracht. Eine willkommene Instrumentalisierung, um Homosexuelle in Misskredit zu bringen. So abwegig wäre das eigentlich nicht. Und wer sich mit den Hintergründen von Missbrauchskriminalität, die unter Verantwortung der Evangelischen und Katholischen Kirche verübt, unterhalten und vertuscht wurde beschäftigt, weiß, dass es gerade unter den christlichen Extremisten viele IMs gibt, die eine Moral predigen, die sie selbst fortgesetzt brechen. Abgesehen davon, lässt ich mit verbotetem oder diffamiertem Sex wunderbar Politik machen.

     

    Das Ganze könnte zum Anlass genommen werden, aus einer sachlichen Distanz heraus zu überprüfen, inwieweit es unter gleichgeschlechtlich orientierten Menschen eine ähnliche Kultur der sexuellen Übergriffigkeit gibt, wie sie unter Heterosexuellen eine lange Tradition hat. Übergriffiges Sexualverhalten betrifft uns alle, weil es einen der intimsten und schützenswertesten Bereiche des Menschen berührt.

    • @Angelika Oetken:

      "Das Ganze könnte zum Anlass genommen werden, aus einer sachlichen Distanz heraus zu überprüfen, inwieweit es unter gleichgeschlechtlich orientierten Menschen eine ähnliche Kultur der sexuellen Übergriffigkeit gibt, wie sie unter Heterosexuellen eine lange Tradition hat. Übergriffiges Sexualverhalten betrifft uns alle, weil es einen der intimsten und schützenswertesten Bereiche des Menschen berührt."

       

      Oje, das könnte ja am Ende dazu führen, dass man herausfindet, dass Schwule ganz normale Männer sind und Lesben ganz normale Frauen! Eventuell sogar ein repräsentativer Querschnitt der Gesamtgesellschaft! Vermutlich wird es darum von verschiedenen Seiten Widerstände geben gegen Ihren Vorschlag.

      • @mats:

        Aus triftigem Grund gibt es gegen jeglichen Versuch des sachlichen Diskurses über sexuelle Übergriffigkeit erhebliche Widerstände. Die dann polemisch geführt werden. QED in diesem Fall.

    • @Angelika Oetken:

      "Dann noch einen Entschuldigungsversuch zu unternehmen und gleichzeitig zu behaupten, er könne sich an das Geschilderte gar nicht erinnern ist perfide."

       

      Ach ja? Wenn Sie dreißig Jahre mit dem Vorwurf konfrontiert würden, im betrunken Zustand jemanden angemacht, belästigt, oder sich sonstwie fehlverhalten zu haben, würden Sie es für gesichert halten, sich daran erinnern zu können?

       

      Ihre Vermischung des Menschen Kevin Spacey mit seiner Rolle in "Hose of Cardes" mutet bestensfalls naiv in, in diesem Fall sogar eher böstartig, weil sie ihm nun genau diese Rolle zur Last legen

  • "Im Einklang mit Befunden der Sexualwissenschaft gelten 14-Jährige nach deutscher Gesetzeslage als voll zustimmungsfähig – ihnen wird die Fähigkeit zugestanden, sich gegen eine unerwünschte Einladung zum Sexualakt auch wehren zu können."

     

    Unter der Voraussetzung, dass es sich um einen im Sinne der Einvernehmlichkeit, unabhängig von der sexuellen Orientierung beider bzw. aller Beteiligten normalen sexuellen Verkehr handelt, stimme ich Ihnen zu Herr Feddersen. Das deutsche Sexualstrafrecht macht aber nicht zuletzt im Hinblick auf noch nicht vollährige Personen Einschränkungen.

     

    Folge ich dem, was Anthony Rapp hier schildert, dann hat Kevin Spacey im Alter von 26 Jahren einen 14jährigen sexuell genötigt. Mutmaßlich, um ihn zu vergewaltigen. Das Dargestellte deutet darauf hin, dass Spacey eine bei Sexualstraftätern verbreitete Groomingstrategie anwandte. https://www.buzzfeed.com/adambvary/anthony-rapp-kevin-spacey-made-sexual-advance-when-i-was-14?utm_term=.kagaqEwYo#.kpgKLD4J6

     

    Es böte Aufschluss, wenn Kevin Spacey der Öffentlichkeit zu gegebener Zeit mitteilt, wo und von wem er dieses kriminelle Vorgehen erlernt hat.

     

    Die Debatte zeigt, wie weit (moralischer) Anspruch und gelebte Realität im Bereich des Sexuellen voneinander abweichen. Unabhängig vom Milieu und dessen expliziten und impliziten Regelwerken. Man sollte sich bei der Bewertung der Debatte vor Augen halten, dass das, was Anthony Rapp im Alter von 14 Jahren widerfahren ist, für gleichaltrige Mädchen eine übliche so übliche Erfahrung darstellt. So verbreitet, dass man von einer Art sexueller Initiation sprechen muss.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen erwachsenen Menschen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Vielen Dank für Ihren ausgewogenen Kommentar. Insbesondere Ihren Hinweis darauf, das - nach allem, was von beiden Betroffenen veröffentlicht wurde - Herr Rapp "Nein" gesagt/gezeigt hat und Herr Spacey das akzeptiert hat.

    • @Sabine O.:

      Nun, man kann Herrn Feddersen unterstellen, dass er bei der Beschreibung der Belästigungssituation bekannte Umstände auslässt. ( Ich meine, ein Artikel von ihm in den Tagen nach den Vorfällen in Köln war ebenso bewusst (?) ignorierend. Damals war schon bekannt oder es hätte recherchiert werden können, dass es sich um massive sexueller Angriffe handelte und es wurde trotzdem von der Antanzmasche gesprochen, als wäre alles nervig aber kontrolliert gewesen.)

      Jemand weiter unten hat schon den informativ weitergehenden Artikel im Tagesspiegel verlinkt. Dort wird die gesamte Aussage Rapps wiedergegeben, dass Sparen ihn aufs Bett gehoben und sich auf ihn gelegt habe. Ausserdem, dass dieser ihm noch hinterher gerufen habe, ob er sicher sei, dass er gehen wolle. Was wenig einsichtig und manipulativ ist. Auch auf lange Sicht war Spaceys Verhalten nicht viel besser. Im besagten Kommentar wird gut beschrieben, wie der Fall 2001 schon mal in einer Zeitung veröffentlicht wurde, wegen Spaceys Popularität ohne den Namen des Täters zu nennen. Auch, wie man das Outing Spaceys als Schachzug sehen kann, um die Belästigungsnachricht medial in den Hintergrund zu drängen.

    • @Sabine O.:

      Das, was der seinem eigenen Bekunden nach arglose 14jährige tun musste, um den ihn sexuell nötigenden 26jährigen Mann abzuwehren, ging über das gern propagierte "Nein-Sagen" weit hinaus. Jedenfalls, wenn man dem folgt, was Anthony Rapp berichtet http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/nach-missbrauchsvorwuerfen-kevin-spaceys-zynisches-coming-out/20524332.html

       

      Angesichts einer sexuellen Attacke durch eine in allen Bereichen überlegene Person in Schockstarre zu verfallen, halte ich im Übrigen für ausgesprochen angemessenes Verhalten. Sexuelle Übergriffe transportieren eine Form von destruktiver Energie, die wir im Zusammenhang mit Sexualität gern ausblenden. Welche uns aber um so stärker begleitet. Seit es die Digitalen Medien gibt, wird diese sexuelle Parallelwelt sogar sichtbar. Das Internet strotzt nur so von Darstellungen sexueller Nötigung, Gewalt, Demütigung, Entwertung, Ausbeutung. So etwas gehört zu den am meisten nachgefragten Produkten im Netz.

       

      Und: auch einvernehmliche sexuelle Interaktionen verlaufen selten in Form eines Frage-Antwort-Spiels.

      • 3G
        39167 (Profil gelöscht)
        @Angelika Oetken:

        Danke für diesen Beitrag!

        Ich kann Ihnen nur zustimmen!

         

        Die Tochter einer Freundin war 14 Jahre alt, als es einen sexuellen Übergriff gab, von einem Psychologen.

        Er machte Komplimente, streichelte ihre Brust und wollte sie küssen.

        Sie hat sich gewehrt und konnte fliehen.

        Der Schock, ein Opfer gewesen zu sein, sich ausgeliefert gefühlt zu haben, begleitet sie seit damals.

  • Fast vergessen: Folgender Absatz –

     

    "Die Unterstellung aber, in schwulen Kreisen passiere ebenso viel von dem, wofür in Hollywood Harvey Weinstein am giftigsten steht, ist falsch. Schwule Männer graben andere an, aber mit Gewalt hat das im Sinne des Strafgesetzbuches meistens gar nichts zu tun." –

     

    ist von vorne bis hinten Bullshit. Wer schwul ist, hat bei Ihnen permanenten Opferstatus, egal wie der Einzelfall aussieht.

  • Hm, Herr Feddersen, ich weiß nicht.

     

    Einerseits ist eine ruhige Stimme in der ganzen Hysterie nett, andererseits relativieren Sie, wo es nichts zu relativieren gibt. "Im Einklang mit Befunden der Sexualwissenschaft gelten 14-Jährige nach deutscher Gesetzeslage als voll zustimmungsfähig" – das ist völlig irrelevant und wäre es auch, wenn Spacey Deutscher wäre. Der Fall ist ja verjährt, rechtliche Konsequenzen standen nie zur Debatte. Wie der Kollege mit den vielen Ausrufezeichen sich unten schon empört hat, geht's um die moralische Seite von "statutory rape". Und egal, was Sie oder ich persönlich davon halten, der Satz mit den "(womöglich wechselseitig) ausnutzenden Rollen" ist zum Kotzen. Sie unterstellen Rapp, dass er an der Situation nicht unschuldig war. Täter- und Opferrolle sind hier aber klar verteilt, und dass Sie das abstreiten, lässt den Rest des Artikels als Rechtfertigung erscheinen. Damit schießen Sie meiner Meinung nach weit übers Ziel hinaus.

  • "Die Unterstellung aber, in schwulen Kreisen passiere ebenso viel von dem, wofür in Hollywood Harvey Weinstein am giftigsten steht, ist falsch."

     

    Super, Jan Feddersen erklärt die schöne schwule Welt! Gut, dass Belege überflüssig sind, Behauptungen vollkommen ausreichen und das Anlegen von zweierlei Maß selbstverständlich ist.

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Der Junge war 14.

    14!! Das ist schon sehr erwähnenswert und verdient nicht des schnöden Kommentars, Herr Feddersen. Das schadet der Schwulenszene sehr, wenn dies so heruntergespielt wird, wie Sie das in Ihrem Beitrag tun.

    Das ist ein sexueller Übergriff! Punkt! An einem Minderjährigen! Punkt!

    Das sollte ein Straftatbestand sein! Punkt!

    Er war zu dem Zeitpunkt ein Kind!

    • @39167 (Profil gelöscht):

      Eine Zwischenfrage: Wäre Rapp eine Frau und Spacey heterosexuell - würde ein analoger Kommentar von Herrn Feddersen dann auch auch "der Hetersexuellenszene sehr schaden"?

      Es gibt in diesem Diskurs einen verborgenen Player, der die gesamte Diskussion verbiegt. Dieser Player ist eine Gruppe von Irrationalisten, die gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis weiterhin die Legende in die Gesellschaft diffundieren will, Homosexualität impliziere Pädophilie. Die vielen empörten Antworten auf Spaceys Outing gerade zum jetzigen Zeitpunkt sind gut zu erklären als ein vorauseilender Abwehrreflex gegen diesen Player und seine infame Legende.

      • @mats:

        Hätte eine Antonia Rapp Kevin Spacey der sexuellen Nötigung und versuchten Vergewaltigung bezichtigt, hätte das nicht weiter Aufsehen erregt. Vielmehr wären sofort Stimmen laut geworden, die darauf hinweisen, dass eine 14jährige, die sich abends auf eine Party zu Männern begibt, damit rechnen muss, von ihnen sexuell belästigt, genötigt oder sogar vergewaltigt zu werden.

         

        Über die tatsächliche Geschlechterverteilung bei Opfern und Tätern sagt das nichts aus. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass mindestens ebenso viele Jungen im Laufe von Kindheit und Jugend sexuellen Übergriffen zum Opfer fallen wie Mädchen.

         

        Was bei weiblichen Betroffenen aber als nicht der Rede wert gilt, wird als ungewöhnlich eingestuft, wenn die Opfer männlich sind.

         

        Meiner Meinung nach war diese Besonderheit, dieser Bruch mit überkommenen Rollenklischees, einer der Hauptgründe für den so genannten "Missbrauchstsunami", der 2010 von männlichen Opfern priesterlicher Sexualstraftaten an Jungen und männlichen Jugendlichen eingeläutet wurde.

    • @39167 (Profil gelöscht):

      kann man so sehen - aber die Weinstein Geschichte hat in jedem Fall eine andere dimension - politisch, sozial und historisch steht der Fall für mehr als "sexueller Übergriff" - ich fand Bjoerks Kommentar in dem Zusammenhang sehr interessant

      " And he envies them and hates them for it. So he has to destroy them during the filming. And hide the evidence." vermutlich trifft das den Nagel genau auf den Kopp - für viele Hersteller - nicht nur von Filmchen und den Umgang mit Frauen

      • @Christophe THOMAS:

        Sexuelle Gewalt, Übergriffigkeit, Demütigung hat mit Hass zu tun. Und mit Neid: Darauf, dass eine andere Person nicht so zerstört, brutal und abgestumpft ist wie man selbst. Dass sie womöglich Lebensfreude und Lebendigkeit ausstrahlt, die man ihr auch noch ansieht. So wie ein Tierquäler die Wut, die er Menschen gegenüber hegt, an einem hilflosen Tier abreagiert, leitet der sexuelle Aggressor, Druck und Unzufriedenheit darüber ab, dass er einem anderen Menschen seine beschädigte Sexualität aufzwingt. Eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung hat auch immer den Charakter einer symbolischen Hinrichtung.

         

        Dazu eine der bekanntesten und beliebtesten Pornodarstellerinnnen:

         

        "Einen bedient sie vaginal, einen oral, einen mit der Hand. Es sieht aus wie ein brutaler Sport. „Nach einem Porno will man eigentlich ein Jahr keinen Sex“, sagt Hagen." http://www.taz.de/!5069926/

         

        Das 1. Gebot des traditionellen (Heteo-)Sex: "Ich bin der Herr, dein Gott und f... dich tot". Die Psychoanlyse empfiehlt heterosexuellen Frauen nicht ohne Grund an, bei der sexuellen Interaktion mit einem Mann eine masochistische Haltung einzunehmen.

         

        Die Menschen des Mittelalters rechneten das, was sie als „Lüsternheit“ bezeichneten dem Teufel zu und versuchten so, das Böse, das Zerstörerische, das die Sexualität wie alles andere Menschliche natürlich auch transportiert, zu externalisieren. Wir heutzutage neigen dazu, Sex wahlweise zu verharmlosen, zu romantisieren, zu idealisieren oder abzuwerten, indem diesem Bereich mit Anzüglichkeiten und schlüpfrigen Beschreibungen begegnet wird.

         

        Anthony Rapps Gang an die Öffentlichkeit sollte Anlass geben, einen neuen Weg zu beschreiten, nämlich den des sachlichen, aber humanen Pragmatismus dem Sexuellen gegenüber. Die menschliche Sexualität wird in einer Art Parallelwelt ausgelebt. Und das Internet erfüllt mittlerweile die Funktion von Pandoras Büchse. Wir sollten aufpassen, dass wir den Deckel zuhalten https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCchse_der_Pandora

    • 9G
      95823 (Profil gelöscht)
      @39167 (Profil gelöscht):

      Wie der Artikel schon schreibt wissen wir nicht was sich damals genau abgespielt hat, auch stellt sich die Frage warum der Junge den Übergriff nicht schon damals publik gemacht hat, sondern erst heute.

      Ein Schelm wer denkt das er damit vielleicht seine Karriere ankurbeln möchte...

  • Bullshit !

    Wenn schon ein verunglücktes Kompliment eines Besoffenen wie "sie können auch ein Dirndel ausfüllen" zu einen Shitstorm berechtigt dann sollte die versuchte Vergewaltigung eines Minderjährigen mindestens eine Hexenjagd auslösen !!!!!!!!

     

    Hier geht es auch um Anstand und Moral !!!!!!!

    • @Alreech:

      Wenn ein 26-Jähriger einen 14-Jährigen auf das Bett zwingt, um ihn zur Vornahme von sexuellen Handlungen zu nötigen, dann ist das nicht nur unanständig und unmoralisch, sondern auch ein Fall für den Staatsanwalt. Wenn!

       

      Wenn eine Person eine andere Person in der Öffentlichkeit verleumdet oder bedroht ("Shitstorm") oder sogar ungerechtfertigt einer Straftat bezichtigt ("versuchte Vergewaltigung eines Minderjährigen"), das ist das nicht nur unanständig und unmoralisch, sondern auch ein Fall für den Staatsanwalt. Wenn!

    • @Alreech:

      Anfangs war ich nicht Ihrer Meinung, aber das elfte Ausrufezeichen hat mich überzeugt.

    • @Alreech:

      Zu allererst geht es mal um die Wahrheit: Spacey fand seinen Schauspielerkollegen nach der Party fernsehenderweise in seinem Schlafzimmer vor − sagte Rapp selbst.

    • @Alreech:

      Hier werden viele Hexerjagden betrieben. Der Vorfall ist mehr als 30 Jahre her und Spacey war besoffen. Wer wurde nicht schon von besoffenen Frauen oder Männern dumm angemacht. Es gibt wohl keine Frau und kein Mann, der bzw. dem das noch nicht passiert ist. Besoffene lassen sich meistens aber ganz gut abweisen und damit hat es sich dann auch. Wenn Besoffene aber gewalttätig werden, ist das ein anderes Kaliber und nicht vergleichbar. Sicher war Spaceys Verhalten nicht in Ordnung. Das Problem liegt aber mehr am Alkoholkonsum, der die Hemmschwelle abbaut. Es gibt wohl kaum jemanden, der deutlich betrunken nicht irgendjemanden doof gekommen ist.

      Jetzt schwingen sich wieder alle zum Moralappostel auf. SPON ist dabei ganz vorne und die Kommentarfunktion ist bezeichnenderweise deaktiviert. Dachten wir, dass es solche Hexerjagden nur in den USA gäbe, so wird unsere Gesellschaft auch darauf vorbereitet. Wer für über 30 Jahren jemanden vorsätzlich getötet hat, wird nicht mehr bestraft. Wer aber jemanden im Suff vor 30 Jahren doff angemacht hat, gilt als lebenslänglich Aussätziger.

      Dann gibt es noch die Doppelmoralappostel, die sich über den "falschen Zeitpunkt" von Spaceys Coming Out echauffieren. Dabei übersehen sie allerdings, dass Spacey dabei nicht freiwillig gehandelt hat. Er musste und wollte Stellung beziehen - das war ohne Coming Out nicht möglich.

      Wir haben einen Finanzminister, der Schwarzgeld transferiert hat. Wir haben eine Kanzlerin, die in der DDR mit Partei und Stasi Karriere gemacht hat. All das ist egal. Wenn aber ein Schauspieler vor mehr als 30 Jahren im Suff jemanden bedrängt hat, muss es mindestens "lebenslänglich" sein.

      Danke für diesen guten Kommentar Herr Feddersen. Allerdings muss man das Lob ein wenig einschränken. Wäre statt einem Jungen ein Mädchen bedrängt worden, so hätte sich die taz vermutlich an die Spitze der Empörten gesetzt.

      • @Velofisch:

        Vielen Dank für Ihren Kommentar - Sie haben mir erspart, das alles schreiben zu müssen.

         

        Mehr als das Fehlverhalten eines betrunkenen 28jährigen, der sich nach einer Party über 14jährigen hergemacht aber ihn dann auch gehen lassen, schockiert mich die Selbstgerechtigkeit, die sich hier ungehemmt Bahn bricht.

         

        Wie wenig in seinem Leben muss man eigentlich betrunken gewesen sein, um sich auf derart moralische Gäule setzen zu können?

         

        Selbstgerechtigkeit ist auch immer ein probates Mittel eine Verdrängung eigener Seiten, die man als dunkel und bedrohlich erlebt. Indem ich mich über andere echauffiere, erlebe ich mich als einen guten Menschen, der weit über solche Taten seht. Daraus speist sich auch die Energie der schrillen Verurteilungen nicht nur in diesem Fall.

         

        Da kann man nur mit Maß und Selbstreflektion gehalten, wobei es auch hilft, sich an rechtsstaatlicherPrinzipien wie "Unschuldsvermutung", "Abwägung der Umstände" und "Beweise" zu halten, bevor man sein Urteil spricht.

         

        Nicht wahr, Angelika Oetken? Oder durch welche Tatsache sehen Sie Ihren Vorwurf eines "mitmaßlichen Vergewaltigungsversuchs" gestützt?

  • Es wird verharmlost und relativiert. Beim Frauen-Golf sind alle lesbisch und Schwule sind per se keine pösen Purschen. Außer natürlich, sie wollen das hetero Publikum unterhalten. Dann machen die auch gerne mal den Päderasten. Bei Stromberg, speziell beim Bowling-Abend, konnte man sich richtig schön fremdschämen. Sie toppen das ganz locker.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Ich finde solche öffentlichen Anklagen nach Jahren und Jahrzehnten schwierig, vor Gericht würde eine anklage vermutlich niemals standhalten, stattdessen werden Leute an den Pranger gestellt. Es muss auch einen Schutz vor solchen Anklagen geben.

    wie soll man beweisen das man vor 30 Jahren NICHT jemanden sexuell belästigt hat?

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Sexuelles auf andere Menschen abzielendes Agieren, stellt immer eine Grenzüberschreitung dar und beinhaltet ein gewisses Risiko.

       

      Wer das nicht einzugehen bereit ist, sollte seinen Sex für sich behalten.

       

      Soweit ich informiert bin, hat Anthony Rapp mehrfach versucht, diskret mit Kevin Spacey Kontakt aufzunehmen. Gut möglich, dass Spacey wie Weinstein der Ruf des sexuellen Aggressors begleitet. Und Rapp der erste ist, der das öffentlich macht.

       

      Beweisführungen im herkömmlichen Sinne sind bei Sexualstraftaten schwierig. Deshalb ist es zentral, die Glaubhaftigkeit der Angaben der Opferzeugen zu prüfen.

       

      Dazu: https://www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de/was-wir-als-missbrauchsopfer-mitzuteilen-haben/

  • Lieber Jan Feddersen,

    Ihr Kommentar ist Ideologie. Das ist schade, denn er stellt alle Ihre Bemühungen in der momentanen Debatte in Frage.

    Die idee, daß schwule Männer zahmer oder anders anbaggern, als heterosexuelle ist Wunschdenken. Sie finden hier genau die gleichen Spielarten. Ich selbst bin zweimal als Kind/Jugendlicher auf sehr unangenehme Weise von schwulen Männern angebaggert worden--- (und das Sichwehren war nicht so leicht) ich kenne unendlich lang anhaltende Mißbrauchgeschichten zwischen Männern und Männern mit allen nur denkbaren erpresserischen Spielarten und ich kenne Opfer homosexueller Vergewaltiger. Ein kleiner, privater nicht repräsentativer Querschnitt. Ich vermute aber, daß Ihre Verharmlosungen auch nicht durch irgendwelche Untersuchungen qualifiziert sind.

    Und natürlich kenne ich auch Männer ,die durch weibliche Vorgesetzte sexuell unter Druck gesetzt worden sind.

    Man kommt in dieser Debatte mit den Wunschrollen der klassischen Täter und Opfer nicht weiter.

    Nächster Hashtag #ichwillauchopfersein

    • @Christian Wohldorfer:

      Und natürlich kenne ich auch Männer ,die durch weibliche Vorgesetzte sexuell unter Druck gesetzt worden sind." ... halte ich fuer ein sehr außergewöhnliches Szenario (auch wenn eines von zehn Opfer von sexueller Gewalt männlich sind ist das im wesentlichen beschränkt auf die Gruppe von 18-24 alten Männern) Sexuelle Gewalt ist im wesentlichen eine Männersache - Frauen fahren auf so was nicht ab.

      • @Christophe THOMAS:

        Wenn man den Gewaltbegriff weiter fasst und Nötigung und Manipulation einbezieht, könnte die ermittelte Rate bei Frauen und Männern gleich hoch sein. Das Problem ist, dass man die Quoten eigentlich nur durch die Befragung von Opfern hoch rechnen kann. Denn Täterinnen und Täter sind selbstredend nicht gerade auskunftsbereit. Und da es unsere Geschlechterollenvorgaben weiblichen Personen leichter macht, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu offenbaren als Männern, werden Erhebungen immer wenig belastbare Ergebnisse liefern.